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2.3 Biogene Quellen

2.3.2 Wald- und Buschbrände

Vegetationsbrände gibt es seit dem Auftreten von Landpflanzen vor ca. 350-400 Mill. Jahren. Das Vorkommen von Bränden wurde früher durch das organische Material der Pflanzen sowie durch klimatische und ökologische Parameter (wie Länge und Intensität der Trockenzeiten, Blitztätigkeiten, etc.) reguliert.

Im Gegensatz dazu herrschen heute v.a. Rodungsbrände in den tropischen Gebieten zur Landgewinnung (in Savannen und Wäldern), kontrollierte Brände als Schutz vor Wildfeuern, Verbrennung von landwirtschaftlichen Abfällen sowie Biomasseverbrennung zur Energienutzung vor (CRUTZEN und ANDREAE 1990, LEVINE et al. 1990).

Natürliche Waldbrände ereignen sich v.a. in Wäldern der gemäßigten und borealen Zone, da in ungestörten tropischen Wäldern eine zu hohe Feuchtigkeit herrscht, um ein längeres Anhalten von Vegetationsbränden zu ermöglichen. Selbst die meisten Wildfeuer sind ein Resultat menschlicher Aktivitäten, und nur ein relativ kleiner Teil der Waldbrände (10 - 30%) wird durch Blitze ausgelöst.

Vegetationsbrände kommen auch in Savannen, die alle 1 bis 4 Jahre abbrennen,

und in Feuchtlandschaften, die anfällig gegenüber Blitzinitiierung sind, vor. Aber auch in diesen Ökosystemen überwiegen die von Menschen verursachten Brände.

Generell kann gesagt werden, daß die jährlich durch natürliche Brände betroffene Biomasse relativ klein im Vergleich zu der anthropogen verbrannten ist.

Die Emissionsrate ist von vielen Faktoren wie Feuerintensität, Feuchtigkeitsgehalt des Brennmaterials, Brennstoffart und -struktur, Topographie, Sauerstoffangebot und Windgeschwindigkeit abhängig (COFER et al. 1990a, b).

Für den Verbrennungsablauf gelten die gleichen Gesetzmäßigkeiten wie für stationäre Anlagen. VOCs treten generell bei sauerstoffarmer Verbrennung auf.

Der schlechter verlaufende Verbrennungsvorgang in Wäldern führt zu vermehrten VOC-Emissionen (COFER et al. 1993). Die durchschnittliche Zusammensetzung der NMVOCs bei verschiedenen Vegetationsbränden ist in Tabelle 2.27 dargestellt.

Tabelle 2.27: Prozentuelle Zusammensetzung der emittierten NMVOCs bei Vegetationsbränden (nach GREENBERG et al. 1984).

Klasse Cerrado-Gebiet (Grasland) Selva-Gebiet (tropischer Wald) Alkane 20% ( 69% Ethan, 21% Propan) 35% (43% Ethan, 44% Propan

ppmvC von Klasse / ppmvC der Gesamt-NMVOCs.100(%) 2.3.3 Vegetation

Die Vegetation emittiert eine große Anzahl von reaktiven VOCs. So produzieren z.B. fast alle Pflanzen das Phytohormon Ethen, das wichtige physiologische

Vorgänge in der Pflanze, wie z.B. Fruchtreife oder Blattabfall, steuert. Anderer-seits reagieren Pflanzen auf verschiedene Streßsituationen, wie z.B. auf niedrige Temperatur, Trockenheit, Überflutung, Verletzungen und Krankheiten, Frost und Luftverunreinigungen (gasförmige und partikelförmige wie z.B. Schwermetalle) mit einer erhöhten Ethenabgabe. Erhöhte Ethenproduktion kann also als Indikator für eine Schädigung an der Pflanze gedeutet werden.

Der Duft einer Blüte spielt bei Angiospermen (Bedecktsamer) oft eine wichtige Rolle als Anreiz für bestäubende Insekten. Düfte werden in der Regel durch die in den Blüten enthaltenen ätherischen Öle verursacht. Die ätherischen Öle umfassen eine Reihe organischer Verbindungen, von denen die meisten Mono- oder Sesquiterpene sind. Auch zahlreiche Aromastoffe von Blüten, Früchten und Gemüsen enthalten als chemische Bestandteile Terpenoide.

VOCs werden an verschiedenen Orten in der Pflanze synthetisiert und gespeichert und unterliegen auch unterschiedlichen Abgabemechanismen. Die Emissionen aus den Blättern können von Haarbildungen an den Blattoberflächen (z.B. bei den Lippenblütlern) oder vom Inneren der Blattorgane (z.B. bei Koniferen) stammen.

Eine große Anzahl von Kräutern und Sträuchern hat epidermische Öldrüsen, die Monoterpene emittieren. Bei Thymian z.B. ist die gebildete Menge an Monoterpenen eng mit der Anzahl von schildförmigen Drüsenhaaren korreliert (YAMAURA et al. 1989). Diese Monoterpen-Anreicherung in Drüsenhaaren ist auch in vielen anderen Kräutern gemessen worden. Das zeigt, daß die Drüsenhaare sowohl der Ort der Synthese als auch der Speicherung sind.

WINER et al. (1992) und KÖNIG et al. (1995) haben über 50 verschiedene VOCs, die von Gräsern und landwirtschaftlichen Kulturpflanzen emittiert werden, identifiziert. Nach GRAEDEL (1979) sollen sogar über 400 verschiedene VOCs von der Vegetation emittiert werden.

Tabelle 2.28: Gesamt-VOC-Emissionsraten und Emissionsmuster verschiedener Waldökosysteme in USA. Die Emissionsraten sind normalisiert auf T = 30°C und PAR = 1 000 µmol m-2 s-1 (nach GUENTHER et al. 1994).

Mittel Bereich Mittel Bereich Mittel Bereich Mittel Bereich Laubwald 11 5,5 4,2-7,3 80 79-91 7 1-8 13 8-15

*mittlere Gesamt-VOC-Emissionsrate und durchschnittliche VOC-Verteilung sind flächen-gewichtet

** OVOC VOCs ohne Isopren und Monoterpene

Hauptemissionsquellen stellen Wälder mit den Emissionsprodukten Isopren und Monoterpene dar (NOVAK und PIERCE 1993, GUENTHER et al. 1995, GERON et al. 1995). Nach GUENTHER et al. (1994) emittieren US-Nadelwälder v.a.

Terpene und US-Laubwälder zu 8% Isopren (Tabelle 2.28). RASMUSSEN und KHALIL (1988) verglichen Isoprenemissionen verschiedener Ökosysteme und Sie fanden, daß v.a. tropische Wälder wegen ihrer Ganzjahresproduktion in Kombination mit genügend Licht und der Anwesenheit vieler Isopren-produzierender Pflanzen zu den Hauptemittenten für Isopren zählen. In der Waldluft sind mehr als 20 verschiedene Terpenoide (wie z. B.: Tricyclen, α-Pinen, α-Fenchen, Camphen, Sabinen, β-Pinen, Myrcen, ∆3-Caren, p-Cymen, Limonen, β-Phellandren, 1,8-Cineol, Campher) nachgewiesen worden (HELMIG und AREY 1992, CLEMENT et al. 1990, PETERSSON 1988, ISIDOROV et al. 1985, JÜTTNER 1988a, HELMIG et al. 1989, JUUTI et al. 1990), wobei die

Hauptmonoterpene α- und β-Pinen sind. Die Emissionsmuster für einzelne Bäume sind sehr spezifisch und stehen wahrscheinlich unter strenger genetischer Kontrolle (SCHINDLER und KOTZIAS 1989, MERK et al. 1988).

Ungeachtet der großen Vielfalt von VOCs, wurden unter den Emissionen der Vegetation nur Ethen, Isopren und ausgewählte Monoterpene wie α- und β-Pinen intensiveren Studien unterzogen.

Isopren:

Obwohl Isopren-Emissionen von Pflanzen schon vor über 30 Jahren beschrieben wurden, war bis vor kurzem wenig über die Biochemie der Isopren-Entstehung bekannt. Erst kürzlich fanden SILVER und FALL (1991) ein Enzym, genannt Isoprensynthase, das die Entstehung von Isopren aus Dimethylallyldiphosphat (DMADP) in Anwesenheit von Mg2+ katalysiert. Der optimale pH-Wert für diese Reaktion liegt um 8, was ein Indikator dafür sein kann, daß dieses Enzym im Stroma der Chloroplasten lokalisiert ist. Die Lichtabhängigkeit solcher Chloro-plastenenzyme ist ausreichend dokumentiert. GRINSPOON et al. (1991) berichteten, daß die Isopren-Emissionsrate in der Samtbohne abhängig von der Blattentwicklung ist, d.h. zuerst ist ein Anstieg bis auf das 125fache und dann wieder eine Abnahme der Emission in älteren Blättern zu beobachten. Dieses Emissionsmuster konnten KUZMA und FALL (1993) auf den Aktivitätslevel der Isoprensynthase zurückführen, der entsprechend der jeweiligen Blattentwicklung die in vivo Produktion des Isoprens regelte. Schon lange ist bekannt, daß die Emissionsrate stark von der Blattemperatur und der Lichtstärke abhängig ist (TINGEY et al. 1979, MONSON und FALL 1989, MONSON et al. 1991, TINGEY et al. 1987, SHARKEY et al. 1991, GUENTHER et al. 1991, 1993). So steigen die Isopren-Emissionen mit der Lichtstärke bis zu einem Sättigungspunkt an. Auch mit der Temperatur ist ein exponentielles Ansteigen bis 30°C, eine weitere Zunahme der Emission bis 40°C und dann eine rasche Abnahme zu beobachten. In der Dunkelphase bzw. in der Nacht sind niedrige bis keine

Emis-sionen beobachtet worden. Weitere emissionsbeeinflussende Faktoren sind der CO2-Partialdruck, die Photosynthese und die relative Luftfeuchtigkeit. Diese aber spielen bei normaler Variabilität der Faktoren nur eine untergeordnete Rolle. Es bleibt aber immer noch die Frage offen, warum bestimmte Pflanzenarten Isopren produzieren und andere nicht.

Auch im menschlichen Atem ist Isopren nachweisbar, sogar als zweitgrößter NMVOC- Bestandteil, aber die Gesamt-Isopren-Emission des Menschen ist um 5 Größenordnungen kleiner als die von Pflanzen.

Terpene:

Es gibt mehrere mögliche Biosynthesewege der Monoterpene, aber Geranyl-pyrophosphat (GPP) ist der allgemeine Präkursor. Am Beginn der Synthese steht Acetyl-CoA, das über Mevalonsäurepyrophosphat in Isopentenylpyrophosphat (IPP) übergeht. IPP wird umgewandelt in DMADP und durch Kondensation von IPP und DMAPP entsteht GPP, aus dem durch Isomerisierung und Zyklisierung eine Monoterpen (C10)-Struktur entsteht. Sesquiterpene (C 15) entstehen durch Kondensation von IPP und GPP.

In Koniferen findet die Monoterpensynthese v.a. in speziellen Sekretionszellen in den Nadeln und den Harzkanälen der Rinde statt. In Kiefern, Lärchen und Douglasien werden die Monoterpene in Parenchymzellen produziert und in den angrenzenden Harzkanal abgegeben. In Seestrandkiefer (Pinus pinaster) -Nadeln findet die Monoterpensynthese hauptsächlich in den Epithelzellen, die den Harz-kanal auskleiden, statt. Im Gegensatz dazu werden Sesquiterpene in Zellen ohne spezielle Sekretionsfunktion überall in der Nadel synthetisiert.

Der Hauptfaktor, der die Emission von Monoterpenen beeinflußt, ist die Blattemperatur, wobei die Emissionen exponentiell mit der Temperatur ansteigen (DEMENT et al. 1975, TINGEY et al. 1980, YOKOUCHI und AMBE 1984,

LAMB et al. 1985, GUENTHER et al. 1993). Im Gegensatz dazu berichten KESSELMEIER et al. (1996), daß die Monoterpenemissionen der Steineiche (Quercus ilex) v.a. von der Lichtstärke und nur zu einem geringen Teil von der Blattemperatur abhängig sind. Weitere emissionsbeeinflussende Faktoren sind relative Luftfeuchtigkeit, Blattfeuchte, Düngung und Streßfaktoren wie z.B.

Luftverunreinigungen, Wasserstreß, etc. Nachweislich reagiert die Fichte (Picea abies) auf mechanische Beschädigung und auf eine erhöhte SO2-Konzentration mit einer steigenden Terpenemission (KREUZIG et al. 1986, 1988, JÜTTNER 1988b).

Auch bei Holzschlägerungsarbeiten ist mit einem Anstieg der Emissionen auf das 10 bis 50fache zu rechnen (JUUTI et al. 1990). Durch Streßfaktoren werden aber nicht nur vermehrt Terpene emittiert, sondern auch OVOCs (siehe Tabelle 2.28), wie z.B. Ethan und Acetaldehyd. Aus dem Verhältnis von Ethan zu Ethen kann auf den Grad der Schädigung geschlossen werden, da zur Ethenbildung intakte Zellen notwendig sind, und die Ethanbildung erst bei Schädigung von Zellen einsetzt (HOCK und ELSTNER 1995). KÖNIG et al. (1996) konnten eine Veränderung der Emissionsmuster und -raten bei vier verschiedenen Baumarten durch einen Wetterwechsel (von sonnig auf regnerisch) feststellen.

Um die Emissionsraten von Isopren und Monoterpenen vorhersagen zu können, wurden verschiedene mathematische Modelle entwickelt (GUENTHER et al.

1991, 1993, PIERCE und WALDRUFF 1991, LAMB et al. 1993, CHAMEIDES et al. 1988), die auf den Haupteinflußfaktoren - Temperatur und Licht - aufbauen.

Einige Autoren haben auch den "Kroneneinfluß" mitberücksichtigt, der eine Abschattung für den unteren Waldbereich bewirkt, was sich in niedrigeren Blattemperaturen niederschlägt. Durch dieses "Kronendach" sind nur schwache Luftbewegungen und ein geringer photochemischer Abbau der Terpene zu beobachten, so daß die höchsten VOC Konzentrationen im Bodennahbereich von Waldgebieten gemessen werden.

2.3.3.1 Waldökosysteme

Die Fichte (Picea abies) ist der am häufigsten in Europa vorkommende Nadel-baum. Einige Studien beschäftigten sich mit der Ermittlung ihres Terpenmusters.

Wie schon erwähnt, üben sehr viele Faktoren einen Einfluß auf die Produktion der Terpene aus und dadurch variieren die Emissionsmuster von Baum zu Baum. Aus verschiedenen Studien (BUFLER et al. 1990, BUFLER und WEGMANN 1991, SCHINDLER und KOTZIAS 1989) läßt sich ein Anteil von 42-57% α-Pinen und 20-25% β-Pinen an den Gesamt-Terpenemissionen von Picea abies abschätzen.

Nach JANSON (1993) emittiert dieser Baum in Südschweden sogar bis zu 70% α -Pinen, in Nordschweden dagegen nur 6% α-Pinen. Die Fichte zählt zu den niedrig emittierenden Bäumen in bezug auf Isopren und zu den mäßig emittierenden in bezug auf Monoterpene. Daher können durchschnittliche Emissionsfaktoren von 1,75 (1,0) µgC g-1 h-1 (bezogen auf das Trockengewicht der Blattmasse) für Isopren und einer von 1,6 µgC g-1 h-1 für Monoterpene (SIMPSON et al. 1995, JANSON 1993) angegeben werden. Aufgrund der wenigen Messungen zu den OVOCs wird bei Emissionsberechnungen generell ein Emissionsfaktor von 1,5 µgC g-1 h-1 für alle Baumarten angenommen (GUENTHER et al. 1994). Die zweifache Zahlenangabe des Isopren-Emissionsfaktors bedeutet, daß die erste Zahl als "leaf-level" Faktor (Blatt in voller Sonne) und die in der Klammer als "branch level" Faktor (Abschattung durch Kronendach) anzusehen sind. Im Gegensatz dazu wird die Sitkafichte (Picea sitchensis), der häufigste Nadelbaum in Großbritannien, als mäßig Isopren-emittierend angesehen und daher wird in Modellrechnungen ein Isoprenemissionsfaktor von 10 (6) µgC g-1 h-1 verwendet.

Alle anderen europäischen Fichten- und Koniferenarten werden bis jetzt noch als niedrig bzw. nicht Isopren-emittierend angesehen. Unter den Laubbäumen gehört die Eiche (Quercus robur) zu den Hauptemittenten für Isopren. In Tabelle 2.29 sind geschätzte Emissionsfaktoren einiger europäischer Baumarten angegeben.

KESSELMEIER et al. (1996) berichten, daß die Steineiche (Quercus ilex) v.a. ein Monoterpen- und kein Isoprenemittent ist. Es wurden Emissionsraten von 13 bis

28 µgC g-1 h-1 bei sonnigem Wetter (mit T >30°C und PAR >1 600 µmol m-2 s-1) gemessen. Emissionsmessungen an einer Traubeneiche (Quercus petraea) (KÖNIG et al. 1995) ergaben eine Emissionsrate von 0,61 µgC g-1 h-1 bei wolkigem Wetter (mit T~ 15°C) gemessen wurde. In der Studie von KÖNIG et al.

(1995) wurde auch ein Emissionsfaktor für Rotbuche (Fagus sylvatica) ermittelt.

Die Rotbuche emittiert vorwiegend Monoterpene (>90%), der Emissionsfaktor lag bei 0,19 µgC g-1 h-1 (wolkiges Wetter, T~20°C).

Eine große Schwierigkeit bei der Emissionsberechnung für Europa liegt in der Tatsache, daß nur wenige Messungen mit europäischen Baumarten durchgeführt wurden, und so kaum Emissionsfaktoren für europäische Verhältnisse vorliegen.

Daher wurden für die meisten bisherigen Berechnungen die Emissionsraten aus amerikanischen Studien übernommen. Doch traten z.B. bei Messungen der Iso-pren-Emissionen von Eichenarten in Südeuropa signifikante Unterschiede zu den amerikanischen auf, da 90% der mediterranen Eichen gar kein Isopren emittieren.

Um dies zu berücksichtigen, wurde für Eichen in den Mittelmeerländern ein Emissionsfaktor von 7 (4) µgC g-1 h-1 geschätzt (SIMPSON et al. 1995).

Messungen an Waldkiefer, Seestrandkiefer, Douglasie und an Eukalyptusbäumen in Europa zeigen, daß auch diese wahrscheinlich niedrigere Emissionsfaktoren aufweisen als bisher angenommen. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Sparte der nicht-dominanten Bäume, die ca. 15% der gesamten Biomasse der Laubwäl-der, 3% der Fichtenwälder und 5% der anderen Nadelwälder einnimmt. Unter diesen Baumarten können auch hoch emittierende Arten sein, aber bis jetzt liegen zu wenige Untersuchungen vor, um eine genaue Aussage treffen zu können (SIMPSON et al. 1995). Ein weiterer die Unsicherheit vergrößernder Faktor ist das dürftige Datenmaterial über Angaben der Verteilung der einzelnen Arten auf den betrachteten Flächen. Solche detaillierten Angaben können nur einige Länder in Europa liefern.

Tabelle 2.29: Geschätzte Emissionsfaktoren für einige europäische Baumarten (normalisiert auf T=30°C und PAR=1 000 µmol m-2 s-1) (nach SIMPSON et al.

1995, JANSON 1993, GUENTHER et al. 1994).

Baumarten Emissionsrate [µgCg-1 h-1]

Isopren Monoterpene

Fichte (Picea abies) 1,75 (1) 1,6

Sitkafichte (Picea sitchensis) 10(6) ?

andere Fichten 1,75(1) 1,6

Douglasie (Pseudotsuga menziesii) 0 1,6

Waldkiefer (Pinus sylvestris) 0 1,6

Seestrandkiefer (Pinus pinaster) 0 1,6

Eiche (Quercus robur) 70(40) 0,2

Mediterrane Eichen 7(4) 0,2

nicht-dominante Bäume 14(8) <0,1

Zur Ermittlung der Gesamtemissionen gibt es verschiedene Modellrechnungen.

Nach dem Modell von SIMPSON et al. (1995) wurde eine jährliche Isoprenemis-sion für Europa von ca. 4 Tg ermittelt. Die Berechnung ist aber mit einer großen Unsicherheit behaftet, da für manche Gebiete Europas sogar mit Unsicherheits-faktoren von 5 bis 10 zu rechnen ist. Ein Faktor 3, wie in den amerikanischen Berechnungen angeführt wird, ist aus oben genannten Gründen für Europa wahrscheinlich zu optimistisch.

Nicht nur die Baumschicht, sondern auch die Bodenpflanzen des Waldes tragen zu VOC-Emissionen bei. Sie emittieren eine Vielzahl von Verbindungen. In Tabelle 2.30 sind 5 verschiedene Pflanzenarten ausgewählt, wobei der Sumpf-Porst (>50%

Myrcen-Emission) zu den aromareichsten Pflanzen in der Taigazone zählt.

PUXBAUM und KÖNIG (1997) konnten in der Atmosphäre eines Buchenwaldes

organische S-Komponenten in einer Konzentration von 0,3 - 7,0 ppbS nachweisen.

Der Bärlauch (Allium ursinum L.) konnte mit einer durchschnittlichen Emissionsrate von 1µgS g-1 h-1 (bezogen auf die Trockenmasse der Pflanze) als

Quelle für diese organischen S-Komponenten identifiziert werden, wobei 13 verschiedene S-Verbindungen detektiert wurden.

Tabelle 2.30: VOC-Komponenten von fünf verschiedenen Pflanzenarten (nach ISIDOROV et al. 1985).

Komponente Pflanze Komponente Pflanze

Isopren 1,(2-5)* Ethanol 1,2,4,5

C5H10 1,2,4 1*,2

2-Methylbutan 1,2,4,5 3-Hexen-1-ol-acetat 1*,2

Pentadien-1,3 4,5 Ethylacetat 1,2,5

2,3-Dimethylbutadien 3 2-Methylfuran 1-5

C6H12 4,5 3-Methylfuran 2

C8H12 4* Vinylfuran 3

Diethylether 5 Ethylfuran 1-4

Propanal 4 Perillen 3

Isobutenal 4,5 Hexenylfuran 3

Butanal 4 Chloroform 5

Methylisopropylketon 3 Terpinolen 3

Octanon-3 4,5 Alloocymen 3

Octen-1-on-3 4,5 Anethol 3

Diethylcyclopentenon 4*,5 Dimethyldisulfid 4 1. Preiselbeere (Vaccinium vitis-ideae)

2. Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) 3. Sumpf-Porst (Ledum palustre)

4. gemeiner Wurmfarn (Dryopteris filix-mas)

5. großes Haarmützenmoos (Polytrichum commune)

* Pflanze emittiert es als eine der Hauptkomponenten

** Pflanze emittiert v.a. diese VOC-Verbindung

2.3.3.2 Gräser und landwirtschaftliche Kulturpflanzen

Verschiedene Studien (WINER et al. 1992, Mac DONALD und FALL 1993, AREY et al. 1991a, b, KÖNIG et al. 1995, TANNER und ZIELINSKA 1994) haben neben Isopren und Terpenen eine Vielzahl von anderen Verbindungen wie Alkohole, Aldehyde, Ketone, Ether, Ester, Alkane und Alkene in den Emissionen von landwirtschaftlichen Nutzpflanzen gefunden. So berichten Mac DONALD und FALL (1993) von nennenswerten Methanolemissionen von verschiedenen Pflanzen. Bei Emissionsmessungen von WINER et al. (1992) lagen die TAPE (total assigned plant emission)-Werte zwischen 0,1 - 36 µgC g-1 h-1 (bezogen auf die Trockenmasse der Pflanze), wobei die höchsten Emissionsraten Pistazien-kulturen und Tomatenpflanzen aufwiesen. Keine der untersuchten Pflanzen emit-tierte Isopren in nennenswerten Mengen, und das Monoterpenmuster unterschied sich klar von dem bei Bäumen auftretenden. Obwohl α-Pinen oft von Feldfrüchten emittiert wird, ist es nicht das am häufigsten vorkommende Terpenoid, sondern überwiegend werden oxigenierte Terpene in einer großen Vielfalt emittiert (AREY et al. 1991a). Eine besondere Rolle unter den oxigenierten Komponenten spielen die Verbindungen (Z)-3-Hexen-1-ol (Blattalkohol), (E)-2-Hexenal (Blattaldehyd) und (Z)-3-Hexenylacetat (Blattester), da diese Verbindungen als Hauptemissionsprodukte bei vielen Pflanzen identifiziert wurden (AREY et al.

1991b).

Eine Erhöhung der Emissionsraten konnten verschiedene Studien nachweisen, wenn die Pflanzen blühten (KÖNIG et al. 1995, AREY et al.1991b). So wurde in der Untersuchung von AREY et al. (1991b) eine 10fach höhere Emissionsrate für Linalool bei blühenden Orangenbäumen als bei nicht blühenden gemessen.

KÖNIG et al. (1995) haben in ihrer Studie die Emissionsraten von in Österreich wichtigen Kulturpflanzen (Weizen, Roggen, Raps, Raps in Blüte, Weinrebe (Chardonnay), Weinrebe mit Trauben, drei verschiedene Wiesenarten) gemessen.

Sie fanden, daß über 50 verschiedene VOCs von den Pflanzen emittiert werden und diese v.a. zu der Gruppe der BOVOCs (biogenic oxygenated volatile organic compounds) gehören. Die Emissionsraten lagen zwischen 0,01 µgC g-1 h-1 (Weizen) und 0,24 µgC g-1 h-1 (Weinrebe mit Trauben).

Die Emissionen von Isopren und Monoterpenen tragen weniger als 20% zur gesamten VOC-Emission von landwirtschaftlichen Feldfrüchten bei. Die ver-schiedenen Einflüsse auf die Emissionsraten sind bei den meisten BOVOCs noch unbekannt. Insgesamt gesehen gibt es nur wenige Studien, die sich mit der Ermittlung von Emissionen der Gräser und Kulturpflanzen beschäftigt haben.