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Vorlandflächen an der Stör – Neuenkirchen (Schleswig-Holstein)

Im Dokument Planänderungsunterlage III Teil 11c (Seite 80-84)

5  KOHÄRENZSICHERUNGSMAßNAHMEN FÜR DEN LEBENSRAUMTYP

5.7  Vorlandflächen an der Stör – Neuenkirchen (Schleswig-Holstein)

Die Maßnahme ist im LBP in Planänderungsunterlage III Teil 4 ausführlich beschrie-ben. Auf die dort genannten Details wird verwiesen. In dieser Unterlage erfolgt die Maßnahmenbeschreibung überblickweise und unter Bezug auf die strukturellen und funktionalen Defizite im Sinne der nachhaltigen Entwicklung des LRT 1130.

Lage

Die Kohärenzmaßnahme „Neuenkirchen“ liegt an der tidebeeinflussten Stör und hat eine Größe von 10,98 ha. Das Gebiet befindet sich in der Flur 9 der Gemeinde und Gemarkung Bahrenfleth im Kreis Steinburg.

Der flussnahe Bereich an der Stör wurde früher ackerbaulich genutzt. Der Streifen direkt westlich an den Mitteldeich angrenzend war bereits lange Zeit Grünland. Nörd-lich des Polders befindet sich der Sportboothafen des „Neuenkirchener Bootsklubs“.

Der Polder entwässert aktuell über ein Rohr (DN 300) mit einer Stauklappe in den schmalen, lang gestreckten, Sportboothafen. Dadurch wird der Hafen regelmäßig durchspült und eine Verschlickung des Hafens vermieden bzw. verzögert

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Bestand: Lebensräume/Arten und Defizite

Die Geländehöhen befinden sich zwischen NN +1,25 m und +2,25 m (das mittlere Geländeniveau liegt bei ca. NN +1,75 m). Das Mittlere Tidehochwasser liegt bei NN +1,55 m, das Mittlere Tideniedrigwasser bei NN -1,01 m. Sturmfluten werden durch das Störsperrwerk gekehrt, die Hochwassergefährdung ist seit dem Bau des Sperrwerkes auf Oberwassereinflüsse begrenzt. Der höchste gemessene Wasser-stand am Pegel Itzehoe zwischen 1974 und 2008 lag bei NN +2,69 m. Die Sommer-deiche mit einer Kronenhöhe von ca. NN +3,25 m schließen solche Wasserstände und auch die höher auflaufende Tiden aus dem Gebiet aus. Dieses ist für das Über-schwemmungsgebiet und die Entwicklung von Strukturen und Funktionen des Ästuars im Supralitoral defizitär.

Die Flächen zwischen dem Mittel- und Sommerdeich südlich des Sportboothafens werden aktuell grünlandwirtschaftlich genutzt. Es handelt sich überwiegend um mesophile Grünländer von mittlerer Bedeutung. Das im Süden des Flurstückes 3/1 vorhandene Gehölz besteht aus wenigen älteren Einzelbäumen.

Nach Aussage der Eigentümerin, der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein (2009), werden die Flächen bereits unterschiedlich lang mit allgemeinen und speziellen Aufla-gen extensiv Aufla-genutzt. Die allgemeinen AuflaAufla-gen sind vergleichbar mit denen im Maß-nahmengebiet Wewelsfleth.

Die Bedeutung für Wiesenvögel ist wahrscheinlich eingeschränkt, da unmittelbar angrenzende Strukturen (Deich, Wald und Baumreihen) Sichtbarrieren bilden und einen hohen Prädatorendruck erwarten lassen. Aufgrund der Nähe zum Ort bzw. zum Bootshafen sind darüber hinaus Störungen durch menschliche Aktivitäten gegeben.

Schutzstatus

Der westliche Rand des Maßnahmengebietes befindet sich im FFH-Gebiet „Schles-wig-Holsteinisches Elbästuar und angrenzende Flächen“ (DE 2323-392). Die restli-chen Flärestli-chen binnenseitig des Sommerdeiches liegen in keinem Natura-2000-Schutzgebiet. Weiterhin liegt das Gebiet bis auf einen kleinen Bereich im Südosten sowie der Flächen direkt an der Stör außerhalb des festgesetzten Überschwem-mungsgebietes der Stör (Land Schleswig-Holstein 1997).

Maßnahmen

Aufgrund der Sommerbedeichung, der Geländehöhen und der mittleren Tidehoch-wasserstände sowie der Lage südlich des Hafens werden folgende Ziele formuliert:

• Verbesserung des Tideeinflusses,

• Entwicklung von artenreichen Feuchtgrünländern mit Übergängen zu naturnahen Prielen, Wattflächen, Röhrichten und Riedern.

Die Wiederherstellung des Tideeinflusses im bedeichten Maßnahmengebiet erfolgt durch einseitige Öffnung des Sommerdeichs an zwei Stellen durch Einbau von jeweils drei großen Rohren (Planung DN 1000) mit einseitigen Klappen. Die Unterkante der Rohrdurchlässe liegt auf MTnw (NN -1,01 m). Die Rohre für den Zustrom aus der Stör werden im Südwesten und die Rohre für den Abstrom in das Hafenbecken im

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ten des Polders eingebaut. Durch den vergrößerten Zu- und Abfluss wird der Tideein-fluss in der Fläche und der Höhe zeitlich entscheidend vergrößert bzw. verlängert.

Das Störwasser gelangt schnell in die tiefer gelegenen mitteldeichnahen Flächen. Hier werden die Grüppen offen an den Priel angeschlossen.

Die über MThw (NN +1,55 m) liegenden höheren Flächen werden - soweit möglich - weiterhin extensiv grünlandwirtschaftlich genutzt. Sofern eine Bewirtschaftung vor dem Hintergrund der umgesetzten Maßnahmen nicht zu realisieren ist, geht die Flä-che in natürliFlä-che Sukzession über.

Die Bodenmengen des neuen Priels werden soweit möglich zur Verstärkung der be-stehenden Sommer- und Mitteldeiche sowie zur Erstellung des Vorgewendes im Wes-ten genutzt. Der Sommerdeich sowie die höher liegenden Flächen im WesWes-ten dienen als Rückzugsmöglichkeit für das Weidevieh bei Hochwasser. Ansonsten erfolgt die Entwicklung der Priele ohne weitere Erdarbeiten.

Unter MThw entwickeln sich in den tiefer gelegenen Bereichen der Grüppen und des Grabens Röhrichte, Seggenbestände und Prielstrukturen.

5.7.2 Beurteilung der Wirksamkeit der Maßnahmen

LRT 1130 bezogene Begründung (Verbesserung des Erhaltungszustands)

Der Erhaltungszustand des Lebensraumtyps Ästuarien verbessert sich durch die Maßnahmen im Störvorland Neuenkirchen hinsichtlich folgender Kriterien (vgl. dazu im Kap. 3.1 Defizite nach IBP (September 2009), Schutz- und Erhaltungsziele und Ziele für die Entwicklung des LRT 1130 und Ziele für Kohärenzmaßnahmen):

Habitatstrukturen – Hydrologie und Morphologie: Verbesserung in Richtung natur-näherer Verhältnisse

Die Öffnung des Sommerdeichs, die Aufweitung und Erweiterung der Prielstrukturen, die Entwicklung von Prielstrukturen aus Gräben und die Vernetzung zwischen Gräben und Grüppen erhöht den Tideeinfluss im Maßnahmengebiet. Die Tide kann verstärkt in das verzweigte Gewässernetz einschwingen, zugleich erhöht sich der Wasserhaus-halt in der Fläche, so dass daraus insgesamt naturnähere und ausgewogenere Ver-hältnisse der Tide- und Überflutungsdynamik resultieren.

Folgende Erhaltungsziele für das Elbästuar werden durch die Kohärenzmaßnahme unterstützt:

Erhaltung oder Wiederherstellung der (weitgehend) natürlichen (möglichst naturna-hen)

• (biotopprägenden) hydrophysikalischen Verhältnisse und Prozesse (im Priel-Graben-Netz).

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Habitatstrukturen – Überschwemmungsbereich: Verbesserung des Tideeinflusses, Naturnähe des Priel- und Grabensystems

Das Supralitoral dominiert das Maßnahmengebiet. Durch die Prielneuschaffung und Grabenaufweitungen kommt es zu geringen Verlusten von Flächenanteilen in diesem Funktionsraum zugunsten sub- und eulitoraler Strukturen. Folgendes Erhaltungsziel wird durch die Kohärenzmaßname unterstützt:

Erhaltung oder Wiederherstellung der (weitgehend) natürlichen (möglichst naturna-hen)

• Überflutungsdynamik.

Habitatstrukturen – Vegetationsstruktur: Verbesserung der Vollständigkeit der Habi-tate durch Grünlandextensivierung

Aus den Maßnahmen resultieren gebietstypische Vegetationskomplexe bzw. Komple-xe aus naturnahen Biotopen und Extensivgrünland (Feuchtgrünland mit Übergängen zu naturnahen Prielen, Wattflächen, Röhrichten und Riedern).

Folgende Erhaltungsziele werden durch die Kohärenzmaßname unterstützt:

Wiederherstellung der/des

• Bodenstruktur und Bodenwasserhaushalt und damit Vegetationsstruktur im terrest-rischen Bereich,

• zusammenhängenden, extensiv genutzte Grünland-Grabenkomplexe und ihrer Lebensgemeinschaften, insbesondere in ihrer Funktion als (Teil-) Lebensraum von Brut- und Rastvögeln.

Arteninventar: Verbesserung in Richtung eines charakteristischen Arteninventars Die Maßnahmen fördern Arten des mesophilen, feuchten Grünlands und vor allen Dingen bedingt durch die Nutzungsextensivierung, den abnehmenden Prädations- und Jagddruck und Wasserhaushaltsverbesserung.

• Verbesserung des Bruterfolges der Wiesenlimikolen, insbesondere für die Leitarten Brachvogel, Bekassine, Uferschnepfe, Rotschenkel und Kiebitz sowie

• Verbesserung der Lebensraumstrukturen (Äsungs- und Rastplatz) für Gastvögel, insbesondere für die Leitarten Sing- und Zwergschwan, Grau- und Nonnengans sowie Kampfläufer und Goldregenpfeifer.

Folgende Erhaltungsziele mit Bezug zu den Lebensräumen von Tier- und Pflanzenar-ten werden durch die Kohärenzmaßnahme unterstützt:

Wiederherstellung der/des

• zusammenhängenden, extensiv genutzte Grünland-Grabenkomplexe und ihrer Lebensgemeinschaften, insbesondere in ihrer Funktion als (Teil-) Lebensraum von Brut- und Rastvögeln

Vermeidung von Beeinträchtigungen:

Die Kohärenzmaßnahmen führen insgesamt zu Verbesserungen hinsichtlich ver-schiedener Beeinträchtigungsfaktoren wie

- weitgehende Zurücknahme der Entwässerung durch Gräben und Grüppen

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- Verminderung des Nährstoffaustrags in die Stör - Unterlassung der Grabenunterhaltung

- landwirtschaftliche Nutzung – extensive Grünlandnutzung in zielkonformem Umfang

- sonstige Beeinträchtigungen – Unterlassen der Jagd

Folgendes Erhaltungsziel zur Vermeidung von Beeinträchtigungen wird durch die Kohärenzmaßnahme unterstützt:

Wiederherstellung von

• weitgehend unbeeinträchtigten Bereichen.

5.7.3 Bewertung der Kohärenz

Der räumliche Bezug der Kohärenzmaßnahme „Neuenkirchen“ zum FFH-Gebiet

„Schleswig-Holsteinisches Elbästuar und angrenzende Flächen“ ist sehr gut, zu den übrigen FFH-Gebieten in der Unterelbe mit Vorkommen des LRT 1130 eher gering, gleichwohl bestehen räumliche Zusammenhänge durch die Lage an der Tide-Stör als Nebenfluss der Tideelbe.

Funktional-qualitativ ist die Kohärenzmaßnahme aufgrund der LRT 1130 bezogene Begründung (Verbesserung des Erhaltungszustands) sehr wirksam und mit sehr gut zu bewerten. Überdies vergrößert die Maßnahme die räumliche Ausdehnung von typischen Strukturen und Funktionen des LRT 1130 und damit die entsprechenden Funktionsflächen im FFH-Gebiet „Schleswig-Holsteinisches Elbästuar und angren-zende Flächen“. Daher erfolgt nach Kap. 4.2 und Tabelle 4-1 eine sehr hohe Aufwer-tung mit f=1,0.

Entsprechend Tabelle 5-2 im Kap. 5.14 (Kohärenz für LRT Ästuarien: Zusammenfas-sung der Ergebnisse) wird ausgehend vom 7,19 ha großen Wirkraum des 10,98 ha umfassenden Maßnahmengebiets „Neuenkirchen“ und der zuvor genannten Aufwer-tung ein anrechenbarer Flächenumfang der Kohärenz von 7,19 ha erzielt.

5.8 Vorlandflächen an der Stör – Bahrenfleth (Schleswig-Holstein)

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