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Polderflächen an der Stör - Siethfeld (Schleswig-Holstein)

Im Dokument Planänderungsunterlage III Teil 11c (Seite 100-105)

5  KOHÄRENZSICHERUNGSMAßNAHMEN FÜR DEN LEBENSRAUMTYP

5.11  Polderflächen an der Stör - Siethfeld (Schleswig-Holstein)

Die Maßnahme ist im LBP in Planänderungsunterlage III Teil 4 ausführlich beschrie-ben. Auf die dort genannten Details wird verwiesen. In dieser Unterlage erfolgt die Maßnahmenbeschreibung überblickweise und unter Bezug auf die strukturellen und funktionalen Defizite im Sinne der nachhaltigen Entwicklung des LRT 1130.

Lage

Die Kohärenzmaßnahme „Polder Siethfeld“ liegt an der tidebeeinflussten Stör und weist eine Größe von 36,60 ha auf. Das Gebiet befindet sich in der Flur 6 der Gemar-kung Overndorf-Grönhude in der Stadt Kellinghusen im Kreis Steinburg. Im Nordwes-ten des Gebietes grenzt der Mitteldeich ohne Deichentwässerungsgraben an. Binnen-deichs des Mitteldeiches befindet sich ferner die Landesstraße L 115 (Breitenburger Straße).

Bestand: Lebensräume/Arten und Defizite

Die Geländehöhen des Maßnahmengebietes Siethfeld liegen zwischen NN +1,00 m und +2,00 m mit einem deutlichen Schwerpunkt zwischen NN +1,00 und +1,25 m. Das MThw liegt bei NN +1,70 m, das MTnw bei NN +0,64 m. Sturmfluten werden durch das Störsperrwerk gekehrt, die Hochwassergefährdung ist seit dem Bau des Sperr-werkes auf Oberwassereinflüsse begrenzt. Der höchste gemessene Wasserstand am Pegel Grönhude zwischen 1974 und 2008 lag bei NN +2,83 m.

Der Sommerdeich ist durchgängig und weist eine Kronenhöhe von ca. NN +2,75 m auf. Aufgrund der geschlossenen Sommerdeiche ist keine Tidedynamik vorhanden, Überflutungen des Geländes treten selten bei niederschlagsinduzierten Hochwässern (Oberwasserabfluss) auf. Ästuartypische Verhältnisse sind demnach derzeit nicht gegeben.

Gemäß der Biotoperfassung des LLUR von 2000 wurden auf der Fläche überwiegend Flutrasen, mesophiles Grünland und intensives Grünland bestimmt. Störnah wurden in der oben genannten Erfassung vor allem Rohrglanzgras- / Wasserschwadenröhrichte festgestellt. Diese Biotopsituation hat sich bei der Ortsbegehung im Juni 2009 bestä-tigt.

Die Grünländer des Maßnahmengebietes weisen kleinflächig eine mäßige und über-wiegend eine mittlere bis hohe Bedeutung auf.

Nach Aussage der Eigentümerin, der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein (2009), werden die Flächen bereits unterschiedlich lang mit allgemeinen und speziellen Aufla-gen extensiv Aufla-genutzt. Die allgemeinen AuflaAufla-gen sind: kein Umbruch, keine Neuansaat, keine Düngung, kein Herbizideinsatz, keine zusätzlichen Entwässe-rungsmaßnahmen, keine Bodenauffüllungen und Pflege der Grasnarbe (Walzen, Schleppen) nur nach Vereinbarung.

Es liegen zu Brut- und Gastvögeln momentan keine Daten vor. Eine Bedeutung ist anzunehmen.

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Foto 9: Grabenaufweitung im Bereich der geplanten Sommerdeichöffnung mit Still-gewässercharakter im Maßnahmengebiet Siethfeld (15.06.2009)

Schutzstatus

Die Fläche des Maßnahmengebietes befindet sich am Rande des FFH-Gebietes

„Mittlere Stör, Bramau und Bünzau“ (DE 2024-391). Ferner liegt das Gebiet bis auf den Deich im Nordosten innerhalb des festgesetzten Überschwemmungsgebietes der Stör (Land Schleswig-Holstein 1997). Ca. 200 m unterhalb des Maßnahmengebietes ist die Stör als Teil des FFH-Gebietes „Schleswig-Holsteinisches Elbästuar und an-grenzende Flächen“ ausgewiesen, an dem auch die vorgenannten Kohärenzmaß-nahmen an der Stör liegen.

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Foto 10: Entwässerungsrohr mit einseitiger Klappe in dem Bereich des geplanten Sommerdeichdurchbruchs im Maßnahmengebiet Siethfeld (15.06.2009)

Maßnahmen

Ausgehend von den Geländehöhen überwiegend erheblich unterhalb des MThw und der bestehenden Sommerbedeichung werden folgende Ziele verfolgt:

• Verbesserung des Tideeinflusses durch Öffnung des Sommerdeiches,

• Entwicklung von naturnahen Prielen, Wattflächen, Röhrichten, Riedern und Ufer-nahen ästuartypischen Gehölzen.

Flankierend ist die bauliche Verstärkung des Mitteldeiches zur Vermeidung der Ver-schlechterung der Deichsicherheit durch die Sommerdeichöffnung nötig. Diese Teilflä-che ist nicht Bestandteil des für die Kohärenzmaßnahme anreTeilflä-chenbaren Wirkraums, gleichwohl für die Akzeptanz und Umsetzbarkeit der Maßnahme Voraussetzung.

Eine Verbesserung der Tidedynamik wird durch die Anlage von vier Öffnungen des Sommerdeiches in den Bereichen von bestehenden Entwässerungsrohren oder einer direkten Parallellage der Stör erreicht. Eine fünfte Öffnung wird im Süden des Flurstü-ckes 61/2 gebaut. Hier ist ein weiterer Sommerdeich vorhanden, der das Flurstück 53/6 vom Rest des Maßnahmengebietes abtrennt. Die Sommerdeiche werden jeweils auf einer Breite von ca. 18 m (gemessen in der Deichkrone) entfernt. Die neuen Bö-schungen weisen Neigungen von ca. 1:3 auf. Die Sohle der Öffnung mit einer Höhen-lage auf MTnw (NN +0,60 m) hat eine Breite von ca. 5 m. Die Sohle und die Böschun-gen sind unbefestigt.

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Im Anschluss an die Öffnungen im Sommerdeich werden außerhalb des 10 m breiten Schutzstreifens des Mitteldeiches alle Wehre, Durchlässe, Rohre und Grüppenentwässerungen zurück gebaut, damit die Tide ungehindert wirken kann.

Die Grünlandnutzung wird in den tief liegenden Bereichen eingestellt. Alle Zäune, Verrohrungen, Tore und weitere Bauwerke werden hier zurückgebaut. Oberhalb von MThw erfolgt die extensive Grünlandnutzung gemäß den Vorgaben der Stiftung Na-turschutz Schleswig-Holstein. Die Grenze zwischen Flächen mit und ohne Beweidung ist nicht genau festgelegt.

Der durch die Öffnung der Sommerdeiche anfallende liegende Boden wird binnen-deichs an den bestehenden, ca. 1.300 m langen Sommerdeich angedeckt. Falls für die Verstärkung der Deiche weiterer Boden benötigt wird, kann dieser aus dem Be-reich der zu entwickelnden Priele gewonnen werden. Dabei steigt die Sohle der Priele von der Stör bis zum Mitteldeich gleichmäßig an. Die Böschungen des Priels werden mit Neigungen von 1:1 bis 1:3 erstellt. Ansonsten erfolgt die Entwicklung der Priele ohne weitere Erdarbeiten.

5.11.2 Beurteilung der Wirksamkeit der Maßnahmen

LRT 1130 bezogene Begründung (Verbesserung des Erhaltungszustands)

Der Erhaltungszustand des Lebensraumtyps Ästuarien verbessert sich durch die Maßnahmen im Störpolder Siethfeld hinsichtlich folgender Kriterien (vgl. dazu im Kap.

3.1 Defizite nach IBP (September 2009), Schutz- und Erhaltungsziele und Ziele für die Entwicklung des LRT 1130 und Ziele für Kohärenzmaßnahmen):

Habitatstrukturen – Hydrologie und Morphologie: Verbesserung in Richtung natur-näherer Verhältnisse

Die Öffnung des Sommerdeichs, die Aufweitung und Erweiterung der Prielstrukturen, die Entwicklung von Prielstrukturen aus Gräben und die Vernetzung zwischen Gräben und Grüppen erhöht den Tideeinfluss im Maßnahmengebiet. Die Tide kann verstärkt in das verzweigte Gewässernetz einschwingen, zugleich erhöht sich der Wasserhaus-halt in der Fläche, so dass daraus insgesamt naturnähere und ausgewogenere Ver-hältnisse der Tide- und Überflutungsdynamik resultieren.

Folgende Erhaltungsziele für das Elbästuar werden durch die Kohärenzmaßnahme unterstützt:

Erhaltung oder Wiederherstellung der (weitgehend) natürlichen (möglichst naturna-hen)

• (biotopprägenden) hydrophysikalischen Verhältnisse und Prozesse (im Priel-Graben-Netz).

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Habitatstrukturen – Überschwemmungsbereich: Verbesserung des Tideeinflusses, Naturnähe des Priel- und Grabensystems

Das Supralitoral dominiert das Maßnahmengebiet. Durch die Prielneuschaffung und Grabenaufweitungen kommt es zu geringen Verlusten von Flächenanteilen in diesem Funktionsraum zugunsten sub- und eulitoraler Strukturen. Folgendes Erhaltungsziel wird durch die Kohärenzmaßname unterstützt:

Erhaltung oder Wiederherstellung der (weitgehend) natürlichen (möglichst naturna-hen)

• Überflutungsdynamik.

Habitatstrukturen – Vegetationsstruktur: Verbesserung der Vollständigkeit der Habi-tate durch Grünlandextensivierung

Aus den Maßnahmen resultieren gebietstypische Vegetationskomplexe bzw. Komple-xe aus naturnahen Biotopen und Extensivgrünland (Feuchtgrünland mit Übergängen zu naturnahen Prielen, Wattflächen, Röhrichten und Riedern).

Folgende Erhaltungsziele werden durch die Kohärenzmaßname unterstützt:

Wiederherstellung der/des

• Bodenstruktur und Bodenwasserhaushalt und damit Vegetationsstruktur im terrest-rischen Bereich,

• Sukzessionsflächen mit der Entwicklung von Röhrichten und Feuchten Hochstau-denfluren,

• zusammenhängenden, extensiv genutzte Grünland-Grabenkomplexe und ihrer Lebensgemeinschaften, insbesondere in ihrer Funktion als (Teil-) Lebensraum von Brut- und Rastvögeln.

Arteninventar: Verbesserung in Richtung eines charakteristischen Arteninventars Die Maßnahmen fördern Arten des mesophilen, feuchten Grünlands und vor allen Dingen bedingt durch die Nutzungsextensivierung und Wasserhaushaltsverbesse-rung.

• Verbesserung des Bruterfolges der Wiesenlimikolen, insbesondere für die Leitarten Brachvogel, Bekassine, Uferschnepfe, Rotschenkel und Kiebitz sowie

• Verbesserung der Lebensraumstrukturen (Äsungs- und Rastplatz) für Gastvögel, insbesondere für die Leitarten Sing- und Zwergschwan, Grau- und Nonnengans sowie Kampfläufer und Goldregenpfeifer.

Folgende Erhaltungsziele mit Bezug zu den Lebensräumen von Tier- und Pflanzenar-ten werden durch die Kohärenzmaßnahme unterstützt:

Wiederherstellung der/des

• zusammenhängenden, extensiv genutzte Grünland-Grabenkomplexe und ihrer Lebensgemeinschaften, insbesondere in ihrer Funktion als (Teil-) Lebensraum von Brut- und Rastvögeln

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Vermeidung von Beeinträchtigungen:

Die Kohärenzmaßnahmen führen insgesamt zu Verbesserungen hinsichtlich ver-schiedener Beeinträchtigungsfaktoren wie

- weitgehende Zurücknahme der Entwässerung durch Gräben und Grüppen - Verminderung des Nährstoffaustrags in die Stör

- Unterlassung der Grabenunterhaltung

- landwirtschaftliche Nutzung – extensive Grünlandnutzung in zielkonformem Umfang

Folgendes Erhaltungsziel zur Vermeidung von Beeinträchtigungen wird durch die Kohärenzmaßnahme unterstützt:

Wiederherstellung von

• weitgehend unbeeinträchtigten Bereichen.

5.11.3 Bewertung der Kohärenz

Der Störpolder Siethfeld liegt an der Tide-Stör ca. 200 m oberhalb des FFH-Gebiets

„Schleswig-Holsteinisches Elbästuar und angrenzende Flächen“. Somit besteht ein guter räumlicher Zusammenhang. Funktional-qualitativ ist die Kohärenzmaßnahme vergleichbar mit den Maßnahmen in den Vorlandflächen Neuenkirchen, Bahrenfleth und Hodorf und mit sehr gut zu bewerten, da ästuartypischen Strukturen und Funktio-nen des Vorlandes entwickelt werden und somit auch in räumlicher Nähe zum FFH-Gebiet ausgedehnt werden. Nach Kap. 4.2 und Tabelle 4-1 wird die Aufwertung mit

„mittel“ f=0,4 bewertet.

Entsprechend Tabelle 5-2 im Kap. 5.14 (Kohärenz für LRT Ästuarien: Zusammenfas-sung der Ergebnisse) wird ausgehend vom 32,65 ha großen Wirkraum des 36,6 ha umfassenden Maßnahmengebiets „Polder Siethfeld“ und der zuvor genannten Aufwer-tung ein anrechenbarer Flächenumfang der Kohärenz von 13,06 ha erzielt.

5.12 Polder an der Stör - Kellinghusen (Schleswig-Holstein)

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