• Keine Ergebnisse gefunden

Vor- und Nachteile für die Nutzerinnen und Nutzer

Im Dokument E-Ticketing im öffentlichen Verkehr (Seite 49-71)

5 Empirie und Ergebnisse

5.1 Vor- und Nachteile für die Nutzerinnen und Nutzer

Aus den App-Rezensionen konnten insgesamt 14 positive und 22 negative Kategorien gesammelt werden. Im Folgenden werden die Ergebnisse aus der Auswertung der App-Rezensionen mit den jeweiligen Ergebnissen des Online-Fragebogens und der Testfahrten miteinander verknüpft und verglichen.

Der erste Nachteil für die Nutzerinnen und Nutzer ergibt sich schon daraus, dass zur Nutzung von FAIRTIQ der Besitz eines eigenen Smartphones vorausgesetzt wird. Dieser Nachteil wird jedoch nicht in den App-Rezensionen erwähnt. Eine mögliche Erklärung dafür liegt auf der Hand: Um die App überhaupt installieren und bewerten zu können, ist der Besitz eines Smartphones bereits notwendig und die erste Hürde damit übersprungen. Heutzutage stellt dies auch ein geringeres Problem dar als noch vor ein paar Jahren, da mehr Menschen bereits ein Smartphone besitzen. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2019 zeigt nämlich, dass bereits ca. 77 % der österreichischen Bevölkerung ab 15 Jahre eines besitzen (siehe Abbildung 21).

Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass ca. 23 % bereits im Vorhinein von der Nutzung ausgeschlossen werden bzw. erst ein eigenes Smartphone besorgen müssten.

Bei näherer Betrachtung wird ersichtlich, dass dabei vor allem die ältere Bevölkerung ausgeschlossen wird (siehe Abbildung 22). Eine Untersuchung aus dem Jahr 2017 in Deutschland zeigte nämlich, dass die jüngere Bevölkerungsschicht zu einem deutlich größeren Anteil ein Smartphone besitzt und dieser Anteil mit zunehmendem Alter abnimmt.

So besitzt die Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen zu 95 % und jene der 30- bis 49-Jährigen zu 97 % ein Smartphone. Nach diesem Höhepunkt nimmt der Anteil der Smartphone-Besitzer kontinuierlich ab. Von der Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen besitzen zwar noch 88 % ein Smartphone, doch der Tiefpunkt folgt anschließend bei der Altersgruppe der 65-Jährigen und älter, in welcher nur mehr 41 % ein Smartphone besitzen.

0%

2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

Abbildung 21: Entwicklung des Anteils der Smartphone-Besitzer in Österreich ab 15 Jahre (eigener Entwurf, Daten: Statista 2020)

In diesem Zusammenhang zeigt eine weitere Untersuchung aus der Schweiz, bei der Personen ab 65 Jahre befragt wurden, dass sich diese Altersgruppe zum Teil aus der digitalen Gesellschaft ausgeschlossen fühlt. So stimmten 25 % der Befragten der Frage nach sozialer Exklusion zu und gaben damit an, dass sie aktuell eine gewisse Gefahr der Ausgrenzung erleben. Zwar ist dieser Anteil nicht mehrheitsbildend, dennoch wird verdeutlicht, dass sich einige Personen aus der heutigen Gesellschaft ausgeschlossen fühlen (vgl. Seifert 2016, S.

6) Ein Teil der Befragten des Online-Fragebogens stimmt diesem Nachteil zu und bestätigt damit diese Ergebnisse. So gaben 27 % an, dass sie den vorausgesetzten Besitz eines Smartphones als Nachteil betrachten (siehe Abbildung 25).

Die häufigste positive Rückmeldung, mit einem Anteil von ca. 42% ist, dass es sich bei FAIRTIQ, um eine „tolle App“ handelt (siehe Abbildung 23). Die Nutzerinnen und Nutzer loben dabei vor allem die Praktikabilität der App:

• „Eine tolle App, sie hat mir das ÖV-Fahren wieder nähergebracht.“

• „Die App und das System sind super. Ich reise sehr gerne mit FAIRTIQ.“

• „Bestes Pferd im Stall. Ich bin begeistert. Seit ich diese App habe, ist es ein Vergnügen mit dem ÖV unterwegs zu sein.“

• „Bestmögliche ÖV-App im Moment.“

• „Nach anfänglichen Zweifeln, bin ich jetzt überzeugter Nutzer dieser tollen, durchdachten App.“

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

14-29 Jahre 30-49 Jahre 50-64 Jahre 65 Jahre und älter Abbildung 22: Nutzung von Smartphones in Deutschland in den jeweiligen Altersgruppen im Jahr 2017

(eigener Entwurf, Daten: Handelsdaten 2020)

Als am stärksten negativ wird dagegen empfunden, dass es in der App nicht möglich ist ein zusätzliches Ticket für Mitreisende, ein Fahrrad oder auch einen Hund anzugeben. Ca. 5 % der Rückmeldungen in den App-Rezensionen bemängeln diesen Umstand (siehe Abbildung 24). In den zuvor genannten Fällen ist es notwendig per Ticketautomat oder -schalter ein zusätzliches Ticket zu kaufen. Bei näherer Betrachtung bringt die Nutzung von FAIRTIQ bei der Mitnahme von z. B. einem eigenen Kind, Fahrrad oder Hund keinen wirklichen Vorteil.

Wenn schon jeweils ein zusätzliches Ticket per Ticketautomat oder -schalter benötigt wird, dann kann gleich auf demselben Weg das eigene Ticket für die Fahrt mitgekauft werden:

• „Nur: Tickets für Mitreisende, Hunde und Fahrräder können noch nicht mitgelöst werden. Sehr schade. Hoffentlich bald.“

• „Wenn man für mehrere Personen Tickets lösen könnte, wäre es perfekt.“

• „Noch einen Zacken könnten sie zu meiner Vereinfachung zulegen, wenn man als Zusatz die Mitnahme des Fahrrads (ermäßigtes Ticket der gleichen Strecke) z. B. per Haken mitbuchen könnte.“

• „Kleiner Verbesserungswunsch: Ich bin viel mit meiner Hündin unterwegs und jetzt muss ich zusätzlich ein Busticket für sie lösen. Besser wäre es, ich könnte in der App anklicken, ob ich allein oder zu „zweit“ reise.“

Abbildung 23: Auswertung App-Rezensionen – Positive Kategorien (eigene Darstellung)

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Entlastung FahrerInnen Hinterlegung Jahreskarte Erinnerung Check-out Zeitersparnis (z. B. kein Anstellen beim Ticketkauf) Spontanität/Flexibilität Gute Idee FAIRTIQbonus / günstigere Tickets Automatische Preisberechnung und Bezahlung Kulanter Support Empfehlenswert Nutzungserleichterung ÖV Funktioniert einwandfrei Einfache Handhabung Tolle App

n = 862

• „Allerdings sollten noch weitere Personen auswählbar sein, also Kinder oder Erwachsene. Sonst bringt die App nur wenig, wenn ich trotzdem noch andere Bezugsquellen nutzen muss.“

Dieser negative Aspekt wird auch durch die Befragten des Online-Fragebogens bestätigt. So geben ca. 64 % der Befragten an, dass sie die fehlende Funktion zur Mitnahme eines zusätzlichen Reisenden, Fahrrads oder Hundes in der App am negativsten sehen (siehe Abbildung 25).

Teilwiese negativ wird auch die Frage des Datenschutzes betrachtet bzw. ob man durch die Nutzung von FAIRTIQ nicht mehr und mehr zum „Gläsernen Menschen“ wird und sich der digitalen Abhängigkeit hingibt. Ca. 1 % der App-Rezensionen geht auf dieses Thema ein (siehe Abbildung 24):

• „Der Wermutstropfen liegt eine Schicht tiefer: Die digitale Abhängigkeit wird vergrößert (dauernd aktiviertes GPS, Überwachbarkeit etc.).“

• „Und dazu kommt das FAIRTIQ die Standortberechtigung benötigt. Sie wissen also immer, wo du bist (und warst).“

• „Funktioniert nur mit Google-Standortfreigabe (statt mit GPS) - daher unbrauchbar für alle, die sich für Datenschutz interessieren. Normale Ortung über GPS würde reichen, Google-Ortung ist unnötig und nicht "üblich“,

Abbildung 24: Auswertung App-Rezensionen – Negative Kategorien (eigene Darstellung)

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Datenschutzsicht heikel, da sollten die App-Betreiber das möglichste tun, um die Daten zu schützen und Vertrauen zu gewinnen. Bei FAIRTIQ passiert leider das Gegenteil.“

• „Mich würde es auch noch interessieren, was mit meinen Bewegungsdaten passiert. Werden diese gesammelt oder nur temporär für den Ticketkauf gespeichert?“

• „Sehr komfortabel, wenn einem egal ist, damit zum gläsernen Bürger zu werden.“

Die Befragten des Online-Fragebogens sehen dies durch einen höheren Prozentanteil etwas kritischer. So sehen dies ca. 14 % der Teilnehmerinnen und Teilnehmer als negativ an der Nutzung von FAIRTIQ (siehe Abbildung 25). Wie bereits erwähnt, ist es im Zuge der Registrierung bei FAIRTIQ notwendig bestimmte persönliche Daten preiszugeben. Diese sind aus unterschiedlichen Gründen erforderlich:

• Standortdaten: Die Kenntnisse werden benötigt, um die richtige Fahrkarte für die jeweilige Reise zu berechnen.

• Name: Dieser muss angegeben werden, da es sich hierbei um eine gesetzliche Voraussetzung für elektronische Tickets handelt.

• Zahlungsdaten: Werden benötigt, um die Kosten für die Fahrten automatisch zu begleichen.

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Keine Nutzung mit Root / Jailbreak Unsicherheit bezüglich Gültigkeitsbereich Falsche Abrechnung Hoher Datenverbrauch Bedenken bezüglich Datenschutz (Gläserner

Mensch)

Fehlende Preisinformation vorab Fehleranfälligkeit bei Check-In bzw. Check-Out Vorausgesetzter Besitz eines Smartphones Hoher Akkuverbrauch Vergessen des Check-Outs Kein Ticketkauf für mehrere Personen bzw. Hund

und Fahrrad

n = 64

Abbildung 25: Auswertung Online-Fragebogen – Welchen der folgenden Nachteile betreffend FAIRTIQ können Sie zustimmen? (eigene Darstellung)

FAIRTIQ garantiert in diesem Zusammenhang, dass die gesammelten Daten ausschließlich für den Betrieb und die Verbesserung der App zum Einsatz kommen. Nach einem Jahr werden die Daten anonymisiert, wodurch sie nicht mehr auf einzelne Kundinnen bzw. Kunden zurückgeführt werden können. Die personenbezogenen Daten werden durch verschiedene Schutzvorrichtungen vor Zugriffen durch unbefugte Personen geschützt. Die Kommunikation zwischen Smartphone der Nutzerin bzw. des Nutzers und den Servern von FAIRTIQ ist verschlüsselt, wodurch die Position der Nutzerin bzw. des Nutzers nicht verfolgt werden kann.

Die Daten zur Bezahlmethode wird aus Sicherheitsgründen nicht direkt bei FAIRTIQ, sondern nur beim Zahlungspartner gespeichert. Zusätzlich sind die bei FAIRTIQ hinterlegten Datenbanken vollständig verschlüsselt. D. h. sollten Daten gestohlen werden, dann können diese ohne Entschlüsselungscode nicht gelesen werden und dieser ist wiederum an einem anderen Ort gespeichert (vgl. Yerly 2019). Die Benutzerdaten werden auch nicht an Dritte verkauft und es soll in Zukunft auch keine Werbung von Dritten in der App geschaltet werden (vgl. Ruoff 2019).

Doch in welcher Form werden die bekanntgegebenen und gewonnenen Daten der Kundinnen und Kunden bei FAIRTIQ gespeichert? Um dies herauszufinden, können Kundinnen und Kunden per Kontaktaufnahme die am Konto gespeicherten Daten als Protokoll von FAIRTIQ anfordern und so überprüfen, welche Daten letzten Endes wirklich gespeichert werden. Dabei wird nach der Anfrage ein Datenpaket aus unterschiedlichen JavaScript Object Notation (JSON)-Dateien zugesandt. Bei einer JSON-Datei handelt es sich um ein platzsparendes Datenaustauschformat, welches für Menschen einfach zu lesen und zu schreiben ist (vgl. Abts 2019, S. 23). Folgende drei Kategorien an JSON-Dateien sind bei FAIRTIQ hinterlegt und werden auf Nachfrage zugesandt:

• User – Diese Datei enthält Informationen zum angelegten Konto der Nutzerin bzw. des Nutzers. Folgende Informationen sind dabei ersichtlich: FAIRTIQ Kennzahl, Kontoerstellungsdatum, Anzahl der bisherigen Reisen, Sprache, Telefonnummer, Geburtsdatum, bevorzugte Ticketklasse, hinterlegte E-Mailadresse, Vorname, Nachname, Benachrichtigungseinstellungen und das Datum der jeweiligen Zustimmungserklärung im Zuge des Registrierungsprozesses. Die Details der Bezahlmethode sind dahingegen versteckt und können nicht eingesehen werden. Die jeweiligen Datumsangaben in der JSON-Datei sind als Unixzeit hinterlegt, welche mithilfe eines Konverters ins Datumsformat umgerechnet werden können. Bei der Unixzeit wird vom 01.01.1970, 0:00 Uhr als interner Zeitnullpunkt ausgegangen. Die Zeit wird ab diesem Zeitpunkt numerisch, entweder ganz genau in Millisekunden oder zumindest in Sekunden, gezählt. Dadurch werden

Datum und Uhrzeit in ganzen Zahlen verwaltet und können somit leichter weiterverwendet werden (vgl. Steyer 2018, S. 225).

• Journey – Alle zurückgelegten Fahrten werden jeweils in einer eigenen JSON-Datei abgelegt (siehe Abbildung 26). Innerhalb der JSON-Datei werden zu Beginn allgemeinere Informationen zur Fahrt angezeigt. Dazu zählen die Einstiegs- und Ausstiegshaltestelle, die Beginn- und Endzeit der Fahrt, die ursprünglichen und abgerechneten Kosten, die Bezeichnung des verwendeten Smartphones sowie die Version der App und des Betriebssystems.

Anschließend gibt es unterschiedliche Informationstypen mit weiteren Details:

o Position – Unter diesem Typ werden die Positionsdaten (Längen- und Breitengrad sowie dazugehörige Höhenlage) zu unterschiedlichen Zeitpunkten abgelegt.

o Aktivität – Speichert den Aktivitätstyp des Users zu einem bestimmten Zeitpunkt.

o Energie / Strom – Hier ist u. a. ersichtlich, ob das Smartphone zum jeweiligen Zeitpunkt gerade geladen wurde und welchen Stand die Akkuladung hatte.

o Check-in – Dieser Typ enthält Informationen zum Zeitpunkt des Check-ins und der Haltestelle (mittels ID).

o Check-out – Zeigt den Zeitpunkt des Check-outs.

• Transaction – Diese Datei speichert die Abrechnung der Fahrten eines Tages.

Darin sind Informationen zur Region, dem Status der Rechnung, der Rechnungshöhe und aller an diesem Tag zurückgelegten Fahrten enthalten.

Bei den Fahrtinformationen werden abgerechnete und ursprüngliche Kosten, Ticketklasse, Start- und Endhaltestelle sowie Start- und Endzeit der Fahrt hinterlegt.

Abbildung 26: Beispiel der gespeicherten „Journey“ JSON-Datei von FAIRTIQ (eigene Abbildung)

Ein weiterer Aspekt, welcher laut den App-Rezensionen die Nutzungserfahrung von FAIRTIQ schmälert, ist der „hohe Akkuverbrauch“. Ca. 1 % der App Rezensionen nennt diesen negativen Aspekt (siehe Abbildung 24):

• „Braucht bei längeren Fahrten ziemlich Akkuleistung.“

• „Kleiner Minuspunkt: Saugt relativ viel Akku, deshalb für lange Strecken z.B.

bei einem Tagesausflug weniger geeignet, wenn das Handy nicht einen super Akku hat.“

• „Aber Vorsicht - ein Handy mit GPS und genügend Akku ist während der ganzen Reise Pflicht.“

• „Einziger Minuspunkt: Bei langen Fahrten zehrt die App arg am Akku, ist aber eigentlich logisch.“

• „Einziger Wermutstropfen: Die App saugt extrem die Batterie an.“

Dieser Nachteil wird durch die Ergebnisse aus dem Online-Fragebogen bestätigt. So geben ca. 27 % der Befragten an, dass sie den hohen Akkuverbrauch während des Gebrauchs der App als negativ betrachten (siehe Abbildung 25). Dadurch landet es bei den Nachteilen aus dem Fragebogen an dritter Stelle und wird im Gegensatz zu den App-Rezensionen von einem höheren Anteil der Nutzerinnen und Nutzer kritisch betrachtet.

Zu diesem Thema gibt FAIRTIQ an, dass die App im Durchschnitt ca. 5 % des Akkus pro Stunde benötigt. Der genaue Prozentsatz hängt jedoch stark vom Smartphonemodell und Alter der Batterie ab (vgl. FAIRTIQ 2020c). Im Zuge der Testfahrten wurde ein geringerer Akkuverbrauch festgestellt (siehe Tabelle 4). Der geringere Akkuverbrauch als im Durchschnitt liegt höchstwahrscheinlich am geringen Alter des verwendeten Smartphones. Dadurch weist der Akku einen niedrigeren Verschleiß auf und auch die Aktualität des installierten Betriebssystems spielt in diesem Zusammenhang eine große Rolle. So besitzen die neueren Androidversionen, durch Funktionen wie z. B. adaptiver Akku, ein besseres Akkumanagement als die alten (vgl. Bubeck 2018).

Tabelle 4: Akkuverbrauch während der Testfahrten (eigener Entwurf)

Smartphone Alter

Neben einem hohen Akkuverbrauch wird mittels Online-Fragebogen mit einer Zustimmung von ca. 11 % auch ein hoher Datenverbrauch durch die Nutzung von FAIRTIQ bemängelt (siehe

Abbildung 25). FAIRTIQ gibt bezüglich Datenverbrauch an, dass im eingecheckten Zustand ca. 1 Megabyte (MB) Daten pro Stunde verbraucht werden (vgl. FAIRTIQ 2020c). Diese Aussage kann durch die Testfahrten nicht ganz bestätigt werden, denn der (durchschnittliche) Datenverbrauch war dabei höher (siehe Tabelle 5). Über alle Fahrten betrachtet betrug der Datenverbrauch ca. 3,65 MB pro Stunde. Trotzdem ist festzuhalten, dass dies heutzutage nur einen Bruchteil des Datenverbrauches darstellt. In Österreich wurden nämlich im Jahr 2019 täglich ca. 590 MB mobiles Datenvolumen pro Einwohnerin bzw. Einwohner konsumiert (vgl.

RTR 2020, S. 29).

Tabelle 5: Datenverbrauch während der Testfahrten (eigener Entwurf).

Fahrtanzahl

Nutzungs-dauer

Daten-verbrauch Ø pro Stunde

2 1h 47min 3,11 MB 1,75 MB

2 0h 45min 4,44 MB 5,92 MB

8 1h 15min 6,11 MB 4,89 MB

Die Kategorie mit den zweithäufigsten positiven Nennungen (ca. 32%) ist die „einfache Handhabung“ der App (siehe Abbildung 23). Hier werden von den Nutzerinnen und Nutzern insbesondere die allgemeine Einfachheit und Benutzungsfreundlichkeit der App hervorgehoben:

• „So sollte Ticketkauf sein. Einfach und der tatsächlich gefahrenen Strecke entsprechend.“

• „Sobald es einmal eingerichtet ist, ist die Anwendung sehr einfach.“

• „Unkompliziert, einfach und äußerst benutzerfreundlich.“

• „Einmal einrichten und das war es. Einchecken, fahren, auschecken. Das könnte sogar meine Oma.“

• „So macht ÖV-Fahren Spaß. App runterladen, registrieren, App einschalten, ein-, um-, aussteigen wo man möchte, App ausschalten. Was kann einfacher sein als so zu reisen?“

Die einfache Handhabung der App wird auch von den Befragten des Online-Fragebogens als äußerst positiv empfunden. So ist dies, mit einer Zustimmung von ca. 86% der ausschlaggebendste Punkt, um die App für den Ticketkauf zu nutzen (siehe Abbildung 27). Im Zuge der Testfahrten konnte dies auch festgestellt werden. So geht die Anwendung der App, sobald die Registrierung abgeschlossen und alles hinterlegt wurde, sehr intuitiv und einfach vonstatten. Beim Starten der App wird die aktuelle Haltestelle durch die Standortfreigabe sehr zuverlässig ermittelt. Dadurch muss nur mehr ein kurzer Wisch nach rechts erfolgen und die

Fahrt wird gestartet. Beim Aussteigen noch einmal dasselbe in die Gegenrichtung und das Ticket wird automatisch abgerechnet.

Zwar wird von vielen Nutzerinnen und Nutzern die einfache Handhabung der App gelobt, jedoch kommt es bei vereinzelten auch zu Problemen im Zuge der „Registrierung“. In ca. 3 % der App-Rezensionen werden Fehler im Zuge des Registrierungsprozesses erwähnt (siehe Abbildung 24), wodurch die App nicht genutzt werden kann:

• „Bis zur Verifizierung sehr easy, aber sobald ich AGBs akzeptiert habe, geht nichts mehr. Ich kann 100x auf den „Weiter“-Button drücken…nichts passiert.“

• „Registrierung funktioniert nicht. Alles ausgewählt, ausgefüllt und bleibt trotzdem weiter ausgegraut.“

• „Funktioniert nicht mit meiner Multi-SIM. Bitte Login per Mail, etc.

ermöglichen.“

• „Ich habe es nicht einmal geschafft mich anzumelden. Ich konnte kein Geburtsdatum auswählen. Wie soll ich mich auf so eine App verlassen können, wenn es an den Basics scheitert.“

• „Ich warte schon seit drei Tagen auf den Aktivierungscode. Und ich warte, warte und warte immer noch.“

Beim selbst durchgeführten Test verlief der Registrierungsprozess ohne Probleme und dauerte nur ca. 4 Minuten. Anschließend konnte die App sofort genutzt werden.

Abbildung 27: Auswertung Online-Fragebogen – Was sind für Sie die ausschlaggebenden Punkte, um FAIRTIQ für den Ticketkauf zu nutzen? (eigene Darstellung)

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%100%

Kulanter Support Entlastung Fahrerinnen und Fahrer FAIRTIQbonus (nicht in allen Regionen verfügbar) Kein Anstellen beim Ticketautomaten bzw.

-schalter

Automatische Bezahlung Automatische Preisberechnung Max. Verrechnung des Tagestickets Spontane und flexible Nutzung des ÖVs Nutzungserleichterung des ÖVs (z.B. keine

Tarifkenntnisse notwendig,…) Einfache Handhabung

n = 64

Mit einem Anteil von ca. 23% erwähnen die Nutzerinnen und Nutzer im Google Play Store am dritthäufigsten, dass die App sehr gut und ohne Probleme funktioniert (siehe Abbildung 23).

Diese Nennungen sind in der Kategorie „Funktioniert einwandfrei“ zusammengefasst und stellen einen wichtigen Aspekt dar. Denn keine Nutzerin bzw. kein Nutzer hat Lust darauf eine App im Alltag öfter zu nutzen, welche z. B. andauernd Fehlermeldungen oder falsche Abrechnungen liefert:

• „Auch auf komplizierten Strecken funktioniert die App perfekt.“

• „Funktioniert zuverlässig und stabil.“

• „In den letzten 12 Monaten hatte ich keinerlei Probleme mit der App.“

• „Ich hatte noch keine Bugs oder Crashes, alles perfekt.“

• „Ich bin absolut zufrieden. Anfangs gab es ein paar kleinere Probleme, mittlerweile funktioniert FAIRTIQ aber sehr zuverlässig.“

Im Gegensatz zu den ca. 23 % der Rückmeldungen zur einwandfreien Funktionsweise der App, gibt es ca. 4 % an Nutzerinnen und Nutzern, welche angeben, dass die App „nicht funktioniert“ (siehe Abbildung 24). Probleme treten dabei vor allem auf, wenn ein Update auf eine neuere Version gemacht wird:

• „Frisch installiert. Extra die Raiffeisen Twint App installiert. Man kann aber kein Ticket bestellen. Trotz Standortfreigabe konnte keine Bushaltestelle gefunden werden. Gleich wieder deinstalliert.“

• „Ich war sehr zufrieden, aber jetzt kann ich die App seit ein paar Tagen nicht mehr öffnen.“

• „Leider mit neuester Version Probleme, dass FAIRTIQ sich nicht mehr abschließen lässt. Mehrmals beim Anbieter gemeldet. Lösungsvorschlag deinstallieren und neu installieren brachte nichts. Ticketabschluss erfolgt 24 Stunden später. Rechnet aber nur eine willkürliche Strecke des Vortages.“

• „Funktioniert leider seit dem Update nicht mehr. Es steht nur „Fehlende Berechtigung für Ortungsdienste“. Die Berechtigung ist aber erteilt und bei allen anderen Apps funktioniert der Zugriff.“

• „Funktioniert nicht. Ein paar Mal hat es funktioniert, aber auf einmal kann ich kein Ticket mehr lösen. Wird wieder deinstalliert.“

Neben der Angabe, dass die App überhaupt nicht funktioniert, geben ca. 3 % der Nutzerinnen und Nutzer in den App-Rezensionen an, dass sie eine „Fehleranfälligkeit beim Check-in/Check-out“ aufweist (siehe Abbildung 24). Ein besonderes Problem stellen dabei unterirdische Bahnhöfe dar, in welchen die GPS-Ortung aufgrund der Lage schlechter funktioniert:

• „Leider nicht sehr verlässlich. Mehrmals schon am Bahnsteig gestanden und die App findet ewig keine Haltestellen – also trotzdem noch schnell ein Ticket kaufen.“

• „Bei unterirdischen Bahnhöfen funktioniert die GPS-Ortung schlecht, deshalb wird ein falscher Bahnhof angegeben. Diesen manuell zu ändern funktioniert nicht, da die vorgeschlagenen Bahnhöfe ebenfalls falsch sind.“

• „Ich habe den Check-out mindestens 20mal versucht. Es hat trotzdem nicht funktioniert. Um fair und genau zu bleiben hat es dann 4 h später funktioniert, mit Rückmeldung. Heute Morgen hat es keinen Bahnhof gefunden, konnte daher nicht lösen. Ich musste ein normales Ticket holen, hatte zum Glück genug Zeit.“

• „Leider hatte ich jedoch mehrfach Probleme mit dem Check-Out. Offenbar gelingt es der App nicht immer die Ankunftsposition zu ermitteln, obwohl die Berechtigung vorhanden wäre und bei anderen Apps der Standort problemlos und genau ermittelt wird. FAIRTIQ hängt sich dann auf.“

• „Aber leider konnte ich vereinzelt nicht auschecken und einmal hat es mich im fahrenden Schnellzug ausgecheckt - zum Glück kam kein Kontrolleur. Für mich aber der Grund, jetzt das Konkurrenzprodukt zu benutzen.“

Ca. 20 % der Befragten des Online-Fragebogens geben ebenfalls die Fehleranfälligkeit beim Check-in bzw. Check-out als Nachteil an (siehe Abbildung 25). Im Zuge der Testfahrten kam

Ca. 20 % der Befragten des Online-Fragebogens geben ebenfalls die Fehleranfälligkeit beim Check-in bzw. Check-out als Nachteil an (siehe Abbildung 25). Im Zuge der Testfahrten kam

Im Dokument E-Ticketing im öffentlichen Verkehr (Seite 49-71)