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Gewinnung neuer ÖV-Nutzerinnen und -Nutzer

5 Empirie und Ergebnisse

5.2 Gewinnung neuer ÖV-Nutzerinnen und -Nutzer

Wie bereits in Kapitel 2.3 Voraussetzungen zur häufigeren Nutzung des öffentlichen Verkehrs erwähnt, sind vor allem die drei T’s (Tempo, Tarif und Takt) ausschlaggebend, um mehr Menschen zur Nutzung des ÖVs zu bewegen. Vor allem zur Verbesserung und Erleichterung des Tarifsystems kann FAIRTIQ einen Beitrag leisten. Durch die Implementierung eines Systems wie FAIRTIQ, ist es nämlich theoretisch möglich ein komplexeres und faireres

Preissystem einzuführen, ohne die Nutzerinnen und Nutzer vor große Probleme zu stellen, da das System alles automatisch be- und abrechnet. Zusätzlich ist der größte Vorteil von FAIRTIQ – nach einmaliger Einrichtung – die einfache Handhabung, wodurch ein großes Potenzial zum Gewinn neuer Nutzerinnen und Nutzer für den ÖV entsteht. Im Gegensatz dazu ist aber auch anzumerken, dass durch den vorausgesetzten Besitz eines eigenen Smartphones bereits ca.

23 % der österreichischen Bevölkerung ab 15 Jahre im Vorhinein von der Nutzung ausgeschlossen werden (siehe Kap. 5.1 Vor- und Nachteile für die Nutzerinnen und Nutzer).

Aber nicht nur bezüglich des Tarifes, sondern auch in puncto Tempo kann FAIRTIQ zur Verbesserung des ÖVs und damit zur Erhöhung der Nutzungszahlen beitragen. Durch die Implementierung eines Systems wie FAIRTIQ ist es z. B. möglich den Fahrscheinverkauf bei den Fahrerinnen und Fahrern der öffentlichen Verkehrsmittel einzustellen. Dies führt wiederum zu kürzeren Fahrgastwechselzeiten, wodurch das Tempo und die Pünktlichkeit des ÖVs erhöht werden kann.

Nach derzeitigem Stand ist es für die Verkehrsverbünde und -unternehmen aber nicht möglich, FAIRTIQ als einzigen Verkaufskanal anzubieten, da die Nutzerinnen und Nutzer in gewissen Situationen nach wie vor dazu gezwungen sind andere Verkaufskanäle zu verwenden. Im Zuge des Online-Fragebogens gaben nämlich insgesamt ca. 55 % der Befragten an, dass sie neben FAIRTIQ auch andere Verkaufskanäle verwenden müssen (siehe Abbildung 28).

Die häufigsten Gründe, warum diese verwendet werden müssen, sind:

• Kauf von Spartickets / Sparschiene oder internationalen Tickets

• Wenn zusätzliche Tickets für Mitfahrende, Fahrrad oder Hund notwendig sind

• Einlösen von Gutscheinen des jeweiligen Verkehrsunternehmens

• Akku des Smartphones ist leer

• Wenn eine separate Abrechnung notwendig ist (Geschäftsreisen)

Abbildung 28: Nutzen Sie neben FAIRTIQ noch andere Verkaufskanäle? (eigene Darstellung)

45%

41%

14%

Nein Manchmal Oft

n = 64

• Wenn außerhalb des Gültigkeitsbereiches von FAIRTIQ gefahren wird

Daraus lässt sich ableiten, dass das Hinzufügen des Erwerbs von Tickets für Mitfahrende, Fahrrad und Hund, die Einführung einer separaten Abrechnung für Geschäftsreisen sowie die Erweiterung des Gültigkeitsbereiches zu noch höheren Nutzungszahlen von FAIRTIQ führen würden. Gleichzeitig würden dadurch die anderen Verkaufskanäle noch weniger genutzt werden.

Trotzdem ist es, wie zuvor erwähnt, mithilfe der Einführung von FAIRTIQ möglich, die Fahrerinnen und Fahrer der öffentlichen Verkehrsmittel zu entlasten. Die Befragten gaben nämlich im Zuge des Online-Fragebogens an, dass sie hauptsächlich andere Verkaufskanäle nutzen, wenn sie dazu gezwungen werden (siehe Abbildung 29). Es werden dafür hauptsächlich andere Apps, Ticketschalter, Ticketautomat oder die jeweilige Website des Verkehrsunternehmens verwendet. Die Fahrerinnen und Fahrer der öffentlichen Verkehrsmittel wurden in diesem Zusammenhang kein einziges Mal genannt.

Die Nutzung von FAIRTIQ führt u. a. durch die einfache Handhabung bei einem Teil der Nutzerinnen und Nutzer zu einer erhöhten Nutzung des ÖVs. So gaben ca. 23 % der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Online-Fragebogens an, dass sie durch FAIRTIQ den ÖV öfter nutzen als zuvor. Hierbei gibt es leichte Unterschiede zwischen den Gelegenheitsfahrerinnen bzw. -fahrern und den Vielfahrerinnen bzw. -fahrern (siehe Abbildung 30). So geben ca. 27 % der Gelegenheitsfahrerinnen und -fahrer an, dass sie durch FAIRTIQ den ÖV öfter als zuvor nutzen. Im Gegensatz dazu liegt dieser Wert bei den Vielfahrerinnen und Vielfahrern bei ca. 19 % und damit leicht niedriger. Dafür ist eine Kombination aus zwei Gründen verantwortlich:

Abbildung 29: Wenn Sie andere Verkaufskanäle nutzen müssen, welche nutzen Sie dann? (eigene Darstellung) 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Andere App Schalter Automat Website Sonstiges FahrerIn n = 64

1. Vielfahrerinnen und -fahrer nutzen den ÖV schon von Haus aus häufiger als Gelegenheitsfahrerinnen und -fahrer, wodurch eine zusätzliche Steigerung erschwert wird.

2. Durch diese häufigere Nutzung des ÖVs, kennen sich Vielfahrerinnen und -fahrer besser mit dem ÖV-System aus. Die größten Vorteile von FAIRTIQ, wie z. B. Nutzungserleichterung oder einfache Handhabung fallen dadurch für Vielfahrerinnen und -fahrer geringer aus als für Gelegenheitsfahrerinnen und -fahrer.

Insgesamt gaben 15 der 64 befragten Personen an, dass sich ihre Nutzungszahl des ÖVs durch die Verwendung von FAIRTIQ erhöht hat. Diesbezüglich konnte mithilfe einer Folgefrage festgestellt werden, wie viele Zusatzfahrten diese Personen pro Monat machen (siehe Abbildung 31). Dabei gab die deutliche Mehrheit an, dass sie durch FAIRTIQ entweder ≤ 5 oder 6 bis 10 Zusatzfahrten pro Monat durchführen.

Abbildung 30: Vergleich Nutzungsänderung und Nutzungskategorie (eigene Darstellung) 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

GelegenheitsfahrerIn

(n = 37) VielfahrerIn

(n = 27)

Ja, Nutzung hat zugenommen Nein, Nutzung gleich geblieben Nein, Nutzung hat abgenommen

Abbildung 31: Wie viele Zusatzfahrten machen Sie durch die FAIRTIQ-App pro Monat? (eigener Entwurf) 0

1 2 3 4 5 6 7 8 9

≤ 5 6 bis 10 11 bis 15

Personen

ÖV-Fahrten pro Monat n = 15

6 Diskussion

Es stellte sich als eine sehr gute Entscheidung heraus, die Testfahrten zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit unterschiedlichem Wissensstand durchzuführen. Eine praktische Gegebenheit war in diesem Zusammenhang auch, dass die Testfahrten aufgrund des eingeschränkten Gültigkeitsbereiches in einem dem Autor völlig unbekannten Terrain durchgeführt werden musste. Dadurch konnten die ersten Testfahrten mit einem äußerst geringen Wissensstand bezüglich Tarifierung durchgeführt werden, obwohl sich der Autor ansonsten als Vielfahrer des ÖVs einstufen würde. Die einfache Handhabung und Nutzungserleichterung des ÖVs durch FAIRTIQ konnte so aus erster Hand beobachtet werden. Die einzige Schwachstelle ist, dass der erwähnte Nachteil der falschen Abrechnung, wenn Ersatzbusse zum Einsatz kommen, nicht überprüft werden konnte.

Die Verwendung der App-Rezensionen aus dem Google Play Store lieferte zwar eine große Stichprobe zur Auswertung der Stimmungslage in Bezug auf die FAIRTIQ-App. Gleichzeitig muss jedoch angemerkt werden, dass die Möglichkeit von gefälschten Rezensionen besteht.

Zwar hat Google seinen Play Store mit einem machine learning tool ausgestattet, welches gefälschte Rezensionen erkennen und entfernen soll (vgl. Ye & Nagayama 2018). Dennoch besteht nach wie vor die Möglichkeit, dass gefälschte Rezensionen im Umlauf sind.

Aufgabenstellung der vorliegenden Arbeit war jedoch weder zu beurteilen, ob gefälschte Rezensionen vorhanden sind, noch diese ausfindig zu machen.

Zur Verifizierung bzw. Falsifizierung der Ergebnisse aus den App-Rezensionen wurde deswegen zusätzlich ein Fragebogen durchgeführt. Die Zielgruppe des Online-Fragebogens beschränkt sich auf aktive Nutzerinnen und Nutzer der FAIRTIQ-App. Da die App zum Befragungszeitpunkt noch eine Randerscheinung in Österreich war, stellte es sich als äußerst schwierig heraus, diese ohne Hilfe in großer Anzahl zu erreichen. FAIRTIQ erklärte sich dankenswerterweise dazu bereit, den Online-Fragebogen per Facebook-Beitrag zu teilen.

Dadurch konnten zumindest 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewonnen werden. Eine größere Anzahl an Probandinnen und Probanden hätte vermutlich erreicht werden können, wenn die Nutzerinnen und Nutzer von FAIRTIQ direkt über die bei der Registrierung hinterlegten E-Mailadressen kontaktiert worden wären. Aufgrund unterschiedlicher Gründe entschied sich FAIRTIQ aber dagegen. Zum Problem der schweren Erreichbarkeit der Zielgruppe kommt noch, dass ca. ein Drittel der Fragebögen nicht vollständig ausgefüllt wurden, wodurch letzten Endes 64 Fragebögen zur Auswertung verwendet werden konnten.

In Tabelle 6 ist ein Vergleich zwischen den positiven Kategorien aus den App-Rezensionen und dem Online-Fragebogen dargestellt. Auf dem ersten Blick fällt dabei auf, dass bei den App-Rezensionen mehr unterschiedliche Kategorien genannt wurden als beim

Online-Fragebogen. Anschließend ist rasch ersichtlich, dass in beiden Fällen die einfache Handhabung sowie die damit einhergehende Nutzungserleichterung des ÖVs als äußerst positiv und gleich wichtig angesehen werden. Auch die automatische Preisberechnung und Bezahlung sowie der FAIRTIQbonus bzw. günstigere Tickets werden gleichwertig betrachtet.

Unterschiede gibt es dahingegen insbesondere bei der Spontanität bzw. Flexibilität sowie der Zeitersparnis bei der Nutzung des ÖVs. Diese Kategorien werden im Zuge des Online-Fragebogens viel wichtiger eingestuft als in den App-Rezensionen. Im Gegensatz dazu wird der kulante Support von FAIRTIQ in den App-Rezensionen wichtiger eingestuft als beim Online-Fragebogen. Die Entlastung der Fahrerinnen und Fahrer des ÖVs wird hingegen von beiden Seiten als gleich unwichtig eingeschätzt.

Tabelle 6: Vergleich der positiven Kategorien aus den App-Rezensionen und dem Online-Fragebogen (eigener Entwurf)

Rang App-Rezensionen Online-Fragebogen

1 Tolle App Einfache Handhabung

2 Einfache Handhabung Nutzungserleichterung ÖV

3 Funktioniert einwandfrei Spontanität / Flexibilität 4 Nutzungserleichterung ÖV Max. Verrechnung des Tagestickets

5 Empfehlenswert Automatische Preisberechnung

6 Kulanter Support Automatische Bezahlung

7 Automat. Preisberechnung und Bezahlung Zeitersparnis

8 FAIRTIQbonus / günstigere Tickets FAIRTIQbonus / günstigere Tickets

9 Gute Idee Entlastung Fahrerinnen und Fahrer

10 Spontanität / Flexibilität Kulanter Support

11 Zeitersparnis

12 Erinnerung Check-out 13 Hinterlegung Jahreskarte 14 Entlastung Fahrerinnen und Fahrer

Tabelle 7 zeigt einen Vergleich der negativen Kategorien aus den App-Rezensionen und dem Online-Fragebogen. Gleich wie bei den positiven Kategorien, ist auch hier auf dem ersten Blick ersichtlich, dass aus den App-Rezensionen mehr unterschiedliche Kategorien hervorgehen.

Die beiden Kategorien „zusätzliche Tickets für Mitfahrende bzw. Fahrrad und Hund“ sowie die

„Fehleranfälligkeit bei Check-in bzw. Check-out“ werden im Vergleich gleichwertig negativ angesehen. Die Befragten des Online-Fragebogens bewerteten die Kategorien vergessen des

Check-outs, hoher Akkuverbrauch, fehlende Preisinformation vorab, Gläserner Mensch sowie Unsicherheiten bezüglich des Gültigkeitsbereiches zum Teil deutlich negativer als bei den App-Rezensionen. Im Gegensatz dazu werden die Kategorien falsche Abrechnung sowie keine Funktion bei Root bzw. Jailbreak in den App-Rezensionen als negativer betrachtet.

Besonders auffällig ist, dass die Kategorie vorausgesetzter Besitz eines Smartphones im Zuge des Online-Fragebogens als sehr negativ betrachtet wird, aber bei den App-Rezensionen nie erwähnt wird. Dasselbe gilt andersherum auch für die Kategorie verfügbare Zahlungsmöglichkeiten.

Tabelle 7: Vergleich der negativen Kategorien aus den App-Rezensionen und dem Online-Fragebogen (eigener Entwurf)

Rang App-Rezensionen Online-Fragebogen

1 MitfahrerIn bzw. Fahrrad- / Hundemitnahme MitfahrerIn bzw. Fahrrad- / Hundemitnahme

2 Funktioniert nicht Vergessen Check-out

3 Verfügbare Zahlungsmöglichkeiten Akkuverbrauch

4 Fehleranfälligkeit Check-in / Check-out Vorausgesetzter Besitz eines Smartphones

5 Registrierung Fehleranfälligkeit Check-in / Check-out

6 Vergessen Check-out Preisinformation vorab

7 Falsche Abrechnung Gläserner Mensch

8 Root / Jailbreak Datenverbrauch

9 Gläserner Mensch Falsche Abrechnung

10 Akkuverbrauch Unsicherheit Gültigkeitsbereich

11 Fehlende Regionen Root / Jailbreak

12 Spartickets / Sparschiene

13 Fahrplanintegration

14 Unsicherheit Gültigkeitsbereich

15 Energiesparmodus

16 Smartwatch / Widget

17 Anzeige Jahreskarte

18 Gültigkeitszeitraum Tageskarte 19 Monatliche Abrechnung

20 Geschäftskonto

21 Zeitpunkt Update

22 Preisinformation vorab

Es gibt also sowohl Überschneidungen als auch Unterschiede in den Ergebnissen zwischen den App-Rezensionen und dem Online-Fragebogen. Besonders auffällig ist, dass insgesamt eindeutig mehr unterschiedliche Kategorien im Zuge der App-Rezensionen genannt wurden.

Dies könnte daran liegen, dass im Zuge des Online-Fragebogens die jeweiligen Kategorien vorgegeben wurden. Diese wurden zwar aus den Ergebnissen der App-Rezensionen genommen, aber es wurden nicht alle verwendet. Stattdessen wurde der Fokus auf vereinzelte Kategorien gelegt und bei der nächsten Frage nach zusätzlichen Anmerkungen gefragt. Diese Chance wurde aber nur vereinzelt genutzt. Im Nachhinein betrachtet, wäre es vermutlich besser gewesen eins zu eins die gleichen Kategorien zu verwenden, damit ein eindeutiger Vergleich gemacht werden kann.

7 Fazit

Als Ziel dieser Arbeit wurde ausgegeben, die aktuellen Entwicklungen im Bereich des elektronischen Fahrgeldmanagements im Zusammenhang mit dem ÖV aufzuzeigen. Um einen Gesamtüberblick liefern zu können, werden nun in einem ersten Schritt die Forschungsfragen beantwortet bzw. die aufgestellten Hypothesen ausgewertet. Abschließend werden die zentralen Erkenntnisse sowie neu aufgetretene Forschungsfragen dargelegt.

1. Welche unterschiedlichen E-Ticketing-Systeme gibt es im öffentlichen Verkehr?

Die erste Forschungsfrage lässt sich mithilfe der Ergebnisse aus der Literaturrecherche beantworten. So wird im elektronischen Fahrgeldmanagement grundsätzlich zwischen den drei Stufen Bargeldersatz, elektronischer Fahrschein sowie automatisierte Fahrgelderhebung unterschieden. Der Bargeldersatz ermöglicht dabei das bargeldlose Zahlen. Die Fahrberechtigung wird aber nach wie vor als Papierticket ausgestellt. Erst bei der zweiten Stufe, dem elektronischen Fahrschein, handelt es sich um E-Ticketing. Hierbei wird das Papierticket durch ein elektronisches Speichermedium unterschiedlicher Ausprägung ersetzt.

Die finale Stufe stellt schlussendlich die automatisierte Fahrgelderhebung dar. Bei dieser Stufe wird der Fahrgast von jeglichen Vorkenntnissen bezüglich Tarifparameter befreit. Ermöglicht wird dies durch die Verwendung eines Speichermediums, welches die gespeicherten Daten dazu verwendet den jeweiligen Fahrpreis automatisiert zu berechnen. In diesem Zusammenhang wird zwischen unterschiedlichen Ausprägungen unterschieden, wobei das Check-in/Check-out Verfahren weltweit am häufigsten eingesetzt wird (vgl. Kap. 3 Elektronisches Fahrgeldmanagement im öffentlichen Verkehr).

2. Welche Vor- und Nachteile bietet das „Check-in/Check-out“-System FAIRTIQ den Nutzerinnen und Nutzern?

Die Beantwortung dieser Forschungsfrage erfolgt mithilfe der Ergebnisse aus den durchgeführten Testfahrten sowie den Ergebnissen aus den App-Rezensionen und des Online-Fragebogens. Zusätzlich zur Forschungsfrage wurde auch folgende These aufgestellt:

Für die Nutzerinnen und Nutzer überwiegen die Vorteile des „Check-in/Check-out“-Systems FAIRTIQ gegenüber den traditionellen Ticketkaufmethoden. Aus den kombinierten Ergebnissen geht hervor, dass die Nutzerinnen und Nutzer vor allem die einfache Handhabung von FAIRTIQ und die damit einhergehende Nutzungserleichterung des ÖVs wertschätzen.

Einen zusätzlichen positiven Faktor stellt die Erhöhung der spontanen und flexiblen Nutzung des ÖVs dar. Insbesondere in diesem Bereich hat der ÖV einen großen Nachteil gegenüber dem MIV und mithilfe eines Systems wie FAIRTIQ kann dieser deutlich verringert werden. Im Gegensatz dazu wird es als äußerst umständlich empfunden, dass in der FAIRTIQ-App keine Tickets für Mitfahrende bzw. ein Fahrrad oder einen Hund gebucht werden kann. In so einem

Fall macht es wenig Sinn FAIRTIQ zu nutzen, da sowieso anderweitig ein zusätzliches Ticket gebucht werden muss. Vor allem zu Beginn, stellt das Vergessen des Check-outs, eine weitere Hürde für die Nutzerinnen und Nutzer dar. Es handelt sich dabei zwar um einen Anwenderinnen- bzw. Anwenderfehler, dennoch wird diese Umstellung von den Nutzerinnen und Nutzern als negativ betrachtet. Diesbezüglich hat FAIRTIQ jedoch schon eine Erinnerungsfunktion implementiert, welche das Vergessen verhindern soll, dennoch gehen Verhaltensänderungen nicht von heute auf morgen vonstatten. Dies konnte auch im Zuge der durchgeführten Testfahrten festgestellt werden. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Nutzerinnen und Nutzer bei so einem System die Infrastruktur zur Nutzung des ÖVs selbst bereitstellen müssen. Zwar besitzen heutzutage bereits ca. 77 % der österreichischen Bevölkerung ab 15 Jahre ein eigenes Smartphone, dennoch gibt es vor allem in der älteren Bevölkerungsschicht einige, die dadurch im Vorhinein von der Nutzung ausgeschlossen werden. Zwei weitere Probleme stellen lt. den Nutzerinnen und Nutzern der erhöhte Akkuverbrauch sowie etwaige Datenschutzbedenken dar. Ein hoher Akkuverbrauch ist jedoch stark vom verwendeten Smartphone, der Version des Betriebssystems und den gewählten Einstellungen abhängig. Im Zuge der durchgeführten Testfahrten stellte sich dies als kein großes Problem dar. In Bezug auf die Datenschutzbedenken ist festzuhalten, dass sich FAIRTIQ zwar an alle Vorschriften der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) hält, dennoch muss jede Person selbst entscheiden, ob dies gut oder schlecht ist. Generell ist zu sagen, dass die Vorteile von FAIRTIQ für Gelegenheitsfahrerinnen und -fahrer eine größere Rolle spielen als für Vielfahrerinnen und Vielfahrer (vgl. Kap. 5.1 Vor- und Nachteile für die Nutzerinnen und Nutzer).

3. Kann ein „Check-in/Check-out“-System wie FAIRTIQ neue Nutzerinnen und Nutzer zum öffentlichen Verkehr bringen?

Die dritte und letzte Forschungsfrage lässt sich mithilfe der Ergebnisse des Online-Fragebogens beantworten. Zusätzlich zur Forschungsfrage wurde folgende These aufgestellt:

Durch die einfache Handhabung des Ticketkaufs, kann FAIRTIQ vor allem bei Gelegenheitsfahrerinnen und -fahrern zur Nutzerinnen- und Nutzergewinnung für den öffentlichen Verkehr führen. Zu Beginn ist zu erwähnen, dass die FAIRTIQ-App nach derzeitigen Stand nicht als einziger Verkaufskanal angeboten werden kann, da 55 % der Befragten angegeben haben, dass sie in gewissen Situationen nach wie vor dazu gezwungen sind andere Verkaufskanäle zu nutzen. Insgesamt gaben ca. 23 % der Befragten an, dass sie

durch FAIRTIQ den ÖV öfter nutzen als zuvor. Speziell für Gelegenheitsfahrerinnen und -fahrer ist es ein großer Vorteil, dass keine Tarifkenntnisse zur Nutzung des ÖVs notwendig

sind. Dies verdeutlicht sich dadurch, dass ca. 27 % der Gelegenheitsfahrerinnen und -fahrer den ÖV durch FAIRTIQ öfter als zuvor zu nutzen. Diese Ergebnisse sowie die großen Vorteile der einfachen Handhabung und der Nutzungserleichterung des ÖVs legen nahe, dass dadurch

vor allem ungeübte Personen zum ÖV gebracht werden können (vgl. Kap. 5.2 Gewinnung neuer ÖV-Nutzerinnen und -Nutzer).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass heutzutage in Bezug auf E-Ticketing eine große Auswahl an unterschiedlichen Systemen bzw. Verfahren zur Verfügung stehen, welche je nach Anwendungsfall unterschiedliche Vor- und Nachteile besitzen. Grundsätzlich besitzen all diese Systeme das gleiche Ziel: Den Nutzerinnen und Nutzern den Zugang zum ÖV zu erleichtern.

Eines dieser Systeme stellt das Smartphone-basierte Check-in/Check-out Verfahren von FAIRTIQ dar, welches via App den Kauf von elektronischen Tickets ohne jegliche Vorkenntnisse ermöglicht. Diese einfache Handhabung stellt vor allem für ungeübte Nutzerinnen und Nutzer des ÖVs einen großen Vorteil dar. In diesem Zusammenhang kann ein System wie FAIRTIQ eine große Rolle spielen, um zusätzliche Nutzerinnen und Nutzer zum Umstieg auf den ÖV zu bewegen bzw. diesen erheblich zu erleichtern. Da jedoch der Nutzung von FAIRTIQ der Besitz eines eigenen Smartphones vorausgeht, werden im Vorhinein auch bereits gewisse Bevölkerungsschichten ausgeschlossen. Dies und weitere Probleme sorgen dafür, dass FAIRTIQ im jetzigen Zustand „nur“ als zusätzlicher Verkaufskanal, neben bereits bestehenden, implementiert werden kann. Für die Zukunft wird es jedenfalls noch äußerst interessant, wie weit mithilfe von FAIRTIQ beim Ticketkauf gegangen werden kann. So verrechnet das System derzeit maximal eine Tageskarte. Es stellt sich daher die Frage, ob es in Zukunft möglich sein wird, dasselbe Szenario auf Monats- bzw.

Jahreskarten anzuwenden. Im Zuge der vorliegenden Arbeit wurde der Fokus stark auf die Sicht der Nutzerinnen und Nutzer gelegt, weshalb es für zukünftige Arbeiten sicherlich interessant wäre, diesen auf die Verkehrsverbünde bzw. -unternehmen zu richten, um herauszufinden welche Aspekte aus deren Sicht für ein System wie FAIRTIQ sprechen.

8 Quellenverzeichnis 8.1 Abbildungen

GriinBlog (2011): e-Ticketing Touchpoint der DB.

https://www.flickr.com/photos/griinblog/5491187375/in/photostream/, zuletzt geprüft am 16.08.2019.

8.2 Literatur

Abts, D. (2019): Masterkurs Client/Server-Programmierung mit Java – Anwendungen entwickeln mit Standard-Technologien. Wiesbaden: Springer Vieweg, 5. Auflage. S 392.

APA (2005): Fahrschein per Handy: Neues Öffi-Ticket gibt’s ab sofort in vier weiteren Städten.

https://www.news.at/a/fahrschein-handy-neues-oeffi-ticket-staedten-106289, zuletzt geprüft am 17.08.2019.

Apple Developer (2019): Support – App Store. https://developer.apple.com/support/app-store/, zuletzt geprüft am 14.09.2019.

Apple App Store Österreich (2019): FAIRTIQ.

https://apps.apple.com/at/app/fairtiq/id1094360403, zuletzt geprüft am 20.10.2019.

Apple App Store Schweiz (2019): FAIRTIQ.

https://apps.apple.com/ch/app/fairtiq/id1094360403#?platform=iphone, zuletzt geprüft am 20.10.2019.

Apptentive (2020): Mobile App Ratings and Reviews: Where to Start and How to Win – How to improve your app’s ratings and reviews and drive the rest of your mobile business goals forward. Downloadbar unter: https://www.apptentive.com/blog/2020/02/04/mobile-app-ratings-and-reviews/, zuletzt geprüft am 11.07.2020. S. 24.

Becker, U. (2011): Verkehr und Umwelt – Zu den übergeordneten Zielen von Verkehrspolitik und der Rolle von Umweltaspekten. In: Schwedes, O. (Hrsg.): Verkehrspolitik – Eine interdisziplinäre Einführung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 1. Auflage. S.

77 - 89.

Becker, U. (2016): Grundwissen Verkehrsökologie – Grundlagen, Handlungsfelder und Maßnahmen für die Verkehrswende. München: oekom Verlag. S. 320.

BMVIT (2012): Gesamtverkehrsplan für Österreich. Wien.

https://www.bmk.gv.at/themen/verkehrsplanung/gvp/strategie.html, zuletzt geprüft am 28.06.2020.

Böhm, A.; Murtz, B.; Sommer, C. & Wermuth M. (2005): Location-based ticketing in public transport. In: Proceedings of the 8th International IEEE Conference on Intelligent

Transportation Systems. S. 837 - 840.

Transportation Systems. S. 837 - 840.