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Vom weltwirtschaftlichen Rückschlag besonders stark betroffene Schweizer Wirtschaft

2 Zur Wirtschaftslage

2.2 Vom weltwirtschaftlichen Rückschlag besonders stark betroffene Schweizer Wirtschaft

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002

US-Dollar Euro

Yen Total, exportgewichtet

Reale Wechselkursindizes des Schweizer Frankens

Entwicklung des realen Frankenkurses gegenüber den wichtigsten Währungen

Quelle: SNB

Index, Januar 1999 = 100

seco - IWWP Woche 11.-15.11.

2.2 Vom weltwirtschaftlichen Rückschlag besonders stark betroffene Schweizer Wirtschaft

Die Schweizer Wirtschaft wurde vom globalen Konjunkturabschwung stark betrof-fen, weil mit der Investitionsgüterindustrie, den Finanzdienstleistern und dem Tou-rismus gleich drei Bereiche, die in der Schweiz von überdurchschnittlicher gesamt-wirtschaftlicher Bedeutung sind, in besonderem Mass unter dem weltwirtschaftli-chen Rückschlag zu leiden hatten. Auch dürfte sich der starke Franken angesichts der herrschenden Nachfrageschwäche für verschiedene Branchen als Handicap erweisen.

Zwar schien die Wirtschaft im zweiten Quartal 2002 – nach vier aufeinanderfolgen-den Quartalen weitgehender Stagnation – wieder in Fahrt zu kommen. Erneut nach-lassende aussenwirtschaftliche Impulse und ein eigentlicher Einbruch der Ausrüs-tungsinvestitionen dürften indessen den Konjunkturzug im Herbst wieder zum Still-stand gebracht haben. Hinzu kam, dass auch der private Konsum als einzige verblie-bene Stütze von Bedeutung zunehmend an Fahrt einbüsste.

Ins Stocken geratene Erholung der Exporte

Nach Überwindung des Tiefpunkts im vierten Quartal 2001 setzten die Schweizer Güterexporte zu Beginn des Berichtsjahres zu einer Erholung an, die indessen rasch wieder an Schwung einbüsste. In den Sommermonaten stagnierten die Ausfuhren (in saisonbereinigter Betrachtung) weitgehend. Im Mittel der ersten zehn Monate, Janu-ar bis Oktober 2002, blieben sie real um 0,6 und nominell um 1,4 Prozent unter dem Stand der Vorjahresperiode. Die Exportpreise tendierten ab Jahresbeginn abwärts.

Sie lagen im Oktober um 1,4 und im bisherigen Jahresmittel um 0,9 Prozent unter dem Vorjahresstand.

1997 1998 1999 2000 2001 2002

-6 Verlauf, Mittelwert/Preis Verlauf, Wert

Quelle: OZD seco - IWWP

Güterexporte: Verlauf und Vorjahresvergleich

Verlauf monatlich, arbeitstäglich bereinigt, glatte Komponente, 1997 = 100

Verlauf, Index 1997 = 100 Veränderung gegen Vorjahresquartal, real, %

Das knapp behauptete und auf den ersten Blick noch relativ positive Gesamtergebnis verdeckt eine überaus uneinheitliche und in den meisten Branchen deutlich weniger günstige Entwicklung. Tatsächlich war die verbleibende Exportdynamik beinahe ausschliesslich auf die Auslandlieferungen der pharmazeutischen Industrie und der Feinchemie abgestützt.

Ein substanzielles Wachstum wiesen im Übrigen lediglich die Exporte medizi-nischer Apparate und Instrumente, von Vermessungsinstrumenten, Maschinen zur Nahrungsmittelverarbeitung und Kraftmaschinen als einzigen Ausnahmen im an-derweitig überaus rezessiven Investitionsgütersektor sowie die Exporte von Oberbe-kleidungen aus. Die Nahrungsmittelausfuhren vermochten ihr Vorjahresergebnis zu behaupten.

In den übrigen Exportzweigen mussten durchwegs und teils empfindliche Rück-schläge verzeichnet werden. Hielt sich die Schrumpfung der Uhrenausfuhren sowie der Lieferungen von Papier- und von Kunststofferzeugnissen in engem Rahmen, so waren praktisch im gesamten Metall- sowie im Textilsektor kräftige Rückschläge zu verzeichnen. Besonders schwierig erscheint die Lage in der Maschinen- und Appa-rateindustrie: Sowohl im Maschinenbau als auch in der Elektroindustrie erreichten die Exportrückgänge – abgesehen von den wenigen erwähnten Ausnahmen – zumeist zweistellige Raten. Angesichts der anhaltenden weltweiten Rezession der Ausrüstungsinvestitionen vermag dieses Resultat kaum zu überraschen.

-15.6 Branchenexporte in den Jahren 2001 und 2002 (Januar - Oktober)

Nominelle Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in % (in Klammern: Exportanteil 2001 in %)

Quelle: OZD seco - IWWP

Entsprechend dem heterogenen Bild der internationalen Konjunktur ist die Ent-wicklung der Exporte nach den wichtigsten Absatzregionen überaus uneinheitlich geworden. Sie hat sich innert Jahresfrist jedoch fast ausnahmslos markant ver-schlechtert.

Bei länderweise sehr unterschiedlichem Verlauf blieb der Rückgang der Exporte nach den EU-Staaten insgesamt moderat. Deutliche Rückschläge der Ausfuhren nach Deutschland, Grossbritannien sowie den skandinavischen Ländern wurden zu-mindest teilweise ausgeglichen durch leichte Steigerungen der Lieferungen nach Frankreich, Italien und Spanien sowie durch ein recht kräftiges Wachstum der Exporte nach Belgien und Österreich. Der Absatz in den mitteleuropäischen Reformländern vermochte sich auf dem Vorjahresniveau zu halten.

13.9

Quelle: OZD seco - IWWP

Exporte nach Regionen in den Jahren 2001 und 2002 (Januar - Oktober) Nominelle Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in % (in Klammern: Exportanteil 2001 in %)

Unter den wichtigsten überseeischen Destinationen sind kräftige Rückschläge der Exporte nach Japan und vor allem nach Lateinamerika, hingegen ein verlangsamter, nur noch sehr bescheidener Rückgang der Ausfuhren nach den konjunkturell füh-renden Wirtschaftsräumen der USA und der asiatischen Schwellenländer zu ver-zeichnen. Das bereits im Vorjahr sehr kräftige Wachstum der Lieferungen nach den von höheren Öleinnahmen profitierenden OPEC-Staaten beschleunigte sich noch leicht. Eine nicht minder kräftige Stütze unserer Exportkonjunktur sind gegenwärtig die Verkäufe in der GUS, in der VR China und in der Türkei. Mit einem Exportan-teil von insgesamt 3,6 Prozent übertrifft der Absatz in diesen drei Ländern bereits jenen in der OPEC und hat denjenigen im Nachbarland Österreich erreicht.

Markanter, breit abgestützter Rückgang der Importe

Die anhaltend schwache Exportkonjunktur und eine ausgeprägte Schwäche auch in Bereichen der inländischen Nachfrage mit hohem Importanteil spiegelt sich zuneh-mend deutlich in der Entwicklung der Einfuhren.

Nach einer anfänglich kurzen Erholung tendieren die Schweizer Güterimporte seit dem zweiten Quartal des Berichtsjahres (in saisonbereinigter Betrachtung) wieder deutlich rückläufig. Im Mittel der ersten zehn Monate 2002 blieb die Wareneinfuhr real um 2,7 und nominell um 6,1 Prozent unter dem Stand der Vorjahresperiode. Die Importpreise tendieren seit Frühjahr 2001 stetig leicht abwärts. Sie lagen im Sep-tember um 1,0 und im bisherigen Jahresmittel um 3,5 Prozent unter dem Vorjahres-stand.

1997 1998 1999 2000 2001 2002

-10

Verlauf monatlich, arbeitstäglich bereinigt, glatte Komponente, 1997 = 100

Verlauf, Index 1997 = 100 Veränderung gegen Vorjahresquartal, real, %

Quelle: OZD seco - IWWP

Der Importrückgang erstreckt sich breit auf die wichtigsten Branchen und Sektoren der Wirtschaft. Die Vorleistungsimporte litten unter der anhaltend schwachen Export- und Industriekonjunktur. Die Einfuhren industrieller Halbfabrikate und Zwischenprodukte schrumpften fast ausnahmslos. Der Einbruch der Ausrüstungsin-vestitionen spiegelt sich in kräftig verringerten Investitionsgütereinfuhren. Bei den meisten Maschinenkategorien wie auch bei den Nutzfahrzeugen waren zweistellige nominelle Rückgänge zu verzeich-nen. Wesentliche Ausnahmen bildeten lediglich

das Gesundheitswesen (wachsende Beschaffung von Spital- und Praxiseinrichtun-gen) und knapp gehaltene Einfuhren baunaher Ausrüstungen. Der Rückgang des Werts der Energieträgereinfuhren war den gegenüber dem Vorjahr deutlich niedrige-ren Preisen zuzuschreiben.

(Bijouterie, Schmuck) (1.5) (Personenautomobile) (6.5) (Arzneiwaren) (10.7) Konsumgüter (39.8) (Nutzfahrzeuge) (3.3) (Maschinen, Apparate) (22.8) Investitionsgüter (28.0) Importe nach Verwendung 2001 und 2002 (Januar - Oktober)

Nominelle Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in % (in Klammern: Importanteil 2001 in %)

Quelle: OZD seco - IWWP

Dass die Konsumgüterimporte insgesamt nicht ebenfalls schrumpften, ist vor allem auf anhaltend kräftig wachsende Aufwendungen für importierte Arzneimittel sowie gleichfalls deutlich höhere Ausgaben für die Einfuhr von Bijouterie, Schmuck und Juwelierwaren zurückzuführen. Abgesehen davon waren die Einfuhren nicht dauer-hafter und vor allem jene der dauerhaften Konsumgüter ebenfalls deutlich rückläu-fig. Parallel zum Rückgang der Immatrikulationen von Neufahrzeugen (Jan. – Okt.:

–6,8 %) nahmen auch die Personenwagenimporte deutlich ab.

Spuren des globalen Abschwungs in den aussenwirtschaftlichen Bilanzen Der weltwirtschaftliche Abschwung hinterliess deutliche Spuren in den aussen-wirtschaftlichen Bilanzen der Schweiz. Der Überschuss der Ertragsbilanz brach im Jahr 2001 gegenüber dem Rekordergebnis des Vorjahres um rund 18 Milliarden auf noch 34 Milliarden Franken ein. Das Defizit der Handelsbilanz fiel nur unwesentlich höher aus. Dem standen zum einen deutliche Einbussen im Dienstleistungshandel gegenüber, insbesondere niedrigere Nettoeinnahmen aus dem Fremdenverkehr, den Versicherungsdienstleistungen sowie den Kommissionseinnahmen der Banken. Zum andern führten insbesondere geringere Erträge aus den Direktinvestitionen im Aus-land als Folge rückläufiger Gewinne auf AusAus-landbeteiligungen zu einer Abnahme der Netto-Kapitalerträge um 14 Milliarden Franken.

Im Berichtsjahr dürfte der Überschuss der Ertragsbilanz wieder steigen. Dies vor allem als Folge einer markanten Aktivierung der Handelsbilanz. Die in der Vorjah-resperiode weitgehend ausgeglichene Bilanz im eng gefassten Sinn (ohne Handel mit Edelmetallen, Edel- und Schmucksteinen u. dgl.) wies in den ersten zehn Monaten 2002 einen Überschuss von 5,5 Milliarden Franken aus. Die Gesamtbilanz verbesserte sich sogar um 9,4 Milliarden Franken; dies u.a., weil das

Vorjahreser-gebnis im Gesamthandel durch umfangreiche Edelmetallimporte (Palladium zu in-dustriellen Zwecken) belastet war.

13.0 15.1 15.2 18.9 21.6 25.6 24.2

19.0 19.2

1990 1992 1995 1997 1999 2000 2001

Warenverkehr Dienstleistungen Arbeitseinkommen Kapitaleinkommen Übertragungen Ertragsbilanz

Quelle: SNB seco - IWWP

Die Ertragsbilanz der Schweiz, 1990 bis 2001 Salden der wichtigsten Komponenten in Mrd. Franken

Der Dienstleistungsverkehr war durch uneinheitliche Entwicklungen geprägt. In der Tourismuswirtschaft führte ein Rückschlag der Ausländerübernachtungen (Hotelle-rie, Jan. – Sept.: –9,7 %) zu deutlichen Einbussen in den Fremdenverkehrseinkom-men. Mit Blick auf die Börsenentwicklung konnten sich auch die Kommissionsein-nahmen der Banken noch kaum erholen. Hingegen führten verbreitete Prämienan-passungen zu deutlich höheren Nettoeinnahmen aus den Versicherungsleistungen.

Die Kapitalertragsbilanz wird sich im Berichtsjahr noch wenig verändern: Leicht höhere Erträge aus den Direktinvestitionen werden durch zinsbedingt niedrigere Einkommen aus Portfolioinvestitionen ausgeglichen.

2.3 Nach langsamer Erholung im 2003 erst 2004