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VIEL GLÜCK fOR'S NEUE JAHR DRMEDDKLÜB ER? ERLANGEN

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allden guten Gaben,dienach

dem

WunschedesAbsendersdasneue Jahr

dem

Empfän-ger der Karte bringensoll.Eswäre zu begrüßen,wenndas BlattindenHandelkäme, an reißendem Absatzwürdeesihmgewißnicht fehlen.

Ob

solcheKarten vor 1895in

Mün-chenwirklich nichtvorkamen, weißich nicht; jedenfallsmüßtesich

Simm

inden

Ruhm

derPrioritätmitHansBeatusWieland, derebenfalls bereits1895inGemeinschaft mit seinem

Hunde

FinoFreunden undBekanntenineinerhumorvollen Karteeinglückliches neues Jahr wünschte,undmitEugenKirchnerteilen,der 1895und1896prächtige ra-dierteNeujahrswünscheversandte,vondenenicheinenhier abbilde.(S.113).

InderFolgezeitsindbesondersinMünchennichtwenige solcher Neujahrsgrüße entstan-den; auchinBerlin,Leipzigundanderen deutschen Städtenhatderhübsche Brauch An-klang gefundenundwennmir auchsicherlichnureinkleiner Teilder künstlerischen Neujahrsgrüße bekanntgewordenist,diein

dem

letztenJahrzehntindieWelt hinaus-gegangen,so enthält

mei-nekleineSammlungdoch schonsovielHübsches, daßich die bemerkens-wertestenBlätterim Fol-gendemanführen

möch-te. Fastdurchweg sind dieUrheberder mirvor-liegendenKarten der Ex-librisgemeindewohl be-kannt. Einer der treu-estenAnhängerderSitte istz.B. Albert Welti.Von 1900bis 1906 versandte er alljährlich kleine Ra-dierungenin Postkarten-form,eineimmer eigen-artigererfundenals die andere. (Abb. S. 115).

Gleich seinem großen

Jahr/Insneue

kommen

mögen ohneGefahr“,lautetdieErklärung. WeltiisteinMann, deralsKünstlerseine eige-nen

Wege

geht,dernichtinirgend eineGruppeoder Richtung eingeschachteltwerdenkann.AufhohemBerge,inmitten einerDornenhecke, nurvon Tieren desWaldesbeobachtet, siehtmanihnaufder Kartefür1905anderStaffeleistehen

;

daruntersind einpaargelungeneTypenauseinemliterarisch-künstlerischenCafehause dargestellt,für dieWeltioffenbarkeinebesondere^ympathiehat,dennbedauerndsagt die Beischrift:„DasVolkderDenker undDichterwirdimmerdichter.“Auchdie ande-renNeujahrswünscheausMünchnerKünstlerkreisenenthalteneine Füllereizender Ein-fälleundgeben nebenbeieinegedrängteÜbersichtsoziemlichallergraphischen Tech-niken.DieRadierungfindet sich,wenigstens unterden mir vorliegendenBlättern, ver-hältnismäßig

am

seltensten. In ihristeinNeujahrsgruß RudolfSchiestls ausgeführt,auf

dem

Brieftaubenmit vierblättrigemKleeim SchnabelalsÜberbringer derWünschein

VIEL

GLÜCK

fOR'S

NEUE JAHR DRMEDDKLÜB

ER?

ERLANGEN.

Oskar Blümel

Landsmannßocklin be-wegtsichWeltis Phanta-sie gern in einerWelt,

wo

Riesen und andere Fabelweseninmitten ei-ner gewaltigen Gebirgs-naturhausen. Auf der Kartefür1902bildetein zottigerKerlmitSchwanz undHörnernmitseinem KörpereineBrückeüber ein tiefes Tal, die ein Stier,eineFamilieauf sei-nenRückentragend, ge-mächlich überschreitet.

Aufder Kartevon 1903 werfensichRiesen junge Mädchenwie Fangbälle zu,„dieWeiblein sinddie Freuden,die

vom

alten

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dieFerneentlassenwerden. (Abb.) AlexLiebmannhatindiesem Jahre miteiner stim-mungsvollen Landschaftsradierunggratuliert.In nächtlicherStille liegtdieHauptstraße einerkleinenStadt, dieTurmuhrzeigt12undwieeinleuchtenderKometerscheint

am Himmel

des Künstlers„PrositNeujahr1908“.(Abb.S.112.)AuchFritzVöllmy-Zürich hatseinenFreunden1897, 1898,1899prächtigeLandschaftsradierungen verehrtundC.

Th. Meyer-Baselist

dem

schönenBrauchebisindie letztenJahretreu geblieben.Auch einreizendes Weihnachtskärtchenfindetsichunter seinenArbeiten: MutterundKind, die

am

heiligenAbendnach der Dorfkirche wandern;eingeputzterTannenbaum flan-kiertander einenSeite dieliebenswürdigeDarstellung.H. Degenhardzeigtzwei

Wan-derer, diebeimMorgengrauenunter

dem

Einflußdes Sylvesterpunsches im Zickzackihrer Behausungzustreben.Imallgemeinen überwiegt aberdie farbigeLithographiedie Ra-bücherenthalten, fer-ner aufWalter Zieg-lersKartefür 1906,

wo

diePorträtsdes Künst-lers, seinerFrauund seinerTochterinder heutewiederbeliebten Silhouettenform, um-gebenvon einem far-bigen Rahmen, er-scheinen. Mit beson-derem Nachdruck

muß

fernerder Karten gedacht werden, die Neujahrs-wünschensindsiemir dieliebsten; siesind prächtigerfundenunddieLithographieistvoneinerWeichheitund von einemfarbigen Reiz,derseinesgleichen sucht. Zweisind hier abgebildet, diedrittezeigteinen Zwerg-könig,dessenZiegenwagenmiteiner FülleguterGabenbeladenist,unterdenenjeder Be-glückwünschtedieWahlhat,ober sicheinenOrden,eine Violine,einenGeldsack,eine Frau odergleichzeitigmehreresdavon aussuchenwill.Rechtoftfindet

man

einKindals

Symboldesneuen Jahres verwendet.Auf M.Liebenweins Neujahrsgrußfür1906trabtes hochzuRoßeinher,auf

dem

WalterZieglers für1908und

dem

EduardSchaffers (gezeich-netvonOtto Rückert)liegtesinderWiege, auf

dem

E.Orliksfür1899führtChronoses beiseinenersten SchrittenindieWelt

am

Gängelbande undaufder KarteF.Mocksfür 1907reichtChronos ihmdieSanduhr.SehrbeliebtistdieGegenüberstellung desalten undneuen JahresalsKind undGreisoder Greisin;dennda das JahreinNeutrumist,so sind dieKünstlerüberseinGeschlecht verschiedenerAnsicht.Bei RudolfSchiestl hält dierung. So haben

ErnstKreidolf, Hans Volkert,

Max

Lieben-wein,O. Blümel, Ig-natiusTaschner,

sichdesvonihm er-fundenen Druckver-fahrens.Der

Raum

ge-stattetnicht, aufalle diese Karten näher einzugehen. Hinwei-sen möchteich aber aufdieArbeiten Ernst Kreidolfs, die mär-chenhafte Szenen in der Artseiner

Bilder-öi-m

Oskar Blümel

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dasscheidende JahralsaltesMütterchen das

kommende

auf

dem Arm

undaufTaschners prächtigem„GlückwunschzurJahreswende“ hockt das neuejahr auf

dem

Kopfdesalten, das durcheinenwürdigen Greisvertretenwird.

AuchAloisKolb,Leipzig, hatinseinemköstlichenNeujahrsblattdasneuejahrals Kna-bendargestellt,dervonChronosaufden Schultern getragenwird.NurWalterZiegler begiebt sich insTierreichundläßtdasneuejahralsseltsamesKüchlein aus

dem

Ei krie-chen.BrunoHerouxdagegen, derseit1904alljährlichseinen„Gönnern undFreunden“

zum

JahreswechseleineRadierung widmet, denktsichdas

kommende

Jahralsein hüb-schesundfröhlichesjungesMädchen,das blumenbekränzt aus

dem

Dunkelemporsteigt und nach

dem

Erwachen

vom

langenSchlafe die Glie-derrecktoderdasvon Chro-nos derWeltenthülltoder aufeinemBoote an das Ge-stade derMenschen geru-dert wird. Inglücklichen StundenhatHerouxdiese ganz prächtigenGabender Freundschaft geschaffen.

Sie sind voll heitrerAnmut,

freiundklarin der

Kom-position,anscheinendleicht und mühelos hingeworfen unddabeiinallen Einzel-heiten voneinerso minu-tiösen Durchbildung, wie sie nur einem glänzenden Technikergelingenkonnte.

Berlin hatverhältnismäßig noch nichtviel künstleri-sche Neujahrskarten auf-zuweisen. Ad. M. Hilde-brandt hat einige heraldi-scheBlätter gefertigt, von

.HERNUHOERFUNDEN MIT UUOHtNGLÜCKWÜNSCHEN ZUM NnrJAHR 1900 «.WIDME]VON

ß.HEROUX

denen das unseres verstor-benen Ehrenmitgliedes, des Grafen zu Leiningen -Wes-terburg,hier abgebildetist, E.Döplerd. J. einkleines Mädchen im Schwarzwäl-derkostüm miteinem Blu-menstraußfürden General v.Prittwitz,Paul Voigt meh-rereKartenfürdas Reichs-postamt,deruns sofrüh ent-rissene OttoEckmanndas Wunschblatt des

Geheim-rat Uhles, Eduard Liesen mehrereBlätterinkräftiger Holzschnittmanier,von de-nen dasfür1899hier wie-dergegebenist.Fernersind zunennenM.E. Lilien,der eineFortunaodersonstige Göttindarstellt,dieinihrem Korbemancherleigute Ga-ben bringt (Abb.), Georg Wagner,dessenhumorvolle Kartevon 1908 besonders BrunoHeroux

inderfarbigenFassungvontrefflicherWirkungist(Abb.),CarlZander, unter dessen ge-schmackvollen Kartendiemiteinem krähenden

Hahn

unddiemiteinemfröhlichen Bac-chantenzügewohldie besten sind,undlastnotleastAnna vonWahl, deren Weihnachts-wunschfür1899einvorzüglichesBeispiel für dieliebenswürdige,inbestem Sinne weib-licheArtder Künstlerinist.Ausden anderen deutschen Städtenliegtmirleidernurwenig vor,und,wasmir besonders bedauerlichist,garnichtsaus Düsseldorf,

wo

gewiß man-cherleientstandenist.InStraßburghatsichDr. Forrernichtnurliterarisch

um

die künst-lerischeWiedergeburt der Glückwunschkarte bemüht, sonderner hatauchselbstmit be-achtenswertem dekorativen GeschickeineReihevon KartenimStiledes14.und15. Jahr-hundertsgezeichnet.Andere,gleichfallsinaltertümlicherManier,hatLeoSchnugfürihn

119

undfür sich selbstgefertigt.HeraldischeBlätterrührenvouLorenz Rheude undO. Roick her. Nigg,derjetztinMagdeburgtätigist,hat fürA.undM. von Böhneinesehrhübsche GratulationskarteZurjahrhundertwendegeschaffen.AusMagdeburg stammenzwei effekt-volleWünscheder geschicktenPlakatistenBeyer-PreußerundGlasemann,ein lustiger St.Lukas, der

dem

Beschauerzutrinkt,undeine verschleierteFrauZeit:Bringe das Glück, BannedasLeid,VerschleierteZeit!FürunserMitgliedDr.R. E.Schmidthatder Ver-fertigerseines Exlibris,M.Bernuth, aucheine kraftvolleGlückwunschradierung aus-geführt,diedasBildnisdes Versenderszeigt.Aus Wienliegenmir nurdreireizende ra-dierteKärtchenvon AntonKaiservor.Wieauf

dem

für1902einkleinesMädchenmit zwei Blumentöpfen auf den Beschauerzukommt,so präsentiert auf

dem

in Farbenholz-schnitt ausgeführten

Neu-jahrswunschevonA.Peter fürOtto Bertschi-Rieseein Mädchengratulierendeinen Blumenstrauß. Ein graziö-sesBlättchenim Rokokoge-schmack schufBayrosfür unser Mitglied Straßer in Salzburg (Lichtdruck).

AuchinFrankreichhatdie individuelle Glückwunsch-kartemancheAnhänger. Zu-mal der bekannte „Biblio-philosophe“OktaveUzanne hatim Laufe der Jahreeine Serie charmanter Blätter von PaulAvril,L.Lebegue, Thiriet, A.Giraldon u.a.

hersteilenlassen und von GeorgesAuriolliegenmir zwei Kartenvor, die den vornehmen Stilismus und den feinenFarbensinn des

Künstlersprächtigzur Gel-tungbringen. Aus Belgien

istmir nureineKarte für 1907inVernis-mouvon A. Rassenfosse bekannt.In Englandhatdiepersönliche Glückwunschkarteschonin den achtzigerjahren des vo-rigenJahrhundertsEingang gefunden;eineReihe hüb-scher Blättervon Ch.J. Wat-son, E.Slocombe,A. East, C.M.Gere,E.H.New, Sid-ney Heathu.a.istdort ent-standen.Hierwaraberdie käuflicheWunschkarteder individuellenlange voran-gegangen.SeitHorsley 1846 eine„Christmascard“in ei-nerder ArtLudwigRichters verwandten Auffassung ge-zeichnet hatte, hatten die englischen Kunstanstalten BrunoHeroux

enorme

Summen

fürEntwürfekünstlerischerKarten aufgewendet,unddie

Namen

Kate Greenaways,Walter Cranes,H. Stacy Marks,

W.

T.Baxters undanderer bekannter Künstlerbegegnen unsaufzahlreichenSerien.Vieledieser Blätter hatGleesonWhite

ineinerSondernummerdes Studioabgebildet (1894); beiden meisten Darstellungen vermißtman, wiebeimenglischenExlibris,jedeBeziehung zu

dem Zweck

derKarte.

DasgiltauchvonderMehrzahl der heutigen Christmas-Cards,dieinkünstlerischer Be-ziehungihrenRangnichtganzgewahrt haben.Sie sollenjetztübrigens

zum

großenTeile inunseremVaterlande gezeichnetundgedruckt werden.

InDeutschlandhat

man

erst vielspäterangefangen,sich für diekünstlerischeVeredelung derWunschkartenzuinteressieren.Alsder Karlsruher KünstlerbundEndeder neun-zigerJahre des vorigen Jahrhunderts daranging,dieReklamekleinkunst, dasMenü,die

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Tischkarte zu reformieren,an die Stelle charak-terloserSüßlichkeit gute künstlerische Original-arbeitenzusetzen,zogerauchdie Glückwunsch-karteinden KreisseinerBestrebungen.Unterden Blättern,diederBunddamalsherausbrachte,ist der Schlagerdievon FranzHeinentworfeneund lithographierte Serie.DerKünstlerhatseine Fi-gurenindasKostümdesMittelalters gesteckt,die jungeDame,dieeineeben gebrocheneRose glück-wünschenddarreicht, diePagen,die sichmit rie-sigenBukettsrespektvollnahen.Die Farben, un-terdenenGold und Purpurvorherrschten,haben einenvornehmen undfestlichenKlang. Alle üb-rigenKartenseriensindteilsornamental,teils zei-gensienaturalistischstilisierteBlumen.Glückhat zwei Serienbeigesteuert, eine, die sichaus12 Blätt-chen mit allerliebstenBlumendekorationen zu-sammensetzt,undeine zweite,mir weniger gefal-lende, dieaussechs größeren,gleichfallsmit

Blu-men

geschmückten Kartenbesteht.

Von

Heyne RudolfSchiesti rührenvier Blättermitingoldaufweiß gedruck-ten abstrakgedruck-tenOrnamentenä la

Lemmen

undVandeVeldeher;Emil RudolfWeiß end-lichhatsieben Karten imStilevon MalereienundSchnitzereiendekoriert,wiemansie aufbäuerlichenMöbelnfindet.

AusderSteglitzerWerkstattsind drei sehrgeschmack-volleKartenvonF.H.

Ehmcke

mitSchneeglöckchen, RotdornundMistelzweigen heror-gegangen,diemerkwürdigerweiseenglische Aufschriften tragen.Vorzwei Jahrenhatsich schließlich dieHohmannscheKunstanstaltinDarmstadt

um

dieHebungder Gratula-tionskartebemüht.Sie hat einpaarhübschelithographierteLandschaftenvon Ernst Lieber-mann undornamentale KartenvonJ.V. Cissarzund

dem

kürzlichverstorbenen Josef Olbrich herausgebracht. CissarzhatinweiserBeschränkungden Meistergezeigt;so wirkenseineinGold undBlauaufdunkelgrauemGrundegedrucktenOrnamentehöchst nobel.

Keinevon diesenUnternehmungenhatmeinesWissensbisherindie Breitezu wirken vermocht.InBerlinerSchaufensternwenigstens begegnetmanden besprochenen Serienfastgarnicht.DasmaganzweierleiGründenliegen:EinmalwarendieVersuche nichtumfassend genug,

um dem

großenPublikumaufzufallen;vermutlichwäre der Er-folgeinwesentlich grösserergewesen,wennmanstattmir einem halben Dutzend oder noch weniger Seriengleichmit fünfzigodermehrunterBegleitungderentsprechenden Reklamehervorgetretenwäre. Sodannhättemansichnichtfastausschließlichauf

Blu-men

undOrnamentebeschränkendürfen.Wieinder Biedermeierzeitverlangtdas Pub-likuminseinerMehrzahl auch heuteaufseinenGlückwunschkartenvor allemhübsche Ideen,währendkünstlerischWertvollesleidervon den wenigsten gesuchtwird.Der Ge-schmackhieranwirderstdurchguteDarbietungengewecktwerdenmüssen.Istder Ge-danke derBeglückwünschunginleidlichsinnvoller,

am

bestenhumoristischerWeise

zum

Ausdruckgebracht,so wirddie künstlerischeMinderwertigkeit der Arbeitselten

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vom

Kaufeabhalten;imGegenteil, dieKarte wird regelmäßigeiner künstlerisch vor-trefflichenornamentalen oderfloralenArbeitvorgezogen werden.

An Humor

und Ge-dankeninhaltstehtaberdieGlückwunsch-Postkarte, sowenigsieauch anden Ideen-reichtum der Biedermeierwünscheherankommt, deneigentlichenGratulationskarten entschiedenvoran. Darinundinihrer Billigkeitliegtwohlvorzugsweise derGrund ihrergroßenBeliebtheit.Langegenughat esgedauert, bis dieillustriertePostkarte so-weitgesellschaftsfähiggewordenwar,daßmansiezuGratulationszweckenverwenden konnte. IhreEntwicklungsgeschichteistnichtuninteressantundbeiderBedeutung,die siegeradealsWunschkartegegenwärtigbesitzt,seies erlaubt,kurz darauf einzugehen.

ZunächsthatsiedreiJahrzehnte hindurcheinAschenbrödeldaseingeführt.ImJahre 1866 sollen die erstenBildpostkartenmitAnsichten der SchweizinLuzern ausgegebenworden sein;im

deutsch-franzö-sischen Kriege sollen KartenmitAmoretten zu GrüßenandieTruppen imFeindeslande verwen-det und imAnfang der Siebzigerjahredie ersten BerlinerAnsichtskarten vonMieslerinden Han-delgebrachtwordensein.

Das Alles ist übrigens keineswegsunbestritten, wiebei allenErfindungen kämpfen auch bei der Bildpostkarte verschie-dene Personen

um

die EhrederPriorität. Jahr-zehntehindurchwürdees

alseinegrobe Taktlosig-keitgegoltenhaben,hätte

man

einemHerrnin hö-herer gesellschaftlicher

'dikvcfa

Stellungoder gar einer

Dame

eine illustrierte Postkarte zugesendet.

Zu

Gratulationszwecken konntedieKarte natür-lich

am

allerwenigsten gebrauchtwerden,wenn

man

von den scheußli-chenrohenundobszönen Machwerkenabsieht,die leidernochimmerinder Zeit vor Weihnachten undNeujahrdie Schau-fenster der Papierge-schäfteniederenRanges erfüllen und bei deren Versendung nicht die

Schätzung der Postkartehobsicherst,alsvonihrdieaufphotographischer Grundlage beruhendenReproduktionsverfahrenBesitz ergriffenunddiestümperhaften Leistungen berufsmäßigerLithographen verdrängthatten, die bisdahindenmehralsfragwürdigen SchmuckderKartengebildet hatten.

Nachdem

sodasAussehender Bildpostkarteimmer ansprechendergeworden warundnachdemsichder Sammeleifer, vor allem der jungen Damen,ihrerbemächtigthatte,machtesie inverblüffendkurzerZeiteinewahrhaft glän-zendeKarriere. Siewurdeschnell einvielbegehrter Artikel, überflügelte selbst Post-marken undLiebigbilderinderGunstdessammelnden Publikums undkostbareAlbums wurdenzuihrerAufbewahrunghergestellt. Mit der steigenden Nachfragewuchsdas AngebotinsUngeheure. Jeder Postkartenverleger suchte derKonkurrenzdenRang ab-zulaufen,indemerganz Neuartiges,nochnichtDagewesenesbrachte.

Man

schuf

Riesen-E.M.Lilien