^Frankfurta.(Vf.,Fßarcefona
Neujahrskarte derBauerschen Gießerei, Frankfurta.M.
Beilage zur Exlibris-Zeitschrift 1908, Heft3'4.
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Gutes. DiebestenOsterkarten mitHasen, Hühnern undKinderszenensindausder SteglitzerWerkstatt hervorgegangenundhaben Belwe, Kleukensund Elfriede
Wend-landtzu Urhebern. Für das WeihnachtsfesthatRaphael KirchnermehrereKarten ge-schaffen, die farbig apartund wirksam undinden Darstellungen derheiligen drei Kö-nige, die
dem
Stern nachziehen,unddes Weihnachtsbäumchens, daseinsamin schnee-bedeckter Landschaftleuchtet, recht stimmungsvollsind,wasman
vonArbeiten des feschenundpikantenWienerZeichnerseigentlich nichterwartensollte.Fernerhat Kirch-nereineumfangreicheSerieNeujahrspostkarten herausgebracht,diehöchstflott hinge-worfenundhübsch erfundenist.DasBesteaufdem
Gebiete derGlückwunschpostkarte verdanken wir aberdem
Karlsruher Künstlerbunde.Essindzwölf Originallithographien von Hans von Volkmann,die diegroßeVielseitigkeitdes Künstlers glücklich aus-sprechen.Manchesind feierlich getragen,wie derdunkle Schwanenteich, andere idyl-lisch,wiediereizende Elfengruppe unterriesigenGlückspilzen,wieder andere derb humoristisch, wiediemehrfach auftretenden Schweinefamilien, der groteskeNegermit einemRosenstraußunddiebeidenstilisiertenGiraffen.Zum
Schlußseinoch kurzeinerGruppe von Glückwunschkartengedacht—
derjenigen mit Reklametendenz, wiesieFirmen,besonders DruckereienundSchriftgießereien, ihrenKunden,oderZeitschriften,wie dasDaheim unddie Zeitschrift fürBücherfreunde, ihrenAbonnentenübermitteln.Bisweilen handeltes sichnurum
Beilagenzugleichzeitig überreichten Kalendern, sobeiden prächtigen Glückwunschblättern gotisierenden Cha-rakters,dieF.Lange-DedekamfürdieBrühlsche DruckereiinGießenausführte. Für mehrereBrauereienhatder KarlsruherKünst- Ed.Liesenlerbund LithographieninPostkartenform her-gestellt.Typographische Kabinettstückeersten Ranges sind dieWunschkarten der Schrift-gießereiGebrüderKlingsporinOffenbach,von denendieFirma uns zweifreundlichstgestiftet hat;auchdieBauersche Gießereihatunsin
dankenswerterweiseihrereizende, ausTria-non- Schmuck und-Schrift hergestellteKarte überlassen.
Wenn
auchbisherverhältnismäßigrechtwenig künstlerischGutesunterden käuflichen Glück-wunschkarten zufindenist,sohegeichdoch fürihreZukunftdiebesten Hoffnungen.Ich rechne dabei mitdem
sehrerfreulichen Auf-schwung, den die Versendung individueller GlückwunschkartenindenletztenJahrenge-nommen
hat. Niesindmirso viele künstle-rischeWunschkarten ins Hausgeflogen,wie Neujahr1908,undhoffentlichwirdsich ihre Zahl 1909noch vermehren;esistbereits Vor-sorgegetroffen, siewürdig zu erwidern. Ich glaube,dasgute Beispiel,dasunsdieKünstlerI I1261 -
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gegeben,
muß
inkunstfreundlichenKreisenNachahmungfinden;jaichmeine,dieser Erfolgkanngarnicht ausbleiben.GewißistderKreis,derfürdie individuelle Glück-wunschkarteinBetrachtkommt,viel kleineralsder,den das Preisausschreiben zur Er-langungkünstlerischgeschmückter Besuchskarten imAugehatte;aber dafürsindauch hier dieSchwierigkeitennichtvorhanden,diederEinführung derillustrierten Besuchs-karte entgegenstehen. Hatabererstclieindividuelle künstlerischeGlückwunschkarte einegrößereGemeindegefunden, sowerdenhierdurchauchdiekäuflichen Neujahrs-wünschezweifellosingünstigem Sinnebeeinflußtwerden.Wirddoch mancher,dem
ein schönesBlattzugeschickt wird,Bedenkentragen, sichmitetwasdurchaus Mittelmäßigem zu revanchieren,unddurchdieNachfrage nachkünstlerischGutem
wirdeinwohltätiger DruckaufHändlerundFabrikanten ausgeübtwerden.Indiesem Sinnekannschonjetzt jederan der Verbesserung derGlückwunschkartenmitarbeiten, indemer beiseinen Einkäufen nachdrücklich aufdiekünstlerischeMinderwertigkeit desihmVorgelegten aufmerksammacht.Freilichwerdendievon mir vertretenen Bestrebungen auchimPublikum Gegnerfinden inallendenjenigen,dieschonseitJahrzehntenüberdieVerschwendungjammern,diein derVersendungvon Neujahrskartenliegensoll.SiezahlenliebereineAblösungssumme an irgendeine wohltätige Stiftung. Dasistbequemer, meist auchbilligerundüberdies hatmandieGenugtuung, seinen
Namen
inderZeitung zulesen.Natürlichkannman die-selbenGründe,diegegendieNeujahrskarteinsFeldgeführtwerden,soziemlichgegen alle Ausgabenanführen,die aus ideellenGründengemachtwerden undnichteinen bestimmten Nutzeffekterstreben.Überdies vergessendieFeinde derWunschkarte, daß ihreBeseitigung einen großen Industriezweig erheblich schädigen würde.Und
darum brauchen wir uns durch solchesBanausentumdieFreude andem
Schönennichtstören zulassen,dasdiePflegedesaltenBrauchesbereitshervorgebrachthatundhoffentlich inweitreicheremMaße
noch hervorbringenwird.Sowillichmitdem
hübschen Verse schließen,deneineunsererverdienstvollstenundfortschrittlichstenKunstanstalten1905 aufihreWunschkartegesetzt hat:„Kunst bringtGunst;wäreesnichtso, hätte die Schön-heitsich längst verloren,dochimmerwieder wirdsieneu geborenundimmerwieder machtsieunsfroh. DaßauchdieMißgunstnichtfehlt,wenwolltesverdrießen?Hat Hinzund Kunzgequältdes FrühlingsfröhlichesSprießen,sollesunsnichtgereuen,daß wirunsfreuen,wennsichdasAlteverjüngtundBlütenbringt.“Literatur. Gleeson White, ChristmasCards(Studio,Extranumber,
Xmas
1894),Paul Heitz,NeujahrswünschedesXV.Jahrhunderts, Straßburg1899,HansBösch,Die Vor-läuferunserer Neujahrskarten, Gartenlaube1894, R. Forrer, Alteundmoderne Neu-jahrswünscheundihre künstlerischeWiedergeburt,ZeitschriftfürBücherfreunde,III S.369(derAufsatzdesselben VerfassersinderAntiquitätenzeitung1896 Nr.17 lagmir nicht vor),W.
Scheuermann, Derdeutsche Neujahrsglückwunschim 15.Jahrhundert, StuttgarterAntiquitätenzeitung1899 Nr.1,G. Pazaurek, Neujahrskarten, Mitteilungen desNordböhmischenGewerbemuseums
XXIII, Nr.1,Derselbe, Neujahrswünsche der Empire-undBiedermeierzeit,ArchivfürBuchgewerbe1906Heft1,Derselbe, Bieder-meierwünsche,Julius Hoffmann, Stuttgart 1906,F.vonZobeltitz,Neujahrswünsche, Velhagen-Klasings Monatshefte 1900S. 505ff.,GertrudTriepel,Eingutseligjar,Vom
FelszumMeer,24.Jahrg,S.594ff. Walterv.ZurWesten.