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Versuchsteil perspektivische 3D-Darstellungen

Im Dokument Videoaufnahmen in Leitwarten: (Seite 80-83)

EKG - RMSSD

4.4.4 Versuchsteil perspektivische 3D-Darstellungen

Auch für den Versuchsteil 3D-Darstellungen zeigten die Ergebnisse ein eher ge-mischtes Bild. Hierbei zeigten sich in der subjektiven Bewertung der mentalen Bean-spruchung wie auch in sämtlichen physiologischen Maßen keine signifikanten Unter-schiede zwischen den beiden Versuchsbedingungen. Unter den weiteren subjektiven Maßen konnten lediglich für die wahrgenommene Gebrauchstauglichkeit konnten signifikante Unterschiede zwischen der perspektivischen 3D-Darstellung und 2D-Darstellung gefunden werden, wobei die Gebrauchstauglichkeit bei der 3D-Darstellung höher bewertet wurde. Als Erklärungsansatz könnte das in Kapitel 3.2.4 erwähnte Phänomen des Naiven Realismus von SMALLMAN und ST. JOHN (2005) herangezogen werden. Dieses bezeichnet laut den Autoren das Phänomen, dass realistischer wirkende Darstellungen von Nutzern tendenziell präferiert werden, ob-wohl diese nicht zu besseren Leistungen führen. Dies könnte womöglich auch Ein-fluss auf die Ergebnisse in diesem Versuchsteil gehabt haben. Für die anderen

sub-jektiven Maße ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Darstellungsmöglichkeiten. Dagegen zeigten sich bei den Leistungsmaßen signifi-kant geringere Reaktionszeiten in der Darstellungsmöglichkeit 2D. Hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass bei der Bedingung 3D die Suchobjekte durch die perspektivi-sche Darstellung zunächst sehr klein am oberen Rand des Bildschirms erschienen und erst mit der Zeit größer wurden, während die Größe der Suchobjekte in der Be-dingung 2D durch die 90°-Perspektive über den Zeitverlauf konstant war. Somit wa-ren die Suchobjekte in dieser Darstellungsmöglichkeit womöglich schneller zu entde-cken. Bei den physiologischen Parametern konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Bedingungen 2D und 3D gefunden werden. Die folgende Ta-belle gibt einen kurzen Überblick über ausgewählte signifikante Zusammenhänge.

Tab. 4.80 Zusammenfassung signifikanter Ergebnisse (perspektiovische 3D-Dar-stellung)

AV Ergebnis

subjektive Bewertung der

Gebrauchstauglichkeit χ²(3) = 4.51, p < .05 Reaktionszeit in der Hauptaufgabe χ²(1) = 18.46, p < .001

Insgesamt weisen die Ergebnisse in Bezug auf die belastungsoptimierte Arbeitsge-staltung in Leitwarten nicht eindeutig auf die bessere Eignung einer der beiden Dar-stellungsmöglichkeiten – 2D oder 3D – hin. Allgemein sind die Vor- und Nachteile von 3D- bzw. 2D-Darstellungen eng an die konkrete Aufgabe des Nutzers gebunden (DIXON et al., 2009; MCINTIRE et al., 2014). Während gerade die Vorteile perspekti-vischer 3D-Darstellungen oftmals in der schnellen und präzisen Identifikation von Objekten gesehen werden (DIXON et al., 2009), konnte dies, obwohl die Aufgabe in diesem Versuchsteil in der Identifikation und Reaktion auf bestimmte Suchobjekte bestand, nicht gezeigt werden.

5 Feldstudie

Zusammenfassend wurden bei der durchgeführten Laborstudie unter stark kontrol-lierten Bedingungen Erkenntnisse zu den verschiedenen Technologien gewonnen.

Diese erlauben im jeweils untersuchten Teilbereich detailgetreue Aussagen zu den mentalen Beanspruchungen, welche mit den verschiedenen Ausprägungen der Dar-stellungsmöglichkeiten im Kontext der Versuchsaufgaben einhergehenden. Im prak-tischen Einsatz spielt jedoch der genaue Einsatzzweck oder die Tätigkeit, für die eine Technologie oder Darstellungsmöglichkeit genutzt wird, eine mindestens ebenso große Rolle für die Auswirkungen dieser auf den Nutzer. So kann sich eine Techno-logie für die Durchführung einer Tätigkeit als sehr hilfreich erweisen, während sie bei einer anderen Tätigkeit oder Aufgabe eher hinderlich sein mag und die Arbeit unnötig erschwert. Um die in der Laborstudie gewonnenen Erkenntnisse in dieser Hinsicht zu erweitern sowie sie hinsichtlich verschiedener Nutzungszwecke verallgemeinerbarer und belastbarer zu machen, wurde nachfolgend eine Feldstudie durchgeführt. Diese gliederte sich in zwei große Bestandteile auf. Zunächst wurde im Rahmen der Feld-studie eine Reihe von Gruppen-Workshops durchgeführt. Auf diese Weise sollte ein besserer Einblick ermöglicht werden, unter welchen Tätigkeits- oder Aufgabenbedin-gungen bestimmte Technologien oder Darstellungsmöglichkeiten als geeignet oder ungeeignet eingestuft werden. Die Aussagekraft der Erkenntnisse aus der Laborstu-die, in der auf grundlegender Ebene die Auswirkungen verschiedener Darstellungs-möglichkeiten auf die mentale Beanspruchung von Leitwarten-Operateuren unter-sucht wurden, sollte so erweitert werden. Zu diesem Zweck sollten nun die Rahmen-bedingungen der Tätigkeiten, die im Hinblick auf die konkrete Belastungs- und Bean-spruchungssituation der Operateure ebenfalls eine sehr bedeutende Rolle spielen, in den Fokus gerückt werden. So konnte ein genauerer Blick auf die für die Beurteilung der Eignung von Technologien und Darstellungsmöglichkeiten geworfen werden. Als zweiter Bestandteil der Feldstudie diente schließlich eine Online-Studie. In dieser wurden die im Rahmen der Fokusgruppen extrahierten und als besonders positiv bzw. besonders negativ bewerteten Anwendungsfälle abschließend evaluiert. Dies diente dazu, die qualitativen Erkenntnisse aus den verschiedenen Fokusgruppen sta-tistisch abzusichern, um so quantifizierbare und auch verallgemeinerbare Ergebnisse zu erhalten. Somit konnten die im Rahmen der Laborstudie gewonnenen, eher grundlegenden Erkenntnisse, ob der Einsatz einer Technologie hinsichtlich der damit einhergehenden mentalen Beanspruchung sinnvoll erscheint, erweitert werden, um bessere Aussagen darüber treffen zu können, wie und wann der Einsatz besonderen Nutzen mit sich bringen kann und wo nicht. Nachfolgend werden die im Rahmen der Feldstudie durchgeführten Arbeiten detailliert dargelegt. Zunächst wird näher auf die Fokusgruppen, also die Gruppen-Workshops, in denen gemeinsam mit Leitwarten-Personal verschiedene positive als auch negative Anwendungsfälle erarbeitet wur-den, eingegangen. Anschließend wird die auf den Ergebnissen aufbauende Online-Studie näher thematisiert. Bei beiden Punkten werden sowohl die genutzte Methodik als auch die gewonnenen Ergebnisse genau beschrieben.

6 Fokusgruppen

Fokusgruppen bezeichnen allgemein Gruppendiskussionen, bei denen eine kleine Gruppe von Teilnehmenden ein vorgegebenes Thema diskutiert (MORGAN, 1997).

Diese können in vielen verschiedenen Kontexten und zu vielen Zwecken eingesetzt werden, etwa der qualitativen Sozialforschung oder der Marktforschung. Oft werden diese insbesondere in der Produktentwicklung oder Usability-Forschung genutzt, um Ideen zu sammeln sowie Anforderungen zu identifizieren (HOLLEIS, 2009). Im Rah-men dieses Forschungsprojektes wurden Fokusgruppen durchgeführt, um Erkennt-nisse darüber zu gewinnen, für welche Aufgaben und Tätigkeiten die Nutzung neuer Technologien und bestimmter bildlicher Darstellungsmöglichkeiten besonders vor-teilhaft angesehen werden und in welchen Fällen sie eher ungeeignet erscheinen.

Dazu wurden im Rahmen einer moderierten Gruppendiskussion durch die Teilneh-menden Ideen generiert, welche anschließend gesammelt und im Gruppenkontext diskutiert wurden.

Im Folgenden soll zunächst näher auf die Methodik bei der Durchführung der Fokus-gruppen eingegangen werden. Dabei wird zunächst beschrieben, welche Leitwarten für die Durchführung der Fokusgruppen ausgewählt wurden. Anschließend soll auf die Stichprobe der Teilnehmenden näher eingegangen bevor der Ablauf und die Durchführung der Fokusgruppen beschrieben werden. Nachfolgend werden die Er-gebnisse der Fokusgruppen berichtet.

6.1 Methode

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