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3. Tiere, Material und Methode

3.4 Versuchsaufbau im Jahr 2000

3.4.1 Überblick über den Versuchsverlauf

Für das zweite Versuchsjahr wurde zum einen die Software des Automaten verändert. Der Automat wurde dann mit zwei Personalcomputern vernetzt. Auf beiden Computern lief je ein Datenerfassungsprogramm.

Ein Teil der Lämmer (n=27) wurde in Hannover geboren, um die Überwachung zu vereinfachen. Die übrigen Lämmer wurden wie im Jahr 1999 im Stall der Ursprungsherde (Schneverdingen) geboren.

Im Versuch wurden drei Tränkeregime vergleichend angewandt. Die Lämmer wurden dafür in die Gruppen A, B und C aufgeteilt. (Zusätzlich wurden 9 Ziegen unter den gleichen Bedingungen wie die Gruppe C aufgezogen.)

Zunächst wurden alle Tiere in einer der drei Gruppen (A, B oder C) getränkt. Mit dem Überschreiten eines Lebendgewichtes von 12 kg wurden die Heidschnuckenlämmer in zwei Gruppen E und F aufgeteilt und vom Milchaustauscher abgesetzt. Die Gruppe E wurde über einen Zeitraum von 14 Tagen langsam entwöhnt, während die Tiere der Gruppe F abrupt abgesetzt wurden. Die Fütterung aller abgesetzten Tiere erfolgte wieder nach einem gemeinsamen Fütterungsplan.

Neben den Daten, die über die Datenerfassungsprogramme festgehalten wurden, dokumentierte man die Lebensfrische der Tiere post natum, den Gewichtsverlauf und den Gesundheitsstatus.

3.4.2 Beurteilung der Lebensfrische

Im Versuchsjahr 2000 wurde die Lebensfrische der neugeborenen Lämmer mittels eines Punkte-Schemas bewertet. Als Anhalt für die Modifikationen diente ein vergleichbares Schema bei WERNING (1993). Die Beurteilung der Lebensfrische wurde zwischen 30 und 45 Minuten post natum durchgeführt um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten. Auf eine Beurteilung unmittelbar nach der Geburt wurde, im Hinblick auf Mehrlingsgeburten, die ebenfalls nur durch einen Helfer überwacht wurden, verzichtet. Für die Beurteilung wurde den in Abbildung 3.9. aufgeführten Kriterien Punkte zugeordnet. Diese wurden zu einem Wert aufsummiert. Im Zeitraum der Beurteilung und somit vor der ersten Nahrungsaufnahme wurden die Lämmer gewogen, um gegebenenfalls das Gewicht in dem Bewertungspunkt

„Reife“ berücksichtigen zu können.

Abb. 3.9 : Schema zur Beurteilung der Lebensfrische (modifiziert nach WERNING, 1993)

-2 -1 0 1 2

Reife hgr. unreif ggr. unreif reif

Aufstehen nein mit Hilfe ja

Reflexe fehlen undeutlich auslösbar

Anteilnahme nein gering aufmerksam

Schleimhaut zyanotisch porzellan blassrosa rosa

Saugverhalten Reflex fehlt trinkt verhalten trinkt zügig

Atmung Apnoe Dyspnoe Arrhythmie Normopnoe

3.4.3 Blutentnahme, Aufbereitung der Proben und Bestimmung der Plasmawerte von γGT, ASAT und Creatinin

Bei allen Lämmern, die in der Tierärztlichen Hochschule im Versuchsjahr 2000 geboren wurden, und bei einigen Heidschnuckenlämmern, die bei der Mutter verblieben waren, erfolgte post natum eine Blutentnahme. Das Blut wurde aus der gestauten Vena jugularis entnommen. Dabei wurden V2A-Einmalkanülen (1,1 x 25 mm, Braun, Melsungen) und Lithium-Heparin-Monovetten (9 ml, Fa. Sarstedt, Nürnbrecht) verwendet. Für die

Blutentnahme wurde die Entnahmestelle geschoren und mit Alkohol gereinigt. Das gewonnene Blut (3 ml) wurde sofort mit einem Reflotron (Fa. Boehringer, Mannheim) untersucht und anschließend 10 Minuten bei 5000 U / min zentrifugiert. Die Plasmafraktion wurde abpipettiert und in Reaktionsgefäßen (39 x 10 mm, Fa. Sarstedt, Nürnbrecht) bei –20°

C konserviert. Später wurden die mit dem Reflotron bestimmten γGT und ASAT-Werte im Labor der Klinik für kleine Klauentiere der Tierärztlichen Hochschule Hannover als Kontrolle (Nasschemie) erneut bestimmt.

Die Blutentnahme erfolgte 2 Stunden post natum bei Tieren, die bis dahin keine Nahrung aufgenommen hatten, sowie bei Lämmern, die bei der Mutter blieben. Dabei wurde die Aufnahme von maternalem Kolostrum durch Beobachtung kontrolliert.

3.4.4 Verteilung der Heidschnuckenlämmer auf die Fütterungsgruppen A, B und C

Die Lämmer wurden zeitlich fortlaufend auf die drei Fütterungsgruppen verteilt, um den jahreszeitlichen Einfluss des Geburtstermins für alle Gruppen gleich zu gestalten. Dabei wurden in allen Gruppen im gleichen Verhältnis Rinderkolostrum bzw. Kolostrumersatz verabreicht. Zusätzlich wurde angestrebt, die unabhängigen Merkmale Geschlecht und Wurfgröße ebenfalls möglichst homogen auf die Gruppen zu verteilen. Durch die aufgetretenen Verluste wurden die Merkmalsprofile der Gruppen nachträglich beeinflusst.

Die Merkmalsprofile der 3 Gruppen sind in der Abbildung 3.10 dargestellt.

Abb. 3.10: Merkmalsprofil der Fütterungsgruppen A, B und C nach Abzug der Verluste Grp./Anzahl Tiere Mutterlämmer Mehrlinge Kolostrumersatz Verluste

Gruppe A 29 15 9 7 2

Gruppe B 29 12 7 9 3

Gruppe C 27 17 12 8 2

3.4.5 Ziegenlämmer im Versuch

Im Versuchsjahr 2000 wurden in der Klinik für kleine Klauentiere neun Ziegenlämmer von Müttern geboren, die an Capriner Arthritis Enzephalitis erkrankt waren. Bei den Ziegenlämmern handelte es sich um Kreuzungen zwischen den Rassen Deutsche Weiße Edelziege und Toggenburger Ziegen. Diese Ziegenlämmer wurden im Rahmen des Versuches ebenfalls mutterlos aufgezogen. Dabei wurden die gleichen Versuchsbedingungen wie bei den Schaflämmern eingehalten. Alleine beim Absetzen der Ziegenlämmer vom Tränkeautomaten

wurde eine Unterscheidung getroffen. Da das zu erwartende Endgewicht der Ziegen unter dem der Heidschnucken lag, wurden die Ziegen mit einem geringeren Lebendgewicht vom Tränkeautomaten abgesetzt. In Abbildung 3.11 ist das Merkmalsprofil der Gruppe „Ziegen“

dargestellt. Die Ziegenlämmer wurden mit dem Fütterungsregime der Gruppe C getränkt.

Abb. 3.11: Merkmalsprofil der Gruppe „Ziegen“

Grp./Anzahl Tiere Weiblich Mehrlinge Kolostrumersatz Verluste

Ziegen 9 6 9 4 0

3.4.6 Rahmenbedingungen der Fütterung im Versuchsjahr 2000 bis zum Erreichen des Absetzgewichts

Die Lämmer wurden in drei Gruppen (A, B, C) aufgeteilt. Alle Gruppen wurden mit einem Tränkeautomaten Stand Alone II (Förster-Technik, Engen) getränkt. Wasser, Milchaustauscher und Konzentration (200g / l) sowie die technischen Vorgaben (Pumpensteuerung etc.) durch den Automaten und die Tränkestände waren für alle Gruppen gleich. Die Lämmer erhielten Wasser ad libitum, sowie Kraftfutter und Heu ab der zweiten Lebenswoche ad libitum.

Alle Tiere konnten die Tränkestände jederzeit betreten. In der Zeit von 1°° bis 24°° Uhr konnte Milchaustauschertränke abgerufen werden. In der Zeit zwischen 24°° und 1°°

berechnete der Automat die endgültigen Daten des Tages. Innerhalb dieser Zeit konnten die Lämmer keine Tränke abrufen.

3.4.7.1 Tränkeplan der Gruppe A (ad-libitum-Gruppe)

Für die Gruppe A wurde die Fütterung mit einem ad-libitum-Automaten simuliert. Der verwendete Tränkeautomat verfügte zwar über einen ad-libitum-Modus, doch dieser arbeitete ohne Einzeltiererkennung und war daher für die Datengewinnung unbrauchbar. Der aufgestellte Tränkeplan sollte, obwohl im restriktiven Modus des Automaten, die Gegebenheiten einer ad-libitum-Fütterung möglichst authentisch simulieren. Daher wurde die maximale Tagestränkemenge (4 Liter / Tier und Tag) so gewählt, dass sie durch die Tiere nicht erreicht werden konnte. Zusätzlich wurde die maximale Abgabemenge pro Besuch im Tränkestand ebenfalls so gewählt (4 Liter / Besuch), dass die Tiere immer bis zur vollständigen Sättigung trinken konnten.

Da der Automat im restriktivem Modus die Tagestränkemenge in Intervallen über den Tag abgibt, sollte vermieden werden, dass Sperrzeiten zum Tragen kamen. Dies wurde durch Ausnutzung der maximalen Intervallanzahl (40 / Tag) umgesetzt. Zusätzlich wurde die Mindestansparmenge, bei der einem Tier ein Anrecht eingeräumt wird, auf den Minimalwert gestellt. Mit einer minimalen Mindestanrechtmenge von 100 ml wurde zusätzlich die Wahrscheinlichkeit verringert, dass ein Tier einmal kein Anrecht haben würde. Bis zum Überschreiten von 12 kg Körpergewicht wurden diese Bedingungen für die Gruppe A beibehalten. Die wesentlichen Merkmale des Tränkeplans der Gruppe A sind in Abbildung 3.12 dargestellt.

Abb. 3.12: Wesentliche Merkmale der Tränkepläne der Gruppen A, B und C

Grp./Merkmal Max. Tagesmenge Max.Menge/Besuch Mindestanrecht Intervalle

A 4 Liter 4 Liter 100 ml 40

B 4 Liter 0,1 - 1,0 Liter 100 ml 40

C 0,5 - 2,5 Liter 0,1 - 1,0 Liter 100 ml 20

3.4.7.2 Tränkeplan der Gruppe B (Βeschränkte ad-libitum-Gruppe)

Die Gruppe B erhielt ebenfalls eine ad-libitum-Fütterung, mit nur einem Unterschied: die Abfragemenge pro Besuch wurde beschränkt. Die mögliche Tagesmaximalmenge (4 Liter / Tier und Tag) wurde wieder so hoch gewählt, dass sie nicht erreicht werden konnte. Durch eine maximale Intervallanzahl (40 / Tag) und minimale Ansparmengen und Mindestanrechtsmengen wurde erreicht, dass die Tiere praktisch immer Anrecht hatten. Der entscheidende Unterschied zur Gruppe A bestand in der pro Besuch vorgegebenen Maximalmenge. Zum Erreichen einer vergleichbaren Tagesgesamtmenge benötigte ein Tier der Gruppe B mehr Besuche als ein Tier der Gruppe A. Die Maximalmenge pro Besuch wurde dabei über vier Tränkephasen dem Alter der Tiere angepasst. Die gleichen Maximalwerte pro Besuch wurden auch für die Gruppe C verwendet. Die Phasen und die jeweiligen Maximalmengen für die Gruppen B und C sind in Abbildung 3.13 dargestellt. Die wesentlichen Merkmale des eigentlichen Tränkeplans der Gruppe B wurden bereits in Abbildung 3.12 dargestellt.

Abb. 3.13: Maximalmengen pro Besuch und die entsprechenden Phasen der Gruppe B und Gruppe C

Tränkephase Dauer in Tagen Maximalmenge pro Besuch

1 3 0,1 Liter

2 5 0,3 Liter

3 14 0,5 Liter

4 40 1,0 Liter

3.4.7.3 Tränkeplan der Gruppe C (Restriktive Gruppe und Ziegen)

Die Gruppe C wurde restriktiv getränkt. Dabei wurden die Tagesgesamtmenge und die Maximalmenge pro Abfrage in vier Tränkephasen dem Alter der Tiere angepasst. Da für diese Gruppe Sperrzeiten zulässig waren, wurde die Anzahl der Intervalle (20) niedriger gewählt als die der Gruppen A und B.

Für die Gruppe C wurde somit das gleiche Tränkeregime der im Vorversuch per Automat getränkten Lämmer (Gruppe „Auto“) verwendet. Die vier Phasen des Tränkeregimes, ihre jeweilige Dauer und der Anstieg der Tränkemenge in den Phasen sind in Abbildung 3.14 dargestellt.

Abb. 3.14: Maximale Tagesmengen und Dauer der Phasen des Tränkeplans der Gruppe C

Phase Dauer in Tagen Maximale Tagesmenge

1 3 0,5 - 0,8 Liter

2 5 0,8 - 1,2 Liter

3 14 1,2 - 1,5 Liter

4 40 1,5 - 2,5 Liter

3.4.7.4 Tränkeplan der Gruppe E (Entwöhnungsgruppe)

In die Gruppe E wurden mit Ausnahme von 12 Heidschnuckenlämmern, die ad hoc abgesetzt wurden, alle diejenigen Schaf- und Ziegenlämmer umgestallt, die ein Körpergewicht von 12 kg überschritten hatten. Die Lämmer sollten in einem angemessenen Zeitraum von der Milchaustauschertränke entwöhnt und an die Aufnahme von Heu, Kraftfutter und Wasser gewöhnt werden. Dafür wurde die maximale Tagesmenge über zwei Wochen von 2 Liter am ersten Tag auf 0 Liter am 14. Tag herunter gefahren. Die Tagestränkemenge wurde auf drei Intervalle am Tag verteilt.

3.4.8 Messung des Körpergewichts

Die ursprünglich vorgesehene Wiegung der Lämmer mit automatischen Halbwaagen in den Tränkeständen war technisch nicht durchführbar. Die Schnittstellen des Tränkeautomaten waren durch den Einsatz der Programme Kalbmanager und Institut belegt, sodass maximal eine automatische Halbwaage angeschlossen werden konnte. Da lediglich eine Waage in einem der vier Tränkestände unzureichende Ergebnissen geliefert hätte, wurden die Lämmer per Hand gewogen. Dafür wurden zwei Waagen verwendet. Bis zu einem Körpergewicht von 12 kg kam eine elektronische Tischwaage zum Einsatz, die bis zu einem Gewicht von 15 kg eine Genauigkeit von 0,005 kg aufwies. Ab einem Körpergewicht von 12 kg wurden die Tiere in einer Stand-Viehwaage mit einer Genauigkeit von 0,1 kg gewogen.

Dabei wurden die Tiere bis zur 3. Lebenswoche in genauer Abhängigkeit vom Geburtstermin gewogen. Danach wurden die Wiegungen wöchentlich um bis zu zwei Tage verschoben, um alle Tiere immer am gleichen Wochentag wiegen zu können. Das tägliche Heraussuchen der fraglichen Lämmer aus 100 Tieren hätte neben einem erheblichen Zeit- und Arbeitsaufwand auch eine regelmäßige Unterbrechung des Tränkeabrufs dargestellt.

Zusätzlich zu den regelmäßigen Wiegungen aller Tiere in den ersten sieben Tagen und zusätzlich zu der wöchentlichen Wiegung wurden im Rahmen des Absetzgeschehens weitere Wiegungen durchgeführt. Tiere, die bei den wöchentlichen Wiegungen nur knapp unter 12 kg lagen, wurden noch vor dem nächsten Wiegetermin gewogen. Damit sollte verhindert werden, dass diese Tiere das angestrebte Absetzgewicht (12 kg) erheblich überschritten. Alle Tiere, die in die Gruppe E umgemeldet wurden, wurden am ersten und 14. Tag des Tränkeplans gewogen, um die Gewichtsentwicklung während der Reduktion des Milchaustauschers zu dokumentieren. Alle Tiere, die abrupt abgesetzt wurden (Gruppe F) sollten aufgrund von Bedenken gegenüber diesem Verfahren besonders überwacht werden. Die Tiere wurden am ersten, dritten, fünften, siebten und 14. Tag, beginnend mit dem Tag des Absetzens, gewogen.

In Abbildung 3.15 sind die regelmäßigen Wiegetermine im Überblick dargestellt.

Abb. 3.15.: Regelmäßige Wiegetermine im Überblick

Gruppe Wiegetermine 1 Wiegetermine 2

Alle Tiere 1. - 7. Lebenstag wöchentlich ab 2. Woche Gruppe E 1. Tag in Grp. E 14. Tag in Grp. E Gruppe F 1., 3., 5., 7. Tag in Gruppe F 14. Tag in Grp. F

3.4.9 Klimamessung

Die stallklimatischen Bedingungen waren, da die Stallabteile baugleich waren und der Versuchsaufbau zeitlich parallel verlief, für alle Gruppen vergleichbar. Die Lüfter in den Abteilen wurden automatisch gesteuert. Um eventuell retrospektiv witterungsbedingte Einflüsse auf den Tränkeabruf abschätzen zu können, wurde das Stallklima im Aufzuchtstall mit einem elektronischen Temperatur- und Luftfeuchtemessgerät aufgezeichnet. Die Messungen erfolgten in einstündigen Intervallen. Verwendet wurde ein Messgerät AGENT HT1 (Humidity and Temp Recording Unit) der Fa. ROTRONIC AG, Bassersdorf, Schweiz.

Der Messfühler wurde im Liegebereich der Tiere in circa 50 cm Höhe angebracht.

3.4.10 Messung des Heu- und Kraftfutterverbrauchs

Ursprünglich war vorgesehen, den Verbrauch an Kraftfutter und Heu gruppenweise zu ermitteln. Dabei wurde zunächst der Heuverbrauch über die gegebene Menge bestimmt und der Kraftfutterverbrauch durch tägliches Wiegen der Restmenge ermittelt. Da eine tierindividuelle Zuordnung nicht möglich war, wurde ersatzweise der Gruppenverbrauch durch die Anzahl der Tiere dividiert. Durch Beobachtung des Fressverhaltens wurde aber schon nach wenigen Tagen deutlich, dass einzelne, sich schnell entwickelte Tiere durch ihre Futteraufnahme den Gruppenverbrauch maßgeblich bestimmten, während ein Großteil der Gruppe noch kein Futter aufnahm. Durch die teils erheblich divergierende körperliche Entwicklung innerhalb der Gruppen wurde das Gegenwiegen schließlich aufgegeben. Die Tiere wurden entsprechend ihres Gewichts aufgestallt, da die kleinsten Tiere in den Gruppen innerhalb der Tränkestände wiederholt von stärkeren Tieren niedergetrampelt wurden. Für die Erkennung und Auswertung am Tränkeautomaten war es ohne Bedeutung, in welches Abteil die Tiere umgestallt wurden.

3.4.11 Messung der Körpergröße

Die Tatsache, dass sich trotz der Verkleinerung der Innenmaße bis zu vier Tiere gleichzeitig im Tränkestand befanden, warf die Frage auf, welche Körpergrößenentwicklung die Tiere im Verlauf der Tränkeperiode durchlaufen. Diese Messungen sollten Anhalt geben für eine Optimierung der Tränkestände. Dabei erschienen drei Größen besonders wichtig: Die Höhe

der Maulspalte über dem Boden, um die Saugerhöhe zu ermitteln, und die Breite der Tiere, um das gleichzeitige Betreten der Stände durch zu viele Tiere zu verhindern. Weiterhin sollte über die Länge der Tiere die Tiefe der Tränkestände abgeschätzt werden.

Gemessen wurden unter der Verwendung eines handelsüblichen Zentimetermaßes die Rumpflänge auf Höhe des Buggelenks, die Höhe der Maulspalte über dem Boden bei horizotaler Stellung der Kopfachse und ferner die Breite der Brust auf Höhe des Buggelenks.

Die Tiere wurden zufällig ausgewählt und dreimal während der Tränkephase gemessen (1., 3., 5. Woche).

3.4.12 Datenaufzeichnungen mit dem Programm KALBMANAGER

Der Tränkeautomat war im Versuch über ein Datenkabel mit einem PC (486 DX40) verbunden, auf dem das Programm KALBMANAGER (Förster-Technik, Engen) installiert war. Für den Anschluss am Tränkeautomat wurde dieser mit einer neuen Schnittstellenkarte versehen und ein Fehler im Bedienteil des Automaten bei der Verbindung der Schnittstelle mit der Treiberkarte behoben. Parallel zur Installation eines neuen Betriebsystems (PTM 3.06) zu Beginn des Versuchs wurde auch die Version des KALBMANAGER aktualisiert.

Das Programm ist zum einem entsprechend seinem Namen als Managementprogramm (Tierbestand, Teminplanung, Kosten, Behandlungen) für Kälberhalter gedacht, bietet aber darüber hinaus die Möglichkeit, Tränkepläne zu gestalten und die Verwaltung der Tiere vom PC aus vorzunehmen.

Für die Auswertung wurde mit dem Programm die pro Tier und Tag abgerufene Tränkemenge und die maximale Sauggeschwindigkeit eines Tages ermittelt.

Die Tagestränkemenge ergab sich aus der Summe alle Tränkenmengen eines Tages. Der Tränkeautomat bestimmte dabei die abgerufene Menge während eines Besuches anhand der Anzahl der Pumpenumdrehung.

Die Sauggeschwindigkeit ergab sich aus der Anzahl der Pumpenumdrehungen während des Besuchs und der Abrufdauer. Dabei entsprach die Abrufdauer der Zeitspanne, in der ein Tier mit Anrecht durch Saugen einen Unterdruck am Drucksensor des Stands erzeugte. Saugte ein Tier dabei die herangepumpte Tränkemenge nicht schnell genug, stieg der Druck in der Saugleitung, und die Pumpe stoppte. Die Sauggeschwindigkeit wurde indirekt durch die

Pumpengeschwindigkeit beeinflußt. Wurde eine zu hohe Pumpengeschwindigkeit gewählt, wurde der Saugvorgang immer wieder unterbrochen.

Die Besuche mit und ohne Anrecht auf Tränke wurden für jedes Tier pro Tag aufgezeichnet.

Jedesmal wenn ein Tier bzw. dessen Transponder in einem Tränkestand erkannt wurde, wurde der Besuch fortlaufend für den Tag gezählt. Dabei erfolgte eine Unterscheidung bezüglich des aktuellen Tränkeanrechts. Der Zusatz „mit Anrecht“ sagte dabei nichts darüber aus, ob das Tier das Anrecht auch genutzt und Tränke abgerufen hatte.

Um die Daten zu sichern, wurden die entsprechenden Einträge täglich ausgedruckt und Sicherungskopien auf 3, 5“ Disketten erstellt.

3.4.13 Messung mit dem Programm INSTITUT

Über ein Datenkabel war der Tränkeautomat mit einem PC (386 SX 33) verbunden, auf dem das Programm Institut (Förster-Technik, Engen) installiert war. Für die Verbindung musste der Tränkeautomat mit einer zusätzlichen Schnittstellenkarte versehen werde.

Das Programm sollte während des gesamten Versuchsablaufs ununterbrochen Daten aufzeichnen. Erfasst wurden bei jedem Besuch die Transpondernummer des Tieres, Datum und Uhrzeit, der gewählte Tränkestand, die Anrechtsmenge, die abgerufenen Menge und die Verweildauer im Stand. Das Programm ist für den Zweck der Datenerfassung in Versuchsaufbauten entwickelt worden. Bei der Entwicklung ging man von Versuchen mit Kälbern aus, die, wie sich zeigte, geringere Anforderungen an das Programm stellen. In dem Versuch mit Schaflämmern war das Programm ab einer Tieranzahl von ungefähr 60 Tieren instabil. Über mehrere Tage schaltete sich das Programm zu Stoßzeiten der Tränkeaktivitäten ab und wurde dann wieder manuell gestartet. Das Problem konnte nur durch eine leistungsstärkere Version des Programms, die eigens für diesen Zweck von der Fa. Förster-Technik bereitgestellt wurde, behoben werden. Die Daten wurden auf 3, 5“ Disketten gesichert. Das ursprünglich geplante tägliche Ausdrucken der Abbildung wurde in Anbetracht der zu erwartenden über 45.000 Zeilen der Abbildung nach wenigen Tagen abgebrochen.

3.4.14 Gesundheitsüberwachung anhand der Parameter Tränkeabruf und Sauggeschwindigkeit

Mindestens dreimal täglich wurden die aktuellen Daten des Tränkeautomaten auf den PC mit dem Programm Kalbmanager übertragen. Dabei wurde kontrolliert, welche Tiere deutlich weniger MAT als der Gruppendurchschnitt abgefragt hatten. Zusätzlich wurden die aktuellen Sauggeschwindigkeiten mit dem Gruppendurchschnitt und dem Vortageswert verglichen.

Auffällige Tiere wurden gezielt aus der Gruppe herausgenommen und allgemein untersucht.

Über das Setup des Programmes Kalbmanager wurden mit Versuchsbeginn die sogenannten Alarmpegel festgelegt, bei denen ein Tier farblich hervorgehoben wurde. Für den Tränkeabruf wurde ein Wert von weniger als 80% des Tränkeplans und für die Sauggeschwindigkeit ein Wert von weniger als 70% des Vortageswerts gewählt. Da die Tiere der Gruppen A und B (ad-libitum-Fütterung) das Planziel nicht erreichen konnten, wurde für diese Tiere individuell überprüft, ob es sich tatsächlich um ein Alarmtier handelte.

3.4.15 Gesundheitskontrolle

Über die Befunde bei den Stalldurchgängen hinaus wurde eine systematische Gesundheitsüberwachung durchgeführt. Um diese auch bei einer größeren Anzahl von Tieren praktikabel zu gestalten, wurden dazu die Wiegetermine genutzt. Ziel war es, während der Handgriffe für das Wiegen Hinweise auf eine Störung des Allgemeinbefindens zu erkennen.

Dafür wurden die Tiere beim Herausnehmen aus der Gruppe auf Auffälligkeiten am Bewegungsapparat, Kreislauf oder bezüglich des Verhaltens hin beobachtet. Auf der Waage wurde die Mundschleimhaut und der Anus adspektorisch und der Nabel palpatorisch untersucht. Die Atmung wurde adspektorisch beurteilt. Bei Auffälligkeiten wurden die Tiere weiterführend untersucht. Dieses Vorgehen ermöglichte es in kurzer Zeit, auffällige Tiere herauszufinden. Zusätzlich hatten die Tiere, soweit es das Wetter ermöglichte, jeden Tag mehrere Stunden freien Zugang zum Auslauf. In dieser Zeit wurden die Tiere beobachtet, da ein Erkennen von geringgradigen Lahmheiten im Stall oft nicht möglich war.

Um für eine Auswertung der Befunde eine einheitliche Form zu erhalten, wurden die aufgrund des Vorversuchs zu erwartenden Befunde in Form einer Tabelle kodiert. Die Kürzel für einen Befund konnten so zügig auf der Wiegeliste, im Stallbuch oder auf der Gruppenübersicht eingetragen werden. Eine genaue Beschreibung erfolgte bei Bedarf auf den

Lämmerkarten. Die Kodierungen der Befunde hingen im Stall aus und sind in gleicher Form in Abbildung 3.16 dargestellt.

Abb. 3.16: Kodierung der klinischen Befunde

Anus ohne Kotspuren

Anus ohne Kotspuren