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Etwas über das Verhältniß der Gnadenmittel des neuen Testaments zu einander

Im Dokument »'^» Theologie und Kirche. (Seite 57-83)

Von

Pastor Törne zu Gudmannsbach.

Der Mensch ist nach dem Bilde des dreieinigen Gottes und nicht nur nach dem Bilde des Xä-s«? geschaffen'). Durch die Sünde aber, welche ihrem innersten Wesen nach äeioiäiuiu im Menschenheizen ist. ward die Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott und damit die Gottesbildlichkeit bis auf einen kleinen Rest (die LoiutiUui») ausgetilgt. Daher ist die Wiederherstellung der Gemeinschaft des M e n -schen mit dem dreieinigen Gott der Zweck aller Heilsoffenbarung Gottes nach dem Sündenfall. Vorbereitet wurde diese Wiederher-stellung im alten, erfüllt erst im neuen Bunde, Daraus haben wir es uns zu erküren, daß die Dreieinigkeit Gottes uns nicht !.o hell im alten, wie im neuen Testamente entgegen leuchtet und daß erst im letztem die Gnadenmittel oder die M i t t e l zur Wiederherstellung der Gemeinschaft des Menschen mit dem dieicinigen Gott ein Heller Abglanz der Dreieinigkeit Gottes sind.

Doch da bisher, wie mir scheint, das eben Behauptete bei der Bestimmung des Verhältnisses der Gnadenmittel zu einander völlig in den Hintergrund getreten oder unberücksichtigt geblieben ist, so möchte ich zur weiteren Besprechung dieser gewiß nicht unwichtigen Frage einen Versuch machen, 1 . den Schriftbeweis und 2. das aus ihm Resultirende für den Satz anzudeuten, daß die Gnadenmittel des neuen Testaments, nämlich das Sacramcnt der heil. Taufe, das

I) Vgl. Delitzsch bibl. Psych. S. 52 ff.

5 2 Prof. A l . v. Oettingen,

der Entwickelung untcischeiden, welche sich hauptsächlich durch die eigenthümliche Stellung der neuen Lehre zu», Iudenthuni und Hei-denthum charakteiisircn und auf die Lchrwcije und den Lchrgchalt der Apostel einen bestiinuiendcn Einfluß üben mußten, der sich be>

reits in den Reden der Apostelgeschichte theilwcise abspiegelt, aber in den eigentlichen Lehrschriften des N, T.'s sich erst näher verfolgen und urkundlich nachweisen läßt.

Gemäß eigenthümlicher Begabung und gottgewollter Mission treten unter den uns bekannten Haiiplaposteln bei aller Einheit ihres Glaubens und Bekennen« duch verschiedene Dcnstcllungswcisen (Lehr»

tropen) der christlichen Wahrheit entgegen, welche — historisch ver»

folgt, — sich je nach der Beziehung zum jüdischen und heidnischen Elemente, entsprechend den beiden Hauptstadien der Apostelgeschichte (Act. 3—12 und 13—28) in zwei Gruppen sondern lassen, welche in Petrus als dem Apostel an die Beschneidung und in Paulus als dem Apostel an die Vorhaut ihre Hauptrepräscntanlen heben. Wäh>

«nd P e t r u s die Einheit des Evangeliums mit dem A. T. mehr vom sotcriologischen Gesichtspunkte aus betont, d. h. das Christen-thum vorzugsweise als Erfüllung der alttcstamentlichen Weissagung auffaßt und eben daher als Apostel der Hoffnung die Leiden dieser Zeit und „die Herrlichkeit darnach" in den Vordergrund stellt, tritt bei J a c o b u s jene Einheit zwischen altem und neuem Testamente insofern mehr praktisch und ponäretisch zu Tage, als er — wie in seinem persönlichen Verhalten so auch in seiner Lehre — das Christen-thum als die wahre Erfüllung des Gesetzes darzustellen bemüht ist und eben daher, ein Apostel heiliger Werkgerechtigkeit, das Cvange-lium als das „vollkommene Gesetz der Freiheit" bezeichnet.

Während ferner Paulus im Gegensaß zur ceremonialgesetzlichen Beschränkung die Allgemeinheit des Heiles in dialektisch scharfer Form zu erringen, gegen judaisirende und gnostisirende Irrlehre zu vertheidigen und mit Wahrung der evangelischen Freiheit die Glau-vensgerechtigleit auf Grund der alleinigen Gnade Gottes in Christo zu vertheidigen und zu verherrlichen sucht, erscheint dieser Gegensatz

der geschichtl. Charakter der bibl. Theol. N. T's. 5 3 bei Johannes bereits überwunden, indem er mehr intuitiv sich versenkt in die Einzigartigkeit und Fülle drr neutestamentlichen Offenbarung in Christo, als dem im Fleisch erschienenen eingeborenen Gottessohne, in welchem Gott als die Liebe sich allen Gottcskindern kund gethan hat.

Selbstverständlich wird sich bei der Durchführung dieser vier Lehr-Tropen Marcus und Matthäus, sofern sie eigene Lehre bringen, an Petrus und Iacobus. Lucas und der Ebräerbrief an Paulus, und die Apocalypsc in gesonderter Darstellung an den johanneischen Lehrbegriff anzuschließen l,,'.b<'n. M i t der Ausführung des jedem Apostel Eigenthümlichen wird die comparative Darstellung immer Hand in Hand zu gehen haben, so daß die wahre E i n h e i t der apostolischen Lehre gegenüber der Lehre Jesu ebenso zu Tage trete, wie in der Vergleichung der einzelnen Lehrtypen mit und unter einander.

Aus dieser kurzen Andeutung des Lehrstoffes der biblischen Theologie und seiner Gliederung geht hervor, daß ich zwar in der Aufgabe, die mir vorschwebt, nicht aber in der Methode der Durch-führung mit Hofmann's neuestem, noch unvollendetem Werk: „die heilige Schrift N, T.s,. zusammenhängend untersucht" (1863—1869 bisher I I I Theile in 4 Bänden) zusammenstimme. Hofmann be-zweckt nicht sowohl eine quellenmäßige Darstellung neutestamentlicher Lehre, als eine ezegetische Beleuchtung neutestamentlichen Schriflthums.

nach den einzelnen sachlich und chronologisch geordneten Büchern.

Aber sein Zweck, die Aufgabe, die er sich stellt, wird mit derjenigen, welche ich mir bei der' biblifch-thcologijchen Arbeit denke, sich doch nahe berühren. Obwohl die biblische Theologie keine apologetische und polemische Dialectik in Betreff der Heilslehre in sich schließt.

!°ndern mit historischer Objektivität den Quellen nachzugehen und diese reden zu lasse» hat. so wird doch der Erfolg dieser Arbeit eine Befestigung des Glaubens an die Göttlichkeit und Wahrheit der heiligen Schrift sein, und zwar in den, Maaße mehr, als aus den 'ndividucll verschiedenen biblischen Lehrtypen ein einheitlicher, das Heilsbedürfniß des Christen allseitig befriedigender Zusammenhang der

5 4 Prof. Al. v. Oettingen, d. geschichtl. Charakter d, bibl. Theol. N,T.'s.

Hcilslehre hervorleuchtet. Das ist der biblisch-theologische Erweis für die Inspiration der n e u t e s t a m e n t l i c k e n Schrift, welche bekanntlich in exegetischer wie dogmatischer Hinsicht schwieriger darzulegen ist, als die durch neutestamentliche Aussprüche Jesu und der Apostel ga>

rantirte Göttlichkeit der alttestamentlichen.

Der leuchtende Kern und Stern, der wahre Höhepunkt und lebensvolle Ausgangspunkt der N. T,Iichen biblischen Theologie ist und bleibt also die Lehre Jesu. I n ihm wurzelt die apostolische Einheit des Glaubens (zvoiTz? ^ ? M2i2u>? Cph, 4, 6. 13): in sei-nein Worte finden wir jenes grundlegende Urbild aller gesunden Lehren (uTmiuTiöim; ^cuv ü^l«lvävi<uv Xo^cuv 2. Tim. 1, 1 3 ; vgl.

Rom. 6. 1 7 : r<5?m; -H? Ll5«x^c). Aber in der reichen Mannig-faltigkcit der apostolischen Lehrentfaltung zeigt sich, daß der heilige Geist, der die Apostel nach Jesu Scheiden in die ganze Wahrheit (ei; 7i«5«v ihv «XiMl«v I o h . 16, 13; vgl, 14. 12) leiten sollte, nicht nivellircnd und mechanisirend wirkt, sondern als die wahrhaft organisirende Lebens- und Freiheitskraft die heilsgeschichtlichcn Per-sönlichkeiten ausgerüstet hat zu charaktervollen! und eigenartigem Zeugniß des Glaubens. So wirkt die Geschichte, so schafft Gott in der Geschichte. Die biblische Theologie folgt treu seinen Fußtapfen, um die göttliche Thorheit, welche doch Weisheit ist bei den Voll-kommenen ( 1 . Cor. 2 , 6 ) , als eine sapisntia N u l t i k o r i u i s (TwXumixlXu; ao<f>l« Eph. 3, 10) in ihrem wunderbaren Reichthum aus den gottgegebenen Quellen zu schöpfen.

Törne, über b. Gnabenmittel d. n, Testament«. 5 5

n.

Etwas über das Verhältniß der Gnadenmittel des neuen Testaments zu einander.

Von

Pastor Törne zu Gudmannsbach.

Del Mensch ist nach dem Bilde des dreieinigen Gottes und nicht nur nach dem Bilde des Xä-so? geschaffen'). Durch die Sünde aber, welche ihrem innersten Wesen nach äoioiäiuui im Menschenheizen ist, ward die Gemeinschaft mit dem dieieinigen Gott und damit die Gottesbildlichkeit bis auf einen kleinen Rest (die s o i u t i i i u i » ) aus-getilgt. Daher ist die Wiederherstellung der Gemeinschaft des Men-schen mit dem dreieinigen Gott der Zweck aller Heilsoffenbarung Gottes nach dem Sündenfall. Vorbereitet wurde diese Wiederher»

stellung im alten, erfüllt erst im neuen Bunde, Daraus haben wir es uns zu erküren, daß die Dreieinigkeit Gottes uns nicht jo hell im alten, wie im neuen Testamente entgegen leuchtet und daß erst im letztem die Gnadenmittel oder die M i t t e l zur Wiederherstellung der Gemeinschaft des Menschen mit dem dreicinigen Gott ein Heller Abglanz der Dreieinigkeit Gottes sind.

Doch da bisher, wie mir scheint, das eben Behauptete bei der Bestimmung des Verhältnisses der Gnadenmittel zu einander völlig in den Hintergrund getreten oder unberücksichtigt geblieben ist. so möchte ich zur weiteren Besprechung dieser gewiß nicht unwichtigen Frage einen Versuch machen, 1 . den Schriftbeweis und 2. das aus ihm Resultirende für den Satz anzudeuten, daß die Gnadenmittel des neuen Testaments, nämlich das Sacrament der heil. Taufe, das

I) Vgl. Delitzsch bibl. Psych. S. 52 ff.

5 6 Törn«.

Sacrament des Altars und das Wort Gottes, als Abglanz der heil.

Trinität — auch dreieinig, d. h, drei und doch nicht neben einander»

sondern ihrem „organischen' und hcilsordnungsmäßigen Ineinander nach wahrhaft Eins sind.

I .

Unter allen Lehrschiiften des neuen Testaments müssen wir neben dem Evangelium die 1. Epistel des Johannes die Trinitäts-epistel x»i' ä l « x ^ nennen, nicht etwa, weil wir anzunehmen hätten, daß die, wie mir scheint, fast allgemein mit Recht angefochtene Stelle 6 Xa^o? x»l iö «7lov TNieu^a — ächt, sondern gerade deshalb, weil sie zwar unächt ist, aber doch gewissermaßen eine altehrwürdige bim-dige Zusammenfassung des Inhalts der ganzen Epistel seitens der Kirche involvirt. Denn sonst würden sich Männer wie Bengcl und Besser nicht versucht gefühlt haben, in der Weise, wie sie es thun.

die Aechtheit der Stelle zu beweisen. — Doch sehen wir näher zu, wie der Hauptinhalt unserer Epistel diese Behauptung rechtfertigt. Denn ich kann nicht mit Lücke u. a. meinen, „daß die anscheinend große Unordnung und Dunkelheit der Gedanken in dein Briefe die Charakteristik und Dispo-sition seines Inhalts erschwere, ja unmöglichzu machen scheine", sondern muß gestehen, daß nach meiner Ansicht schon Bengel') ganz richtig in den Beziehungen auf die Trinität die Einfassungen für die einzelnen Theile des Briefes gefunden hat und daß man in der Auffassung seines I n -Halts gewiß mit Unrecht zu der alten Weise, eines Valentin Löscher und Rappolt, die da meinten, der Brief sei ohne Methode oder aphoristisch geschrieben, zurückgegangen ist. Ohne Zweifel war es zu entschuldigen, wenn man Anfangs den Wald vor lauter Bäumen, d. h. vor der apostolischen Fülle und Tiefe des Briefes die heilige Trinität nicht sah, die wie ein Ring die ganze Epistel umschließt;

aber seit dem trefflichen Bengel scheint mir dies unmöglich geworden zu fein.

I) Vgl. Gnom««, ?. Ses ff. Nerlin, Schlawitz ISSN.

über d. Gnadenmittel d. n. Testament«. 5 7 Der Brief zerfällt, abgesehen von der Einleitung und dem Schluß, in drei Theile. — Die Einleitung 1. 1—4 giebt den allgemeinen I n -halt und Zweck des Briefes an, nämlich: Das Wort des Lebens, oder die Verkündigung der Erscheinung des Lebens in Christo Jesu zur Gemeinschaft der Gläubigen unter einander in der Gemeinschaft mit dem dreieinigen ') Gott, oder zur Seligkeit. — Darauf folgt der 1. Haupttheil, (bezogen auf die Gemeinschaft mit Gott dem Vater durch den Sohn im heiligen Geist) 1, 5 — 2. 24, M i t dem Va-ter, dem ewigen Licht, kann man nur Gemeinschaft haben, wenn das Blut Jesu Christi seines Sohnes uns reinigt Uon aller Sünde, die wir nicht leugnen, sondern bekennen müssen. Jesus Christus ist d « Fürsprecher bei dem Vater, die Versöhnung für der ganzen Welt Sünde. Wer sein Gebot und Wort hält, in dem ist die Liebe Gottes des Vaters vollkommen, und dessen Gemeinschaft mit dem Vater muß sich erzeigen als Nachfolge Christi.

Entgegengesetzt diesem Leben im Licht ist 1. der Bmderhaß; 2.

die Weltliebe, die mit der Liebe des Vaters unvereinbar und wie alles sündige Weltwesen nicht von Vater ist; und 3. die antichristische Lüge, die der Christ in des heiligen Geistes (der Salbung) Licht sofort als Lüge erkennt, die den Vater und den Sohn leugnet. Aber wer den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; nur wer den Sohn be-kennt, hat den Vater. Und wenn die Christen sich nur an das hal-ten. was sie von Anfang gehört haben, so wird ihre Gemeinschaft mit dem Vater durch den Sohn auch von Bestand sein.

2. Haupttheil (bezogen auf die Gemeinschaft mit Gott dem Sohn durch den heiligen Geist im Vater). 2. 25 - 3. 24», Chri-stus hat uns die Verheißung des ewigen Lebens gegeben und dazu die Salbung des Geistes, daß wir in seiner Gemeinschaft bleiben und nicht zu Schanden werden, sondem Freudigkeit haben am Tage

sei-1) Denn ist neben Gott dem Vater und dem Sohne der heilige Geist h'» auch nicht ausdrücklich genannt, so muß doch nothwendig die xolvu»«», von der hier die Rede ist. als «ine von ihm sewirlte gedacht werben.

5 8 Töine,

ner Zukunft. Bleiben wir aber in seiner Gemeinschaft, so müssen wir auch im Thun der Gerechtigkeit unsere Geburt aus Gott auf.

weisen können. Uns hat die Liebe Gottes des Vaters (der seines eingeborenen Sohnes nicht verschont hat), zur Kindschaft berufen und bestimmt, ihm gleich zu werden. Das soll uns ein Antrieb zur Hei-ligung nach dem Vorbild Christi sein, der selbst sündlos, dazu erschie-nen ist, daß er unsere Sünde wegnehme. Gemeinschaft mit Christo und der Sünde zugleich ist nicht möglich. Lasset euch nicht verfüh-ren: Wer Gerechtigkeit thut, hat Wesensgemeinschaft mit Christo, wer aber Sünde thut, hat Wesensgemeinschaft mit dem Teufel, dessen Werke zu zerstören der Sohn Gottes erschienen ist. Aber Gottes Kin-der können nicht die Werke des Teufels thun, weil Gottes Same (der Same der Wiedergeburt 1 Petr, 1, 23), in ihnen bleibt. Sie haben weder Kains Haß, noch den Geiz, der das Herz vor des Bru-ders Noth zuschließt, sondern die Liebe, und sind demnach vom Tode zum Leben hindurchgedrungen durch die Erkenntniß der Liebe des Sohnes Gottes, der sein Leben für uns gelassen hat. Und in der Kraft der Liebe Christi die Brüder liebend, haben wir Zeugniß für unsere Ge-burt aus der Wahrheit und können unser Herz stillen, so es uns ver-dämmen will; denn Gott ist größer als unser Herz, und dazu können wir in Freudigkeit nehmen, was wir von Gott (im Namen Jesu Christi) bitten. Alles Gebot aber faßt sich zusammen im Glauben an Christus und in der Liebe zu den Brüdern. Wo diese walten, da ist die Gemeinschaft mit Jesu Christo eine bleibende.

3. Haupttheil, (bezogen auf die Gemeinschaft mit Gott dem heil. Geist aus Gott dem Vater zu Gott dem Sohne), 3, 2 4 d — 5, 5, Der Beständigkeit der Gemeinschaft mit Jesu Christo weiden wir gewiß im heil. Geist, der uns gegeben ist. I n der Gemeinschaft mit ihm prüfen wir die Geister. Der Geist aus Gott treibt zum Be-kenntniß Jesu Christi, des im Fleisch gekomnienen.

Jeder Geist, der ihn leugnet, ist der Geist des Antichrists, Wer selbst aus Gott ist, kann die Geister aus der Welt überwinden; denn der Geist der Wahrheit (welcher in ihm ist). lehrt ihn die Lügen

er-über b. Gnademmttel d, n, Testaments- 5 9 kennen, — (Dieser Geist der Wahrheit ist auch ein Geist der Liebe, darum) lasszt uns unter einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott: wer da liebet, ist aus Gott geboren und kennet Gott. Denn Gott ist die Liebe und daran ist erschienen die Liebe Gottes in uns (durch die Gemeinschaft mit dem heil. Geist), daß Gott seinen ein-geborenen Sohn gesandt hat in die Welt, daß wir durch ihn leben sollen. Doch nicht die Liebe, die wir in uns haben, sondern Gottes Liebe für uns in der Versöhnung durch Jesum Christum ist unseres Lebens Kraft, in der wir Gott lieben, der uns zuerst geliebt hat und die Brüder in dem unsichtbaren Gott, damit unsere Gemeinschaft mit ihm von Bestand und seine Liebe völlig in uns sei.

Dessen aber ganz gewiß werden wir in der Gemeinschaft des heil, Geistes, aus welchem heraus auch die Apostel zeugen, daß der Vater den Sohn gesandt hat zum Heiland der Welt. Wer nun, (vom heiligen Geist getrieben), Jesum als Gottes Sohn bekennt, hat Gemeinschaft mit Gott und im Glauben Erkenntniß seiner Liebe, welche ihn so freudig macht vor Gott wie den Sohn gegen seinen Vater und ihn treibt, als ein an Jesum Christum gläubiges Gotteskind, die Brüder zu lieben und im freudigen Gehorsam gegen den Vater die Gebote zu halten, die nicht schwer sind dem, dessen Glaube (Jesus Christus) der Sieg ist, der die Welt überwunden hat.

Nach der Abhandlung dieser 3 Haupttheile der Epistel, in wel-cher unverkennbar alle einzelnen Mahnungen und Zeugnisse durch den Gedanken an die Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott zusammen»

gehalten und auf ihn bezogen weiden, — weist mm der Apostel Cap. 5. 6 ff. auf die drei Gnadenzeugen oder Gnadenmittel hin. die wir annehmen sollen nicht als der Menschen, sondern als Gottes Zeugniß. Denn der Zusammenhang mit dem Vorhergehenden ist offenbar folgender: Unsere Gemeinschaft mit dem dieieinigen Gott, der in seinem innersten Wesen die Liebe ist und sich als die Liebe in Jesu Christo offenbart hat. wurzelt in unserem Glauben an Jesum Christum und durch diesen Glauben sollen wir zu Weltüberwindem

6 0 T ö t n e .

werden. Doch, soll unser Glaube sieghaft sein und bleiben, so müs-sen wir gewisse Zeugnisse und feste Gnadensiegel haben. Und solche sind uns gegeben in den drei Gnadenmitteln, die Christus nach ihrer sacramcntlichen Seite durch seine Taufe nnd durch seinen Tod am Kreuz vorgebildet und erwirkt hat. und in denen er fort und fort für uns gegenwärtig ist. Sie sind zugleich das entsprechende Symbol der heil. Dreieinigkeit, selbst drei und machen doch Eins und Dasselbe aus, sind beisammen, eines Wesens und auf das innigste mit einan-der verbunden und uns zu e i n e m Zweck gegeben.— I s t dieser Zu-sammenhang von 1 3oh. 5, 6 ff. mit dem, was der Apostel vorher in seiner Epistel gesagt hat, richtig angegeben, so lag es auch der Kirche im Hinblick auf den ganzen I n h a l t unserer Epistel sehr nahe, hier zunächst vielleicht als Randglosse die Bemerkung hinzuzufügen: 3 i l

>rp2ll M v öl ^«siiupnäviL; äv i<j! oüp«vl>5, ö n«ihp, ö Xn^n; x«l

?i> «slnv nveü^a x«i ouinl ol ipel? 3v elÄ. Und diese Worte sind gewiß der Vertheidigung durch einen M a n n wie Bengel werth, eben weil sie aus dem I n h a l t der ganzen Epistel herausgeschrieben sind.

Doch müssen sie gerade dadurch, daß sie unächt sind, die vorhergehende unzweifelhaft ächte Stelle ins rechte Licht stellen. Diese lautet nach der Tischendorfschen Recension:

Ouiäl iailv ö iX9u»v 3l 33««; x»l »l^<no?, 'I^aou; ö Xptni,;,

«üx äv i H 68«il ^,ävnv, «XX' iv i<fi 53«rl x«i iv ilz» « ^ a i l ' x«l ii> m»LÜ^,« i « l ii> ^l,«prupoüv, 3?l ?i> MLÜ^,« iüilv ^ «X^9el«, ?il ip2?i elÄv oi ^«piupoüviLl. ii> m^eu^lü x»i ii> äL<up x«l i ^ «l^.« x»l oi ip2l? eil ^i» 3v ei^lv.

Wäre die von Beugel vertheidigte Stelle ächt, so träte die eben citirte allerdings sehr in den Schatten, ja wäre gewissermaßen nur um jener willen da und Bengel hätte vollkommen recht wenn er z. B.

sagt: „ k o t s r a t apostoiu« testauto» i n terra vol plures st»-tuers, v s i yWues aä uuuin revooars «piritum, «sä aä tor-uarium eo» roäi^it, solo t r i u m i n ooolo tygtantium i u t u i t u . ü i eo, guoä ?ator et V s r d u m et ßpiritus propri« tre»

»Ullt, st t««t»ute« suuti «tmm 8Z>ilitu» et 2^u» et sanßui»

über b. GnadenmiUel b. n. Testament«. 6 1 per tropuin »iiuili«, praeäioat» uauoisountur, «lrl»e ei» per »e luiuuL oouipytere, et »Uli, spoute patet, et i i »eusere, y u i versn äe Lpiritu et ayun, et LLUFuiue tre» m u w r u u t i n tril><"

- - Nun ist aber die von Bengel vertheidigte Stelle gewiß intelpolirt.

weil sie in den ältesten griechischen Handschriften, die wir besitzen, fehlt; und ist sie auch aus dem Inhalt der ganzen Epistel herausge-schrieben, so steht sie doch hier gewiß nicht am rechtcn Ort und wir

«Nissen Luther beistimmen, wenn er in seiner Auslegung von 1524 sagt: „Es scheint, als ob dieser Vers von den Rechtgläubigen wegen der Arianci eingerückt worden, welches doch nicht eben passend gesche-hen ist, weil Johannes nicht von den Zeugen im Himmel, sondern von den Zeugen auf Erden hie und da redet/ — Ich meine daher, was Bengcl zur Vertheidigung der unächten Stelle auf Kosten der ächten sagt, kann nur die selbständige Stellung der drei Zeugen auf Erden in ein Helles Licht stellen; denn stehen diese hier nicht nur so zu sa-gen wesa-gen des paraUe1iLiQU8 memdrorum, so werden ihnen auch

«Nissen Luther beistimmen, wenn er in seiner Auslegung von 1524 sagt: „Es scheint, als ob dieser Vers von den Rechtgläubigen wegen der Arianci eingerückt worden, welches doch nicht eben passend gesche-hen ist, weil Johannes nicht von den Zeugen im Himmel, sondern von den Zeugen auf Erden hie und da redet/ — Ich meine daher, was Bengcl zur Vertheidigung der unächten Stelle auf Kosten der ächten sagt, kann nur die selbständige Stellung der drei Zeugen auf Erden in ein Helles Licht stellen; denn stehen diese hier nicht nur so zu sa-gen wesa-gen des paraUe1iLiQU8 memdrorum, so werden ihnen auch

Im Dokument »'^» Theologie und Kirche. (Seite 57-83)