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228 ANSI C95.1-1982, “Safety levels with respect to human exposure to radio frequency electromagnetic fields. 300 kHz to 100 GHz,” America National Standards Institute, NY, 1982.

229 Der für die Mikrowellen gültige Grenzwert, die bei Mikrowellenkochgeräten angewendet werden, wurde durch diese Revidierung strenger. Auch siehe Steneck 1985, S.236.

230 Steneck 1985, S.237.

231 Details zu dieser Organisation siehe weiter unten in diesem Abschnitt.

232 Amemiya 1988, S.31.

6. Weltweite Verbreitung japanischer Mikrowellenkochgeräte 180

Eine weitere Veränderung der Festlegung eines Grenzwerts brachte der Standard des National Council Radiation Protection and Measurements (Abk. NCRP) in den USA im Jahr 1986. Der NCRP führten nun zwei unterschiedliche Grenzwerte ein – einen für die normale Bevölkerung und der andere für Berufstätige, die qua Beruf nicht-ionisierender Strahlung ausgesetzt waren. Während der Grenzwert für die Berufstätigen den gleichen Wert wie der ANSI-Standard (ANSI C95.1-1982) hatte, legte die NCRP für die normale Bevölkerung einen Grenzwert fest, der nur ein Fünftel des Werts des ANSI-Standards betrug. Die Einführung dieser unterschiedlichen Grenzwerte basierte auf folgendem Gedanken: Erstens sind Menschen, die beruflich täglich mit derartigen Strahlen zu tun haben, in der Regel über die potentielle Gefahr nicht-ionisierender Strahlung besser informiert als die normale Bevölkerung.233 Zweitens ist die Arbeitszeit meistens auf 40 Stunden pro Woche beschränkt, während die normale Bevölkerung eventuell dauerhaft bestrahlt wird, d.h. 168 Stunden pro Woche.234 Diese Unterscheidung zwischen normaler Bevölkerung und Menschen, die qua Beruf der Strahlung ausgesetzt sind, wurde anschließend auch in anderen Standards235 gemacht.236 Gemäß dieser geschilderten Vorgehensweise wurde der Grenzwert je nach Frequenz und je nach Bevölkerungsgruppe differenziert.

Die Tendenz, für nicht-ionisierende Strahlungen Grenzwerte festzulegen, gab es nicht nur in den USA, sondern weltweit seit Mitte der 1970er Jahre. Entsprechende Tätigkeiten wurden in den meisten Industrieländern initiiert, um Empfehlungen bzw. Richtlinien von Sicherheitsstandards einzuführen (vgl. Tabelle 6).237 Auch internationale Organisationen beteiligten sich daran: Die International Radiation Protection Association (Abk. IRPA), die im Jahr 1966 zum Zweck des internationalen Austauschs über das Thema Strahlenschutz gegründet worden war, organisierte im Jahr 1974 eine Arbeitsgruppe, die für nicht-ionisierende Strahlungen zuständig war. Diese Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit der Frage, wie die Bevölkerung vor Hochfrequenzwellen geschützt werden könne, um dadurch einen möglichen negativen Einfluss auf die Gesundheit vorzubeugen. Aus dieser Arbeitsgruppe wurde im Jahr 1977 das International Non-Ionizing Radiation Comittee (Abk.

IRPA/INIRC). Das IRPA/INIRC bekam die Aufgabe, zusammen mit der Environmental Health Division der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organisation, Abk. WHO) innerhalb der Serie Environmental Health Criteria über nicht-ionisierende Strahlungen zu

233 Es gibt einige Anekdoten, dass Ingenieure, die besser informiert waren als die normale Bevölkerung, während des Zweiten Weltkriegs und in der Anfangsphase der Mikrowellenkochgerätentwicklung ohne Abschirmungsmaßnahmen Versuche mit Mikrowellengeneratoren durchführten. Daher ist es nicht nachvollziehbar, dass für besser informierte Menschen ein weniger strenger Grenzwert gelten soll als für die normale Bevölkerung. Ketteringham und Nayak 1987, S.200-201 und Noda 1995.

234 Osepchuk und Petersen 1994, S.101.

235 Hierbei handelt es sich beispielsweise um die Richtlinie der IRPA/INIRC im Jahr 1987. Im Jahr 1992 wurde eine ähnliche Unterscheidung auch im ANSI-Standard gemacht, die zwischen kontrollierter und unkontrollierter Bevölkerung unterschied, nicht aber zwischen normaler Bevölkerung und Berufstätigen, die der Strahlung im Beruf ausgesetzt sind. Taki und Aimoto 1993, S.171-172 und Osepchuk 1994, S.168.

236 Taki 1988, S.121.

237 Fuse 1992, S.4.

6. Weltweite Verbreitung japanischer Mikrowellenkochgeräte 181

Tabelle 6 Grenzwerte nicht-ionisierender Strahlung (Michaelson 1969, S.117; Kikuchi 1994, S.448; Katalyse Institut (Hrsg.) 2002, S.134 und 139; Amemiya 1988, 31).

Jahr Land Bezeichnung

1958 Sowjetunion “Temporary Safety Regulations for Personnel in the Presence of Mirowave Generators”

1966 USA “ANSI C95.1-1966”

1966 Kanada Hochfrequenzstrahlung 1970 Tschechoslowakei gepulste Hochfrequenzstrahlung 1972 Polen Hochfrequenzstrahlung

1974 USA „ANSI C95.1-1974“

1975 BRD Hochfrequenzstrahlung

1976 Sowjetunion Hochfrequenzstrahlung 1976 Schweden Hochfrequenzstrahlung 1977 Polen Hochfrequenzstrahlung 1979 Kanada Hochfrequenzstrahlung

1979 Tschechoslowakei Kontinuierliche Hochfrequenzstrahlung 1979 Australien Hochfrequenzstrahlung

1981 WHO “Environmental Health Criteria 16, Radiofrequency and Microwaves”

1982 USA ANSI C95.1-1982: “Safety levels with respect to human exposure to radio frequency electromagnetic fields. 300 kHz to 100 GHz”

1982 Großbritannien NRPB (National Radiological Protection Board), Hochfrequenzstrahlung 1983 USA ACGIH (American Conference of Governmental Industrial Hygienists),

Hochfrequenzstrahlung

1984 BRD DIN/VDE

1984 Sowjetunion Hochfrequenzstrahlung

1984 IRPA/INIRC “Interim guidelines on limits of exposure to radiofrequency electromagnetic fields in the frequency range from 100 kHz to 300 GHz.”

1984 WHO “Environmental Health Criteria 35, Extremely Low Frequency (ELF) Fields”

1985 Australien Hochfrequenzstrahlung

1986 Großbritannien NRPB (National Radiological Protection Board)

1986 USA EPA (Environmental Protection Agency). Federal Register, Vol.51, No.146, Wedneday, July 30,1986

1986 USA NCRP(National Council Radiation Protection and Measurements)

1986 BRD VDE

1987 WHO “Environmental Health Criteria 69, Magnetic Field”

1988 IRPA/INIRC “Guidelines on limits of exposure to radiofrequency electromagnetic fields in the frequency range from 100 kHz to 300 GHz.”

1989 IRPA/INIRC Interim guidelines (50/60Hz)

1990 IRPA Magnetic Field

1990 Japan „Richtlinien für den Schutz der Menschen bei Anwendungen elektromagnetischer Wellen (denpa riyō ni okeru jintai no bōgo shishin)“ (10 kHz – 300 GHz)

1991 USA ANSI C95.1-1991

6. Weltweite Verbreitung japanischer Mikrowellenkochgeräte 182

publizieren.238 Es erschienen Publikationen zu drei Schwerpunktthemen Rundfunk- und Mikrowellen (Environmental Health Criteria 16, Radiofrequency and Microwave, 1981), extreme Niederfrequenzfelder (Environmental Health Criteria 35, Extremely Low Frequency (ELF) Fields, 1984) und magnetisches Feld (Environmental Health Criteria 69, Magnetic Field, 1987). Im Jahr 1984 veröffentlichte das IRPA/INIRC parallel dazu vorläufige Richtlinien (interim guidelines) zum Umgang mit Rundfunk- und Mikrowellen239 und ferner eine Revision240 dessen im Jahr 1988.241

Basierend auf den Richtlinien242 der International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection (Abk. ICNIRP)243 aus dem Jahr 1998 tendiert heute jedes Land dazu, einen eigenen rechtsverbindlichen Wert oder einen Empfehlungswert einzuführen. Diese Tendenz gilt nicht nur für die westlichen Länder, sondern auch für viele ehemalige kommunistische Länder, in denen bisher ein viel niedriger Grenzwert als in den westlichen Ländern galt. In Folge der Anpassung an die Richtlinien der ICNIRP kam es dazu, dass in diesen ehemaligen kommunistischen Ländern eine stärkere Bestrahlung als bisher erlaubt wurde.244 Ausnahmen stellen Russland und China dar, die beide an ihrem niedrigen Grenzwert bis heute festhalten. Doch beide Länder werden kritisiert, dass ihre niedrigen Grenzwerte ohnehin in den meisten Fällen nicht befolgt werden. Die Ablehnung dieser Länder von ICNIRP-Richtlinien geht auf deren Forschungstradition zurück, deren Schwerpunkt auf den nicht-thermischen Effekten lag. Darüber hinaus wird vermutet, dass beide Länder auch aus militärischen oder handelspolitischen Gründen die Befolgung der Richtlinien ablehnen.245

6.3.4.2 Veränderung der Expositionseinschränkung in Japan

Um Störungen elektronischer Geräte durch unerwünschte elektromagnetische Ausstrahlungen zu reduzieren, ließ sich das Postministerium Japans seit 1952 von einem seiner Beratungsausschüsse beraten. Jedoch wurden diese Störungen damals in der Gesellschaft nicht thematisiert, da nur wenige Geräte – beispielsweise Radio und Fernseher – von diesen Störungen betroffen waren. Erst als Ende der 1970er Jahre die nicht-ionisierende Strahlung zu

238 Dies wurde und wird im Rahmen des WHO Environmental Health Criteria Programme mit Hilfe des Fonds des United Nations Environmental Programme (Abk. UNEP) durchgeführt.

239 IRPA/INIRC 1984.

240 IRPA/INIRC 1988.

241 Taki 1988, S.120.

242 ICNIRP 1998.

243 Im Jahr 1992 wurde aus der IRPA/INIRC die ICNIRP. http://www.kepco.co.jp/emf-k/senmon/irpa.htm (Letzter Zugriff am 06.04.2006).

244 Neitzke und Voigt 2000, S.12 und Strahlenschutzkommission (SSK) 2001, S.16.

245 Karus 2000; Karus und Grotenhermen 1999; Grotenhermen 1996 ; Katalyse Institut (Hrsg.) 2002, S.139.

6. Weltweite Verbreitung japanischer Mikrowellenkochgeräte 183

unterschiedlichen Zwecken verwendet wurde, ergriff man aktiv Maßnahmen gegen die unerwünschte Ausstrahlung.246

Im Hinblick auf mögliche negative biologische Wirkungen der unerwünschten Ausstrahlungen wurden erst viel später Maßnahmen ergriffen. Ihren Kollegen in den USA folgend begannen japanische Ingenieure und Mediziner erst in den 1980er Jahren mit eigenen Forschungen über biologische Wirkungen elektromagnetischer Felder. In dieser Zeit kam es zur Gründung mehrerer Fachkomitees innerhalb der bereits existierenden wissenschaftlichen Gesellschaften, in denen über die Sicherheit der Anwendung von Hochfrequenzwellen diskutiert wurde.247 Eine führende Rolle spielten hierbei in Japan die Wissenschaftler Asami Yoshihiro, der sich während des Zweiten Weltkriegs im Rahmen des Strahlenwaffenprojekts des japanischen Heeres biologische Wirkungen von Hochfrequenzwellen an der Hokkaidō Universität erforscht hatte, und Saitō Masao der medizinischen Abteilung der Tōkyō Universität, der in der 1960er Jahren für ca. zwei Jahre unter dem amerikanischen Wissenschaftler Herman Schwan248 geforscht hatte.249 In Bezug auf diese Forschungsgebiete gibt es in Japan kaum Kontinuität.250 Denn die Forschungen zu biologischen Wirkungen, die während des Kriegs durchgeführt worden waren, wurden bei Kriegsende unterbrochen und begannen erneut in den 1980er Jahren unter Einfluss U.S. amerikanischer Forschungen.

In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre begannen sich japanische Regierungsbehörden für dieses Forschungsgebiet zu interessieren und Berichte zu veröffentlichen. Im Jahr 1986 gründete das Arbeitsministerium innerhalb eines angegliederten Verbands251 ein Fachuntersuchungskomitee (shokuba ni okeru denji-kankyō ni kansuru chōsa senmon iinkai), das die elektromagnetische Verträglichkeit an Arbeitsplätzen untersuchte, und anschließend die Ergebnisse dieser Untersuchung im Jahr 1988 in einem Bericht veröffentlichte. Im Jahr 1990 legte der Beratungsausschuss der Telekommunikationstechnologie im Postministerium (yūsei-shō denki tsūshin gijutsu shingikai) einen Bericht mit dem Titel „Richtlinien für den Schutz der Menschen bei

246 Hasegawa, Sugiura, Okamura und Kuronuma 1991, S.3-4 und Fuse 1992, S.3-4.

247 Als Beispiel lässt sich aus dem Jahr 1981 das Fachuntersuchungskomitee Biomagnetismus (biomagnetics chōsa senmon iinkai) innerhalb des Instituts der Elektroingenieure Japans (denki gakkai, Institute of Electrical Engineers of Japan, Abk. IEEJ) und aus dem Jahr 1986 das Fachkomitee für elektromagnetische Verträglichkeit lebender Körper (seitai denji kankyō senmon iinkai) innerhalb des Instituts der Ingenieur der Elektronik, Information und Kommunikation (denshi tsūshin gakkai, Institute of Electronics, Information and Communication Engineers, Abk. IEICE) nennen.

248 Herman Schwan spielte eine wichtige Rolle bei der Festlegung der amerikanischen Grenzwerte. Siehe 3.3.3.

249 Interview mit Taki im Dezember 2003.

250 Eines der wenigen Beispiele für einen Hauch institutioneller Kontinuität bietet die Hokkaidō-Universität: Yamaura Itsuo forschte von 1967 bis 1972 an der Hokkaidō Universität und zählte zu den wenigen japanischen Forschern, die sich mit biologischen Wirkungen von Mikrowellen in den 1960er und 1970er Jahren beschäftigt hatten. Er hatte ursprünglich mit diesen Forschungen an der Tōhoku Universität begonnen, und setzte sie später an der Hokkaidō Universität fort, da diese seine Forschungsaktivitäten unterstützte. E-Mail von Yamaura vom 3. September 2002.

251 Dieser Verband hieß chūō rōdō saigai bōshi kyōkai (Japan Industrial Safety and Health Association, Abk. JISHA)

6. Weltweite Verbreitung japanischer Mikrowellenkochgeräte 184

Anwendungen elektromagnetischer Wellen (denpa riyō ni okeru jintai no bōgo shishin)“ vor.252 Japan war zwar eins der ersten Länder weltweit, in dem derartige Richtlinien durch eine Regierungsbehörde eingeführt wurden.253 Aber das kompensiert den bisherigen Nachteil nicht, dass in Japan vor der Einführung dieser Richtlinien keinerlei Begrenzung der Exposition nicht-ionisierender Strahlung existierte – bis auf die Ausnahme der Regulierung der Leckstrahlung aus Mikrowellenkochgeräten. In den USA wurde eine solche Begrenzung der Exposition nicht-ionisierender Strahlungen bereits vor über zwanzig Jahren eingeführt – zwar nicht durch eine Regierungsbehörde, aber durch eine Nicht-Regierungsorganisation.254 Allerdings hatten die spät eingeführten Richtlinien zunächst keine Rechtsverbindlichkeit.

Diese Rechtsverbindlichkeit galt erst seit dem Jahr 1999.255 Darüber hinaus waren diese Richtlinien nicht umfassend, beispielsweise schützen sie nicht die Menschen mit Herzschrittmachern vor elektromagnetischen Feldern, die eventuell Störungen von Herzschrittmachern verursachen können.256

6.3.5 Export nach Europa und Klagen auf Anti-Dumping-Maßnahmen

Der Export japanischer Mikrowellenkochgeräte nach Europa begann Anfang der 1970er Jahre.257 Allerdings war der europäische Markt in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre im Vergleich zu Japan und den USA immer noch klein. Zu dieser Zeit gab es in Europa nur zwei große Mikrowellenkochgerätehersteller – nämlich Philipps in den Niederlanden und Husqvarna in Schweden.258 Im Vergleich mit Japan und den USA verlief die Verbreitung von Mikrowellenkochgeräte in Europa langsamer. Im Jahr 1978 war das Mikrowellenkochgerät in europäischen Haushalten nur weniger als 1 % verbreitet, während es in Japan eine Verbreitung von ca. 20 % erreichte.259

Bereits zu dieser Zeit visierten japanische Hersteller Europa als den zweitgrößten

252 Allerdings wurden Patienten, die mit nicht-ionisierender Strahlung behandelt wurden, durch diese Richtlinien nicht immer geschützt. Siehe Denki tsūshin gijutsu shingi-kai 1990, S.27 und Fuse 1992, S.4.

253 Taki 2005, S.325.

254 Amemiya 1988, S.21.

255 http://www.tele.soumu.go.jp/j/ele/body/system/ (Letzter Zugriff am 08.02.2006);

http://www.tele.soumu.go.jp/j/ele/body/system/laws.htm (Letzter Zugriff am 08.02.2006);

http://www.soumu.go.jp/joho_tsusin/pressrelease/japanese/denki/980918j603.html (Letzter Zugriff am 08.02.2006); http://www.soumu.go.jp/joho_tsusin/pressrelease/japanese/denki/980926j604.html (Letzter Zugriff am 08.02.2006); http://www.soumu.go.jp/joho_tsusin/pressrelease/japanese/denki/980727j602.html

(Letzter Zugriff am 08.02.2006);

http://www.soumu.go.jp/joho_tsusin/pressrelease/japanese/denki/981130j602.html (Letzter Zugriff am 08.02.2006); Miura 2004, S.188-189; Shūkan kin’yōbi 1999, S.115.

256 Denki tsūshin gijutsu shingi-kai 1990, S.10-11 und 17.

257 NKS 25. Dezember 1971.

258 Püschner 1967, S.39 und NKS 27. Januar 1978.

259 Giles 1973, S.132 und NKS 27. Januar 1978.

6. Weltweite Verbreitung japanischer Mikrowellenkochgeräte 185

Exportmarkt neben den USA an.260 Dies Ziel erreichte Japan innerhalb von zehn Jahren: Im Jahr 1985 gingen 60% des gesamten Mikrowellenkochgerätexport aus Japan nach Nordamerika, Europa folgte mit 27 % (vgl. dazu Abbildung 39). Im Jahr 1986 wuchs der europäische Markt auf ca. 1,5 Millionen Geräte, wovon 70 % Importgeräte aus Japan, Korea und Singapur waren.261

Über diese Tatsache war der europäische Verein elektrischer Haushaltsgerätehersteller (Conseil Europeen de la Construction Electro Domestique: Abk.

CECED) nicht erfreut. Im Jahr 1986 klagte der CECED auf die Erhebung von Ausgleichszöllen (Anti-Dumping-Maßnahmen 262 ) auf Exportlieferungen von Mikrowellenkochgeräteherstellern aus Japan, Korea und Singapur. Anschließend begann die EC-Kommission mit Anti-Dumping-Untersuchungen. Der CECED behauptete, dass die Industrie innerhalb der EC durch die verstärkte Zunahme von Importgeräten finanziellen Schaden erleide, weil diese Geräte zu Dumpingpreisen verkauft würden. Es liegt jedoch nahe, das von der CECED angestrengte Anti-Dumping-Verfahren als eine Maßnahme zu interpretieren, die europäischen Hersteller zu retten, die hinter den asiatischen Herstellern zurückgeblieben waren. Aus Sicht der japanischen Hersteller war es kaum nachzuvollziehen, dass Importgeräte aus Japan für die Mikrowellenkochgerätehersteller in der EC einen finanziellen Schaden darstellen; insbesondere deswegen, weil diese europäischen Mikrowellenkochgerätehersteller bislang sehr wenig produziert hatten. Beispielsweise wurden im Jahr 1983 nur 1 % (74.000 Geräte) der weltweit produzierten Mikrowellenkochgeräte in Europa hergestellt (vgl. Schaubild 11). Die japanischen Hersteller waren sogar der Meinung, dass der Import aus Japan die Verbreitung von Mikrowellenkochgeräten in Europa gefördert hatte und davon auch die europäischen Hersteller profitiert hatten.263

Um den Ausgang dieser Anti-Dumping-Untersuchung zu ihren Gunsten zu beeinflussen, minderten die japanischen Mikrowellenkochgerätehersteller ihren Export, indem sie seit Mitte der 1980er Jahre mit der Produktion in Europa begannen. Hierbei war der Vorreiter des europäischen Markts Großbritannien.264 Daher errichteten japanische Hersteller ihre Produktionsstätten bevorzugt in Großbritannien. Innerhalb Großbritanniens ließen sich japanische Hersteller bevorzugt im Industriegebiet des südwestlichen Teils von England oder in Wales nieder, wo eine hohe Arbeitslosenquote herrschte (siehe Abbildung 40). Die Bevölkerung vor Ort begrüßte das Kommen dieser japanischen Hersteller, da sie eine Vielzahl von Arbeitsplätzen boten.265 Diese Verlegung der Arbeitsplätze führte dazu, dass bereits im Jahr 1987 die Hälfte aller in Europa verkauften Geräte (ca. zwei Millionen Geräte) in

260 NKS 28. Juni 1976.

261 NKS 13. Januar 1987.

262 Dazu siehe 6.2.5.

263 Nihon denki kōgyō-kai (Hrsg.) 1998, S.156-158 und Interview mit Fujiwara (ehem. Sharp) im Mai 2002.

264 NKS 15. April 1987; NKS 20. August 1987; Test Dezember 1985, S.78.

265 NKS 11. Januar 1985; NKS 15. Mai 1985; NKS 15. April 1987; Cockburn und Ormrod 1993, S.20-22.

6. Weltweite Verbreitung japanischer Mikrowellenkochgeräte 186

Abbildung 39 Ausfuhrbetrag aller in Japan produziwerten Mikrowellenkochgeräte im Jahr 1985 (Einheit: Yen) (Zaimushō 1985).

3785 51%

3596 48%

74 1%

Japan Nordamerika Europa

Schaubild 11 Produktionsort von Mikrowellenkochgeräten im Jahr 1983 (Einheit 1000)