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Die vorliegende Untersuchung sieht einen Code 0 für vereinzelte Aussagen von Eltern vor.

Obgleich diese Aussagen nicht mit einem bestehenden Code codiert werden konnten, wurden sie dennoch aufgrund ihres Inhalts für wichtig erachtet. Die Untersucher codierten somit in den 29 Interviews (Niederlande und Deutschland zusammen) 131 Mal eine Aussage von Eltern von den insgesamt 1440 Aussagen mit dem Code 0. Hinterher wurde bezüglich dieser Aussagen geprüft, ob hier möglicherweise noch einige Trends zu entdecken waren.

Die genauere Analyse der Aussagen mit dem Code 0 ergab, dass bei 68 Aussagen keine wirklich gemeinsamen Themen ausgemacht werden konnten. Das Kriterium, das hierfür angewandt wurde, lautete, dass mindestens 5 Aussagen zum selben Thema getroffen werden mussten. Unter den übrigen 63 Aussagen konnten noch 3 Themen unterschieden werden. Diese 3 Themen sind: a) ‚Personalwechsel‘ (15 Aussagen), b) ‚Verbundenheit mit der Zielgruppe‘ (12 Aussagen) und c) ‚Vorbildung eines Betreuers‘ (6 Aussagen). Nachstehend beispielhafte Äußerungen von Eltern zum Thema ‚Personalwechsel‘:

„Es sind ja auch viele, die so ein freiwilliges Jahr machen, die dann weggehen, da hat er [Klientin] sich dann auch wieder dran gewöhnt und dann ... “

„... denn das finde ich auch, sie [die Klienten] haben schon sehr viele Verlustmomente in ihrem Leben. Nicht nur von Menschen, die versterben, sondern auch von Menschen, die kommen und gehen und wieder kommen und gehen.“

Ein Beispiel für eine Aussage zum Thema ‚Verbundenheit‘:

„Einfühlungsvermögen muss da sein. Und auch Wissen, ich habe eine Menschen vor mir.“

Eine typische Aussage zum Thema ‚Vorbildung eines Betreuers‘ lautete:

„Nein, ich [Eltern], meine alles, bei einem Erzieher drin ist, sollte schon drin sein, und auch so diese Zusatzfachausbildung Heilpädagogik, das gehört auch rein. Da ist es ja auch Bestandteil, dass man also Gebärdensprache lernt, also, das finde ich schon eine gute Sache. Je nachdem in welchem Bereich ich arbeite dass ich dann individuell die jeweilige Zusatzausbildung mache.“

4 schlussfolgerung

Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, herauszufinden, was die Eltern von Menschen mit einer schweren geistigen Behinderung und mit schweren Verhaltensauffälligkeiten bei der Betreuung ihres Sohnes oder ihrer Tochter für wichtig erachten. Die Eltern erhielten im Rahmen der Studie Gelegenheit, mit eigenen Worten den idealen Betreuer für ihren Sohn oder ihre Tochter zu beschreiben. Die Untersuchung wurde innerhalb des Euregioprojekts

‚Hand in Hand II‘ von Mitarbeitern des Lehrstuhls ‚Pflege von Menschen mit einer geistigen Behinderung‘ der Hogeschool van Arnhem en Nijmegen durchgeführt. Eltern wurden sowohl durch niederländische als auch deutsche Pflegeeinrichtungen für Menschen mit einer geistigen Behinderung zur Mitwirkung an dieser Studie angeworben. Insgesamt nahmen 19 niederländische und 10 deutsche Eltern teil. Die Aussagen dieser Eltern wurden anhand eines zuverlässigen Codierungssystems, das aus 40 Codes besteht, eingeteilt. Anschließend wurden diese 40 Codes in 6 Kategorien von Aussagen zusammengefasst. Die unterschiedlichen Aussagen der Eltern, aber auch diese 6 gemeinsamen Themen innerhalb dieser Aussagen wurden analysiert.

Aus den Ergebnissen wird ersichtlich, dass Eltern sich am häufigsten über das Thema

‚Klientenorientiertes Handeln eines Betreuers‘ geäußert haben, direkt gefolgt von dem Thema ‚Beziehung zwischen Betreuer und Eltern‘. In Bezug auf das Gelingen oder Nicht-Gelingen klientenorientierten Handelns und die Beziehung zu den Eltern sehen die Eltern einen Zusammenhang mit den Möglichkeiten innerhalb des Themas ‚Organisation‘, wie Personalmangel und Zeitmangel bei den Betreuern. Zugleich wurden die Themen

‚Voraussetzungen für klientenorientiertes Handeln eines Betreuers‘ und ‚Unmittelbare Umgebung des Klienten‘ mit dem klientenorientierten Handeln verbunden.

Die Ergebnisse zeigen, wie gesagt, dass sowohl in den niederländischen als auch in den deutschen Interviews das Thema ‚Klientenorientiertes Handeln eines Betreuers‘ für sehr wichtig erachtet wurde. Diese Kategorie kommt insgesamt in mehr als 450 codierten Aussagen vor. Hierzu ist allerdings anzumerken, dass in dieser Kategorie auch die meisten (11) Aussagen (Codes) zu Clustern zusammengefasst wurden. Aus dem Blickwinkel der Eltern betrachtet, kann das ‚Klientenorientierte Handeln eines Betreuers‘ als individualisiertes Handeln des Betreuers in Bezug auf die spezifischen Möglichkeiten und Bedürfnisse ihres Kindes beschrieben werden. Wunsch der Eltern ist es, dass der Betreuer diese Möglichkeiten und Bedürfnisse richtig einzuschätzen weiß und zugleich angemessen darauf reagiert. Darüber hinaus wollen die Eltern, dass der Betreuer so klar und deutlich wie möglich mit ihrem Kind umgeht, damit es auch versteht, was von ihm erwartet wird. Der wichtigste Aspekt in diesem Zusammenhang ist nach Meinung der Eltern eine verbale und nonverbale Kommunikation, die auf ihr Kind abgestimmt ist. Überdies finden Eltern es wichtig, dass der Betreuer die Kompetenzen und Fertigkeiten ihres Sohnes oder ihrer Tochter weiterentwickeln kann, obschon sie gleichzeitig auch angeben, dass dies in Einzelfällen nur in sehr begrenztem Umfang möglich ist.

Ein wichtiger Unterschied zwischen den niederländischen und deutschen Eltern betrifft ihre Reaktion auf die Frage nach den Aktivitäten, die mit ihrem Kind unternommen werden.

In mehr als der Hälfte der deutschen Interviews wird das Durchführen von Aktivitäten als wichtiger Wunsch geäußert, und zwar vor dem Hintergrund, dass das verfügbare Angebot als zu gering betrachtet wird. Eltern heben die Bedeutung der Durchführung von Aktivitäten mit ihrem Kind hervor, weil dies in ihren Augen eine deutliche Auswirkung auf die Verringerung der Verhaltensprobleme hat. Aktivitäten sorgen nach Auffassung der Eltern für Entspannung bei ihrem Sohn oder ihrer Tochter, was wiederum zu einem Gefühl der Sicherheit führt. Eltern geben dabei an, dass die Betreuer gar nicht so hohe Anforderungen an die Aktivitäten zu stellen brauchen. Oftmals würde ‚ein Spaziergang’

oder ‚eine Partie Tischtennis’ schon ausreichen. In dieser Hinsicht gibt es bei den Eltern eine deutlich festzustellende Unzufriedenheit, die oftmals im Zusammenhang mit Personal- und Zeitmangel gesehen wird. Diese Unzufriedenheit stimmt mit den Ergebnissen der Studie von Speet, Delnoij und Sixma (2005) überein, in der die Qualität der Dienstleistung aus der Perspektive von Klientenvertretern überprüft wurde. Auch in dieser Untersuchung gaben die Klientenvertreter an, dass man unzufrieden sei mit dem Angebot an Aktivitäten für Menschen mit einer schweren geistigen Behinderung.

Aus den Interviews mit den niederländischen und deutschen Befragten ergibt sich, dass es auch Teile innerhalb des klientenorientierten Handelns gibt, nämlich die so genannten Kernelemente der Ausbildung zum Heilerziehungspfleger (D) und zu Medewerkers Maatschappelijke Zorg (NL) (Cordeweners & Busse, 2010), die seitens der Eltern nur selten genannt wurden. Das gilt für Teile, die mit der Eigenregie ihres Kindes zu tun haben. Eltern geben an, dass sie es gut finden, dass ihre Kinder in alltägliche Aktivitäten mit einbezogen werden (in der Küche, beim Putzen, Kochen und dergleichen helfen); wenn es jedoch um die Anregung selbständiger Entscheidungen geht, sehen die Eltern auch klar die Grenzen aufgrund der schweren Behinderungen ihrer Kinder. Es wird sogar betont, dass das Eingehen auf die Wünsche ihrer Kinder nicht immer gut ist, bzw. dass man zugunsten des Wohlbefindens des Kindes mitunter anders entscheiden müsste. Man hält es daher für wichtig, dass der Betreuer in seinem Handeln gut differenzieren kann.

Nach Meinung der Eltern muss der Betreuer zudem auch in der Lage sein, Grenzen zu setzen und konsequent zu sein. Eltern legen Wert auf eine konsequente Vorgehensweise, da sie sehen, dass ihr Kind in Verwirrung gerät, wenn Betreuer sich nicht an Absprachen halten.

Eltern sind der Ansicht, dass es wichtig ist, dass ihr Sohn oder ihre Tochter dazu angeregt wird, bestehende Fertigkeiten zu behalten, aber gleichzeitig finden sie es auch wichtig, dass ihr Sohn oder ihre Tochter nicht überfordert wird. Gerne sehen sie bei ihrem Kind eine so optimale Entwicklung wie möglich auf der Grundlage der Fertigkeiten und Möglichkeiten, die das Kind besitzt. Für die Eltern ist es von Interesse, dass ihr Kind nicht in bestimmten Verhaltensweisen einrostet, so dass vorhandene Fähigkeiten und Fertigkeiten ungenutzt bleiben. Sie befürworten auch eine Unterstützung durch Logopäden, Physiotherapeuten, Reitlehrer, Ergotherapeuten, Musiktherapeuten und andere unterstützende Disziplinen.

Der Betreuer müsste diese Bedürfnisse und die Möglichkeiten dazu erkennen; optimal

ist ein Betreuer, der die Möglichkeiten erfasst und nicht zu hohe, aber auch nicht zu geringe Anforderungen an den Menschen mit einer schweren geistigen Behinderung und Verhaltensauffälligkeiten stellt.

Aus den Äußerungen der Eltern kann gefolgert werden, dass sie eine gute und funktionierende Kommunikation zwischen Betreuer und ihrem Kind für die wichtigste Kompetenz eines Betreuers halten. Eltern geben auch häufig an, wie eine gute

Kommunikation mit ihrem Kind stattfinden sollte. Dabei ging es nur zum Teil um die verbale Kommunikation. Oftmals wurden auch Körpersprache und Mimik genannt. Man begrüßt einen freundlichen und offenen Kontakt. Das zeigt sich nicht nur aus spontanen Aussagen der Eltern, sondern auch aus ihren Reaktionen auf die Bitte, die Kompetenzen der Betreuer der Priorität nach anzugeben.

Ein anderes wesentliches Thema, das die Eltern ansprachen, war die ‚Beziehung zwischen Betreuer und Eltern‘ auf der Basis von nahezu 300 Äußerungen, die zu diesem Thema abgegeben wurden. Eltern möchten gern an der Pflege ihres Kindes beteiligt sein. Dabei steht sowohl bei den deutschen als auch bei den niederländischen Eltern der Informationsaustausch an erster Stelle. Die Eltern begrüßen Informationen über alltägliche Dinge, wie dem Ablauf des Tages oder der Woche, was man gemeinsam getan hat und wie das Kind sich gefühlt und verhalten (kontinuierliche Information) hat. Dies entspricht wiederum den Ergebnissen der Studie von Speet, Delnoij und Sixma (2005), bei der sich ein vergleichbarer Informationsbedarf der Klientenvertreter zeigt. In unserer Untersuchung halten Eltern jedoch auch den direkten und umgehenden Kontakt für sehr wichtig, wenn sich Unregelmäßigkeiten oder Probleme (akute Information) auftun. Die Erfahrungen der Eltern mit diesem kontinuierlichen und akuten Informationsaustausch in der täglichen Praxis fallen unterschiedlich aus. Ein großer Teil der Befragten äußert sich zufrieden über den Informationsaustausch mit Betreuern. Die Eltern geben auch an, dass – wenn sie Gesprächsbedarf haben – die Betreuer nahezu immer darauf eingehen. In Einzelfällen wurde allerdings geäußert, dass man sich viel zu spät oder unzureichend informiert fühlte. Die Ursache hierfür sehen diese Eltern in einem mangelhaften Informationsaustausch zwischen den Kollegen untereinander, nicht zuletzt aufgrund von Zeit- und Personalmangel. Nur ein einziges Mal war ein Elternteil der Meinung, dass die Bereitschaft, Eltern zu informieren, völlig fehlte. Eltern geben schließlich auch an, dass die Abstimmung zwischen mehreren Parteien (u.a. in Bezug auf Wohnen und Tagespflege), die an der Betreuung ihres Sohnes / ihrer Tochter beteiligt sind, den Informationsaustausch erschweren kann. Viele Eltern äußerten Verständnis für Situationen, in denen etwas schief geht, aber diese können auch zu Verwirrung, Verärgerung über oder sogar zu Vertrauensverlust in die Betreuung führen.

Eltern wollen also informiert werden. Dabei geht es nicht nur um Informationen in außergewöhnlichen, akuten Situationen, sondern auch um einen kontinuierlichen Informationsfluss über den Tagesablauf, die Entwicklung und das Verhalten ihres Kindes.

Sie möchten gern teilhaben daran, wie ihr Kind lebt und wie gut oder schlecht es sich dabei fühlt. Bei einem Besuch oder beim Abholen ihres Kindes fehlt dazu oftmals die Zeit oder die Möglichkeit. Daher hätten einige Eltern gern regelmäßigeren Kontakt mit den Betreuern. In

dem Kontakt zwischen Betreuer und Eltern spielt die Beziehung zueinander eine wichtige Rolle. Dazu gehört Interesse an den Eltern, was beispielsweise in der Tatsache zum Ausdruck kommt, dass man sie in der Gruppe gern sieht und dass sie willkommen sind, aber auch in einem vertrauensvollen und aufrichtigen Umgang miteinander. Alle Eltern gaben an, sich am Aufenthaltsort ihres Kindes willkommen zu fühlen. Eltern erzählen zum Beispiel von einem spontanen Besuch, bei dem sie sich willkommen fühlten, trotz zum Beispiel des ungewöhnlichen Zeitpunkts des Besuchs (frühmorgens, Essenszeit) und der damit oft zusammenhängenden Personalbesetzung. Eltern berichten, dass sie immer eine Tasse Kaffee und Aufmerksamkeit von der anwesenden Betreuung bekommen. Wahrscheinlich kommt es nicht so oft vor, dass Eltern durch ihre Anwesenheit am täglichen Leben ihrer Kinder in der Pflegeeinrichtung teilnehmen. Wenn das jedoch der Fall ist, wollen sie gern das Gefühl haben, dass sie dazu gehören. Trotz dieser positiven Erfahrungen geben (niederländische) Eltern auch an, sich häufig belastet zu fühlen, wenn Betreuer ihnen anlässlich eines Besuches Aufmerksamkeit schenken. Sie sehen dann lieber, dass die Betreuer diese Aufmerksamkeit einem ihrer Klienten widmen. Dass Eltern sich in der Gruppe willkommen fühlen, hängt mit einem vertrauensvollen Umgang miteinander zusammen. Aufrichtigkeit und Vertrauen werden von den niederländischen Eltern häufiger genannt als von den deutschen Eltern.

Eltern erklären hierzu, dass sie es wichtig finden, dass die Kommunikation zwischen ihnen und den Betreuern auf eine offene, transparente und aufrichtige Art stattfindet. Eltern halten es für wichtig, dass – wenn eine Sache nicht gut gegangen ist – sowohl sie als auch die Betreuer sich frei genug fühlen, die Angelegenheit zu thematisieren. Eltern äußern, dass sie Verständnis für Situationen aufbringen, in denen etwas schief geht, aber sie wollen zeitnah darüber unterrichtet werden und nicht anderweitig oder erst viel später davon erfahren. Dies ist wichtig für das Vertrauen, dass Eltern den Betreuern entgegenbringen. Einige Eltern hoben das Interesse hervor, das Betreuer auch an „stillen“ und „schwierigen“ Eltern zeigen. Dass sie wissen, wie sie einerseits die Interessen der „stillen Eltern“ thematisieren können und andererseits die Interessen der „schwierigen Eltern“ nicht zu Lasten des eigenen Kindes gehen lassen. Diese Eltern erklärten gleichzeitig, dass es für Betreuer nicht leicht ist, diese Aufgabe eines Konfliktmanagers zu erfüllen.

Wenn es um Unzufriedenheit mit der Betreuung geht, bringen Eltern das Thema

‚Organisation‘ relativ häufig zur Sprache. Hierbei handelt es sich um Angelegenheiten, die sowohl auf Mikro-, Makro- als auch Mesoniveau mit der Organisation zu tun haben. Sowohl das Management als auch die Sichtweise der Organisation auf die Arbeit mit Menschen mit einer schweren Behinderung spielt hier laut Aussage der Eltern eine Rolle. Eltern machen die Organisation in einigen Punkten verantwortlich für das Fehlen bestimmter Betreuungsaspekte. Über 200 Äußerungen wurden diesbezüglich abgegeben und betreffen insbesondere zwei Aspekte. Als erstes nannten die Eltern die Mittel, die die Organisation zur Verfügung stellt, darunter insbesondere die Personalmittel. Als zweites wird die gegenseitige Zusammenarbeit unter Kollegen von den Eltern als wichtige Bedingung für eine gute Betreuung betrachtet. Die Art der Behinderung ihres Kindes verlangt in den Augen der Eltern eine gute Zusammenarbeit und kontinuierliche Abstimmung zwischen den Betreuern

untereinander. In diesem Punkt wird auf mangelhaft verlaufende Teambesprechungen verwiesen, aber auch auf die Tatsache, dass keine oder nur in geringem Umfang Absprachen zwischen den Betreuern und anderen Beteiligten getroffen werden. Die Eltern erfahren dadurch unklare, falsch erteilte oder vollkommen fehlende Informationen. Auch wenn die Eltern hier ein bestimmtes Maß an Verständnis aufbringen, so ist dies doch oft ein Ärgernis.

Und dieses Ärgernis wird weniger dem einzelnen Betreuer zugeschrieben als der Organisation an sich.

In diesem Zusammenhang verlangt die personelle Besetzung besondere Aufmerksamkeit.

Nahezu alle Eltern sehen in diesem Punkt Probleme. Dies stimmt mit der Studie von Speet, Delnoij und Sixma (2005) überein, in der Klientenvertreter den Personalwechsel als den Aspekt innerhalb der Organisation benennen, bei dem die größten Verbesserungspunkte liegen. Zu wenig Personal bedeutet wenig Zeit für ihr Kind, und dies geht nach Ansicht der Eltern auf Kosten der intensiveren Beschäftigung und der Durchführung von Aktivitäten mit ihrem Kind. Eltern vertreten den Standpunkt, dass man mit mehr Personal bei und mit Menschen mit einer schweren Behinderung viel mehr erreichen könnte. Die Eltern sind zum Teil nicht optimistisch und erklären, dass in diesem Punkt kaum Änderungen zu erwarten sind. Wichtig ist hier anzumerken, dass der Zeitmangel des Betreuers nicht einem geringen Organisationsvermögen zugeschrieben wird, sondern der Organisation selbst. Eltern geben an, dass sie sich vorstellen können, dass Betreuer sich oftmals nicht durch das Management der Organisation unterstützt fühlen. Aus dem Kwaliteitskader Gehandicaptenzorg ist ersichtlich, dass genau diese Unterstützung durch das Management unmittelbar mit der Qualität der Pflege und Unterstützung, die dem Klienten im unmittelbaren Kontakt geboten wird, zusammenhängt (VGN, 2007).

Das Thema ‚Sozial-emotionale Beziehung zwischen Betreuer und Klient‘ wird fast ebenso häufig genannt wie das Thema ‚Organisation’. Dabei geht es den Eltern an erster Stelle nicht um die Professionalität eines Betreuers oder um die systematische oder strukturierte Vorgehensweise in der Pflege, sondern vielmehr um das Maß der (Zwischen-)Menschlichkeit.

Was diese Beziehung anbelangt, sehen Eltern deshalb auch am liebsten, dass ein Betreuer sich ihrem Sohn oder ihrer Tochter zuwendet und dass er einen vertrauensvollen Umgang pflegt.

Hierbei sind sich die Eltern sehr wohl bewusst, dass der Aufbau einer Beziehung mit ihrem Kind durch dessen Behinderung und dem damit einhergehenden Verhalten und Äußeren erschwert werden kann. Humor und Relativierungsvermögen sind laut Eltern Qualitäten, die notwendig sind, um das Vertrauen des Kindes zu gewinnen. Wesentlich ist dabei, dass ein Betreuer sich in ihr Kind hineinversetzen und dem Kind das Gefühl vermitteln kann, dass es verstanden wird.

Die Eltern äußern sich auch zum Thema ‚Unmittelbare Umgebung des Klienten.‘

Aufmerksamkeit für die persönliche und körperliche Hygiene und das Essmuster gehören laut Eltern ebenfalls zu einer guten Betreuung. Die Eltern geben an, dass der Betreuer auch den verbalen Äußerungen, vor allem aber auch den nonverbal geäußerten Bedürfnissen ihres Kindes Aufmerksamkeit schenken muss. Die Umgebung ihres Kindes kommt in den Interviews nicht häufig zur Sprache. Daraus lässt sich schließen, dass eine versorgende, sichere

und vertraute Umgebung entweder nicht so wichtig ist oder – was eher der Fall sein wird – dass dies gegeben ist und daher nicht genannt wird.

Zum Schluss äußern sich Eltern noch zu dem Thema ‚Voraussetzungen für

klientenorientiertes Handeln.‘ Eltern halten es für wichtig, dass die Betreuer den individuellen Klienten gut kennen und einschätzen können. Sie beziehen dies vor allem auf Eigenheiten, Vorlieben, Verhaltensprobleme, Kommunikationsstil und dergleichen, was meistens durch regelmäßigen Kontakt und ein gutes Beobachtungsvermögen erreicht werden kann. Darüber hinaus erwarten die Eltern, dass die Betreuer über Kenntnisse der spezifischen Erkrankungen verfügen bzw. sich diese Kenntnisse aneignen, wenn sie mit einem Kind mit diesem

Krankheitsbild umgehen müssen.

Empfehlungen hinsichtlich der Kompetenzen der Betreuer

Was bedeuten diese Erkenntnisse nun für die Kompetenzen von Betreuern? Die

Entwicklungen der letzten Jahre in Richtung einer mehr klientenorientierten, individuellen Pflege werden durch die Aussagen der Eltern untermauert. Eltern sind sich der Tatsache bewusst, dass eine gute Pflege – insbesondere bei Menschen mit einer schweren geistigen Behinderung und schweren Verhaltensauffälligkeiten – hohe Anforderungen an das Personal stellt. Für die Eltern ist es wichtig, dass ihr Kind feste Betreuer hat und dass es gemäß seinem eigenen Verhalten und seinen eigenen Möglichkeiten betreut wird. Betreuer müssen auf fachlichem Gebiet über die Krankheitsbilder und Methoden im Umgang mit Verhaltensproblemen Bescheid wissen. Ferner werden persönliche Eigenschaften der Betreuer wie Kommunikation, Einfühlsamkeit, Aufbau von Beziehungen, Motivation und Stressbeständigkeit hervorgehoben. In dem Bericht ‚Klaar voor de toekomst’ werden diese Eigenschaften (Kernqualitäten) wie folgt zusammengefasst: Engagement, Empathie, Assertivität (Durchsetzungsfähigkeit), Repräsentativität und Integrität (Vlaar, van Hattum

& van Dam, 2006). Die Kommunikation mit ihrem Kind, aber insbesondere auch mit den Eltern bildet die Grundlage, denn auch die Eltern suchen in ihrer Situation oft nach Rat und Unterstützung. Diese persönlichen Kompetenzen sollten nach Auffassung der Eltern auch in der Ausbildung sowie in Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen ausreichend berücksichtigt werden.

& van Dam, 2006). Die Kommunikation mit ihrem Kind, aber insbesondere auch mit den Eltern bildet die Grundlage, denn auch die Eltern suchen in ihrer Situation oft nach Rat und Unterstützung. Diese persönlichen Kompetenzen sollten nach Auffassung der Eltern auch in der Ausbildung sowie in Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen ausreichend berücksichtigt werden.