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13 Das Hinzufügen weiterer, in der Grösse

11.2.2 Die Veränderung der Balkone Indikationen

Balkone sind Erweiterungen des Innenraumes. Sie bieten während der gut temperierten Jahreszeiten zusätzlichen Wohnraum im Freien.

Als eigenständige Räume sind Balkone jedoch meist viel zu klein. Man kann vielleicht zwei Stühle plazieren, aber ein Tisch beansprucht bereits die gesamte Fläche. Ein Balkon ist gewissermassen nur ein Hinweis darauf, dass man sich im Freien auf-halten kann und kaum ein reales Angebot.

Möglicherweise hat sich die Umgebung des Wohn-hauses im Laufe der Zeit verändert. Lärm und Gestank haben zugenommen. Die ursprüngliche gute Sicht in die Weite ist durch jüngere Bauten verstellt worden. Die Bäume sind gewachsen, ver-decken die Aussicht und bringen Schatten. Die Kin-der Kin-der ersten Bewohnergeneration sind gross geworden. Die freie Sicht auf den Spielplatz ist nicht mehr notwendig, und das Geschrei der Nachbars-kinder erweist sich oft als Belästigung.

Abb. 11.8

Schematische Darstellung: Verglasung der Balkonbrüstungen.

Als Folge davon entstehen klimatische Pufferzonen oder Erweiterungen der Innenräume.

Abb. 11.9 + 11.10

Verglaster Balkon eines Wohnblocks der Siedlung Sternenfeld in Birsfelden bei Basel; Architekt Markus Steinmann.

Die Fenster dürfen im geöffneten Zustand die Benutzung des Balkons nicht behindern. Es wurden Drehflügelfenster montiert, die sowohl die teilweise wie die vollständige Oeffnung möglich machen. Die mittleren Fensterflügel können auf den seitlichen Flügeln arretiert werden. Zum Sonnenschutz wurden aussenlie-gende Knickarmmarkisen montiert.

Abb. 11.9 (links)

Balkon mit geschlossenen Fenstern.

Abb. 11.10 (rechts)

Balkon mit offenen Fenstern. An den Brüstungen können Blumenkisten angehängt werden.

Massnahmen

Da der Balkon unter diesen Umständen ohnehin nicht mehr als Aussenraum verwendet werden kann, ist es sinnvoll, den Innenraum um den Balkon zu erweitern. Das Bauvolumen wird dadurch wohl verändert, aber nicht vergrössert.

Wir erwähnen zwei Möglichkeiten für eine solche Erweiterung14:

– die Einbeziehung des Balkons in den Innenraum, wobei die neue, isolierte Aussenhaut der Wärme-dämmung im Bereich der auskragenden Beton-decke dient.

– die Einbeziehung der Enden eines Laubenganges in den Innenraum.

Weniger einschneidend ist die Verglasung des Bal-kons. Dadurch wird eine thermische Pufferzone ge-schaffen und die Benutzbarkeit des Raumes erhöht, nicht jedoch das Angebot an Wohnflächen.

Art der Eingriffe

Die vorhandene Bausubstanz bestimmt Umfang und Schwierigkeitsgrad der Durchbruchsarbeiten.

Entscheidend ist in diesem Zusammenhang die be-stehende Konstruktion der Aussenwand. Bei einer Glaswand oder Fenstertüre zum Balkon sind Auf-wand und Beeinträchtigung der Bewohner relativ gering. Eine Brüstung mit Fenstern, Heizkörpern

Die Skizzen sind einer Bedienungsanleitung entnommen, die der Architekt Markus Steinmann für die Bewohner der Ueberbauung Sternenfeld zusammenstellte.

Abb. 11.11

Im Winter wirkt der Balkon bei geschlossenen Fenstern als iso-liernde Pufferzone.

Abb. 11.12

Nachts sollten im Winter die Vorhänge gezogen und die Rolladen geschlossen werden.

Abb. 11.13

In der Uebergangszeit kann der Temperaturunterschied zum Balkon zum heizen des Wohnzimmers genutzt werden.

14 Vergleiche dazu auch die Publikationen des Impulspro-grammes PACER.

Abb. 11.11 bis 11.16

Die Verglasung verwandelt den Balkon in einen «Energiespeicher».

Nützt man den Treibhauseffekt der Verglasung richtig, kann man mit dem Balkon den Wohnraum im Winter isolieren, im Sommer kühlen und in den Uebergangszeiten, Frühling und Herbst, sowohl isolieren wie auch heizen. Die Elemente, die der Bewohner zu bedienen hat, sind: öffnen und schliessen der Fenster, bedienen der Sonnenstoren und der Rolladen oder Lamellenstoren, ziehen der Vorhänge im Wohnraum.

Abb. 11.14

Auch in der Uebergangszeit wirkt der Balkon nachts isolierend.

Abb. 11.15

Im Sommer kann die Verglasung auf die gesamte Breite geöff-net werden. Der Balkon hat die gleichen Qualitäten wie früher.

Werden aber der Sonnenstoren gesenkt und die Fenster ge-schlossen, bleibt die wärmere Luft draussen und der Wohnraum entsprechend kühler.

Abb. 11.16

Im Sommer werden nachts zur Kühlung Fenster und Türen geöff-net.

15 Es ist aber möglich, dass der Eigentümer durch eine Abstimmung einen Mehrheitsentscheid der Bewohner her-beiführt.

und elektrischen Installationen dagegen erfordert einen grösseren Eingriff. Art und Mass der Beein-trächtigung sind ausschlaggebend dafür, ob die Arbeiten in bewohnten Wohnungen durchgeführt werden können oder ob Ersatzwohnungen zur Verfügung stehen müssen.

Entscheidung

Die Verkleidung eines einzelnen Balkons ist eigent-lich ein einfacher Eingriff und könnte von den Mie-tern nach eigenem Gutdünken entschieden und finanziell zur vollen Last getragen werden. Das Aus-sehen des Gebäudes wird dabei aber so sehr ver-ändert, dass diese Entscheidung dem Eigentümer vorbehalten sein muss15.

Da der Einbezug der Balkone in den Wohnbereich die Wohnflächen vergrössert und deshalb die Nut-zungsziffer erhöht, ist dafür bei der Gemeinde eine Bewilligung einzuholen.

Ablauf

Meist können diese Arbeiten zunächst ausserhalb der Wohnung ausgeführt werden. Eine entschei-dende Phase ist dabei jeweils die Installation der neuen Heizleitung und ihr Anschluss an die beste-hende Verteilung und an die Wärmemessung.

Können sämtliche Arbeiten ausserhalb der Woh-nung durchgeführt werden, so schränken lediglich der Durchbruch und kleinere Anpassungsarbeiten die Bewohnbarkeit ein.

Architektonische Aufgaben:

Der Eingriff verändert das Aussehen des Gebäudes in erheblichem Masse. Auf der Balkonseite erhält das Haus eine neue Haut. Eine ursprünglich hori-zontale Gliederung kann zu einer vertikalen Akzen-tuierung der Fassade führen (und vice versa). Da der Eingriff sich meist auf eine Fassadenseite bezieht, stellt sich die Frage, wie ein solcher Wechsel des architektonischen Ausdruckes sich auf die übrigen Fassadenseiten auswirkt. Dies gilt auch für die Gestaltung des Sockels und des oberen Gebäude-abschlusses.

Abb. 11.17 bis 11.19

Grundriss und Ansichten der Siedlung Sternenfeld in Birsfelden bei Basel.

Abb. 11.17

Grundriss einer Wohnung.

Der Balkon macht das Wohnzimmer zu einem «gefangenen», nicht mehr direkt nach aussen lüftbaren Zimmer. Dies ist vielerorts bau-rechtlich nicht zulässig und erfordert eine Ausnahmeregelung.

Abb. 11.18

Im Rahmen eines Forschungsprogrammes «Verglaste Balkone bei Mehrfamilienhäusern» wurden unterschiedliche Verglasungen montiert und während zweier Heizperioden getestet. Als Oeffnungssysteme wurden geprüft: Faltschiebefenster, Vertikal-schiebefenster, Horizontalschiebefenster mit Drehflügel, Dreh-flügelschiebefenster, Drehflügelfenster.

Das Bild zeigt die acht montierten Verglasungen der Versuchsreihe.

Abb. 11.19

Ansicht des Baukörpers mit den Verglasungen der Versuchsreihe.

Der Unterschied zwischen der ebenen Glasfront und den tiefen Balkonen zeigt die Veränderung der Fassade durch diese Mass-nahme.

11.2.3 Die Veränderung