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Unbesetzte Ausbildungsstellen und unversorgte Bewerberinnen und Bewerber

Besetzung von Ausbildungsplätzen: Schwierigkeiten haben erneut deutlich zuge-nommen

Bis Mitte der 2000er Jahre war es den meisten sachsen-anhaltischen Betrieben relativ gut gelun-gen, angebotene Ausbildungsstellen zu besetzen. In den Folgejahren ist es jedoch immer schwie-riger geworden, aus Sicht der Betriebe geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu gewinnen.

Während es im Jahr 2006 lediglich 6 % aller sachsen-anhaltischen Betriebe mit neuen

Ausbil-22

dungsplatzangeboten nicht gelang, Bewerber für angebotene Ausbildungsstellen zu finden, hatte sich der Anteil von Betrieben mit unbesetzt gebliebenen Ausbildungsplätzen nur 2 Jahre später mit 15 % mehr als verdoppelt. Während die Probleme bei der Besetzung von Ausbildungsstellen in Westdeutschland im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise wieder leicht zurückgingen, nah-men die Besetzungsprobleme in Sachsen-Anhalt kontinuierlich weiter zu und erreichten 2012 ei-nen neuen Höchststand. So ist der Anteil unbesetzt gebliebener Ausbildungsstellen an allen angebotenen Stellen auf 29 % gestiegen. Trotz dieser Entwicklung gehört dieser Anteilswert unter den ostdeutschen Ländern bislang mit zu den niedrigsten (Ostdeutschland: 32 %). Der Anteil in Westdeutschland war mit 15 % nur halb so hoch.

Abbildung 13

Betriebe mit unbesetzten Ausbildungsplätzen und Zahl unbesetzter Ausbildungsplätze in Sachsen-Anhalt, Ost- und Westdeutschland 2004 bis 2012

  Quelle: Betriebspanel, Wellen 2004 bis 2012. Für die nicht ausgewiesenen Jahre wurden die Daten im

IAB-Betriebspanel nicht erhoben.

Wie der Blick auf die Situation in den einzelnen Branchen und Betriebsgrößenklassen zeigt, sind die Besetzungsprobleme nicht flächendeckend, sondern konzentrieren sich auf einzelne Bereiche der sachsen-anhaltischen Wirtschaft. So gab es im Jahr 2012 Branchen, in denen – gemessen am Anteil der unbesetzten an allen in der jeweiligen Branche angebotenen Ausbildungsplätzen – überdurchschnittlich viele Stellen unbesetzt geblieben sind. Dazu gehörten insbesondere das Baugewerbe, die übrigen Dienstleistungen und der Bereich Handel/Reparatur (50, 40 bzw.

38 %). Unterdurchschnittlich von Nichtbesetzungsproblemen betroffen war hingegen das verarbeitende Gewerbe (24 %). Auf die genannten Bereiche entfielen mit 77 % gut drei Viertel aller 2012 in Sachsen-Anhalt nicht besetzten Ausbildungsstellen.

Abbildung 14

Unbesetzte Ausbildungsplätze im Ausbildungsjahr 2011/2012 nach ausgewählten Branchen und Betriebsgrößenklassen in Sachsen-Anhalt

  Quelle: IAB-Betriebspanel, Welle 2012

Erhebliche Unterschiede hinsichtlich des Erfolgs bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen bestehen auch zwischen kleineren und größeren Betrieben, wobei 2012 wie bereits in den Vor-jahren folgender Zusammenhang zu beobachten war: je kleiner ein Betrieb, desto höher der Anteil unbesetzt gebliebener Ausbildungsplätze. Im Vergleich zum vorangegangenen Beobachtungs-zeitraum haben die Besetzungsprobleme in allen Betriebsgrößenklassen zugenommen.

Unversorgte Bewerberinnen und Bewerber: Der Anteil der nicht in eine Berufsausbil-dung Vermittelten ist 2012 wieder gestiegen

Trotz der insgesamt positiven Entwicklungstendenzen am Ausbildungsstellenmarkt konnten im letzten Jahr 425 Bewerber/-innen um einen betrieblichen Ausbildungsplatz nicht vermittelt wer-den. Unter den unvermittelten waren 193 bzw. 45,4 % der Bewerber/-innen weiblich und 232 bzw.

54,6% männlich. Im Jahr zuvor waren lediglich 286 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz geblieben.

Bei den Bewerber/-innen mit Hauptschulabschluss blieben 13 Jugendliche (3 %) und bei den Be-werber/-innen ohne Schulabschluss 59 Jugendliche (14 %) am 30. September 2012 unversorgt.

Die Zahl der sogenannten Altbewerber/-innen (unversorgte Bewerber/-innen um eine betriebliche Ausbildung aus den Vorjahren) lag bei insgesamt 6.656 Personen. Damit ist zumindest die Alt-nachfrage weiter rückläufig (gegenüber Vorjahr: -279 Personen bzw. -4,0 %).

Von den 425 noch unversorgten Bewerberinnen und Bewerbern waren 333 Abgänger/-innen aus vorangegangenen Schulentlassungsjahren. Für 6.323 Altbewerber/-innen wurden 2012 Ausbil-dungsmöglichkeiten oder andere Wege in den Beruf gefunden.

Differenziert nach den Ausbildungsbereichen und nach Geschlecht stellt sich das Bild wie folgt dar:

Abbildung 16

Teilnehmer/-innen an Abschlussprüfungen im Handwerk im Zeitraum 01.01.-31.12.2012 Teilnehmer/-innen mit bestandener Abschlussprüfung im Handwerk

14

0 200 400 600 800 1.000 1.200 1.400 1.600 1.800

Elektro- und

Teilnehmer/-innen an Abschlussprüfungen im IHK-Bereich im Zeitraum 01.01.-31.12.2012 Teilnehmer/-innen an bestandener Abschlussprüfung im IHK-Bereich

1.450

0 200 400 600 800 1.000 1.200 1.400 1.600

Metall uelle: Angaben der Industrie- und Handelskammern

26 Abbildung 18

Teilnehmer/-innen an bestandener Abschlussprüfung im Land- und Hauswirtschaftsbereich Teilnehmer/-innen an bestandener Abschlussprüfung im Land- und

Hauswirtschaftsbereich

312 9

105 104

0 50 100 150 200 250 300 350

Landw irtschaft Hausw irtschaft

m ännlich weiblich

Quelle: Landesverwaltungsamt

Die besten Ausbildungsergebnisse wurden im Bereich Landwirtschaft/Hauswirtschaft mit einem Prüfungserfolg von 89,3 % erzielt, gefolgt von den Industrie- und Handelskammern mit 83,7 %.

Von den Prüflingen im Handwerk bestanden 82,4 % ihre Abschlussprüfungen.

Hinsichtlich der Prüfungserfolge insgesamt liegen junge Männer (83,7 %) und junge Frauen (83,6 %) nahezu gleichauf. Die größten Ausbildungserfolge konnten junge Frauen im Handwerk, Berufsgruppe der Metall- und Elektrohandwerke und im gewerblichen Bereich der IHK’n nachwei-sen. 100 % bzw. 93 % bestanden die Abschlussprüfung erfolgreich. In diesen Berufen ist der An-teil von jungen Frauen sehr gering. Die Ergebnisse zeigen, welche gemeinsamen Erfolge Auszu-bildende und Betriebe erreichen können, wenn sie sich darauf einlassen, tradierte geschlechtsbe-zogene Vorstellungen in technischen Berufen zu überwinden.

Übergang von Ausbildung in Beschäftigung: Positive Entwicklung hält an

Die Situation an der so genannten zweiten Schwelle, dem Schritt von der beruflichen Erstausbil-dung in das Arbeitsleben, war in Sachsen-Anhalt viele Jahre problematisch – nicht zuletzt eine Folge des eingeschränkten Bedarfs an Nachwuchskräften sowie der erheblichen Ausbildung über Bedarf. Diese Situation hat sich aber in den letzten Jahren deutlich verbessert. In der zweiten Hälfte der 2000er Jahre ist der Anteil übernommener Absolventinnen und Absolventen parallel zum Beschäftigungsaufbau und dem wachsenden Fachkräftebedarf in den sachsen-anhaltischen Betrieben tendenziell gestiegen. Die Ergebnisse der aktuellen Befragungswelle zeigen, dass die-ser positive Trend anhält. 2012 wurden in Sachsen-Anhalt fast 6 von 10 Ausbildungsabsolventen/-absolventinnen (58 %) von ihren Ausbildungsbetrieben über-nommen.5 Gegenüber dem Vorjahr konnte die Übernahmequote in Sachsen-Anhalt um ca.

7 Prozentpunkte erhöht werden. Damit waren die Chancen für sachsen-anhaltische Auszubilden-de, nach der Ausbildung eine Beschäftigung im Ausbildungsbetrieb aufzunehmen, nach vielen Jahren erstmalig ähnlich hoch wie in Ostdeutschland (59 %). Trotz der positiven Entwicklung ist es sachsen-anhaltischen Betrieben aber auch 2012 weniger gut als westdeutschen Betrieben (66 %) gelungen, junge Facharbeiter/-innen zu übernehmen. Hierbei ist allerdings zu berücksich-tigen, dass immer noch ein Teil der sachsen-anhaltischen Auszubildenden, wenn auch im

5 Ohne Berücksichtigung der spezifischen Übernahmesituation im Bereich Erziehung und Unterricht.

gleich zu früheren Jahren deutlich verringert, außerbetrieblich ausgebildet wird. Eine Übernahme ist hier in der Regel nicht möglich.

Bei Ausklammerung der Branche Erziehung und Unterricht, auf die das Gros solcher Ausbil-dungsverhältnisse entfällt, würde sich die Übernahmequote für Sachsen-Anhalt mit 62 % weiter an die Quote für Westdeutschland annähern (68 %).6

Abbildung 19

Entwicklung der Übernahmequoten* in Sachsen-Anhalt, Ost- und Westdeutschland 1996 bis 2012

 

* Übernahmequote = Anteil übernommener Absoventinnen/Absolventen an allen erfolgreichen Absolvent/-inn/en Quelle: IAB-Betriebspanel, Wellen 1996 bis 2012

Von den sachsen-anhaltischen Auszubildenden mit erfolgreich abgeschlossener Ausbildung waren 2012 etwa 40 % weiblich und 60 % männlich. Von den Absolventinnen wurden 57 %, von den Absolventen 60 % übernommen. Auch in Ostdeutschland wurden mit 62 % anteilig mehr junge Männer von ihren Ausbildungsbetrieben übernommen als Frauen (55 %). In Westdeutsch-land hatten junge Frauen und junge Männer demgegenüber nicht nur insgesamt bessere, sondern zudem fast vergleichbar gute Chancen, nach der Ausbildung vom Ausbildungsbetrieb übernommen zu werden (67 % der jungen Männer und 65 % der jungen Frauen). Die geschlechter-relevanten Unterschiede bei der Übernahme in den sachsen-anhaltischen Betrieben dürften vor allem mit der unterschiedlichen Verteilung der Auszubildenden auf die einzelnen Branchen zusammenhängen. So sind die durchschnittlichen Übernahmequoten in eher männlich dominierten Bereichen der Wirtschaft oftmals höher als in Branchen mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil an Frauen.

Im produzierenden Gewerbe – hierzu gehören die Branchen Bergbau/Energie/Wasser/Abfall, ver-arbeitendes Gewerbe und Baugewerbe – wurden durchschnittlich 72 % aller Absolventinnen und

6 Außerbetriebliche Ausbildungsverhältnisse, welche die betrieblichen Ausbildungsplätze ergänzen, werden statistisch dem Bereich Erziehung und Unterricht zugerechnet. Eine Übernahme ist bei dieser Art der Ausbildung nicht möglich, was sich reduzierend auf die durchschnittliche Übernahmequote auswirkt. Bei Einbeziehung des Bereichs

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Absolventen übernommen. Damit fiel die Übernahmequote im produzierenden Gewerbe gegen-über dem Dienstleistungssektor (45 %) deutlich höher aus. Im produzierenden Gewerbe wie auch im Dienstleistungssektor wurden anteilig jeweils mehr Männer als Frauen übernommen. Die Übernahmechancen waren allerdings für männliche und weibliche Ausbildungsabsolvent/-inn/en gleichermaßen in Ausbildungsbetrieben des produzierenden Gewerbes deutlich höher als im Dienstleistungssektor.

Abbildung 20

Übernahmequote* im produzierenden Gewerbe, im Dienstleistungsbereich und insgesamt in Sach-sen-Anhalt 2012

 

* Anteil der übernommenen Auszubildenden an allen Auszubildenden mit erfolgreichem Abschluss.

Quelle: IAB-Betriebspanel, Welle 2012

Die Übernahmechancen hängen neben dem Wirtschaftsbereich auch mit der Größe eines Ausbil-dungsbetriebes zusammen, wobei im Allgemeinen die Übernahmequote mit wachsender Betriebsgröße steigt. Es gilt auch hier der allgemeine Trend: In größeren Betrieben wurden anteilig mehr junge Facharbeiter/-innen im Anschluss an die Ausbildung übernommen als in Kleinst- und Klein- sowie in mittleren Betrieben. Bei Großbetrieben wurden 74 %, bei mittleren Betrieben 53 %, bei Kleinbetrieben 54 % und bei Kleinstbetrieben 59 % in ein Beschäftigungs-verhältnis im Ausbildungsbetrieb übernommen. Damit erzielten 2012 die meisten Betriebsgrößen-klassen – mit Ausnahme der Großbetriebe – weitgehend vergleichbare Übernahmequoten.

Auch wenn die Übernahmequoten junger Frauen und junger Männern im Durchschnitt des Lan-des nur geringfügig zugunsten der Männer abweichen, stellte sich die Situation in den einzelnen Betriebsgrößenklassen sehr unterschiedlich dar. In Kleinstbetrieben mit bis zu 4 Beschäftigten fiel die Übernahmequote bei Absolventinnen fast doppelt so hoch aus wie die der männlichen Absol-venten (62 zu 34 %). Auch in Großbetrieben wurden erfolgreich ausgebildete Frauen etwas häufi-ger übernommen, wobei der Unterschied zu den Männern nur häufi-geringfügig war (75 zu 73 %). Bei allen anderen Betriebsgrößenklassen lag die Übernahmequote der jungen Männer über der der Frauen. Die Diskrepanz lag zwischen 6 und 9 Prozentpunkten zuungunsten der Frauen.