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These: Im Jahr 2040 …

Im Dokument Streitfragen!: (Seite 33-40)

Weitere Informationen zur Delphi-Studie und ihrer Methode:

www.delphi-energy-future.com/de

SZENARIO • HOME STORAGE

Wenn jeder seine eigene

Hausbatterie hätte ...

... werden HAusbesitzer unabhängig

Solarstrom ins Netz einzuspeisen, wird sich immer weniger lohnen, ihn selbst zu verbrauchen immer mehr. Die Solaranlage als Modul für die Selbstversorgung gewinnt an Bedeutung.

Überschüssige Energie aus Sonnentagen kann nun quasi im eigenen Keller gespeichert werden,

bis sie benötigt wird. Zugekauft wird Strom dann nur noch, wenn es gar nicht anders geht. Foto

s: dpa, iStock, Tesla Motors

HOME STORAGE • SZENARIO

Die Powerwall von Tesla hat ein Design, das schon jetzt mit Apple-Chic verglichen wird.

Nachahmer, die schon in den Startlöchern stehen, werden sich ähnlich Mühe geben. Die Energie wird in einem formschönen Behälter gespeichert, der schon von außen

das neue Konzept visualisiert. Der Kunde kann unter Mustern und Farben wählen.

... entsteht im Keller Glamour

Von REINER SCHWEINFURTH

Was Apple für die digitalen Medien in den 1980er-Jahren bedeutete, das schaffte Tesla 30 Jahre später mit seiner smarten Powerwall – einem Energiespeicher

für den Privathaushalt. Massenproduktion und damit sinkende Preise krempelten die Energiebranche völlig um.

Ein (fiktionaler) Blick zurück aus dem Jahr 2020.

SZENARIO • HOME STORAGE

S

o richtig los ging es 2015. 15.000 Home Storage-Geräte wurden damals angeschlossen. Der Markt war noch auf jene beschränkt, die eine eigene Solar anlage auf dem Dach hatten und den Son-nenstrom auch dann nutzen wollten, wenn die Sonne nicht schien. Die gro-ßen Netzbetreiber schliefen nicht. Sie or-ganisierten aus vielen kleinen Einheiten große Speicher, die günstigen Strom für alle vorhielten, auch für die, die keine Haushaltsbatterie im Keller hatten. Pri-vathaushalte und Stromindustrie sorg-ten gemeinsam für die Energiewende.

Deutschland hatte sich wieder zu jenem führenden Produzenten in der

Elektro-technik entwickelt, der es schon einmal an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhun-dert gewesen war.

Bei den Batteriepacks, die heute in fast jedem Haus stehen, hat sich eine Strom-leistung von durchschnittlich zehn Kilo-watt durchgesetzt. Mehr brauchen wir im Alltag selten. Wir nehmen immer dann Strom auf, wenn die Handvoll Versorger ihn günstig zur Verfügung stellen oder die eigene Produktion auf dem Dach uns ei-nen besseren Preis macht. Fünf Jahre hal-ten die Akkus mindeshal-tens ohne größere Leistungseinbußen. Der Export von Haus-speichern, die von Mercedes-Benz, BMW oder Vattenfall hergestellt werden, dreht weiterhin hochtourig.

Zudem hat sich ein Markt für „Second Li-fe“-Geräte entwickelt. Der mecklenbur-gische Versorger WEMAG erkannte früh das Potenzial gebrauchter Speicher, kom-binierte sie neu. Aus ihrem E-Kit, das sich zum funktionalen Antriebsstandard für E-Mobility gemausert hatte, ist ein Li-zenzgeschäft geworden, das in China ge-nauso funktioniert wie in Anklam. Die Speicher können den Strom parken, der etwa durch eine Photovoltaikanlage auf dem Hausdach erzeugt wurde.

Als es mit der Energiewende so rich-tig losging – in den späten 1990er-Jah-ren – war auch der Siegeszug der Batterie absehbar. Die Entwicklung brachte vie-le Menschen dazu, die „Daseinsvorsorge Foto

s: Jürgen Nefzger, Roman Rätzke/ReeVolt

Mit Millionen privaten Energieerzeugern und weniger Großkraft-werken wird eine völlig neue Energielandschaft entstehen. Und die stillgelegten Energieanlagen dürfen ihr Dasein noch als

Frei-zeitpark, Kletterlandschaft oder Kunstobjekt fristen.

... wird es weniger kraftwerke geben

HOME STORAGE • SZENARIO

Es gibt schon heute ein Konzept für einen ganz einfachen Elektroantrieb, der sehr einfach ein- und ausgebaut werden kann. Der Autofahrer schließt ihn an den eigenen Energiespeicher an und zieht sich von dort zum Beispiel

Solarstrom vom Dach. Die Tankstelle im Keller ist praktisch, sauber, billig.

... gibt das der E-Mobility Schub

Energie“ in die eigenen Hände zu nehmen.

Folge: die Dezentralisierung der Strom-produktion mit einem immer selbstbe-wussteren Auftreten der Prosumer – der Verbraucher, die gleichzeitig Produzenten sind. Auf Verteilungsprobleme reagierten die Netzbetreiber zunächst mit einem um-fassenden Netzausbau, der aber teuer war und auf vielfältige Widerstände stieß. Als dann die ersten massentauglichen Bat-terien auf dem Markt auftauchten, be-gann das große Umdenken. Trotz zu-nächst recht hoher Leistungsverluste beim Speichern ist das Parken von regiona-len Überproduktionen aus erneuerbaren Energiequellen in virtuellen, aus vielen Home Storage-Geräten

zusammengesetz-ten Speichern günstiger als der Transport.

Alle großen Provider begannen, Kom-plettlösungen anzubieten. Von der Anlie-ferung des Stroms bis zum Speicher, von der Regeltechnik bis zum Management des Energieverlustes im Stand-by-Modus, während des Urlaubs oder in der Nacht.

Das alles ist längst Standard.

Der Preis machte die Musik dazu. Die Einspeisevergütung ging zurück. Heute – 2020 – gibt es nur noch 3,5 Cent pro Ki-lowattstunde für die Stromlieferung aus dem Haushalt ins große Netz. Die Nut-zung der privaten Ressourcen durch die großen Provider bringt auch noch 1,5 Cent pro Kilowattstunde. Hinzu kommt, dass sich viele Speicher längst amortisiert

ha-ben, mehrfach abgeschrieben sind und so der Strom aus der Eigenproduktion prak-tisch umsonst ist. Mit dem Speicher zu Hause hat sich ein Ausgleich zwischen An-gebot und Nachfrage ergeben, der mit der Unterstützung großer Anbieter zu einer Versorgungssicherheit geführt hat, wie es sie zuvor noch nie gegeben hat. Da ist auch die obligatorische Energie-Flatrate für je-den Haushalt zu verschmerzen. Schließ-lich muss ja die zentrale Infrastruktur un-terhalten werden.

Das Thema finden Sie auch auf www.streitfragen.de/szenario

MEINUNG • VERSORGUNGSSICHERHEIT

stehen im Wettbewerb mit anderen flexi-blen Produkten. Dies führte zu einer kon-sequenten Sommer-/Winter-Preisspread- Bewirtschaftung des gesamten Arbeits-gasvolumens. Damit fehlt aber ein An-reiz für eine möglichst lange Verfügbar-keit der notwendigen Vorhalteleistung, was tendenziell leere Speicher am Ende des Winters nach sich zieht. Aufgrund des Wegfalls der früher üblichen Leis-tungspreissystematik ist die „inhärente Versorgungssicherheit“ nicht mehr gege-ben. Die Wettbewerbsfähigkeit von Spei-chern wird zusätzlich durch doppelte Netz entgelte benachteiligt.

Wir sehen daher zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit die Einführung von zwei Mechanismen – analog der Ka-pazitätsreserve im Strommarkt – als not-wendig an:

– eine stetige Gasreservevorhaltung für Kälteperioden und

– eine temporäre Gasreservevorhaltung für politische Krisensituationen.

Wesentlicher Aspekt ist dabei die Einfüh-rung einer Vorhalteverpflichtung für die Fernleitungsnetzbetreiber. Diese sind für den Transport des Gases, das von den Bi-lanzkreisverantwortlichen auch in diesen

D

er Lieferstopp von Erdgas aus Russland in die Ukraine hat eine verstärkte Diskussion um die Sicherheit der deutschen Gasversorgung ausgelöst. Ne-ben der potenziellen Gefähr-dung der Versorgungssicherheit aufgrund der politischen Bedrohungslage können vor allem in Süddeutschland auch Leis-tungsengpässe, hervorgerufen durch län-ger anhaltende Kälteperioden, wie sie bei-spielsweise im Februar 2012 aufgetreten sind, zu Einschränkungen der Versorgung – insbesondere des geschützten Kunden-kreises – führen. Zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit in Deutschland ist daher ein Sicherungsmechanismus er-forderlich, der beide Situationen maßge-schneidert abdeckt.

Diese Funktion übernehmen derzeit insbesondere Gasspeicher, und zwar kos-tenlos und dauerhaft als Nebenprodukt.

Aufgrund der aktuellen und absehba-ren zukünftigen Entwicklungen ist deabsehba-ren Wirtschaftlichkeit jedoch erheblich ge-fährdet. Es ist zu erwarten, dass es zur ir-reversiblen Stilllegung von Gasspeichern kommt – mit entsprechenden Auswir-kungen auf die Versorgung. Gasspeicher

Fällen am virtuellen Handelspunkt der Marktgebiete bereitgestellt wird, verant-wortlich. Die Kosten für die Vorhaltever-pflichtung sollten von der Regulierungs-behörde anerkannt und über Netzentgelte abgewälzt werden.

Ja. Zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit ist die Einführung einer stetigen und temporären Gasreservevorhaltung sinnvoll.

»Es ist ein Siche- rungsmechanis-mus erforderlich, der beide Situatio-nen maßgeschnei-dert abdeckt.«

Erna-Maria Trixl, Geschäftsführerin Vertrieb der Stadtwerke München

Von ERNA-MARIA TRIXL

Brauchen wir einen Mindest füllstand für Erdgasspeicher?

VERSORGUNGSSICHERHEIT • MEINUNG

serve ausgesprochen, die bei Marktversagen für einen Übergangszeitraum von maximal sieben Tagen ungewollte Abschaltungen vermeiden soll oder weitergehende Versor-gungsprobleme überbrücken kann.

Alle darüber hinausgehenden Versor-gungsanforderungen sollten ohne weitere regulatorische Eingriffe in Handels- oder Speicherfunktionen über einen transpa-renten Markt ablaufen. Der Zubau von weiteren Importkapazitäten sowie die er-folgreichen Energieeinsparmaßnahmen führen dazu, dass die vorhandene Flexibi-lität im Gasversorgungssystem stets wei-ter zunimmt und die Preise für Flexibili-täten wie Speicher günstiger werden. Das heißt auch, dass der Betrieb von einigen Speicheranlagen durchaus unwirtschaft-lich werden kann und diese vom Markt genommen werden.

Genau diese Korrekturen innerhalb der Marktwirtschaft stellen einen gewollten und funktionierenden Effekt für die Vor-haltung derartiger Reserven dar und füh-ren dazu, dass die Kunden der Gasversor-gung nicht mit überproportionalen Kosten belastet werden. Ein staatlicher Eingriff in Form einer vorgegebenen Reserve oder die Verpflichtung von Speichernutzern zu

D

ie Erdgasversorgung in Deutsch-land hat sich in den letzten De-kaden zu einer wesentlichen Säule der umweltgerechten und sicheren Energieversorgung eta-bliert. Seit Anfang der Gasver-sorgung hat die VerGasver-sorgungssicherheit der Endkunden stets eine sehr hohe Bedeutung.

Den Besonderheiten der Importabhängig-keit und der langen Transportwege wurde dabei stets Rechnung getragen.

Mit der Einführung des liberalisier-ten Energiemarktes sind die Marktrol-len in der Gasversorgung neu zugeordnet und definiert worden. So ist die Lieferan-ten- und Handelskette heute durch einen funktionierenden und liquiden Markt am virtuellen Handelspunkt geprägt. Der tech-nische Betrieb des Gasnetzes wird durch die marktgebietsverantwortlichen Fern- und Verteilnetzbetreiber bestritten. Die Speicher - infrastruktur stellt eine separate Marktrol-le dar und wird im Wesentlichen von den Händlern bewirtschaftet. Zum Erhalt der wirksamen Systemstabilität sind alle drei Marktrollen aufeinander angewiesen und müssen am Wettbewerb teilnehmen.

Als weitergehendes Sicherungssystem hat sich der BDEW für eine

Flexibilitätsre-Mindestfüllständen wäre ein nicht vertret-barer regulatorischer Eingriff und das völ-lig falsche Signal an den Markt.

Es gibt leider genügend Beispiele, bei denen derartige regulatorische Eingrif-fe für einen Übergangszeitraum ins Le-ben gerufen wurden, aber als Provisorium teilweise über Jahrzehnte Bestand haben.

Eine einmal aufgebaute regulatorische Maßnahme wird in der Regel trotz besse-ren Wissens nicht zurückgenommen.

»Ein staatlicher Eingriff wäre das völlig falsche Signal

an den Markt.«

Thilo Augustin, Bereichsleiter Vertrieb bei Gelsenwasser

Fotos: Shutterstock, Kerstin Groh/SWM, Gelsenwasser; Illustration: C3 Visual Lab

Brauchen wir einen Mindest füllstand für Erdgasspeicher?

Nein. Staatlich vorgegebene Reserven oder Mindestfüllstände wären ein nicht vertretbarer Eingriff.

Von THILO AUGUSTIN

UNTERNEHMERGEIST • SPEICHERMARKT

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