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1 Einleitung

1.1 Bronchialkarzinome

1.1.5 Therapie

Zur optimalen Therapieplanung sollte vor jeder Therapie von Bronchialkarzinomen der Tumor hinsichtlich seiner Eigenschaften, wie zum Beispiel Ausdehnung und Metastasierungsverhalten, eingehend untersucht werden. Anschließend kann im Rahmen eines interdisziplinären Vorgehens für jeden Patienten eine individuelle Therapieplanung erstellt werden. Zur optimalen Versorgung von Patienten im Hinblick auf ihre Krebserkrankung zertifiziert die Deutsche Krebsgesellschaft e.V.

(DKG) in diesem Zusammenhang Zentren, die diese Kriterien im besonderen Maße erfüllen.

Die gewählte Therapie sollte nicht nur individuell auf jeden Tumor zugeschnitten sein, sondern auch die individuellen Erfordernisse des einzelnen Patienten widerspiegeln – so ist zum Beispiel nicht nur auf eine reine Verlängerung der Lebenszeit, sondern auch auf eine adäquate Lebensqualität des Patienten Wert zu legen (Spira und Ettinger 2004; Deslauriers 2002). Prinzipiell besteht die

Versorgung von Patienten, die an einem Bronchialkarzinom erkrankt sind, aus chirurgischer, Chemo-, Radio- sowie supportiver Therapie.

Chirurgische Therapie

Grundprinzip der chirurgischen Therapie ist, so sie kurativ angelegt ist, eine vollständige Resektion des Tumors einschließlich des entsprechenden Lungenlappens bzw. Lungenflügels mit vollständiger Entfernung des zugehörigen Lymphabflussgebietes (eine sogenannte anatomische Resektion). Zusätzlich ist eine radikale systematische Lymphadenektomie indiziert (Dienemann 2001).

Als chirurgische Techniken gibt es die Lobektomie, die Bilobektomie, die Pneumonektomie, die Segmentektomie, die Manschettenresektion und die Keilresektion (engl. wedge) mit Erweiterung, dass heißt mit Resektion der umliegenden Strukturen (zum Beispiel der Thoraxwand).

Bei der Lobektomie handelt es sich um die Resektion eines Lungenlappens. Sie ist die empfohlene Therapie bei peripheren begrenzten Tumoren und sollte zusammen mit einer Ausräumung der hilären und mediastinalen Lymphknoten erfolgen. Dieser Therapieansatz ist von Ginsberg und Rubinstein (1995) in einer prospektiven Studie als entscheidend nachgewiesen worden, wobei der Überlebensvorteil nach circa 3 Jahren eintritt.

Unter Segmentektomie wird hingegen die Entfernung von einem oder mehreren Lungensegmenten verstanden.

Bei der Wedge- oder Keilresektion wird der Tumor entfernt, ohne anatomische Grenzen zu beachten. Die Lobektomie ist der Keilexzision vorzuziehen, da bei dieser Operationsform die Patienten im Vergleich zur Keilexzision längere Überlebenszeiten aufweisen (Kraev et al. 2007; Ginsberg und Rubinstein 1995).

Der Begriff Bilobektomie bezeichnet das Entfernen von mehreren Lungenlappen, meist des Mittellappens der rechten Lunge zusammen mit Unter- oder Oberlappen.

Unter Pneumonektomie wird die Resektion einer ganzen Lunge eines Hemithoraxes zusammengefasst.

Eine parenchymschonende Alternative zur Pneumonektomie stellt die Manschettenresektion dar, bei der die gesunden Teile des Bronchial- oder Gefäßbaumes reanastomosiert werden. Auch hier gelten die Grundprinzipien der Tumorresektion, wobei die Manschettenresektion technisch deutlich anspruchs-voller ist (Ludwig et al. 2004).

Pharmakotherapie

Die chirurgische Resektion ist die effektivste Behandlung zumindest der nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinome, in fortgeschrittenen Fällen ist häufig eine Chemo-therapie notwendig.

Es gibt verschiedene Ansätze, die die Chemotherapie sowohl neoadjuvant, adjuvant als auch palliativ anwenden.

Eine adjuvante Chemotherapie, d.h. nach chirurgischer Resektion des Tumors, scheint bei nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinomen mit Stadien zwischen I und IIIA lebensverlängernd zu wirken (Heon und Johnson 2012).

Neoadjuvant, dass heißt vor chirurgischer Behandlung, werden Chemotherapeutika zum sogenannten Downstaging oder zur Tumormassenreduktion angewandt.

Außerdem können Mikrometastasen frühzeitig behandelt werden und Therapie-ergebnisse hinsichtlich der Mortalität der Patienten verbessert werden (Bozcuk et al. 2012; Gray et al. 2009).

Eine besondere Bedeutung fällt der chemotherapeutischen Behandlung von Patienten mit bereits nicht mehr operablen Tumoren zu. Patienten mit nicht operablen Tumoren können von einer kurativen oder palliativen Chemotherapie profitieren, die ihnen eine deutliche Verbesserung der krankheitsbedingten Symptome und der Lebensqualität bieten kann (Matsuda et al. 2012; Greer et al.

2012).

Strahlentherapie

Radiotherapie kann bei Patienten mit Bronchialkarzinomen sowohl neoadjuvant, adjuvant als auch palliativ eingesetzt werden (Cochrane Lung Cancer Group 2005;

Dai et al. 2011; Matsuguma et al. 2008).

Die Strahlentherapie wird hauptsächlich bei Patienten eingesetzt, bei denen eine Operation nicht indiziert bzw. nicht möglich ist, so zum Beispiel auch bei funktioneller Inoperabilität.

Ist nur noch eine palliative Therapie möglich, kann Radiotherapie eingesetzt werden, um eine Erhaltung bzw. Verbesserung der Lebensqualität des betroffenen Patienten zu erzielen und Symptome, die aufgrund des Tumors auftreten, zu kontrollieren. Die Strahlentherapie kann helfen Schmerzen im Brustbereich und Symptome wie Atemnot und Husten zu verbessern und wird insbesondere bei Metastasen eingesetzt (Toy et al. 2003; Lester et al. 2012).

Targeted Therapy

Unter dem Begriff targeted therapy versteht man eine gezielte Krebstherapie, bei der Arzneimittel eingesetzt werden, die gezielt das Wachstum und die Vermehrung von Krebszellen blockieren. Anders als bei der klassischen Chemotherapie richten sich diese Arzneimittel nicht gegen alle sich schnell teilenden Zellen, sondern behindern gezielt Mechanismen der Karzinogenese und des Tumorwachstums.

Zur Therapie von Bronchialkarzinomen werden unter anderem Arzneimittel eingesetzt, die die Angiogenese (die Bildung neuer Blutgefäße) der Tumoren zum Ziel haben. Hierzu zählt zum Beispiel Bevacizumab, ein Inhibitor des Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF) (Pal et al. 2010; Lauro et al. 2014).

Des Weiteren werden Inhibitoren für den Epidermal Growth Factor Receptor (EGFR) im Rahmen der targeted therapy eingesetzt. Hierzu zählen Thyrosin-Kinase-Inhibitoren und monoklonale Antikörper. EGFR führt bei verstärkter Expression von Zellen der NSCLCs zu einem schnelleren Tumorwachstum (Pal et al. 2010).

Ein dritter Ansatz ist der Einsatz von Inhibitoren des EML4-ALK (echinoderm microtubule–associated protein-like 4 - anaplastic lymphoma kinase), eines Fusion-Onkogens (Ulivi et al. 2013).

Supportive Therapie

Unter supportiver Therapie werden die Behandlungsmaßnahmen verstanden, die sich nicht primär auf die Therapie des Tumorleidens beziehen, sondern sich dem allumfassenden Wohlergehen der Patienten widmen, um sie bei der Bewältigung ihrer Krankheit zu unterstützen.

Hierzu zählen zum Beispiel eine effektive Schmerztherapie, antiemetische Therapien, Infektionsprophylaxe, aber auch begleitende psychologische Unterstützung (Aebert et al. 2008).