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1 Einleitung

1.1 Bronchialkarzinome

1.1.2 Klassifikation

1.1.2.1 Vorbemerkungen

Die meisten Lungentumoren zählen zu den bösartigen, den malignen Tumoren, wobei 95% der malignen Tumoren der Lunge Bronchialkarzinome sind. Neben den Bronchialkarzinomen treten in der Lunge weitere maligne Tumoren wie zum Beispiel neuroendokrine Tumoren und seltener primäre maligne Lymphome und Sarkome auf (Drings et al. 1999).

Die Bronchialkarzinome werden klinisch in kleinzellige (small cell lung cancer;

SCLC) und nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome (non small cell lung cancer;

NSCLC) unterteilt.

Eine genaue Einteilung der Tumoren der Lunge hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Rahmen der Internationalen Klassifikation der Krankheiten für die Onkologie (ICD-0-3) vorgenommen: Sie teilt die Tumoren der Lunge und der Trachea nach ihren histologischen Charakteristika in verschiedene Entitäten und deren Untergruppen ein (Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) 2003; Travis et al. 2004).

Travis et al. ergänzten diese Einteilung in Bezug auf die Klassifikation des Adenokarzinoms der Lunge (Travis et al. 2011) (siehe Tabelle 1.1).

Des Weiteren wird im Rahmen des sogenannten Gradings vom Pathologen anhand von morphologischen bzw. histologischen Merkmalen des untersuchten Tumors wie Form und Größe der Zellkerne, deren Mitoserate sowie Ähnlichkeit mit dem Ursprungsgewebe und der Grad der Differenzierung festgehalten.

Plattenepithelkarzinom

invasives Adenokarzinom (lepidisch, azinär, papillär oder solide)

Großzelliges Bronchialkarzinom

großzelliges neuroendokrines Karzinom basaloides Karzinom

lymphoepitheliom-artiges Karzinom klarzelliges Karzinom

großzelliges Karzinom mit rhabdoidem Phänotypen Adenosquamöse Karzinome

Sarkomatoide Karzinome Karzinoidtumoren

Karzinome vom Speicheldrüsentyp/ Bronchialdrüsenkarzinome

Tabelle 1.1: Maligne epitheliale Tumoren der Lunge. Modifiziert nach Travis et al. 2004 S. 10 sowie Travis et al. 2011 S.95.

Eine der Hauptentitäten stellt das SCLC dar. Das SCLC ist ein hoch maligner Tumor, der überwiegend zentral im Bronchialsystem lokalisiert ist. Seine Häufigkeit an den Bronchialkarzinomen beträgt etwa 15-25% (Elias 1997).

Es ist gekennzeichnet durch eine sehr schnelle Tumorzellproliferation mit einer überaus raschen Tumorverdopplungszeit und durch eine frühe Tendenz zur Metastasierung (Arai et al. 1994).

Klinisch werden die SCLC oftmals nach der Veterans Administration Lung Cancer Study Group (VALG) in ein lokalisiertes (limited disease) und ein generalisiertes Wachstum (extensive disease) unterteilt (Micke et al. 2001).

Es besteht eine schlechte Prognose: Die mittlere Überlebenszeit liegt bei sechs bis acht Monaten und die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei nur 3% bis 8% (Elias 1997);

ohne Therapie liegt die Überlebensrate bei weniger als 4 Monaten (Micke et al.

2001).

Zu den NSCLC, die etwa 80% der Bronchialkarzinome ausmachen (Korst und Ginsberg 2001), zählen das Plattenepithelkarzinom, das Adenokarzinom und das Großzellige Bronchialkarzinom.

Das Großzellige Karzinom ist undifferenziert und es fehlen ihm die zytologischen und baulichen Eigenschaften von kleinzelligen Karzinomen sowie glanduläre oder squamöse Differenzierungen (Travis et al. 2004).

Es ist ein relativ seltener Tumor und macht nur ca. 9% aller Bronchialkarzinome aus (Travis et al. 1995).

Die 5-Jahres-Überlebensrate des Großzelligen Karzinoms liegt bei ca. 11% (Travis et al. 1995).

Das Hauptaugenmerk der vorliegenden Untersuchung war das NSCLC, insbesondere das Plattenepithel- und das Adenokarzinom, auf welche in den folgenden Kapiteln näher eingegangen wird.

1.1.2.3 NSCLC (nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom)

Plattenepithelkarzinom

Plattenepithelkarzinome sind maligne epitheliale Tumoren, die typischerweise Keratinisierungen und/oder interzelluläre Brücken aufweisen und vom Bronchial-epithel abstammen (Travis et al. 2004).

Es ist eine der am häufigsten auftretenden Formen der nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinome (Travis et al. 1995) und sehr oft mit Zigarettenrauchen assoziiert (Morita und Urano, 1989).

Nach ihrem primären Entstehungsort werden die Plattenepithelkarzinome in zwei Formen unterteilt: die zentrale und die periphere Form.

Zwei Drittel der Plattenepithelkarzinome lassen sich der zentralen Form zuordnen, ein Drittel sind vom peripheren Typ (Saijo et al. 2006).

Die Plattenepithelkarzinome vom zentralen Typ entstehen aus dysplastischem bronchialem Schleimhautepithel, wobei die Entstehung mittels einer Dysplasie-Karzinom-Sequenz beschrieben wird (Funai et al. 2003).

Patienten, die an einer peripheren Form des Plattenepithelkarzinoms erkrankt sind, sind durchschnittlich älter als die Patienten, welche an einer zentralen Form erkrankt sind. Periphere Plattenepithelkarzinome infiltrieren häufiger Gefäße und die Pleura, weisen aber weniger Metastasen in Lymphknoten auf als Tumoren der zentralen Form (Saijo et al. 2006). Für ihre Entstehung wurde noch keine Sequenz wie für die primär zentral auftretenden Plattenepithelkarzinome gefunden (Funai et al. 2003).

Histologisch zeigen Plattenepithelkarzinome je nach Differenzierungsgrad Kera-tinisierungen, Hornperlen und auch interzelluläre Brücken. Es kommen sowohl hoch differenzierte als auch wenig differenzierte Typen mit atypischen Zellen vor.

Mit fortschreitender Tumorerkrankung können große nekrotische Bereiche und Pseudozysten auftreten (Travis et al. 2004).

Anhand der unterschiedlichen Differenzierungsgrade und ihrer entsprechenden unterschiedlichen histologischen Charakteristika werden die Plattenepithel-karzinome ihren verschiedenen Untergruppen zugeordnet (siehe Kapitel 1.1.2.1, Tabelle 1.1).

Die Überlebensrate für Patienten mit Bronchialkarzinomen, so auch für Plattenepithelkarzinome, ist stadienabhängig (siehe Kapitel 1.1.6 Prognose).

Adenokarzinom

Adenokarzinome sind maligne epitheliale Tumoren mit glandulärer Differenzierung oder Muzin-Produktion (Travis et al. 2004).

Ebenso wie das Plattenepithelkarzinom ist das Adenokarzinom häufig mit Zigarettenrauchen bzw. Tabakrauchen assoziiert, tritt aber auch vermehrt bei Nichtrauchern in Erscheinung im Gegensatz zum Plattenepithelkarzinom (Kenfield et al. 2008; Pallis und Syrigos 2013).

Besonders häufig tritt das Adenokarzinom bei Frauen auf: Hier ist das Adenokarzinom mit 33,5% aller Bronchialkarzinome der verbreitetste Subtyp, gefolgt vom Plattenepithelkarzinom mit 26,4% und dem kleinzelligen Bronchialkarzinom mit 22,3% (Agudo et al. 2000).

Bei Männern tritt das Adenokarzinom in etwa äquivalent häufig zum Plattenepithelkarzinom auf (Stellman et al. 1997; Zang und Wynder 1996).

Die Unterteilung der Adenokarzinome der Lunge erfolgt momentan nach einer im Jahr 2011 von der IASLC, der „American Thoracic Society“ (ATS) und der „European Respiratory Society“ (ERS) veröffentlichten Klassifikation. Diese soll die sich im klinischen Alltag sehr heterogen darstellenden Gruppen von Tumoren, die bisher unter anderem unter dem Begriff bronchioalveoläre Adenokarzinome zusammen-gefasst wurden, besser differenzieren können - im Gegensatz zu der 2004 von der WHO veröffentlichten Klassifikation (Travis et al. 2011).

Die Adenokarzinome der Lunge werden in das Adenokarzinom in situ, das minimal invasive Adenokarzinom und das invasive Adenokarzinom unterteilt (Travis et al.

2011). Letztere werden nach der vorherrschenden histologischen Struktur in lepidisch (schuppenartig), azinär, papillär, mikropapillär und solide Adeno-karzinome eingeteilt (Travis et al. 2013).

Die 5-Jahres-Überlebensrate für Adenokarzinome der Lunge liegt bei ca. 16%

(Travis et al. 1995).