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Technologische Erkenntnisse zur Grottierung und zum Mauerwerksaufbau

3. Bestandsaufnahme

3.3 Technologische Erkenntnisse zur Grottierung und zum Mauerwerksaufbau

Die Bestandsaufnahme hatte neben der Erfassung zum Einsatz gekommener Materialien auch das Ziel, Erkenntnisse über den Aufbau und die Technologie der Grottierung zu gewinnen. Dazu muss die Fertigung des Mauerwerks getrennt von der Herstellung der Grottierung betrachtet werden. Bei den Untersuchungen am Objekt konnte auf ein Endoskop zurückgegriffen werden.

Wünschenswert zur Vervollständigung der bisherigen Kenntnisse wäre überdies das Anlegen einiger Schürfe, um sichere Kenntnis zu gewinnen über: Auf- und Unterbau der Terrasse, Asphalt, womögliche Sperrungen gegen aufsteigende Feuchte sowie gegen Erd- und Sickerwasserfeuchte und das System der Terrassenentwässerung einschließlich der Vorflut.

3.3.1 Mauerwerkaufbau

Wie bereits Eingangs beschrieben, handelt es sich bei der grottierten Terrassenmauer um eine Futtermauer. Zwar stammt die Anlage der Terrasse aus friderizianischen Zeiten, der konstruktive Aufbau kann aber nur an Hand der heute erhaltenen zweiten Grottierungsphase unter FW IV. abgeleitet werden. Überlieferte Dokumente zur Fertigung der ersten Grottierung oder zum Aufbau der Terrasse gibt es nicht. Eine Schnittzeichnung53 zum eigenen Verständnis des Terrassenaufbaus soll hier unterstützend mit einbezogen werden. Es bleibt zu vermuten, ob sich unter der asphaltierten Terrassenfläche ausschließlich Erdreich befindet und ob bei der Erneuerung der Mauer auch eine entsprechende Sperrung eventuell in Form eines vertikalen Asphaltauftrages eingebracht wurde und ob es eine Drainage gibt54.

Abgesehen von den zwei nahezu quadratischen Feldern am West- und Ostende der Mauer erfolgte die Grottierung auf Ziegelmauerwerk. Unter der Grottierung der beiden anderen Felder befindet sich vermutlich Kalkstein.

Die Terrassenmauer ist im Bereich der 22 großen grottierten Felder zweischalig aufgebaut. Eine hinter der Sichtfläche befindliche Ziegelmauer übernimmt die eigentliche Funktion der Stützmauer der Terrasse. Nach ersten Erkenntnissen ist diese Ziegelwand durchgehend im Läuferverband gemauert, als Fugenmörtel kam sehr dunkelbrauner Romanzement zum Einsatz. Über Einlaufschächte, die sich in größeren Abständen im Bereich der Asphaltabdeckung befinden, konnte begrenzt Einblick in das Innere des Terrassenvorbaus gewonnen werden. Die Oberflächen von zwei weiteren einfachen Ziegelmauern waren zu sehen. Der Hohlraum zwischen ihnen scheint auf der ganzen Länge der Terrasse zu verlaufen und entspricht in etwa der Höhe der Terrassenmauer. Es ist technisch davon auszugehen, dass die letzte Ziegelwand in dieser Reihe rückseitig verstärkt gemauert wurde, um die Schubkraft des Erdreiches entsprechend auffangen zu können. Sie bietet zudem einen zusätzlichen Schutz vor einer Durchfeuchtung der Vorderschalen durch das rückseitige Erdreich. Über die Dicke der sichtbaren Mauer kann bislang keine Aussage getroffen werden.

Zwischen der die Grottierung tragenden Ziegelmauer und der dahinter befindlichen Mauer liegt ein 5 cm breiter Hohlraum. Wie auf der Schnittzeichnung dargestellt, sind die Mauern nur punktuell durch

53 [vgl. Anhang III Schnitt Abb.01]

54 Da es keine bauzeitliche Konstruktionspläne gibt, würden einige Schürfe in der Terrassenfläche sinnvoll sein.

14 einzelne Ziegel verbunden. Dies konnte deutlich mit dem Endoskop über den Zugang der Belüftungslöcher festgestellt werden. Die Felder 1 bis 8 sowie 14 bis 22 [vgl. Anhang I Fotodokumentation Feld01 bis 08/Feld14 bis 22] verfügen über jeweils vier, Feld 13 nur über 2 solcher Belüftungslöcher. Die Felder 9 und 10 sowie die Felder der Mitteltreppe verfügen über keine Lüftung.

Die Mauerwerksöffnungen von ca. 10cm x 10cm sind mit kleinen, grazilen, in der Grottierung sitzenden Zinkgittern verschlossen [vgl. Anhang I Fotodokumentation B26].55 Der angelegte Luftraum bezweckte vermutlich mehreres: Zum einen und im Verbund mit den o.g. Belüftungslöchern dient er einer ausreichenden Hinterlüftung der äußeren Mauer und damit dem Schutz vor einer dauerhaft, rückseitigen Durchfeuchtung der Grottierung. Zum anderen stellt er eine klimatische Pufferzone dar.

Die hier aneinander gefügten Ziegel sind in der sonst ebenfalls im Läuferverband gemauerten ¼ -Stein dicken Vorderschale als Binder eingesetzt worden. Die Einbindetiefe in die rückwärtige Wand ist nicht erkennbar. An wie vielen Stellen ein solcher Kontakt zwischen den Mauerwerken besteht, konnte auch mit Hilfe des Endoskops nicht festgestellt werden. Untersuchungen an den Feldern 10 und 22 zeigten, dass die beiden Ziegelwände zudem in größeren Abständen über Maueranker, verbunden sind [vgl.

Anhang I Fotodokumentation B27].

Für den Bereich der mittleren Muschelmedaillons ist in den entsprechenden Feldern die vordere Mauerschale kreisförmig ausgespart. Muschelmedaillons befinden sich in den Feldern 1 bis 9 sowie 14 bis 22 [vgl. Anhang I Fotodokumentation Feld01 bis 09/Feld14 bis 22]. Die Rücklage der Medaillons ist gleichzeitig auch die nächste Ziegelmauer. Der Hohlraum von 5cm wurde mit kleineren Ziegelstücken und Romanzement konkav ausgekleidet. Gut erkennbar sind die gemauerten Sturzbögen oberhalb der Medaillons [vgl. Anhang I Fotodokumentation B28]. Die Grottierung dieser Bereiche wurde im Anschluss mit flachen Ziegelplatten unterfüttert sowie durch vereinzelte Metallstifte fixiert [vgl. Anhang I Fotodokumentation B29]. Bei allen Aufmauerungen wurde dunkelbrauner Romanzement als Fugenmörtel verwendet.

Nicht zuletzt durch die Wiederverwendung der Marmorpilaster aus der friderizianischen Grottierung bestand die Vermutung, dass die zweite Grottierung eventuell vor die erste Grottierung oder deren Mauerreste gesetzt worden sein könnte. Dies konnte aber bei genauer Untersuchung nicht bestätigt werden. Die Abschlüsse der Mauer unter- und oberhalb bilden die bereits erwähnten Werksteine aus Marmor.

Für die Grottierungen der Haupttreppe sind Aussagen zum Mauerwerkaufbau nur schwer zu treffen. Die drei mittleren Felder wurden bereits vor einiger Zeit abgenommen. Es wird vermutet, dass das Mauerwerk desolat war und die Grottierung abzustürzen drohte. Eine Zinkverblechung schützt heute die Reste des tragenden Mauerwerks. Der Blick hinter das Zinkblech bestätigte den vermuteten miserablen Zustand des Mauerwerkes [vgl. Anhang I Fotodokumentation B30]. Da sich in den Feldern keinerlei Lüftungslöcher befinden, welche tieferen Einblick in den Wandaufbau ermöglichen, muss davon ausgegangen werden, dass diese Grottierung auf einer einschaligen Ziegelmauer erfolgte.

Die Seitenwangen der Mitteltreppe tragen keine Grottierung. Das Mauerwerk scheint überarbeitet.

Neuere Ziegel wurden zur Unterstützung der Treppenkonstruktion eingesetzt [vgl. Anhang I Fotodokumentation Feld Seitenwange West und Ost].

55 Jedes der genannten Felder verfügt über eine solche Öffnung in jeder äußeren Ecke. Die Abstände der Lüftungslöcher (ca. 25 cm nach links/rechts bzw. oben/unten) sind dabei in jedem Feld gleich.

15 3.3.2 Ausführungstechnik

Nachdem es nun ein genaueres Bild über die Unterkonstruktion der Grottierung gibt, wird im Folgenden versucht, das Anlegen der Grottierung in den Feldern nachzuvollziehen. Dabei ergaben sich auf Grund fehlender Vergleichsobjekte Schwierigkeiten. Anhand vereinzelter Befunde können jedoch einige wenige Rückschlüsse auf die Technik der Grottierung gezogen werden.

Die 22 grottierten Felder sind immer im selben Formenprinzip jedoch in unterschiedlichen Kombinationen der Materialien ausgeführt.

Die Mitte der 3,5m x 1,6m großen Fläche bildet ein großes Medaillon (Abb.1 rot), an das seitlich zwei kleinere Medaillons (Abb.1 orange) angrenzen. Davon ausgehend befinden sich rechts und links zwei gleichgroße Spiegelflächen (Abb.1 grün). Sowohl Medaillons als auch Spiegelflächen sind mit einem im jeweils anderen Material grottierten schmalen Rahmen umgeben (Abb.1 gelb + rosa). Das Ganze wird wiederum von einem breiteren Rahmen eingefasst (Abb.1 blau). Jedes Feld wurde einzeln genau auf Hinweise zur Fertigungstechnik untersucht, ein genaues Schema zeichnete sich dabei nur teilweise ab.

Es wurde festgestellt, dass sich auf der Ziegelwand ein erster dünner Anwurf aus dunkelbraunem Romanzement befindet, der vermutlich als Haftbrücke zum zweiten und sehr viel dickeren Mörtelantrag für die Grottierung dient. In dem nicht mehr intakten Feld 10 konnten kleine, handgeschmiedete Metallstifte gefunden werden. Sie entsprechen in etwa der Stärke des ersten Anwurfes und sind ohne erkennbare logische Abfolge in der gesamten Fläche zu finden. Möglicherweise sollten sie als eine Armierung für den Anwurf dienen.

Auf dem dünnen Erstanwurf folgt die eigentliche Grottierung im dicken Mörtelbett. Die Mörtel und Materialien der Grottierung werden im Kapitel (???) eingehend behandelt.

Im Vergleich der Felder fällt auf, dass sich Abstände und Maße der einzelnen Elemente der Grottierung gleichen. Dies lässt vermuten, dass mit einer Art Vorlage oder Musterform gearbeitet wurde, die sich auf alle Felder gleichermaßen übertragen ließ. So wäre es denkbar, dass die Medaillons zunächst vorgefertigt wurden – ihre bauliche Grundform war bereits im Mauerwerk angelegt.

In einem nächsten Schritt könnte ein leicht zu entfernender Holzrahmen in Form der inneren Rahmung oder zumindest deren rechteckige Grundform (Abb.1 gelb) angebracht worden sein. Kleine Löcher im Fugenmörtel scheinen von einer Befestigung an dieser Stelle zu zeugen [vgl. Anhang I Fotodokumentation B31]. Auf diese Weise wären die Spiegelflächen (Abb.1 grün) maßlich sehr korrekt anzulegen. Die sehr sauber und glatt abgezogenen Kanten der Flächen sprechen dafür. Ebenso wäre es denkbar, dass auch die Spiegelflächen, vor allem jene mit Muschelbesatz, vorgefertig und im Ganzen versetzt wurden. Dazu fehlt es aber an Befunden. Lediglich die undatierte

schwarz/weiß-Abbildung 1 Schematischer Aufbau der Grottierung [Herborn,2011]

16 Aufnahme [vgl. Anhang I Fotodokumentation F10] die belegt, dass die Muschelfläche im Feld 2 im Ganzen wieder angesetzt worden sein muss, lässt derartiges vermuten.

Sowohl die äußere als auch die innerer Rahmung wären demnach erst gesetzt worden, nachdem Medaillon und Spiegelflächen „standen“. Eine Arbeitsfolge von Innen nach Außen erschien logisch. In der Abb.1 rosa markierte Bereiche wurden als Teile der inneren Rahmung später einzeln versetzt. Die hellblauen Bereiche zeigen die Belüftungslöcher bzw. die dafür vorgesehenen Zinkgitterchen.

Die Medaillons wurden, wie bereits beschrieben, je nach Größe und Gewicht der eingesetzten Muscheln o.ä. Materialien mit zwei bis drei langen Eisenstiften verstärkt, die als Armierung dienen. Die weiteren Ausarbeitungen in den Medaillons wurden mit kleinen und großen Ziegelplatten bzw. -stücken unterfüttert, um dem Gewicht der Plastik den erforderlichen Halt zu geben.

Die abgenommenen Felder der Haupttreppe geben nur geringfügig weitere Hinweise auf die Technologie dieser Grottierung. Bei diesen drei Feldern konnte die intakte Rückseite begutachtet werden. Hier zeigte sich der deutliche Abdruck eines Ziegelmauerwerkes. Das weist auf den direkten Anwurf des Bettungsmörtels auf das Mauerwerk hin. Ein mehrschichtiger Putzaufbau war nicht erkennbar. So scheint es keinen ersten dünnen Anwurf auf dem Ziegel gegeben zu haben. Eventuell wurden diese drei bzw. fünf Felder der Treppe zu einem späteren Zeitpunkt ausgeführt.

Generell bleibt festzuhalten, dass die Felder hinsichtlich der eingesetzten Materialien keinem bestimmten Gestaltungsprinzip folgen. Zwar lassen sich im Groben Symmetrien rechts und links der Haupttreppe finden, jedoch ist die Kombination der Materialien untereinander immer wieder unterschiedlich und nur scheinbar identisch.