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Tauchen und der weibliche Zyklus Man(n) taucht – Frau natürlich auch!

Im Dokument Axillastaging und Therapieplanung (Seite 38-44)

Frauen sind zu sportlichen Höchstleistungen fähig – wie ihre männlichen Kollegen. Beim Tauchen sind einige physiologische Unterschiede zu beachten.

Medizinisch-wissenschaftlich widerlegte Ammen-märchen lassen sich auch hier schlecht ausrotten.

Als ich, in jungen Jahren versteht sich, mit dem Tauchen angefangen habe, hörte ich wildeste Geschichten über das Tauchen im Zusammenhang mit typisch weiblichen Problemen.

Viele Fragen standen im Raum. Was für Auswirkungen kann es haben, wenn man in der Schwangerschaft taucht?

Was für Folgen kann es geben, wenn Frauen mit Unter­

leibsproblemen – was weiss ich, was es da alles gibt – tauchen? Dürfen Frauen mit Kinderwunsch oder während der Schwangerschaft weiterhin tauchen? Was geschieht mit Brustimplantaten während des Tauchens?

Der weibliche Zyklus / Die Menstruation

Frauen dürfen während des ganzen weiblichen Zyklus tauchen, das heisst, auch während der Menstruation. Es gibt Hinweise, dass das Risiko für eine Dekompressions­

krankheit während und kurz nach der Menstruation größer

Abb. 1. Tauchen trotz Menstruation

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Menstruation und Haie

Viele Frauen haben Angst vor einer Haiattacke während ihrer Monatsblutung. Es wurde in Studien nachgewiesen, dass Haie kleinste Mengen Blut auf grosse Distanzen mit ihrem ausgezeichneten Riechorgan erkennen können. Haie werden hauptsächlich durch Altblut von Tieren angezogen [7, 8]. Es existieren keinerlei Studien dazu, ob Menstrua­

tionsblut Haie anzieht oder nicht. Statistisch gesehen sind Haiangriffe extrem selten – eher wird man vom Blitz getroffen oder durch eine herabfallende Kokosnuss am Strand verletzt – und betreffen häufiger Männer als Frauen [8]. Es gibt also diesbezüglich keinen wissenschaftlichen Hintergrund für eine Empfehlung zum Tauchen während der Menstruation. Nichtsdestotrotz empfehlen einige – vor allem amerikanische – Organisationen, auf das Tauchen während der Menstruation zu verzichten oder wenn, dann Tampons zu verwenden [9]. Ich persönlich habe mich noch nie durch meinen Monatszyklus vom Tauchen abhal­

ten lassen. Wer gar nicht erst vor das Problem gestellt wer­

den möchte und keine gesundheitlichen Probleme hat, hat die Möglichkeit, mit der Anti­Baby­Pille die Menstruation zu verschieben. Am besten lässt man sich diesbezüglich durch die Gynäkologin / den Gynäkologen beraten.

ist als während des restlichen weiblichen Zyklus [1, 2].

Während der Menstruation kommt es durch Hormon­

einflüsse zu einer vermehrten Flüssigkeitseinlagerung im Gewebe, was die Stickstoffaufnahme und –abgabe verändern kann [3]. Zudem reduzieren Frauen aufgrund der Regelbeschwerden häufig ihre Trinkmenge, sodass es zu einem Flüssigkeitsmangel kommt und dadurch beim Auftauchen der freiwerdende Stickstoff weniger gut abgegeben wird. Während der Menstruation sollten Taucherinnen deshalb auf jeden Fall auf eine genügend grosse Flüssigkeitszufuhr achten. Tauchmediziner raten auch vor tiefen Tauchgängen bzw. Wiederholungstauch­

gängen während und kurz nach der Monatsblutung ab [4].

Insgesamt kann aber auch gesagt werden, dass Frauen weniger häufig eine Dekompressionskrankeit erleiden als Männer [5, 6]. Vermutlich ist dies aber nicht auf die körperliche Konstitution zurückzuführen, sondern auf das konservativere Tauchverhalten der Frauen.

Tauchen während der Menstruation bedeutet kein er­

höhtes Risiko für eine Infektion der weiblichen Geschlechtsorgane. Das Verwenden von Tampons ist ebenfalls unbedenklich.

Abb. 2. Ovulationhemmer haben keinen negativen Einfluss Abb. 3. Tauchverbot während der Schwangerschaft

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Stillzeit

Nach der Geburt darf wieder getaucht werden, wenn der Wochenfluss versiegt ist und die normale körperliche Leistungsfähigkeit erreicht ist. Stillen bedeutet keine Einschränkung. Stillen geht aber mit einem erheblichen Mehrbedarf an Flüssigkeit einher, so dass unbedingt auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden muss. Bei einem Flüssigkeitsmangel wird einerseits die Milchproduktion beeinträchtigt und andererseits das Risiko für einen Dekompressionsunfall deutlich erhöht. Bei Brust­

entzündungen sollte aufs Tauchen verzichtet werden [4].

Infektionen

Bei einer Infektion der weiblichen Genitalorgane oder bei einer Harnwegsinfektion sollte mit dem Tauchen zu­

gewartet werden, bis die Infektion ausgeheilt ist, da eine Infektion zumeist auch die körperliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigt und somit das Risiko für einen Tauchunfall erhöht. Bei Tauchreisen in medizinisch schlecht versorgte Länder macht es immer Sinn, sich vom Arzt ein Antibio­

tikum zur Behandlung einer Blasenentzündung und ein Medikament zur Behandlung eines Vaginalpilzes mit­

geben zu lassen.

Brustimplantate

Kann beim Tauchen ein Brustimplantat platzen? In Druckkammerversuchen (mit höheren Stickstoffpartial­

drucken als beim Tauchen) konnte zwar eine Gasblasen­

bildung in den Implantaten bei der Dekompression nach­

gewiesen werden, dabei kam es aber nicht zu einer kri­

tischen Grössenzunahme, die zu einem Platzen des Implantates führen könnte. Brustimplantate bedeuten keine Einschränkung für das Tauchen[20, 21]. Lediglich Druckschädigungen durch zu engsitzende Ausrüstungen müssen vermieden werden.

Pille

Frauen, welche die Anti­Baby­Pille einnehmen, dürfen ohne Einschränkung tauchen. Pilleneinnehmerinnen haben ein erhöhtes Risiko für Thrombosen. Theoretisch könnte man erwarten, dass somit auch ein erhöhtes Risiko für einen Dekompressionsunfall besteht, was aber nicht der Fall ist [4, 10]. Generell wird diesen Taucherinnen geraten, beim Tauchen auf eine ausreichende Flüssig­

keitszufuhr zu achten, speziell auch während und nach einer Flugreise.

Schwangerschaft

Tauchen sollte in der ganzen Schwangerschaft strikte un­

terlassen werden, da eine Schädigung des ungeborenen Kindes nicht auszuschliessen ist [11, 12]. Der Stickstoff im Blut der Mutter geht über den Mutterkuchen auch zum Kind über. Theoretisch können die entstehenden Gas­

blasen zu Verschlüssen in den kindlichen Blutgefässen und in den Blutgefässen des Mutterkuchens führen, so­

dass es zu einer Schädigung des Kindes kommen kann.

Es gibt allerdings zu diesem Thema keine aussagekräfti­

gen einheitlichen Studien [13, 14, 15]. Vereinzelt wird von Berufstaucherinnen berichtet, welche bis kurz vor der Geburt getaucht sind und gesunde Kinder geboren haben [16]. Andererseits gibt es auch kleine Studien, die über eine erhöhte Missbildungsrate bei den Kindern von Müt­

tern, die in der Schwangerschaft getaucht sind, berichten [17, 18, 19]. Es sollte deshalb schon dann, wenn die Möglichkeit für eine Schwangerschaft besteht, aufs Tau­

chen verzichtet werden, also auch während einer Kinder­

wunschbehandlung oder künstlichen Befruchtung [4, 12].

Wird in der Anfangsphase der Schwangerschaft unab­

sichtlich – da die Schwangerschaft noch nicht bekannt ist – trotzdem getaucht, ist dies kein Grund für einen medi­

zinischen Schwangerschaftsabbruch, sofern sich die Schwangerschaft normal entwickelt [16, 18].

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Artikel erschienen in „Taucherrevue“ 4. November 2010 (ohne Literaturangaben)

Sonstiges

Über andere gynäkologische Erkrankungen wie z.B.

Eierstockzysten, Myome der Gebärmutter, Brusterkran­

kungen und gynäkologische Krebserkrankungen können keine allgemeinen Aussagen gemacht werden. Die Tauchtauglichkeit muss jeweils individuell beurteilt werden.

Fazit

Noch in den 1970er­Jahren wurde der Tauchsport haupt­

sächlich von Männern ausgeführt. Inzwischen ist der Anteil der tauchenden Frauen stark gestiegen. Etwa ein Drittel der Sporttaucher sind Frauen. Es gilt zu beachten, dass sich Männer und Frauen sowohl in ihrer Körperkon­

stitution als auch in ihrem Hormonhaushalt deutlich unterscheiden, was sich auch beim Tauchsport auswirkt.

Inzwischen ist aber klar, dass Frauen für den Tauchsport genauso geeignet sind wie Männer.

Literatur

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Wenzel J, Muth CM. Physikalische und physiologische Grundlagen des Tauchens. Dtsch Z Sportmed 2002; 53:162–9.

Reich A et al. Tauchmedizinische Beratung in der gynäkologischen Praxis. Geburtsh Frauenheilk 2010; 70:369–73.

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Internet-News

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Unter dem Motto „We Bring Doctor´s Knowledge to You“ beweist dieses Portal eindrucksvoll wie stark mitt­

lerweile das Internet in die Beziehung zwischen Arzt und Patient eingreift. Positiv informiert durch das Netz­

angebot fühlen sich allerdings weniger als die Hälfte der nach medizinischem Rat Suchenden. Aber 18 % geben an, durch das Internet Ärzten gegenüber kritischer gewor­

den zu sein. Ein Teil der Schuld an dieser Entwicklung liegt bei den Ärzten, weil sie sich selbst als qualifizierte Informanten zu wenig in medizinische Foren darstellen.

„The Doctor Brings his Knowledge to You“ wäre wünschenswert. Dennoch muss man zugeben, dass diese Webseite mit sehr viel informativem Bildmaterial gut gestaltet ist. Ohne Betreuung durch Ärzte aber wären solche medizinischen Portale nicht vorstellbar. Leider bleiben die Ärzte selbst meist anonym. Das wird das erschütterte Vertrauen der Patienten nicht fördern.

h.p.s.

Die Skepsis der Patienten gegenüber ärztlichen Diagno­

sen zeigt auch diese Webseite. Ein Patient kann hier symptombezogen einen Anamnesebogen (z.B. Kopf­

schmerzen 38 Fragen!) ausfüllen und erhält Informationen über die mögliche Diagnose, welche er mit der Diagnose des Arztes vergleichen kann. Nach einer Studie der US­amerikanischen National Patient Safety Foundation (NPSF) werden ärztliche Fehldiagnosen in einer Größen­

ordnung von 8–42 % festgestellt. Auch bei histopatholo­

gischen Befunden wurden 1.4 % Fehldiagnosen gefunden (bei 86 Fehldiagnosen der Pathologen wurde 20mal ein Karzinom diagnostiziert, welches sich bei Zweitbefun­

dung als gutartiger Tumor herausstellte).

Die Liste der Top 100 Fehldiagnosen wird vom ADHD (im deutschen als Aufmerksamkeitsdefizit­/Hyperaktivi­

tätsstörung (ADHS) oder Hyperkinetische Störung (HKS) bezeichnet) angeführt, Brustkrebs schafft es auf Platz 11.

Fairerweise werden jedoch in allen Fällen die Probleme bei der Diagnostik angesprochen und manche unrealistische Erwartungen der Patienten dadurch auch relativiert. h.p.s.

www.medicinenet.com www.wrongdiagnosis.com

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Fragebogen

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