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Mit dem zweiten «Output» stehen uns Temperaturmittel und durchschnittliche Tages­

gänge der Stundenmittel und der Streuung über die einzelnen Stunden und Monate, unabhängig vom Beobachtungsjahr, aber nach Wetterlagen getrennt, zur Verfügung. In Tabelle 12 sind die Tagesmittel für alle Meßtage sowie diejenigen über die 7 Witterungs­

kategorien, ihre Streuung und die Anzahl der jeweils zugrunde liegenden Tage zusam­

mengestellt. Da es sich zum Teil um verschiedene Meßperioden handelt, sind Vergleiche zwischen den einzelnen Resultaten nur bedingt zulässig. Was aber bei allen Stationen und über alle Zeitabschnitte zum Ausdruck kommt, das sind die großen Unterschiede zwi­

schen den Mitteln über alle Tage und jenen der Kategorie 3 bzw. 5, welche fast aus­

nahmslos den maximalen bzw. minimalen Wert annehmen. Weiter fällt auf, um wieviel die Streuungen ausgesuchter Witterungstypen kleiner sind und nur noch die Hälfte oder den dritten Teil der Streuungen über die Gesamtheit aller Tage ausmachen. Dies besagt, daß die Tage aller Witterungskategorien im selben Monat unter sich immer wieder eine ähnliche Mitteltemperatur besitzen, ungeachtet des Jahres oder der Meßperiode, in der sie erfaßt worden sind. Nochmals verweisen wir auf BrnER (unveröffentlichtes Manu­

skript); sehr viele weitere Autoren (LAUSCHER, 1937; BAUMGARTNER, 196 1; KOCH,

1 96 1 ; BJELANOVIC, 1 96 7 ; THOMPSON, 1 96 7 ; VAN HUSEN, 1 96 7 ; MACHATTIE, 1 9 70 ; MARR, 1 9 70; WAGNER, 1 9 70; KIRCHHOFER, 1 9 7 1 ; FALTi\NOVA, 1 9 7 2 ; 0BRESKA, 1 9 72

und 1973) arbeiten ebenfalls unter der Voraussetzung, daß sich bei gleichen Wetterlagen oder Witterungstypen die Gesetzmäßigkeiten der Temperatur mit erstaunlicher Regelmä­

ßigkeit wiederholen und daß prinzipielle, wichtige Beobachtungen, die als Grundlage ver­

tretbarer Theorien nötig sind, aus wenigen, sorgfältig ausgesuchten Tagen heraus­

gezogen werden können. BJELANOVIC, der auch für Tage der Kategorie 1 eine kleine Streubreite findet, schließt daraus, daß dies eine «naturgesetzlich gesteuerte Erschei­

nung» ist. Darum werden wir im folgenden - unter gewissen Vorbehalten - Tage der­

selben Kategorie mit jenen anderer Stationen vergleichen, auch dort, wo sie nicht mehr in die gleiche Meßperiode fallen.

Für mittlere Extreme und Amplituden sowie für deren Streuung bei den einzel­

nen Wettertypen stehen uns vom ersten «Output» für Monate, in denen die einen oder anderen gehäufter auftraten, zusätzliche Angaben zur Verfügung.

42 Tagesgang und Streuung der Stundenmittel

421 Kategorien 1 und 5 auf Stillberg und Teuft von Juni bis September Zuerst werden wiederum die beiden Standardstationen St und T einander gegenüber­

gestellt, und zwar an den Beispielen der beiden extremen Wetterlagen «ungestört schön»

und «Kaltluftadvektion bei bedecktem Himmel», und dies in den mittleren Tagesgängen für die vorhandenen Monate Juni bis September (Mai 1964 bietet vonjeder Art zu wenige

360

Beispiele) samt den zugehörigen stündlichen Streuungen (Abbildungen 25 a-d). Zwischen den WerteJJ. von Juni bis August, die sehr ähnlich sind, und jenen vom September beste­

hen für beide Stationen und beide Wetterlagen große Differenzen von durchschnittlich mehr als 3 Grad. An «ungestörten Tagen» fallen die großen Wärmegewinne auf. Sogar im Durchschnitt ist nach einem schönen Sommertag auf St die Temperatur um 24 h rund 2½ und in der T sogar 3 Grad höher als noch um O 1 h. Die ursprüngliche Luftmasse, meist polaren Ursprungs, altert in der intensiven Strahlung des Hochgebirges schon innerhalb von 24 Stunden sehr stark. Dies scheint im Tiefland viel weniger der Fall zu sein, wie si ch denn auch bei LAUSCHER (1937) im Juli um 24 h bis auf Zehntelgrade die gleichen Temperaturen ergeben wie um O 1 h. Im September reicht es allerdings auch in der T praktisch zu keiner Erwärmung mehr, und auf St reduziert sie sich auf 1 Grad.

Andererseits wird der verflachte Temperaturrückgang auf St, ein richtiger «Tempera­

turbuckel»., vom Hochsommer -um 19 h im Juli, 18 h im August und 1 7 h im September -zum Herbst immer ausgeprägter. In der T hebt er sich zwar im Mittel über alle Schön­

wettertage fast auf, obwohl er gerade dort im Einzelbeispiel am auffallendsten in Erschei­

nung zu treten pflegt. In früheren Arbeiten (URFER, 1970) sind der erste schräge Abwind am unteren ENE-exponierten Hang sowie der Querwind im Tal und ihre Auswirkungen auf die Temperatur ausführlich zur Sprache gekommen. Nur das Prinzipielle sei hier wiederholt: Wenn sich durch Ausstrahlung bei nur noch streifend einfallender Sonne die ENE-Hänge abkühlen, so stellt sich zwischen der unteren Hangpartie und dem Talgrund ein überadiabatischer Temperaturgradient ein, der einen ersten Hangabwind auslöst (Abbildung 26). Die großräumige Zirkulation des «Gebirgswinds» ist zu dieser Zeit noch aktiv und verläuft in Richtung der Talachse. Als Resultante erhalten wir für den linken Hang des Dischmatales einen W- bis WNW-Wind. Er wird erst später durch den mehr regionalen oder sogar nur lokalen eigentlichen Hangabwind in der Fallinie, WSW, ab­

gelöst. Dieser bezieht den Nachschub nicht mehr aus dem über erwärmten Boden strei­

chenden G ebirgswind, sondern aus der freien Atmosphäre, und seine Wärmewirkung ist geringer. In der T wird der Querwind meist vom Bergwind abgelöst, und in dessen nächt­

licher Temperaturinversion wird es kalt.

Nebenbei lassen einen die «Anzahl der Tage» in den Legenden der Abbildungen bewußt werden, in welchem Maße die ungestörten Tage vom Juli (im Juni hat es an sich weniger Meßtage) zum September zunehmen.

Von den Streuungen der Stundenmittel kann man sagen, daß sie auf St im Laufe ,des Tages eine Tendenz zur Abnahme zeigen; in der T bleiben sie eher konstant. Die kleine­

ren Schwa:nkungen scheinen ohne Systematik bald mehr die einen oder anderen Tages­

stunden zu treffen.

Bei Schlechtwetter ist der Tagesgang je nach Monat mehr oder weniger verflacht, auf St ausgeprägter als in der T (LAUSCHER, 1937). Das Minimum vor Sonnenaufgang wird nun sekundär und der Wert von Mitternacht primär. In der T bleibt das Maximum vom Nachmittag noch das primäre. Auf St tritt an seine Stelle oft der Wert von 0 1 h. In der T beginnt ein Schlechtwettertag im Sommer durchschnittlich mit einer um 1 ½ Grad höhe­

ren Temperatur als eine klare Nacht und sinkt im Laufe von 24 Stunden im Juli und August u!Il 2 Grad ab. Auf St ist es bei Kaltluftadvektion kälter als gleichzeitig im

Tal-36 1

w O"I

N Tabelle 1 2 Monatsmittel der Temperatur und ihre Streuung über Tage ausgesuchter Wetterlagen (Kategorien 1 -7) sowie die Anzahl der berücksichtigten Tage (zum Vergleich Mittel, Streuung und Anzahl aller Meßtage)

Monatsmittel Streuung Anzahl Tage

B B Gy St OM T CJ L BK BB Gy St OM T CJ L BK BB Gy St OM T CJ

Juni

alle Tage 5 ,9 (6,1 ) 9,8 1 0 ,9 1 0,8 1 1 ,1 9 ,5 (8,1 ) 3 ,4 1 ,5 3,3 3 , 1 2,4 3 , 1 3 ,2 (2,5) 41 1 2 89 48 89 48 Kat. 1 8,6 - 1 2, 1 1 3,2 12,3 1 3 ,2 1 1 ,8 9 , 1 1 ,6 - 1 ,5 1 ,7 1 ,4 2,0 1 ,6 1 ,3 8 - 11 3 1 1 3 Kat. 2 5 ,4 - 1 1,4 1 3 ,5 1 1 , 7 1 3,5 _ 1 1 ,0 (3 ,7) 3 ,7 - 2, 7 1 ,1 2, 1 1 ,2 2,7 - 3 - 8 5 8 5

Kat. 3 (6,4) - 1 4, 0 1 5,9 1 3, 7 1 6 ,3 1 3 ,3 - - - 2, 7 0,9 2,1 0,6 3, 1 - 1 - 4 3 4 3

Kat . 4 ( 1 1 ,0) - 1 2,8 1 2,7 1 2,2 1 2,8 1 2,3 (1 0 ,7) - - 1 ,9 2,0 1 ,6 2,0 1 ,9 1 - 6 5 6 5

Kat. 5 (2,9) - 4,4 5,1 7,1 5 ,1 4 ,3 - - - 1 , 1 1 ,2 1 ,0 1 ,3 1 ,1 - 2 - 5 3 5 3

Kat. 6 2,6 (4 ,6) 6,0 7 ,7 8,5 7 ,7 6 ,2 (7 ,8) 4 ,4 - 3,4 1 ,7 3,0 1 ,9 3 ,6 - 8 2 1 1 3 1 1 3

Kat. 7 (6,8) (7,0) 8, 7 8,8 9,8 9 ,3 9 ,3 - -- - 1 ,5 1 ,5 1 , 9 1 ,6 0 ,7 - 1 2 4 3 4 3

Juli

L BK

86 1 5 1 1 5 7 1 3 -6 1

1 1 5 -2 3

alle Tage 5 ,4 7,6 9,0 1 0,7 1 0,4 1 0,8 8 ,7 5 ,5 3 ,6 3 ,8 3,5 3,2 2,9 3 ,3 3 ,4 3,4 8 1 7 3 1 77 l 0 4 1 7 7 93 1 6 6 40 Kat. 1 8,9 9,3 1 1, 1 1 2,2 1 1 ,5 1 2,4 1 0 ,9 8 ,0 2 ,5 3 ,6 2,3 2,5 2,2 2,6 2,4 2,3 4 6 14 1 1 14 10 13 3 Kat. 2 7 ,9 1 0 , 1 1 1, 9 1 3,2 12,6 1 3,7 1 1 ,4 7 ,5 2 ,8 3 ,3 3,0 3 ,0 2,8 2,9 2,8 2,8 5 6 1 3 8 13 8 1 3 5 Kat. 3 9 ,3 (1 2,8) 1 2,4 1 4 ,6 13,1 { 1 4,7) 1 2,3 (9,3) 2 ,3 - 1 ,9 1 ,5 1 ,6 - 1 ,7 - 6 2 8 3 8 2 7 1 Kat. 4 8,4 9,5 1 1,5 1 2,1 1 2,5 1 2,3 1 1 ,2 (8,6) 1 ,0 2 ,3 1,4 1 ,7 1 ,3 1 ,7 1 ,4 - 3 3 6 3 6 3 6 2 Kat. 5 0,9 1 ,9 4,3 6 ,1 6,9 6 ,3 4 ,3 1 ,3 1 ,0 3 ,2 2,5 3 ,2 2,2 3 ,3 2,5 1 ,3 1 1 9 24 1 1 24 1 1 24 4

Kat. 6 2,4 (5,8) 6,8 9,9 8,8 1 0 ,4 6 ,8 (2,0) 1 ,0 - 2,4 2,2 2,2 2,1 2,2 - 4 2 7 3 7 3 7 2

Kat. 7 4 ,9 7,3 8,2 9,6 1 0,2 9 ,9 8 ,0 (5 ,6) 1 ,8 0 ,8 1 , 7 1 ,5 1 ,6 1 ,7 1 ,8 - 7 7 13 8 13 6 1 1 2

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0 6 12 18 24h

a) Stillberg, Kategorie 1

b)

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0 6 1 2 18 24 h

b) Teufi, Kategorie 1

·Anzahl Tage

•••••• •• •••••• Juni 11 -·-· - · - · Juli

--- August 1 4 24 - - - September 30

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0 6 12 18 24 h O 6 12 18 24 h

c) Stillberg, Kategorie 5 d) Teufi, Kategorie 5

Abbildung 25 Mittlerer Tagesgang der Temperatur und der Streuung der Stundenwerte an ausgesuchten Tagen, Juni bis September.

Anzahl Tage

••••• ••• • • • • •• Juni 5 - · - · - · - ·· Juli 24 --- August 37 - - - September 18

.e:. Ternp. zw.

1 6 9 5 - 1 8 1 2 ,---,r---.---.---, rn.ü.M.

+ 3 0 +---+--+---+---+---<

- l o +---1---+---+--+---<

- 2 0

+---+---+---+---1 2 1 5 1 8 2 1 2 4 h

2 m/s t---t Ta l achse \

< )

1 2 1430 1530 1615 1730 1815 1915 21 24 h

Abbildung 26 Temperaturdifferenzen am Fuße des linken Hanges und der aus der Talachse abgelenkte Talwind an der Teufi (25. August 1972).

grund und erst recht kälter als bei Subsidenz an klaren Nächten am Hang. Auch hier wird es bis um 24 h rund 2 Grad kälter als noch um O 1 h.

Die Stundenwerte streuen allgemein bei Kategorie 5 etwas stärker als bei Kategorie 1.

Wiederum ist es synoptisch von Interesse, die Zunahme der Tage mit Kaltluftstau von Juni bis August und eine Abnahme zum September festzustellen. Man übersieht eben nur allzugern, daß sich in unseren Breiten die Häufung von Kaltlufteinbrüchen und Schlecht­

wettertagen, die im Frühsommer einsetzt (auch als «Europäischer Sommermonsun»

bezeichnet), meist bis in den August hineinzieht.

422 Kategorien 1 , 3, 5 und 6 auf Stillberg, Teuft und Lucksalpfür August Um die Bedingungen für die verschiedenen Witterungstypen 1, 3, 5 und 6 miteinan­

der zu vergleichen, werden in den Abbildungen 27 a-c deren Tagesgänge und «mittleren Bere1che» für die drei wichtigsten Stationen St, T und L aufgezeichnet. Mit «mittlerem Bereich» meinen wir die Temperaturspanne zwischen dem Mittel und der beidseitigen Streuung.

366

a) Oe

Abbildung 27 Tagesgang der Temperatur und durchschnittliche Bereiche für die Kategorien 1, 3, 5 und 6 im August für Stillberg (a), Teufi (b)

und Lucksalp ( c )_

Abbildung 27a

Praktisch gleich kalt und mit sehr ähnlicher Streubreite beginnen die Kategorien 5 und 6. Von Sonnenaufgang an streben sie aber weit auseinander, so daß zu Mittag gerade noch die wärmsten Tage der Kategorie 5 mit den kältesten von Kategorie 6 zusammen­

fallen_ Bis Mitternacht werden die «Bisentage�> im Mittel wieder fast so kalt wie zu Tages­

anfang, nur ihre Temperaturstreuung hat sich verringert. Da die Temperaturen der Tage der Kategorie 5 aber inzwischen stetig gesunken sind, decken sich nur noch die wärmeren Tage von 5 mit den kälteren von 6. - Der Mittelwert der Schönwettertage liegt zu Anfang des Tages rund 3 Grad über den Kategorien 5 und 6, allerdings mit einer Streubreite, wel­

che die wärmeren Tage der Gruppen 5 und 6 und andererseits die kältesten der Gruppe 3 einschließt. Die Mittelwerte der Kategorien 1 und 3 verhalten sich üöer den ganzen Tag fast parallel. Da aber die Streuungen beider bis zum Abend abnehmen, sind ihre Bereiche um 24 h voneinander fast getrennt. Sinngemäß stehen um 24 h die Temperaturen dieser 4 Witterungstypen so zueinander, wie man aus ihren charakteristischen Eigenschaften schließen würde, während sie sich noch um O 1 h gegenseitig weitgehend überlappen_ Zur Zeit des Tagesmaximums liegen sie am weitesten voneinander entfernt mit 18 ± 1 ½ Grad für föhnige Tage, zum Teil überdeckt vom Schönwetter mit 16

±

2 Grad, denen sich die Bisen tage mit 1 O½ ± 3 Grad und schließlich die Staulagen mit 5 ± 2 ½ Grad anschließen_

367

b)

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20 Oe

... .. ....

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15

Anzahl Tage Kat. 3 8 10

Kat. 1 24

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368

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Anzahl Tage

7

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lffll@.l,J.l.,!�mJ.IW-1J,1'...._:.---l,.:__ __ � _ ______ _:'�../---\.__:'-c-___ __:•:..:•�•� Kat. 1 19

Kat. 6 11 Kat. 5 32

6 12 18 24h

Abbildung 27c

Zum Gegenhang bestehen keine grundlegenden Unterschiede. Hervorzuheben wären einzig die höheren mittäglichen Maxima, die die einzelnen Bereiche weiter auseinander­

ziehen. Die Extreme erreichen dabei 20

±

2 Grad bzw. 5

±

2½ Grad. Wie wir schon in den Abbildungen 8-12 erkannten, verlaufen an den beiden gegenüberliegenden Hang­

stationen Temperaturanstieg und Abfall wegen der unterschiedlichen Strahlungsverhält­

nisse verschieden steil.

Abbildung 27 b

Zum Talgrund finden sich einige grundlegende Unterschiede. Die Bereiche der so ver­

schiedenen Witterungstypen der Kategorien 1, 3 und 6 liegen um O 1 h ganz nahe beiein­

ander und werden allesamt von Kategorie 5 mit ihrem Mittelwert von 7 Grad und der Streuung von

±

3 Grad praktisch eingeschlossen. Über Mittag sind dann allerdings die Temperaturen noch weiter auseinandergezogen als auf St (zwischen 5 und über 23 Grad), sie überschneiden sich jedoch wieder bis um Mitternacht, wenn auch in anderer Verteilung als zu Beginn des Tages. Die Bisen tage, die noch um O 1 h der kälteren Hälfte der Schlechtwettertage entsprachen, haben um 24 h eine größere Streubreite, die Tage der Kategorie 5 eine wesentlich kleinere, so daß beide Gruppen weitgehend identisch sind.

Wenn auch später als an ungestörten Tagen, stellen sich auch nach Bisen tagen gegen Anfang der Nacht Bergwind und Inversion ein, was die Erwärmung tagsüber ziemlich genau wieder aufhebt. Vor Sonnenaufgang sind es bezeichnenderweise auch die Tage der Kategorie 6, die mit den tiefsten Temperaturen aufwarten, da sie noch zwischen O 1 und 06 h eine Abkühlung von 2 Grad erfahren. Auch die Morgenstunden der Schön­

wettertage gehören zu den kältesten, da die nächtliche Ausstrahlung empfindliche Abkühlung verursachen kann. Es mag erstaunen, daß sogar noch die späten Nacht­

stunden bei Kategorie 3, infolge der Ausstrahlungskälte, in den Bereich der relativ warmen Schlechtwettertage mit bedecktem Himmel fallen. Die Einstrahlung tagsüber und die Subsidenz in der folgenden Nacht trennen dann allerdings bis um Mitternacht diese beiden Kategorien vollständig.

Am Beispiel der Station T versteht man die Abfolge der Witterungstypen: in der Stau­

lage - hinter Fronten und nach komplexem Wetter - wird es stetig kälter. Sehr oft wird Kategorie 5 um 24 h durch Kategorie 6 abgelöst. Theoretisch folgt auf Bise ungestörtes Schönwetter, wobei auch hier der Bereich von Kategorie 6 um 24 h recht gut mit dem von Kategorie 1 um O 1 h übereinstimmt. Auch daß Kategorie 1 allmählich in Kategorie 3 übergeht, i \St in Abbildung 2 7 b zu erkennen.

An den Hangstationen ist diese Reihenfolge nicht im selben Maße ersichtlich. Die Wechsel von einer Witterung in eine andere erfolgen nicht in der Bodenkaltluft. Kurze Momente nächtlicher Aufheiterung bewirken gleich absinkende Hangströme und Erwär­

mung der Luftmassen. Gehen in die Mittelwertbildung noch andere als erste Tage der Kategorien 1, 3 oder 6 ein, so verschiebt sich der gesamte Bereich in höhere Werte. So schließen s;ich die Staulagen nur an den tiefen Bereich der Bisentage an und diese ihrer­

seits nur an den unteren Bereich der Schönwettertemperaturen. Der obere Bereich der 369

betreff enden Kategorien ist den Zweittagen oder ganz generell solchen vorbehalten, denen schon Subsidenz vorangegangen ist. Am besten schließen die letzten Stunden ungestörten Schönwetters an beginnenden Föhn in der Höhe an. So wie die eine Kate­

gorie mit Subsidenz endet, so beginnt die andere mit Absinken in der freien Atmosphäre.

Am Ende der Arbeit (Abbildungen 39 und 40) sind für die Hauptstationen St, T und L und die Monate Juli und September die mittleren Tagesgänge aller Witterungstypen der Kategorien 1 bis 7 auf gezeichnet. Dies erlaubt nicht nur den Vergleich zwischen den Absolutwerten der mittleren Tagesgänge für die sieben verschiedenen, typischen Wetter­

lagen, sondern auch jenen der Veränderungen zwischen Hochsommer und Herbst­

anfang.

423 Kategorien 1 bis 6 im Talquerschnitt, Juli und September

Die Abbildungen 28a-g und 29a-g zeigen für Juli und September über den Talquer­

schnitt den Tagesgang der Temperatur an typischen Wetterlagen ( wobei wir die Streu­

bereiche fallen ließen, um die Grafiken nicht zu überladen).

Bei einigen Beispielen haben wir uns erlaubt, eine Transformation der Absolutbeträge von BK vorzunehmen. Die Auswertungen der Minima nach konservativer Methode (Kapitel 3 11) hatten ergeben, daß die Temperatur bei Wegfallen der Einstrahlung an beiden Kämmen annähernd gleich oder auf BK eher höher als auf BB ist. Wenn also die Mittelwerte der Nachtstunden von BB und BK zu sehr voneinander abweichen, so darf man annehmen, daß der Mittelwert von BK - nur über die Sommer 1959 und 1961 gebildet - durch eine ungleiche Meßperiode bzw. schwer zu kon­

trollierende Meßgenauigkeit verschoben worden ist. Korrektionen scheinen angezeigt: Juli, Kat. 1, + ½ Grad; September, Kat. 1, 1 Grad; September, Kat. 2, - ½ Grad; September, Kat. 3, + 1½ Grad; September, Kat. 6, + 1 Grad; September, Kat. 4, -2 Grad sowie Juli, Kat. 7, -½ Grad.

Wenn die Sprache auf Temperaturgradienten kommt, so nur flüchtig und andeutungs­

weise. Eine weitere Arbeit, die kurz vor ihrem Abschluß steht, befaßt sich eingehender mit den Zusammenhängen zwischen Temperaturgradienten und Lokalwinden. Hier wei­

sen wir nur bei Gelegenheit darauf hin, wie vielfältig dieser noch offene Fragenkomplex ist.

Abbildungen 28 a und 29 a:

In ungestörten Nächten bleibt es am untersten Hang am wärmsten, und bis vor Son­

nenaufgang wird es selbst im Hochsommer im Talgrund am kältesten. In letzter Zeit sind von BIDER bei Basel und von GENSLER bei Zürich Inversionsauszählungen durchgeführt worden (voneinander unabhängige, noch unveröffentlichte Manuskripte); beide Autoren kommen zum Ergebnis, daß es sogar am Juranordfuß und im schweizerischen Mittelland auch im Sommer zur Temperaturumkehr kommt, und zwar noch häufiger, wenn auch kurzfristiger als im Winter, weil heitere Nächte im Winter in jenen Gegenden wegen Bil­

dung von Nebel oder Hochnebel seltener sind. - Im Dischma haben wir in den Sommern 1971 bis 1973 bei ungestörtem Wetter zu verschiedenen Malen vor Sonnenaufgang in den untersten 100 m Temperaturmessungen mit Schleuder- oder

Aspirationspsychro-370

,o . . - - - -~

-...-..

Tagesgänge der Temperatur im Talquer-schnitt für die verschiedenen Wetterlagen im Juli.

Tagesgänge der Temperatur im Talquer-schnitt für die verschiedenen Wetterlagen im September.

metern beidseits an den Hängen durchgeführt und gleichzeitig durch künstlichen Nebel die lokalen Luftströmungen sichtbar gemacht. Es zeigt sich eine Hauptinversion der Temperatur in den untersten Dekametern im Bergwind, und darüber, im Bereich der Hangabwinde, ist ein unstetiges Pendeln um eine abgeschwächte Inversion oder fast Iso­

thermie feststellbar (Abbildungen 30a-c). Diese scheint bis in Hangmitte zu reichen;

denn OM und CJ zeigen trotz ihrem Höhenunterschied von 90 m oft identische Nacht­

temperaturen und differieren ihrerseits auch nicht stark von St bzw. L. Im Herbst reicht diese Fast-Isothermie vermutlich höher als im Sommer, denn schon im September ist die Temperaturdifferenz zwischen Hangmitte und Kamm geringer als im Hochsommer.

Abbildung 30b hält außerdem die Tatsache fest, daß der Hangabwind, von höherer potentiell-äquivalenter Temperatur als der Bergwind, nicht in die Inversion eindringen kann, sondern vom Gebirgswind in Talrichtung abgelenkt wird, was in eher populärer Literatur oft verkannt wird.

Ähnliche Feststellungen finden sich auch bei anderen Autoren: VAN HusEN ( 1967) fand im Inntal über der Inversion auf der ganzen Talbreite eine Isothermie von blättriger Struktur, REITER (Vortrag, ETH Zürich, 1973) demonstrierte sie mit Photographien der Dunstschicht über Garmisch-Partenkirchen. KocH ( 196 1) und BAUMGARTNER ( 196 1) heben den Effekt der Isothermie als Sperrschicht hervor, durch die kein Wärmeaustausch erfolgen kann. KocH ( 196 1) und MARR ( 19 70) betonen, daß die Bodenkaltluft nicht zuströmt, sondern am Talboden durch Ausstrahlung entsteht. Schon LAUSCHER ( 1937) arbeitete mit der potentiellen Temperatur, die im Versuchsgelände-Wienerwald an der Talsohle 5 Grad tiefer ist als am Hang, wo sie zwischen 100 (tiefer liegt keine Hang­

station) und 300 m konstant bleibt; auch hier ist in klaren Sommernächten gemessen worden.

Nicht völlig geklärt ist die. Frage, weshalb zwischen St und L (analog zum Stations­

paar OM und CJ, die abends und morgens fast identische Temperaturen haben, was jedoch bei einer Höhendifferenz von 90 m nicht der Fall sein sollte; für die tiefere Station, CJ, die aber noch oberhalb der Inversion liegt, könnte man nachts markant höhere Tem­

peraturen als auf OM erwarten), weshalb also zwischen St und L in advektionsfreien Nächten (also außer Kategorie 1 auch die Kategorien 2 und 3) eine systematische Diffe­

renz von ½ bis 1 Grad bleibt. Möglich wäre ein unterschiedlicher, kaum erfaßbarer, durch die Aufstellung bedingter mikro klimatischer Ausstrahlungseff ekt. Wahrscheinlich ist aber, daß wegen des schon gelegentlich erwähnten «Temperaturbuckels» am Vor­

abend St (auch OM) die Phase der Ausstrahlung und der Hangabwinde unter thermisch günstigeren Bedingungen antritt. Dafür spräche das Beispiel vom Föhn (Abbildungen 28 c, 29 c), der seinerseits auch auf L einen «Temperaturbuckel» bewirkt, auf den dann auch dort gemäßigtere Nachttemperaturen folgen. - THOMPSON ( 1967), der ein NNE­

SSW-Tal untersuchte, fand seinerseits ebenfalls nach Sonnenuntergang vorübergehend am ESE-Hang eine höhere Temperatur als am WNW-Hang. Er wie auch LAUSCHER ( 1937) heben einen überraschend starken Temperaturrückgang hervor, der mit Einsetzen der negativen Strahlungsbilanz auftritt, sich aber mit dem Aufkommen der Hangabwinde rasch wieder abschwächt. WAGNER ( 1970) dagegen erklärt sich den nach Sonnenunter­

gang wärmeren Dolinen-E-Hang aus den Vegetationsunterschieden im Gelände.

371

In den Mittagsstunden ergeben sich für die verschiedenen Hänge und Abschnitte sehr unterschiedliche Temperaturgradienten. Auch THOMPSON ( 1967) hat sie wegen ihres häufig überadiabatischen Wertes besonders erwähnt, während WAGNER ( 1969) mehr die verschiedenen Eintrittszeiten der Maxima hervorhebt. Die Temperaturgradienten bleiben zwischen benachbarten Stationen gelegentlich über einige Stunden konstant und sind in den oberen Hangpartien eher größer als in den unteren. Zum Talgrund ergeben sich oft überraschend große negative wie positive Differenzen. Auf der linken Talseite tritt das Temperaturmaximum wesentlich früher ein als auf der rechten, wo es besonders im unteren Hangviertel hoch ausfällt und im September mit einer Stunde Differenz das des Talgmndes erreicht. Auch läßt sich gut verfolgen, wie die Temperaturdifferenz zwischen Talsohle und linkem Hang am Nachmittag stetig wächst, bis mit Erreichen des überadia­

batischen Temperaturgradienten der erste Abwind einsetzt (Abbildung 26), der sogar den Talwind ablenkt und am Hang einen föhnartigen Erwärmungseffekt hervorruft.

In den kurzen Julinächten kommt übrigens auf den Kämmen das Temperaturmini­

mum schon um Mitternacht zustande. - Weiter stellt man fest, daß sogar noch im Mittel

mum schon um Mitternacht zustande. - Weiter stellt man fest, daß sogar noch im Mittel