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2 1 Tages- und Monatsmittel

Wie es in der klassischen Klimatologie üblich ist, beginnen wir mit den Tages- und Monatsmitteln der Temperatur. Sie sind aus den 24 Stundenwerten O 1 bis 24 h ermittelt und liegen in Tabelle 3 für die Standardstationen St/Vfl und T für alle Monate vor, die mit mehr als 20 Tagen vertreten sind. In Ergänzung sind die Streuungen der Tages- um das Monatsmittel - mit Streuung bezeichnen wir die Standardabweichung cr und nicht, wie man in der Literatur unter diesem Begriff auch finden kann, die « Häufigkeitsverteilung über einen Bereich» - sowie jeweils die tiefsten und höchsten Tagesmittel des betreff ep­

den Monats beigefügt.

Neben den Ergebnissen für die Basisstation St/Vfl sind auch diejenigen der Ver­

gleichsstation T im Talgrund angeführt, weil diese einerseits eine typische Exposition einer Talstation vertritt, in welcher im Alpengebiet oft der wichtigste Siedlungsraum liegt, und weil sie andererseits in frappantem Gegensatz zu den Hangexpositionen steht.

Man er kennt, dass die Mittel wegen der wechselhaften Witterung in dieser Landes­

gegend von Monat zu Monat und von Jahr zu Jahr stark variieren. Natürlich finden sich die höchsten Monatsmittel im Juli und ,August; aber der September kann unter Umstän­

den fast ebensowarrn werden. Es kann aber auch die große Hitze im Hochsommer ganz ausbleiben. Im Mai wird man sie im Gebirge sowieso nie erwarten dürfen, weil dann in Mulden und Schattenlagen noch nicht aller Schnee geschmolzen ist.

Die größte Ausgeglichenheit von Jahr zu Jahr zeigt der Monat August. Eine andere Gesetzmäßigkeit gilt für die Streuung der Tagesmittel: Die kleinste findet sich in einem September (1959), einem Monat mit häufig stabiler, ausgeglichener Witterung. Aber auch die größte Streuung fällt auf einen September ( 1962), und dies ungeachtet der redu­

zierten Anzahl von Meßtagen (24). Von warm bis zu kalt waren in jenem Monat alle Wetterlagen vertreten; das absolut tiefste Mittel aller ausgewerteten Tage auf St von - 3,4 Grad steht neben einem ganz ansehnlichen höchsten von 13, 7 Grad.

Es mag zunächst überraschen, wie wenig verschieden - trotz variabler Monatsmittel­

werte zufolge stark veränderlicher Witterung von Jahr zu Jahr - in den einzelnen Monaten jeweils die höchsten und die tiefsten Tageswerte voneinander sind. Hier streifen wir bereits den Problemkreis der Witterungsklimatologie, der uns in der Folge mehr und mehr beschäftigen wird. Bezogen auf dieses erste Beispiel können wir festhalten, daß eben in jedem Jahr ein bestimmter Witterungstyp für die kalten, ein anderer Witterungstyp für die warmen Tage verantwortlich ist, ungeachtet dessen, was sich im betreff enden Monat sonst noch im Wetter abspielt. Diese Feststellung deckt sich mit Berechnungen von BrnER (unveröffentlichtes Manuskript), die für den Sommer eine außerordentlich hohe Korrelation zwischen Sonnenscheindauer und Hitze bzw. sonnenlosen und kühlen Tagen ergaben, was am Beispiel Basels bestätigt, daß Tage vorn selben Witterungscharakter, ungeachtet der Zugehörigkeit zum einen oder anderen Jahr, ähnliche Temperaturen auf­

weisen. So fallen zum Beispiel von den 22 kältesten Tagen auf St deren 16 auf Tage der Kategorie 5 und 5 auf solche der Kategorie 6; an einem Tag war das Wetter «komplex»

3 19

w N

0 Tabelle 3 Monatsmittel der Temperatur (nur Monate mit mehr als 20 Meßtagen), Streuung der Tagesmittel, tiefstes und höchstes Tagesmittel für Stillberg/V ersuchsfläche und Teufi/Talgrund

Stillberg/Versuchsfläche Teufi/Talgrund

Monats- Anzal1l der Streuung Tagesmittel Monats- Anzahl der Streuung Tagesmittel

mittel ausgewerteten der Tages- mittel ausgewerteten der

Tages-Tage mittel tiefstes höchstes Tage mittel tiefstes höchstes

Mai 1 964 6 ,2 23 2 ,6 2,1 1 1 ,2 7 ,6 23 2,1 4,1 1 1 ,9

Juni 1 960 7 ,9 26 3 ,2 2 ,0 1 2,9 9,7 26 2,5 4,8 1 3,7

1 964 9,0 30 3 ,1 3 ,0 1 4 ,4 1 0 , 1 3 0 2 , 1 5 ,9 1 3 ,7

Juli 1 960 6 ,9 3 1 3 ,3 1 ,3 1 3 ,4 9 , 1 3 1 2,7 3 ,9 1 4 ,0

1 9 6 1 7 ,7 3 1 3 ,4 2 ,8 1 4 ,3 9 ,4 3 1 3 ,0 5,3 1 5 ,5

1 96 3 1 0 ,1 3 1 2 ,4 5 ,2 1 3,9 1 1 ,3 3 1 2,0 7,6 1 5 ,4

1 964 1 0 ,8 3 1 3 ,6 1 ,2 1 6 ,4 1 1 ,7 3 1 2,9 4,7 1 7,0

1 965 8,2 3 1 3 ,6 0 ,4 1 5 ,3 9 ,6 3 1 2,9 3 ,4 1 4,7

August 1 959 8,1 3 1 3 , 1 2,7 1 3 ,5 9 ,8 3 1 2,6 5,8 1 4 , 1

1 960 8,3 3 1 4 ,0 2,8 1 6 ,2 9 ,7 3 1 2,8 5 ,5 1 5 , 1

1 96 1 9 ,1 3 1 4 ,3 0 ,3 1 5 ,5 1 0 ,0 3 1 3 ,5 1 ,8 1 6 ,6

1 962 1 0,6 3 1 2 ,8 5 ,6 1 5 ,6 1 1 ,7 3 1 2,2 7,3 1 5 ,2

1 96 3 8 , 3 3 1 4,2 0 ,6 1 6 ,1 9 ,6 3 1 3 ,6 3 ,0 1 6 , 1

1 964 8,7 3 1 4 ,2 1 ,3 1 6 ,8 9 ,7 3 1 3 ,2 2,3 1 5 ,4

1 965 8,1 3 1 3 ,9 1 ,8 1 7 ,1 8,9 3 1 3 ,0 3 ,6 1 6 ,0

September 1 959 7,8 30 2 ,0 3 ,9 1 1 ,2 8,9 30 1 ,5 6 ,4 1 1 ,8

1 960 4,7 30 3 ,0 - 1 ,5 9 ,6 6 ,4 30 2,8 1 ,2 1 1 ,2

1 96 1 1 0 ,5 30 2 ,9 3 ,3 1 5 , 1 1 0 ,8 30 2,2 4 ,8 1 4,4

1 962 6,7 24 5 ,6 -3 ,4 1 3 ,7 7 ,6 24 4,7 -0, 9 1 3 ,9

1 96 3 7,1 30 3 ,4 0 ,1 1 2,6 8 ,0 30 2,5 2,3 1 1 ,5

1 964 7 ,5 30 4,1 - 2 ,8 1 2,9 8,1 30 3 ,5 - 1 , 1 1 3 ,7

1 965 5 ,2 30 3 ,1 0 ,4 1 0,1 6 ,0 30 2,6 1 ,3 1 0,8

(Kategorie 8). Die wärmsten Tage verteilen sich sechsmal auf Kategorie 1, dreimal auf Kategorie 2 und zehnmal auf die Kategorien 3 und 4; drei fallen auf nicht einheitliche Tage (Kategorie 8). Die wärmsten und die kältesten Tage eines Monats auf St sind meistens auch Extremtage für die anderen Hangstationen.

Im Talgrund können die extremen Tagesmittel mit anderer Witterung zusammen­

fallen: Weil bei ungestörtem Wetter, besonders im August und September wegen der langen Nächte, die Ausstrahlung starke Abkühlung verursacht, so sind es dann weniger die Tage der Kategorien 1 und 2 als vielmehr jene von 3 und 4 oder komplexe Tage, an denen Föhn mit im Spiel ist, die im Mittel am wärmsten sind.

Auf den Kämmen hingegen wird es wegen des Absinkens in der freien Atmosphäre gerade in ungestörten Nächten besonders mild, weshalb sechs bzw. sieben der 14 wärm­

sten Tage den Kategorien 1 und 2 angehören. Sonst aber sind es auch hier die Föhntage, die im Mittel ein Maximum erreichen. Für die minimalen Tagesmittel kommen ebenfalls achtmal Kategorie 5 und vier- bzw. fünfmal Kategorie 6 in Frage.

Die kurze Meßperiode erlaubt es uns nicht, für die Monate Juni, Juli, August und Sep­

tember ein repräsentatives Monatsmittel -auszurechnen. Wenn wir in der Einleitung (Abbildung 2) unsere Meßperiode mit den langjährigen Mitteln von Arosa und Davos vergleichen, so nur, um zu veranschaulichen, in welchem Maß in der von uns untersuch­

ten Periode Juni und September zu warm bzw. fast normal und Juli und August zu kalt sind.

Was wir aber brauchen und verwenden dürfen, das sind die Mittel über die gleiche Meßperiode an den verschiedenen Stationen, um damit die unterschiedlichen Expositio­

nen miteinander zu vergleichen (Tabelle 4). Wir ergänzen die Monatsmittel durch die mittlere Streuung, die Mittel der minimalen und maximalen Tageswerte sowie durch die extremen Tagesmittel der jeweiligen Periode. Am Beispiel des Monats August mit typi­

schen hochsommerlichen Verhältnissen stellen wir das Ergebnis graphisch dar (Abbil­

dung 3). Hauptsächlich aber wollen wir uns auf Vergleiche einer jeden Station mit der Basisaufstellung von St/Vfl beschränken und diese in Form einer Regressionsgeraden ausdrücken und graphisch darstellen (Abbildungen 4-7). Zum besseren Vergleich trans­

formieren wir sie auf den in Frage kommenden Bereich beidseits des Zentralwertes von St, so daß sich der Unterschied zu den benachbarten Stationen im b (y = ax + b bei kaum variablem a) herauslesen läßt (Formeln am Ende des Kapitels 2 1).

Die Konstante, die der Computer auf die zweite Stelle nach dem Komma gerundet hat, schrei­

ben wir in der Formel noch auf eine aus, weil uns nicht Spitzfindigkeiten, sondern letztlich nur noch praktische Ergebnisse interessieren. An einem Beispiel, wie es in Kapitel 3 12, Abbildung 17', besonders anschaulich zum Ausdruck kommt, haben wir die Wertepaare und die durchgelegte berechnete Gerade auf gezeichnet.

Die Regressionsgeraden der Streuungen haben die Tendenz, zum Nullpunkt hin zu verlaufen.

Theoretisch wäre dies so zu verstehen, daß cr = 0 einem Wegfall von Witterungswechsel gleich­

käme, und daß dies eine Tatsache wäre, die alle Stationen miteinander betreffen würde. Unter die­

ser Annahme, die für einen mesoklimatischen Raum sicher ihre Berechtigung hat, betrachten wir alle Streuungs-Regressionen als durch den Nullpunkt verlaufend. Das heißt dann einfach, daß das b=O und das a =y/x wird. Es bleibt also einzig diese Steigung zu berechnen und aufzutragen (Ende Kapi tei 2 1 ).

321

m ü. M.

88

'

X X

\

Gy ?\

. ,

)( 2300

\

'

\ \ \ J: Ol C: (ll

St

'" �-

2000 :§

OM

T

BK

L

CJ

" X y..

\ \ I

\ \ / /

1700

00 50 10° 15°

2600

'

\ \ X )(

'

\

\

\

2300

\ \

\

)('

2000

\ \

"'

X

,,;/

1700

00 50 10° 15°

Abbildung 3 Mittlere Temperatur für den August über den linken und den rechten Hang.

• 24stündiges Mittel ( ) Streuung des Tagesmittels

X mittlere tiefste und höchste Tagesmittel

• absolut tiefste und höchste Tagesmittel 1700-2360 m ü.M. 1963-1965 (Gyrenspitz 1963 extrapoliert) 2560 bzw. 2536 m ü.M. 1959-1961 (Baslerkopf 1960 extrapoliert)

Ol C:

J: (ll

()

Aus Tabelle 4 kann man folgendes entnehmen: Wenn man davon ausgeht, daß man einen «ungünstigeren», nach ENE-exponierten und im Herbst bereits recht sonnenarmen Steilhang einerseits und einen « bevorzugten» sonnigen WSW-Hang andererseits vor sich hat, so ist man überrascht, wie wenig verschieden die mittleren Temperaturen von St und L tatsächlich ausfallen (vgl. Abbildungen 4b, 5b und z.T. 6b). Mitarbeiter A. STREULE stieß bei Auswertungen, die in späteren Sommern und zu anderen Zwecken durchgeführt worden waren, seinerseits und ganz unabhängig von der vorliegenden Arbeit auf das glei­

che, zunächst überraschende Resultat (im unteren Hangviertel ist zu berücksichtigen, daß bei OM und CJ noch eine Höhendifferenz von 90 m dazukommt). Den Versuch einer

322

Erklärung dieser Tatsache wollen wir erst anhand der Tagesgänge der Temperatur an ausgesuchten Wetterlagen (Kapitel 232, 422) wagen. - Daß e.s an den Kämmen zu einem Ausgleich der Temperaturen kommt, und das trotz kleinerer mikroklimatischer Unter­

schiede in der Exposition der Stationen, scheint verständlich. Hier überwiegt bei weitem die Ventilation der advektiven Lagen, und bei gradientfreiem Wetter wirken sich Gebirgs­

wind und Absinken aus der freien Atmosphäre an beiden Aufstellungen gleich aus.

Einige Zurückhaltung ist bei der Station Gy angezeigt. Ihre Temperaturen liegen nicht, wie man erwarten würde, genau zwischen denen von St und BB. Vielmehr sind sie sehr oft nur wenig wärmer als am 200 m höheren Kamm. Wie der Name Gyrenspitz schon antönt, handelt es sich um einen B ergvorsprung, eine «Spitze», die im steilen Hang eine kleine plateauartige Verebnung bildet. Möglicherweise entsteht dort gelegentlich ein winziger Kaltluftstau, der in gradientarmen Wetterlagen die Temperaturen nach tieferen Werten hin verfälscht. Jedoch war es ausgeschlossen, in der gewünschten Höhe am Hang einen geeigneteren Platz zu finden. Dieser Tatsache ist von Fall zu Fall Rechnung zu tragen.

Im Talgrund ist es in allen Monatsmitteln wärmer als in der Hangmitte, hingegen wenig ver �chieden zum unteren linken Hangviertel (Höhendifferenz 260 m) und sogar eher noch kälter als im unteren rechten Hangviertel (Höhendifferenz 170 m). Deswegen von der «warmen Hangzone» zu sprechen, möchten wir von allem Anfang an vermeiden.

Wie wir auch später noch sehen werden (Kapitel 3 und 4), geht es weit weniger um eine Begünstigung der unteren Hänge etwa gegenüber den darüber anschließenden, sondern vielmehr um eine Benachteiligung der tiefen Tallagen durch nächtliche Ausstrahlung.

Das Prinzipielle ist also vielmehr «die kalte Talzone», wie schon LAUSCHER ( 1937) beob­

achtet hatte, «daß es höher hinauf wieder kälter wird», oder wie BAUMGARTNER ( 196 1) den Bereich der Temperaturinversion als «kühle Talzone» hervorhebt. Für ein Mittel­

gebirge wäre der Begriff der «warmen Hangzone» besser zu verstehen, weil dort eher zufällig zwischen der kalten Talzone und der ebenfalls kalten Hochebene der«warme Hang» liegt (KOCH, 196 1).

Abbildung 3 veranschaulicht die Abnahmen der Temperaturen mit der Höhe an den beiden Hängen des Tales, also den verschiedenen Expositionen, am Beispiel des Monats August. Die mittleren Temperaturen nehmen am linken Hang nach oben unterschiedlich stark ab; am rechten verlaufen sie über ein schwach ausgeprägtes Maximum auf CJ. Die kälteren und die extremen Tagesmittel nehmen von unten nach oben stetig ab. Die war­

men und wärmsten · Tagesmittel wachsen vom Talgrund zum unteren Hang - rechts wesentlich ausgeprägter als links - zunächst an und nehmen von dort aus ihrerseits auch wieder stetig, sogar fast linear ab. Dies besagt sehr deutlich, daß innerhalb der Hang­

zonen keine durch Begünstigung heraussticht, daß hingegen die Talsohle benachteiligt ist.

Sowohl aus Tabelle 4 als auch aus den Abbildungen 3 und 7a ist ersichtlich, daß die Streuung der Tagesmittel der Temperatur im Tal unten kleiner ist als an den übrigen Sta­

tionen. An den Hangstationen bleibt sie praktisch gleich, sowohl von linker nach rechter Seite als auch von unten nach oben. Eine Zunahme ist vom Sommeranfang zum August und teilweise (1963-1965) bis September zu erkennen. Kaltlufteinbrüche sind eben prak­

tisch in allen Sommermonaten gleich kalt, warme Tage dazwischen werden im August 323

a)

C: 0

·.;:

.E

(/)

.c (/) (.)

o>

� 1 0°

>

50

-- T ' = f (St') ---- Gy = f (St) -- T11 = f (St") -·- 8 8 =f (St) -- O M = f (St)

b) -- L =f(St) -- CJ = f(OM )

C 0

0

(/)

.c (/) (.) Cl) 2' Cl) 1 0°

>

5 0

00-1'---�----�---oo-1'---�--- oo 50 1 0°

S t / Vfl. O M

oo 50 1 0°

S t / Vf l .

Abbildung 4 Regressionsgeraden für die Tagesmittel der Temperatur.

Teufi': Mai bis August Teufi": September Gilt für die Abbildungen 4-7:

a): Vergleichsstationen bezogen auf Stillberg/Versuchsfläche

b): Chalet Jäger bzw. Lucksalp bezogen auf Ob Mäder bzw. Stillberg/Versuchsfläche

a) -- T = f (St) ---- Gy b) -- L = f (St)

C: 0

E

(/)

.c (/) (.) 5 0

Cl)

!}; 2'

_ 50

- - OM = f(St) -·- 88 - - CJ = f (OM)

_ 50

324

S t / Vfl.

Abbildung 5 Regressionen der tiefsten Tagesmittel jeden Monats.

St / Vf l. O M

a)

Abbildung 6 Regressionen der höchsten Tagesmittel jeden Monats.

--T = f(St) ---- Gy = f (St)

Abbildung 7 Regression der Streuung der Tagesmittel.

40 60

S t / Vf l. O M

325

Tabelle 4 Temperaturvergleiche zwischen den Stationen

Mittlere Temperatur (T), mittlere Streuung (cr), mittleres tiefstes und absolut tiefstes (m. t. Tm., a. t. Tm.), mittleres höchstes und absolut

höchstes Tagesmittel (m. h. Tm., a. h. Tm.) über verschiedene Perioden

B B Gy St/ OM T CJ L BK

Vfl

Juni 1 960+ 1 964

T 8,5 9 ,9 8,4

a

3 ,1 2,3 3 ,0

a. h . Tm. 1 965 1 6 ,1 1 5 ,6 1 5 ,6

Juli 1 95 9 - 1 96 1 *

T ( 1 960- 1 96 1 ) 4 ,7 7 ,3 9 ,3 7 ,4 4 ,6

a

(1960 - 1 96 1 ) 3 ,5 3 ,4 2 ,9 3 ,3 3,3

m. t. Tm. -0,8 2 ,2 4 ,9 2 ,4 -0,8

a. t. Tm. - 1 ,5 1 ,3 3,9 1 ,4 - 1 ,5

m. h . Tm . 1 1 .l 1 4 ,1 1 4 , 1 1 4 ,2 1 1 , 1

a. h. Tm . 1 1 ,4 1 4 ,5 1 5 ,5 1 4 ,8 1 1 ,6

Juli 1 963- 1 965 * *

T 7 ,6 9 ,7 1 0 ,5 1 0.9 1 0,9 9 ,3

ä 3,2 3 ,2 3,1 2 ,6 3 , 1 3 ,0

m. t. Tm . - 2 ,3 3 ,7 5 ,2 3 ,9 2 ,4

a. t. Tm. -2,0 0 .4 1 ,7 3 ,4 2 ,0 -0,0

m. h . Tm . 1 3 ,6 1 5 ,2 1 5 ,7 1 5 ,7 1 6 ,2 1 4 ,3

a. h. Tm . 1 4 ,2 1 6 .4 1 6 ,9 1 7 ,0 1 7 ,5 1 5 ,2

August 1 95 9 - 1 96 1

T 5 ,8 8,5 9 .8 8 ,8 6 . 1

a

4,1 3 ,8 3 ,0 3 ,8 3 ,8

m. t. Tm. - 1 .0 1 ,9 4 ,4 2 .1 -1 ,0

a. t. Tm. -2 .4 0 .3 1 .8 0 . 2 -2 ,5

m. h. Tm . 1 2.7 1 5 ,1 15 .3 1 5 ,2 1 2 ,3

a. h . Tm . 1 3 ,9 1 6 .2 1 6 .6 1 6,7 "-' 1 3 ,5

August 1 96 3 1 965

T 6 .3 8 .4 9 ,0 9 .4 9 .6 8 ,0

a

4 ,1 4 , 1 4,0 3 ,3 4 ,1 4 ,0

m. t. Tm. 1 .2 1 .9 3,0 2 .1 1 .0

a. t. Tm . "-' -- 2 ,0 0 .6 1 .4 2.3 1 ,2 0 ,8

m. h. Tm . 1 4 ,5 1 6 .6 1 7 ,2 1 5 ,8 1 8 .2 1 6 ,4

a. h. Tm. 1 5 .l 1 7 . l 1 7 ,7 1 6 .1 1 8.5 1 7 ,0

September 1 959 - 1 96 1 *

T 5 ,3 7 ,7 8 ,7 7 ,9 5 .3

a

2.7 2 ,6 2,2 2 .8 2 . 7

m. t. Tm . -0.9 1 ,9 4 , 1 2 . 2 --0,9

a. t. Tm. -4,5 - 1 ,5 1 ,2 - 1 ,l -4 ,5

m . h. Tm. 1 0 ,2 1 2 ,0 1 2 ,5 1 2 .6 1 0 ,0

a. h. Tm. 13,2 1 5 , 1 1 4 ,4 1 5 ,4 13.2

September 1 96 3 - 1 965

T 4 .7 6 ,6 7 ,4 7 ,4 7 ,8 6 ,7

ä 3 ,5 3 ,5 3 ,5 2 .9 3 ,6 3 ,9

m. t. Tm . "-' - 2 ,5 -0 ,8 0 ,1 0 ,8 0 , 1 -0,9

a. t. Tm. -'- 4 ,7 - 2 ,8 - 1 ,6 - 1 ,1 1 ,9 - 3 ,2

m. h. Tm. 1 0 .2 1 1 ,9 1 2 ,6 1 2 .0 1 3 , 1 1 1 ,7

a. h. Tm. 1 1 .4 1 2 ,9 13,6 1 3 ,7 1 4 ,8 1 2 ,8

* aus Brämabüel extrapoliert

** 1 963 aus Stillberg extrapoliert

326

Transformierte Regressionsgeraden (Mai bis September) bezogen auf Stillberg (bzw. Ob Mäder)

Anzahl Streumaß

Wertepaare Sy, x

Tagesmittel der Temperatur

BB

y = X - 2,6 10 0,38

Gy y = X - 1,8 8 0,38

OM y = x + 0,6 1 2 0,22

T' (Mai bis August) y = 0,8 x + 1,4 15 0,32

T" (September) y = 0,8 x + 0,8 7 0,31

L y = 0,9x - 0,05 20 0,32

(bezogen auf OM : CJ y = X + 0, 1 1 0 0, 18)

tiefste Tagesmittel jeden Monats

BB

y = X - 3, 1 12 0,56

Gy y = X - 2,1 8 0,53

OM y = X + 1,0 1 2 0,42

T' (Mai bis August) y = X + 2,3 1 6 0,71

T" (September) y = X + 1,9 7 0,73

L y = 1, 1 X + 0, 1 2 1 0,39

(bezogen auf OM : CJ y = l, l x + O, l 1 0 0,48)

höchste Tagesmittel jeden Monats

BB

y = 0,9 x - 2,5 14 0,58

Gy y = 0,9x - 1 ,9 9 0,49

OM y = 0,9x + 0,8 15 0,42

T y = 0,8 x + 0,2 27 0,7 1

L y = 0,9x - 0,2 23 0,56

(bezogen auf OM : CJ y = l, l x + 0,5 1 2 0,4 1) Streuung des Tagesmittels [a = -=- ] y

X ,

BB

a = 1,05

Gy a = 1 ,00

OM a = 0,98

T a = 0,80

L a = 0,99

(bezogen auf OM : CJ a = 1,02)

327

heißer als im Juli oder gar im Juni, was sich durch eine größere mittlere Streuung ausdrückt. Die erste Meßperiode von 19 5 9 bis 19 6 1 zeigt für September bereits wieder größere Ausgeglichenheit; 1963- 1965 enthält den besonders veränderlichen Monat von 1964, der eher eine Ausnahme von der Regel darstellt. Daß sich auch im Herbst ein größerer Unterschied zwischen rechter und linker Talseite ergibt, kommt daher, daß im relativ steilen Tal die Unterschiede in der Besonnung beim tieferen Sonnenstand deut­

licher in Erscheinung treten.

Laut den Regressionsgeraden verlaufen die Tagesmittel der Temperatur (Abbildung 4 a) der Stationen BB, Gy und OM von Mai bis September parallel zu jenen von St, sind jedoch 2,6 und 1,8 Grad tiefer, bzw. 0,6 Grad höher als jene. Umgerechnet ergibt dies ganz unterschiedliche mittlere Gradienten, nämlich 0,58, 0, 72 und 0,40 Grad pro 100 m Höhendifferenz, und gleich nochmals 0,40 Grad, wenn man den Gradienten zwischen BB und Gy getrennt betrachtet. Das bedeutet viel Willkür (vgl. auch BIDER, 1966). Selbst zwischen Stationen an ein und demselben Hang in möglichst einheitlicher Exposition und Aufstellung entsteht kein einheitlicher Gradient mehr, wenn man ihn über das Tages­

mittel und alle Wetterlagen gemischt berechnet. Daher ist sicher von Fall zu Fall auch in der Interpretation von klimatischen Temperaturabnahmen mit der Höhe Vorsicht am Platze.

Weiter auseinandergezogen sind die parallelen Regressionsgeraden der tiefsten Tages­

mittel (Abbildung 5 a). Da es sich dabei vorwiegend um bedeckte Tage mit Regen­

oder Schneefall handelt (feuchte Kaltluftadvektion), wird es bis Gy rund 2 und bis BB 3 Grad kälter als auf St, während OM und T unterhalb St 1 bzw. 2 Grad wärmer bleiben.

Bei den höchsten Tagesmitteln (Abbildung 6) besteht noch Parallelität unter den Hangstationen derselben Talseite, während von St zum Tal und zwischen den beid­

seitigen Hängen die Regressionsgeraden Steigungen ¾ 1 erhalten.

22 Interdiurne Veränderlichkeit (i.V.) der Temperatur

Ein Vergleich der Temperaturtagesmittel mit dem betreffenden des Folgetages gewinnt an Bedeutung, seitdem sich die Klimatologie nach der biologisch-medizinischen und der dynamischen Seite ausrichtet. Er sagt schon ziemlich viel darüber aus, wie die Witterung abläuft: am einen Ort ausgeglichen, am anderen wechselvoll; entsprechend ist die i. V. verhältnismäßig klein oder groß. Ihrer Bedeutung entsprechend ist sie denn auch in die «Klimatologie der Schweiz» C, 9.-12. Teil (ScHÜEPP, 1969), aufgenommen wor­

den. Welche Rolle sie für den Pflanzenwuchs spielt, ist noch unbekannt. Wahrscheinlich wirken große tägliche Amplituden von Temperatur und Strahlung stimulierend auf das Wachstum der Bäume; ungeklärt ist, welche Bedeutung großen Veränderungen von Tag zu Tag zukommt.

Wir möchten in der vorliegenden Arbeit schon deshalb das Problem der i. V. nicht übergehen, weil wir ihre Unterschiede auf mesoklimatischem Raum innerhalb eines Gebirgstales kennenlernen wollen. Allerdings wirkt sich auch bei diesem Element wieder

328

der große Nachteil aus, daß wir nicht über das ganze Jahr arbeiten und mit unseren Aus­

zählungen nicht wieder. zum Ausgangspunkt zurückkehren können. Wir beschränken uns auf ein paar grundlegende Aussagen.

Greifen wir zunächst Meßperioden heraus, bei denen Anfangs- und Endtemperaturen einander gleich sind, nämlich die Sommer 196 1, 1964 und 1965. Von den 102, 1 39 und 99 Differenzen zwischen 2 aufeinanderfolgenden Meßtagen sind auf St und in der T je 25 mehr positiv als negativ, was besagt, daß die negativen i.V. im Mittel größer sein müssen als die positiven. Es entspricht unseren Vorstellungen über das Klima unserer Gegend, daß einer Erwärmung engere Grenzen gesteckt sind als einer Abkühlung. Für die erwähnten Sommer betragen die i. V.:

mittlere positive mittlere negative

St Grad + 2,1 - 2,3

T Grad + 1,6 - 1,9

Grad L + 2,0 - 2,3 Sehr groß sind jedoch die Unterschiede zwischen mittlerer Erwärmung und Abküh­

lung nicht. Auffallender ist aber, daß sie auf St und L unter sich gleich und ½ Grad größer sind als im Tal.

Beschränken wir uns im folgenden auf große und größte i. V. In Tabelle 5 haben wir für die erste und die zweite Meßperiode jeweils für jeden Monat die größte negative und die größte positive Differenz von einem Tag zum nächsten herausgeschrieben. Wir er­

sehen daraus, daß die größten Abkühlungen von knapp 5 Grad im Mai auf über 10 Grad zunehmen im Juni, Juli und August und gegen September wieder mehr oder weniger abnehmen. Wir können dies ohne weiteres verstehen, wenn wir an die Kaltlufteinbrüche denken, die fast in jedem Hochsommermonat vorkommen und Schnee bis auf 1500 m ü. M. bringen. Im noch kühlen Juni fallen sie sicher weniger ins Gewicht als zwischen bereits sehr heißen Augusttagen. Aus ScHÜEPP, 1969, ersehen wir, daß diese Feststellung weder unbedingt noch allgemein zutrifft. Aus den langjährigen Meßungen anderer Tal­

und Hangstationen in den Alpen - Davos, Bever, Chateau d'Oex und Leysin - geht nicht eindeutig h ervor, daß sich der August allein durch große negative i.V. auszeichnet; all­

gemeiner ver breitet scheint jedoch eine Verminderung großer negativer i. V. im Herbst.

Unsere auffallend niedrigen Werte im Mai 1964 und Juni 196 1 könnten eventuell durch den Meßm odus verfälscht worden sein. Erst wenn es die Witterung zuließ, wenn ein großer Schub nachwinterlicher Kälterückfälle vorüber und der Schnee auch in der Höhe geschmolzen war, begann man mit der Einrichtung der Stationen. Die nun folgende Periode war dann sehr oft durch zunehmende vorsommerliche Wärme gekennzeichnet.

Allgemein übliche Wetterlaunen im Juni und selbst im Juli ( 1959, 1962) wurden somit gar nicht erfaßt.

Die maximalen Erwärmungen sind im allgemeinen weniger ausgeprägt als die Abküh­

lungen und auch im Tal nicht mehr so sehr verschieden von jenen der übrigen Stationen.

Überraschend große positive i.V. finden wir in der zweiten Meßperiode im Juli und Sep­

tember. Während die maximalen Abkühlungen meistens an allen Stationen auf denselben Tag fallen, braucht es im Talgrund für eine starke Erwärmung andere Bedingungen als an 329

w w

0 Tabelle 5 Größte negative (a) und positive (b) interdiurne Veränderlichkeit an den verschiedenen Stationen in gleichen Zeitabschnitten

Mai

w w

Tabelle 6 Mittel der größten negativen und positiven interdiurnen Veränderlichkeit (i. V.) und Anzahl der Fälle > l31und > f51 Grad

Mai 1 964, Juni 1 960, 1 96 1 , 1 964 Mittlere i.V.

Mittlere Anzahl > 13 1

>15 1

J uli 1 960- 1 9 6 1 und 1 96 3 - 1 965 Mittlere i.V.

Mittlere Anzahl > 1 3 1

>15 1

August 1 9 5 9 - 1 9 6 1 und 1 96 3 - 1 965 Mittlere i.V.

Mittlere Anzahl >13 1

>15 1

September 1 95 9 - 1 96 1 und 1 96 3 - 1 965 Mittlere i.V.

Mittlere Anzahl > 1 3 1

* 1 75 Tage

** 1 7 2 Tage

> 15 1

Stillberg/Versuchsfläche

Abkühlung Erwärmung Abkühlung

-6 ,1 +5 ,1 -4 ,4

3 ,5 3 ,5 2,0

1 ,0 0 ,5 0 ,5

- 7 ,4 +6 ,0 -6,0

4 ,6 5 ,0 2,8

2,0 1 ,2 1 ,0

-6 ,9 +5 ,3 --5 ,8

5 ,0 4 ,3 3 ,5

1 ,5 0 ,7 1 ,0

-5,5 +4 ,9 -4 ,3

2 ,5 3,0 2,0

1 ,3 0 ,7 0 ,8

Teufi Lucksalp

Anzahl Tage

Erwärmung Abkühlung Erwärmung

+3 ,5 -5 ,9 +4,9 94

1 ,3 3,3 3 ,0

0 ,0 0,5 0,8

1 55

+4 ,6 -7,3 +6,0

3 ,2 4,2 5,2

0,4 2,0 1 ,2

1 86

+3 ,7 -6,9* +4,7

1 ,8 4,5 3,8

0 ,0 1 ,8 0,3

1 80

+3 ,8 --5 ,4** +4,9

1 ,2 2,3 2,3

0 ,2 1 ,3 0,7

Hängen, an welchen schon eine Erwärmung durch Absinken in der freien Atmosphäre oder ein Föhn in der Höhe genügt, während in der T ein Talföhn nötig ist.

Weiter haben wir die Anzahl der i. V.

>

131 und

>

151 Grad ausgezählt und sie im Mittel über alle Meßperioden für die drei wichtigsten Stationen St, T und L zusammengestellt (Tabelle 6). Zwischen der Hangmitte und den benachbarten Stationen bestehen keine prinzipiellen Unterschiede; das Wichtigste tritt auch noch zutage, wenn man über 4 Monate mittelt. Für die Differenzen von > 151 Grad hat man ausnahmslos mehr Abküh­

lungen als Erwärmungen. Negative i.V. von > 13! Grad können größer, gleich oder kleiner an Zahl sein als die positiven. Vor allem aber zeigt sich im Tal unten deutlich die viel größere Ausgeglichenheit der Tagesmittel der Temperatur von Tag zu Tag als an den Hängen. Nur ganz selten sind dort i.V. von > 151 Grad. Erwärmung und Abkühlung gehen im Tal in kleineren Stufen vor sich als an Hängen und auf Kämmen.

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Abbildung 8 Monatsmittel der Temperatur in der Versuchsfläche von 1964, verglichen mit den

Abbildung 8 Monatsmittel der Temperatur in der Versuchsfläche von 1964, verglichen mit den