• Keine Ergebnisse gefunden

5. DISKUSSION

5.4 T IERBEHANDLUNGSINDEX (TBI)

Ein weiterer verwendbarer Indikator für die Tiergesundheit ist die Menge an antimikrobiell wirksamen Substanzen, die während der Mastperiode eingesetzt werden musste (BLAHA et al. 2007). Dieser Feststellung liegt die Annahme zugrunde, dass in durchgängig gesunden Mastgruppen keine oder weniger Antibiotika eingesetzt wurden, als in Mastgruppen, in denen wiederholt infektiöse Erkrankungen aufgetreten sind. Für eine derartige Einschätzung der Tiergesundheit einer Mastgruppe anhand der antibakteriellen Behandlungen wurde von BLAHA et al. (2006) der Tierbehandlungsindex (TBI) entwickelt. Der TBI gibt die Anzahl von Tagen an, die durchschnittlich jedes Tier einer Mastgruppe oder eines Bestandes mit einer antimikrobiellen Substanz behandelt wurde (Abbildung 44).

Anzahl antibiotisch behandelter Tiere x Anzahl der Behandlungstage

TBI = --- Anzahl der Tiere in der Gruppe

Abb. 44: Berechnung des Tierbehandlungsindex (TBI), (BLAHA et. al 2006)

In der vorliegenden Arbeit weisen die 60 untersuchten Mastgruppen TBIs von null bis zu 67,1 Tagen auf, wobei der Mittelwert 12 Tage beträgt.

Die Korrelation nach Pearson zwischen den TBI-Werten und der „Punktzahlen für die klinische Untersuchung“ beträgt 0,6, was noch immer einen deutlichen Zusammenhang zwischen den beiden Variablen beweist. Bei der Untersuchung der Korrelation zwischen den vergebenen HGS-Bewertungspunkten und den „Punktzahlen für die klinische Untersuchung“

ergibt sich allerdings nur ein Wert von 0,5, was auf einen mäßigen bis deutlichen Zusammenhang hinweist.

Ebenso wie in der Arbeit von SCHMIDT (2008) kann festgestellt werden, dass sich die antibiotische Behandlungsintensität auf den einzelnen Betrieben immer in einem ähnlichen Bereich bewegt. Betriebe mit einem regelmäßig hohen TBI der Mastgruppen stehen solchen mit einem regelmäßig niedrigen TBI gegenüber. Der Tierbehandlungsindex erreicht schnell höhere Werte, wenn auf den Betrieben in Form einer meta- bzw. prophylaktischen Behandlung gleich zu Beginn der Mast die Schweine behandelt werden, ohne dass Anzeichen einer Erkrankung festzustellen sind.

Eine derartige, nicht erlaubte prophylaktische Behandlung zeigt jedoch laut Erfahrung der so agierenden Landwirte einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der behandelten Tiere, und auch WOLFF (2006) betont, dass der prophylaktische Einsatz von antimikrobiellen Medikamenten sowohl die Tierleistung als auch die Tiergesundheit erhöht und gleichzeitig Schmerz und Leiden bei den behandelten Tieren reduziert.

Die individuelle Bereitschaft der Landwirte, ihre Tiere antibiotisch zu versorgen bevor sich deutliche Symptome einer Erkrankung innerhalb einer Mastgruppe zeigen, sowie die auch beobachtete Weigerung anderer Landwirte, stark erkrankte Tiergruppen zu behandeln, führt zu TBI-Werten, die für sich allein nur einen mäßigen Rückschluss auf die Tiergesundheit gestatten.

Der grundsätzliche Zusammenhang zeigt sich dennoch, wenn die TBIs der fünf Betriebe mit der besten ermittelten Tiergesundheit mit denjenigen TBIs der fünf Betriebe mit der schlechtesten ermittelten Tiergesundheit verglichen werden (Tabelle 117).

Tab. 117: Vergleich der Punktzahlen für die klinische Untersuchung mit den dazugehörigen TBI-Werten auf 10 Betrieben

Betrieb

Mit dieser großen Spreizung der Werte ist der TBI nicht nur ein wertvolles Messinstrument für die Einschätzung der Tiergesundheit im Rahmen der risikoorientierten Fleischuntersuchung (BLAHA 2008a), sondern er bietet auch die Basis für ein sinnvolles Benchmarking, z. B. des Antibiotikaeinsatzes in Nutztiere haltenden Betrieben, oder wie vorliegend als Komponente des Herden-Gesundheits-Scores (HGS).

5.5 Mastdauer

Die Mastdauer wird berechnet aus der durchschnittlichen Anzahl von Tagen von der Einstallung zur Mast bis zum Schlachttag (MEISTERMANN 2006). Sie gehört zu den Mastleistungsmerkmalen und wird sowohl von endogenen Einflüssen (Rasse, Hybriden, Geschlecht, Alter,…) als auch von exogene Einflüsse (Intensität und Qualität der Fütterung, Haltungsverfahren, Gesundheitszustand,…) beeinflusst (HORST u. GREGOR 1997).

Um eine effiziente Schweinemast zu betreiben, müssen demzufolge Fütterung, Haltung und Gesundheitszustand der Mastschweine immer im optimalen Bereich gehalten werden. Im Vordergrund der wirtschaftlichen Bedeutung stehen Verbesserungen in der Futterverwertung und der Mastdauer. So führt beispielsweise eine durchschnittliche Steigerung von 750 g auf 800 g täglicher Zunahme zu einer Verkürzung der Mastdauer um rund eine Woche, was einen Mehrerlös von 1,30 Euro je Mastschwein bedingt (HESEKER 2008).

Eine Vielzahl von Autoren, die den Zusammenhang zwischen Gesundheitsstatus und Mastleistung untersuchten, weist darauf hin, dass nur gesunde Tiere eine hohe Leistung, und damit eine kurze Mastdauer erbringen können (ANDERSEN 1976; BERNARDO et al.

1990b; COWART et al. 1990).

In der vorliegenden Arbeit liegt die durchschnittliche Mastdauer auf den 19 teilnehmenden Betrieben zwischen 107 und 149 Tagen mit einem Mittelwert von 125,6 Tagen.

Bei der in Tabelle 15 beschriebenen Klassifizierung und Bewertung der HGS-Komponente Mastdauer fällt kein Betrieb (0 %) in die Klasse mit einer durchschnittlichen Mastdauer von unter 100 Tagen. Dementsprechend werden kein Mal null HGS-Bewertungspunkte vergeben.

In der Gruppe mit einer durchschnittlichen Mastdauer von 100 bis 120 Tage und einer Bewertung mit einem HGS-Bewertungspunkt finden sich neun Betriebe (47,4 %).

Die verbleibenden zehn Betriebe (52,6%) erhalten mit einer Mastdauer von 121 bis 150 Tagen zwei HGS-Bewertungspunkte. In die verbleibende Klasse mit mehr als 150 durchschnittlichen Masttagen und entsprechenden drei HGS-Bewertungspunkten fällt kein Betrieb (0 %).

Diese Verteilung kommt deshalb zustande, weil die Klassifizierungsgrenzen ursprünglich für einzelne Partien von Schlachtschweinen aus einer Mastgruppe festgelegt worden sind. Auf Ebene einzelner Partien soll so zwischen den Schweinen, die als erstes ihr Schlachtgewicht erreicht haben, und denjenigen, die unter Umständen viele Wochen länger für die gleiche Leistung benötigen, unterschieden werden.

Eine Untersuchung auf den linearen Zusammenhang zwischen der Mastdauer in Tagen und der „Punktzahl für die klinische Untersuchung“ auf Ebene der einzelnen Schlachtpartien bescheinigt mit einem Wert von 0,1 nur einen geringen Zusammenhang. Berechnet man diesen Wert auf Betriebsebene, so ergibt sich ein Korrelationskoeffizient zwischen den HGS-Bewertungspunkten für die Komponente Mastdauer und der „Punktzahl für die klinische Untersuchung“ von 0,5. Auch dieser Wert spricht nur für einen mäßigen bis deutlichen Zusammenhang zwischen beiden Variablen.

Im direkten Vergleich zeigt sich, dass diejenigen Betriebe, auf denen die Mast der Schweine zwischen 100 und 120 Tage dauerte, eine durchschnittliche „Punktzahl für die klinische Untersuchung“ von 2,7 aufweisen. Dem steht ein Wert von 3,9 als durchschnittliche

„Punktzahl für die klinische Untersuchung“ auf den Betrieben, die für die Mast 121 bis 150 Tage benötigten, gegenüber.

Festzustellen bleibt, dass die Dauer der Mast die schwächste Komponente des Herden-Gesundheits-Scores ist, da ihre Aussagekraft hinsichtlich der tatsächlichen Tiergesundheit nur begrenzt ist.

Die Hauptgründe für die je nach Betrieb unterschiedliche Mastdauer scheinen weniger in einer guten oder schlechten Tiergesundheit zu liegen, sondern sind in der unterschiedlichen Befähigung und auch Bemühung der einzelnen Landwirte zu suchen, durch Beeinflussung der oben genannten exogenen Faktoren die täglichen Zunahmen und damit die Dauer der Mastperiode zu optimieren.