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Symposium ‘Diagnostik in den Fachdidaktiken / Diagnostic en didactique des disciplines’

Beitrag / Contribution 1

Nachwuchsförderungsmodell und Qualifikationsstellen im Bereich Sprachkompetenzen von Lehrpersonen

Die Heranbildung des fachdidaktischen Nachwuchses und die Verbindung von Forschung und Lehre stellen immer noch eine der grössten Herausforderungen für die Pädagogischen Hochschulen im Tertiarisierungsprozess dar (Beck, 2015). Gut ausgebildete

Fachdidaktikdozierende und -forschende mit hohem Praxisbezug sind eine unabdingbare Voraussetzung für eine qualitativ hochstehende Ausbildung der Lehrpersonen, die

Generierung neuer praxisrelevanter, wissenschaftlicher Erkenntnisse, sowie den Transfer in den Schulalltag.

In diesem Beitrag beschreiben wir in einem ersten Schritt die Aufgaben der Fachstelle für Sprachkompetenzen von Lehrpersonen, welche im Rahmen des PgB-Projektes zur Nachwuchsförderung im Bereich Fremdsprachendidaktik mit den schweizerischen Fachdidaktikzentren in Projekten zur Förderung des qualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchses kooperiert. Anschliessend zeigen wir am Beispiel der Forschung im Bereich der Unterrichts-/ Schulsprache auf, inwiefern die Ziele der Fachstelle auch inhaltlich verankert sind.

Die Fachstelle für Sprachkompetenzen von Lehrpersonen legt einen Fokus auf die

Zusammenarbeit im Bereich der Sprachenlehr- und -lernforschung über die Sprachregionen hinaus. Im Rahmen der Fachstelle sollen Forschungs- und Entwicklungsprojekte generiert werden, die auf den Empfehlungen der EDK (2017) zur Mehrsprachigkeit und

Interkulturalität in den sprachregionalen schweizerischen Lehrplänen beruhen. Dabei werden Strategien zum Brückenschlag zwischen den Sprachen gefördert, sowohl in der Unterrichtspraxis als auch auf der Ebene der Forschung in der Lehrpersonenausbildung.

Diese inhaltlichen Ziele als auch die Kooperation von Hochschulen (Hochschultypen) bei der Förderung von empirischen Qualifikationsarbeiten im Bereich der Mehrsprachigkeit werden durch die Entwicklung eines kohärenten und national gestützten

Nachwuchsförderungsmodells gefördert. Dieses Modell bietet leistungsstarken

Lehramtsstudierenden, aber auch bereits amtierenden Lehrpersonen auf verschiedenen Stufen (vom Bachelor bis zur Promotion) die Möglichkeit, einen vertieften Einblick in Wissenschaft und Praxis zu gewinnen.

Das Nachwuchsförderungsmodell versucht qualifizierte Studierende bereits während ihrer Ausbildung an der PH in Forschungs- und Entwicklungsprojekte an den

Forschungsinstituten einzubeziehen und sie somit langfristig bei der Erweiterung ihres Kompetenzprofils zu unterstützen. Studierenden, die sich nach der Anstellung als studentische Mitarbeitende weiterqualifizieren möchten, wird ein spezialisierter Master in Fremdsprachen- oder Mehrsprachigkeitsdidaktik an der Universität Freiburg empfohlen.

Dabei arbeiten sie weiter in fachdidaktischer Forschung am Institut Fachdidaktik Sprachen der PH St. Gallen. Die dritte Stufe der Weiterqualifizierung ist auf Ebene des Doktorats. Die Promotion wird von Fachexperten und Fachexpertinnen des Instituts für Mehrsprachigkeit der Universität und der PH Freiburg betreut und knüpft inhaltlich an ein im Rahmen des Instituts Fachdidaktik Sprachen angesiedeltes Projekt an, beispielsweise an die

berufsspezifischen Sprachkompetenzen von Lehrpersonen (vgl. Kuster et al., 2014). Die

wissenschaftliche Begleitung des Nachwuchsförderungsmodells hat gezeigt, dass die Kooperation zwischen der Universität Freiburg und der PH St. Gallen von den Teilnehmenden hinsichtlich der vielen Vernetzungsmöglichkeiten und der inhaltlichen Synergien in den verschiedenen Wissenschaftsdiskursen über die Sprachregionen hinweg geschätzt wird.

Die Fachstelle befasst sich, nebst den berufsspezifischen Sprachkompetenzen von Lehrpersonen, mit der Förderung der Schulsprache/Unterrichtssprache und der

Kompetenzen für den sprachsensiblen Unterricht in allen Fächern. In diesem Kontext geht es vor allem darum, wie Lehrpersonen ihre Schülerinnen und Schüler von der

Alltagssprache zur Bildungssprache und von dieser zur Fachsprache hinführen. Aufbaus und Abklärung basaler, berufsspezifischer und wissenschaftlicher Sprachkompetenzen von Studienanfängern erfolgen am Studiengang Sek I der PH St. Gallen innerhalb einer dreisemestrigen Ausbildungskonzeption. Diese Lehrpersonen haben in ihrer späteren beruflichen Praxis durch ihre Unterrichtssprache die Inhalte eines Faches so zu vermitteln, dass ein erfolgreiches und vertieftes Lernen für alle Schülerinnen und Schüler möglich wird.

Hierzu müssen die Lehrpersonen ihrerseits über ein Modell bildungssprachlicher

Kompetenzen als Grundlage des schulischen Lernens und der Fachvermittlung verfügen, das gewährleistet, dass sie die kognitiven Verarbeitungsprozesse ihrer Schülerinnen und Schüler und deren Schwierigkeiten beim Erwerb der Fachinhalte nachvollziehen und die Rolle wie Entwicklung der Bildungssprache dabei sachlich angemessen einschätzen können.

Literaturverzeichnis

• Beck, E. (2015). Nachwuchsförderung mit Rücksicht auf den doppelten Bezug zu Wissenschaft und Schulpraxis in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Referat an der Tagung Wissenschaftlicher Nachwuchs an Pädagogischen Hochschulen – Situation und Perspektiven vom 27.2.2015 in Brugg (PH FHNW).

• EDK (2017). Empfehlungen zum Fremdsprachenunterricht (Landessprachen und Englisch) in der obligatorischen Schule. Oktober 2017. Bern.

• Kuster, W., et al. (2014). Berufsspezifische Sprachkompetenzprofile für

Fremdsprachenlehrpersonen der Primarstufe und der Sekundarstufe I. St. Gallen: PH St.Gallen. Online unter: https://www.phsg.ch/de/forschung/projekte/berufsspezifische-sprachkompetenzprofile-fuer-lehrpersonen-fuer-fremdsprachen (1.10.2019).

Autorinnen und Autoren

• Catherine Diederich, Pädagogische Hochschule St. Gallen, PHSG, catherine.diederich@phsg.ch

• Christian Sinn, Pädagogische Hochschule St. Gallen, PHSG, christian.sinn@phsg.ch

Beitrag / Contribution 2

CAS Förderorientierte Kompetenzdiagnostik: Leistungsmessung zwischen Bildungsmonitoring und Lernförderung

Individualisierung des Unterrichts und die verstärkte Kompetenz- und Ergebnisorientierung des Lehrens und Lernens sind zentrale Trends. Gleichzeitig hat der Stellenwert von Instrumenten zur Erfassung von Schülerkompetenzen deutlich zugenommen. Um diese Entwicklungen effizient gestalten zu können, bedarf es einer fundierten Ausbildung, die die

nötigen didaktischen, psychometrischen als auch technischen Grundlagen schafft, um eine individuelle, evidenz-basierte Förderung mittels digitaler Lernplattformen zu realisieren.

Individualisierung des Unterrichts und der Wandel von traditionellen Unterrichtsformen hin zu kompetenz- und ergebnisorientiertem Lehren und Lernen sind aktuelle und wichtige Trends in der internationalen Bildungslandschaft. Gleichzeitig steigt die Bedeutung von digitalen Medien und Werkzeugen im Unterricht. Auch hat in den letzten Jahren der Einsatz und Stellenwert von Instrumenten zur Erfassung von Schülerkompetenzen deutlich

zugenommen. Dabei unterscheidet man solche Instrumente, die primär auf das Bildungsmonitoring abzielen (etwa OECD PISAoder die Schweizer Überprüfung des Erreichens der Grundkompetenzen, ÜGK) und solche Instrumente, die in erster Linie der individuellen Standortbestimmung bzw. der klassenbezogenen Kompetenzmessung dienen (zum Beispiel Stellwerk oder Checks/Mindsteps). Dieser Wandel geschieht vor dem Hintergrund der Etablierung nationaler Bildungsstandards und der Einführung kompetenz-orientierter Lehrpläne (etwa dem Lehrplan 21).

Gleichzeitig findet bei schulischen Kompetenzmessungen eine Entwicklung weg von rein summativen Testinstrumenten, hin zur Entwicklung von formativen Lernfördersystemen statt. Diese zielen darauf ab, eine individuelle und evidenz-basierte Förderung basierend auf der Erfassung von Lernständen zu ermöglichen. Der Unterricht soll sich dadurch noch stärker auf das Vermitteln von Kompetenzen konzentrieren, also fachlichem und

überfachlichem Wissen und Können, das in unterschiedlichen Situationen angewandt werden kann und mittels dessen auch neue Problemstellungen gemeistert werden können.

Um die Qualität der Rückmeldung und Beurteilung von Kompetenzen im Allgemeinen, aber speziell im Hinblick auf digitale Test- und Lernfördersysteme, zu optimieren, müssen passende Test- sowie Lernaufgaben, Rückmeldeformate, Interpretationshilfen und Begleitmaterialien (zum Beispiel Handreichungen zur Nutzung von Testergebnissen im Unterricht) entwickelt werden. Neben psychometrischen müssen diese natürlich auch fachdidaktischen Qualitätskriterien gerecht werden. Entsprechend müssen die

angesprochenen Entwicklungsprozesse systematisch durch fachdidaktische Expertinnen und Experten begleitet werden.

Um die digitalen Test- und Lernfördersysteme effizient gestalten, weiterentwickeln und anwenden zu können, bedarf es eines fundierten Verständnisses fachdidaktischer, psychometrischer und auch technischer Grundlagen. Die Universität Bern hat daher gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule St. Gallen und mit der Unterstützung von swissuniversities einen CAS Lehrgang konzipiert und in 2019 erstmals lanciert. Der Lehrgang richtet sich gleichermassen an fachdidaktisches Personal an Hochschulen, an Personen, die im Kontext von Test- und Lernfördersystemen tätig sind, und an Personen aus der schulischen Praxis, welche sich für eine unterrichtsunterstützende Diagnostik mit Tests interessieren. Ziel dieses Weiterbildungslehrgangs ist es, die Grundlagen einer förderorientierten wissenschaftlich fundierten Kompetenzmessung zu vermitteln.

Lehrgangsinhalte

Es werden computergestützte Systeme und Tools zur Testung und Förderung von Schülerinnen und Schüler vorgestellt und es wird auf Ziele, Eigenschaften, Möglichkeiten und Grenzen dieser Systeme eingegangen. Den Teilnehmenden wird vermittelt, welche Prozesse der Entwicklung förderorientierter Kompetenzmessungen zugrunde liegen und sie lernen, geeignete und aussagekräftige Test- und Lernaufgaben zu konstruieren und dabei

Bildungsstandards/Lehrpläne, die technischen Anforderungen, fachdidaktische und testtheoretische Gütekriterien und nicht zuletzt den Gedanken der Förderorientierung zu berücksichtigen. Dazu vermittelt der Lehrgang Ansätze und Methoden, Aufgaben zu beurteilen, zu bewerten und diese in einen konkreten Praxisbezug zu setzen. Darüber hinaus wird thematisiert und in praktischen Übungen vertieft, wie man Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler und anderen rezipierenden Personen Testergebnisse vermitteln kann und wie Testergebnisse durch begleitende Angebote und Materialien für die Praxis nutzbar gemacht werden können. Der Lehrgang gibt einen praxisnahen Einblick in die Rückmelde- und Beurteilungsprozesse und adressiert den Blickwinkel von Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler und anderen Rezipientengruppen. Der Lehrgang umfasst ein Rahmenmodul, vier Hauptmodule und zwei Vertiefungsmodule zur Wahl.

In Modul 1 werden die Grundlagen, Konzepte und Modelle der Kompetenzstruktur und Kompetenzentwicklung vermittelt. Das Modul gibt einen Einblick in die Kompetenzdiagnostik und standardisierte Tests im Allgemeinen und zeigt psychometrische als auch alternative Ansätze auf. Gestaltet wird das Modul von Urs Moser (Universität Zürich), Marco Adamina (PH Bern) und Michael Kickmeier-Rust (PH St. Gallen). In Modul 2 werden die konkreten Prozesse der Aufgabenentwicklung mit starkem Bezug zu fachspezifischen Aspekten vermittelt. Neben der Entwicklung von Aufgaben werden die besonderen Aspekte der (technologiegestützten) Auswertung und des Scorings erörtert. Gestaltet wird das Modul von Christine Sälzer (Universität Stuttgart), Stefan Schönenberger (PH St. Gallen), Domenico Angelone (EDK) und Florian Keller (EDK). Modul 3, geleitet von Jan Hochweber (PH St.

Gallen) vermittelt die statistischen Grundlagen einer soliden Auswertung und Interpretation von Test- und Übungsaktivitäten, speziell im Hinblick auf eine förderorientierte Nutzung der Resultate. Modul 4 fokussiert auf die evidenz-basierte, individuelle Förderung durch die Gestaltung und Entwicklung von fachspezifischen Rückmeldeformaten und

Begleitmaterialien. Es werden die Grundlagen vermittelt und gezeigt, wie Testresultate mit Begleitmaterialen verknüpft werden können. Gestaltet wird das Modul von Susanne Metzger (FH Nordwestschweiz), Afra Sturm (FH Nordwestschweiz), Esther Brunner (PH Thurgau) und Detlev Leutner (Universität Duisburg-Essen). Zusätzlich werden vier Vertiefungsmodule zur Wahl angeboten, diese decken inhaltlich folgende Themen ab: Learning Analytics und Lern-Management-Systeme (Hendrik Drachsler, Universität Frankfurt), Fachdidaktik für digitale, interaktive Medien (Katharina Scheiter, IWM Tübingen), Lernspiele und virtuelle Welten (Stefan Göbel, TU Darmstadt, Michael Kickmeier-Rust, PH St. Gallen) und Lernfördersysteme in der Praxis (Thomas Birri, PH St. Gallen). Die einzelnen Module werden durch ein allgemeines Rahmenmodul, gestaltet von Anja Winkler (Universität Bern) und Michael Kickmeier-Rust (PH St. Gallen), inhaltlich zusammengeführt und es werden die Beziehungen der einzelnen Aspekte zueinander verdeutlicht. Weiterführende Informationen zum Lehrgang finden sich unter

http://www.edu.unibe.ch/weiterbildung/cas_fkd/index_ger.html

Literaturverzeichnis

• Institut für Bildungsevaluation (2018). Checks/Mindsteps. Online unter:

https://www.mindsteps.ch/ (17.9.19).

• OECD (2018). Programme for International Student Assessment PISA. Online unter:

http://www.oecd.org/pisa/ (17.9.19).

• Schweizer Überprüfung des Erreichens der Grundkompetenzen, ÜGK. Online unter:

http://uegk-schweiz.ch/ (17.9.19).

• Stellwerk. Weichen stellen für die Zukunft. Online unter: http://www.stellwerk-check.ch/

(17.9.19).

Autorinnen und Autoren

• Christian Brühwiler, Pädagogische Hochschule St. Gallen, PHSG, christian.bruehwiler@phsg.ch

• Tina Hascher, Universität Bern, UNIBE, tina.hascher@edu.unibe.ch

• Jan Hochweber, Pädagogische Hochschule St. Gallen, PHSG, jan.hochweber@phsg.ch

• Michael Kickmeier-Rust, Pädagogische Hochschule St. Gallen, PHSG, michael.kickmeier@phsg.ch

Anja Winkler, Universität Bern, UNIBE, anja.winkler@edu.unibe.ch

Symposium

Fremdsprachendidaktik / Didactique des langues