• Keine Ergebnisse gefunden

Swinjin's Russisches Museum

Im Dokument DORPATER JAHRBÜCHER (Seite 84-87)

OEFFENTLICHE BIBLIOTHEKEN IN REVAL

1. Swinjin's Russisches Museum

Im Hause L u i g i P a l a z z i ' s in der grofsen M o r s k o y fand ich bei meinem diefsmaligen Besuche von St. Petersburg nicht nur eine zahlreiche Sammlung von Oelgemäldcn der Italienischen, Niederländischen, Französischen und Spani­

schen S c h u l e , welche a l l e , doch meist zu übermäfsig hohen P r e i s e n , verkäuflich w a r e n , sondern auch eine reiche A u s ­ wahl der trefflichsten Kupferstiche von V o l p a t o , M o r -g h e n , L o n -g h i , M ü l l e r u. s. w . ; eini-ge (nicht eben b e ­ deutende) Alterthümer; ein Diorama mit z w e i Bildern v o n G r o p i u s ; ein Kosmorama. Aufserdem befand sich hier auch gegenwärtig in einem Local parterre nach hinten zu dns öfters auch schon öffentlich genannte Bussische Museum des so eben in M o s k w a sich aufhaltenden Staatsraths S w i n -j i n , d a s , wie ich h ö r e , auf einen Käufer wartet *). W a s sich darin von plastischen Sachen in Marmor und Bronze befindet, ist w e n i g bedeutend, sowohl an Zahl als Gehalt.

Bedeutender ist die Sammlung von Oelgemälden Bussischer Künstler. S o mehrere von dem sehr wackern, nun auch ver­

storbenen O r l o w s k y , w i e eine Landschaft mit Kühen, die durch ein W a s s e r getrieben werden, von 1812. Ebenso ein I s w o s t s c h i k , durch eine Wintergegend hinsprengend. Ein G a n y m e d e s , lebensgrofs, von W o l k o w . Ein Knabe mit einem Lichte (die Finger der vorgehaltenen Rechte durch­

scheinend), von K r y l o w . D a s Innere einer gewölbten Ge­

m ä l d e g a l e r i e , von R e p i e j e w. T h e t i s , Zeus' Knie berührend, l e b e n s g r o f s , von L o s e n k o w ; das Colorit schwach. M a n ­ che hübsche Bilder, nach dem L e b e n , Russische Natur vor­

stellend ; z. B. ein j u n g e s Russisches Mädchen und ihr A n

-*) S. diese Jahrbücher Bd. I. S. 388.

beter, Hnlbfiguren. Mehrere Landschaften von M a t w e j c w , auch die Cascatellen von Tivoli. Letztere befinden sich auch im Kunstmuseum der Universität Dorpat, Originale unstrei­

tig beide. D a s hiesige Exemplar hat etwas gelitten, das übrigens in den fiaumumrissen weniger Hartzackiges zeigt, als das Dorpatische. Von A l e x e j e w die Werkstatt eines Malers, mit Gypsanliken geschmückt, worunter die Medicei-sche und die CapitoliniMedicei-sche Venus. Kaiser Alexander, wie er den am W e g e im Sterben Liegenden aufhebt: das mir schon Bonst wohlbekannte schätzbare C'abinetsstück von K a r l B r ü -l o f f . D e r Leibkütscber I-lja sitzt auf dem Bocke des -leich­

ten Cabriolets, ungeduldig hinschielcnd. Von S t s c h e d r i n die Copie des bekannten Bildes von C l a u d e l e L o r r a i n mit durch ein W a s s e r watenden Kühen. Ein gutes historisches Bild mittlerer Grofse: ein betender G r e i s ; ein behelmter junger Mann mit einer Russisch geschmückten Dame treten heran: den Gegenstand gestehe ich nicht näher zu kennen, s o wenig als den Meister. Mehrere kleine Bilder von J e g o -r o w in e-rnstem Cha-rakte-r; ein paa-r aus de-r heiligen Ge­

schichte. Von demselben auch ein gröfseres Bild, Christus und die Ehebrecherin, Pharisäer umher, überhaupt fünf Halb­

figuren. D a s Colorit auch hier etwas schwach, der Christus­

kopf nicht edel g e n u g ; sonst eine gute Composition. Hübsch die Ruhe auf der Flucht. Joseph, der alternde, schaut auf Mutter und K i n d ; zwei Engelknaben führen das Maulthier.

Von A1 e x e j e w Ansicht des Winterpallastos vom W a s s e r her, in K l e i n e m , wahr. Ebenso die Börse an der N e w a . Eine grofse Italicnische Landschaft von M a t w e j c w . Cabinets-Btück von K i p r c n s k y : Madonna mit dem schlafenden Kinde und dem anbetenden kloinen Johannes. Nicht ohne Charak­

ter; Stil und T o n ernst. Einige gute Halbliguren: eines Bettlers, eines andern Alten, eines Mannes mit einem Schnurr­

bart, von T r a p i n i n , alle drei sehr ausgeführt; u. s. w.

Von da liegenden Büchern durchsah ich: Les peuples de la Musste ou JJe'scriplion des Moeurs, Usages et Co-stumes de diverses nalions de VEmpire, mit colorirten F i g u ­ ren, zwei Bände. Paris, de Vimprimerie de D. Colas. 1813 fol. Zeichner E. K a r n c j e w , Graveur C o q u e r e t .

Mit Vergnügen verweilte ich bei dem schon ehemals heim verstorbenen Oherkammerhcrrn, Grafen S t r o g a n o w , selbst gesehenen, nur verschenkten W e r k e : Colleclion

d'es-tampes aVapres quelques tableaux de la Galerie du Comte A. Sir oganow, graves au trait par de jeunes artisles de VAcademie des beaux Arts: les explicatiuns sont tire'es du Calalugue raisonne fait par le proprietaire lui-rneme. Imprime c/iea Drechsler a St. Pe'lersbourg iSoy fol. D e m T i -tel gegenüber eine plastische Gruppe, dessine par 0. Kji-prensky. Grave par Iwanow. Tassard de la Col-lection Stroganoff. Unterschrift:

Quaerebat Minervam Sculptor:

Catarinam invenit.

Bildnifs des Grafen, gestochen nach I. L a m p i ' s Gemälde von I g n a z K l a u b e r . Sehr schön gezeichnet und g e -s t o c h e n , auch ähnlich dem lieben-swürdigen A l t e n , der -sich würdig anschlofs an Hof- und Weltmänner immer seltnerer A r t , wie Prince de Ligne, Comte de Segur u. s. w.

Zur Erläuterung des Obigen noch seine W o r t e : „Pen-dant mon sejour ä Paris, en visitant suivant mon habitude les atteliers des artisles, je trouvois dans celui du Jarneux Sculp-teur Tassart un beau bloc de marbre Sbauche, pour en / aire un grouppe, qui devoit representer Minerve, qui eleve les arts sur les ruines de l'anliquile. J'en ßs Vacquisition et chargeois tartisle de lachever, avec la condilion cependant de donner ä Minerve la ressemblance de l'Impe'ratrice Ca-tharine II., dont je lui donnois la medaille. Uouvrage re'ussit parf ailernent, comme on le voll par Vestampe, qui aert de fronlispice d ce calalugue. Uinscription, que j'y aijait metlre, a paru heureuse, quoiqu'elle ne soil que l'hisloi-re de cette produotion."

Beim Blättern fand ich n o c h , zum B e w e i s e , wie glück-lich Graf Stroganoff als Kunstkenner charakterisirt, bei ei-nem Rembrandt, grave par Iwanow: „Ce tableau est fait avec une teile magie, que quoique d'une touche hdrdie,

il a l'air ä une cerlaine distance, d'elre du plus pre'cieux Jini; et comme la plüpart de ceux qui sont sortis de

lapa-lette de ce grand peitüre, il est d'un tres-grand effet."

Ferner verweilte ich bei dem sehr treffend auf Holz g e malten Bildnifs der Stroganoffschen Sammlung von E r a s m u s , gemalt von J o h . H o l b e i n , gezeichnet von E. K o r n e j e w , gest. von I w a n o w . £

-Gern liest man auch, was 1fr. Stroganoff vom Cardinal R i c h e l i e u sagt bei Gelegenheit seines Porträts von P h i k

C h a m p a g n e , so anfangend: „Tächons d'esquisser son por-trait inoral."

Am Schlüsse des W e r k s : Sculpture ancienne et moderne. Auf dem Titel vom verstorb. Obermedailleur L e

-> b e r e c h t das Profil-Relief des Grafen. Dann Sarcophage Grec, 2 Blätter (der bekannte im Stroganoffschen Garten).

Disque Grec. Venus Victrix en urgent, gegossen in die Form eines bronzenen Originals. Vase antique. Zwei Reliefs von Francois Flamand (de Quesnoi) in Elfenbein. Cano-pe antique, von vorn und von hinten dargestellt, zwei Blät­

ter. Der T e x t des W e r k e s ist auf gelberem Papier als der Abdruck der Kupferblätter, wovon nur einige ausgeführt, die meisten Umrifs. Unfehlbar wird manchem Leser diese etwas nähere gelegentliche Beschreibung des selten vorkom­

menden Prachtwerks willkommen sein. *

Im Dokument DORPATER JAHRBÜCHER (Seite 84-87)