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ERSTER ARTIKEL

Im Dokument DORPATER JAHRBÜCHER (Seite 126-147)

Gewifs

wird

dieser

Beitrag zur Kennlnifs

eines

fast unbe­

kannten Landstriches im Innern Asiens und seiner rohen B e w o h n e r , einem Jeden, der Lander- und Völkerkunde schätzt, sehr willkommen sein, obgleich bei aller W e i t l ä u f i g k e i t doch oft eine g e w i s s e Dürftigkeit der Materialien nicht zu ver­

kennen i s t , und obgleich es einer strengen Kritik nicht an Gelegenheit zu gegründetem Tadel mangeln möchte. D o c h der Verf. sagt in der Vorrede: „ W ä r e der Gegenstand die­

ses W e r k e s der gelehrten W e l t mehr bekannt, so würde diese Arbeit, welche ich jetzt dem Urtheile des Lesers über­

gebe, nicht bekannt gemacht worden sein." — „Allein die V e r ­ hältnisse, unter denen ich diese Nachrichten sammelte, w a ­ ren so günstig, die Quellen, aus denen ich schöpfte, so zu­

verlässig, und endlich, ich wiederhole es, die Kasaken-IIor-den sind so w e n i g b e k a n n t , dafs ich es für Pflicht halte, der W e l t Alles mitzutheilcn, w a s ich vom jetzigen und vom * ehemaligen Zustande derselben kennen zu lernen Gelegen­

heit hatte." Ref. glaubt, dafs diese Gründe jedem billigen L e s e r einleuchten werden, und es würde den Absichten die­

ser Jahrbücher wohl wenig entsprechen, wenn Ref. sich darauf einschränken wollte, jede schwache, Seile dieses W e r ­ k e s tadelnd hervorzuheben; er glaubt vielmehr durch einen gedrängten Auszug dieser Schrift den Leser am sichersten mit den Leistungen des Verf. bekannt machen zu können.

D e r Verf. hat seine ersten Notizen zu diesem W e r k e im Archive des Asiatischen Departements des Ministeriums der äufsern Angelegenheiten gesammelt; diese hat er bei e i ­ nem zweijährigen Aufenthalte in Orenburg, theils durch eigne Beobachtungen, theils durch häufige Unterredungen mit dem Chane und auch mit unterrichteten Sultanen und Aeltestcn

der kleinen H o r d e , so w i e auch aus den Marschrouten und den Tagebüchern Russischer Reisender, und endlich durch die Benutzung des A r c h i v s , d e r Orcnburgischen Gränzcom-m i s s i o n , wo nlle die Orcnburgische Gränzlinie betreffenden Urkunden aufbewahrt werden, vermehrt und berichtiget. Z u ­ gleich hat der Verf. aber auch die Arbeiten der Herren v.

M e y e n d o r f , P a n d e r , E v e r s m a n n , S c h n n g i n und A n ­ derer" vielfältig benutzt. So schätzbar und zuverlässig aber auch die meisten dieser Quellen s i n d , so beschränken sie sich doch fast ausschlicfslich auf die westliche Hälfte des Kirgiscnlandes, daher denn auch der Verf. den östlichen Theil dieses Lnndes nur dürftig und oft unrichtig schildert.

L e d c b o u r ' s Reise ») hat der Verf. nicht g e s e h e n , und S i e v e r s Leistungen •*) scheinen demselben völlig unbe­

kannt geblieben zu sein.

Im ersten Bande handelt der Verf. die Geographie und Naturgeschichte des Landes ab. China bildet im O. die Grän-ze, das Russische Reich im N., das Caspische Meer im W . , und im S. das Land der Truchtnener, Chivva, Taschkent, T u r k e s t a n , und das Land der K a r a - K i r g i s e n oder Buruten.

Nach S. ist die Gränzc nicht genau bestimmt, doch nimmt der Verf. a n , dafs sie den 4 2 . Grad nördlicher Breite wohl nicht überschreite; Omsk gegenüber (55° nördl. Br.) befindet sich der nördlichste Punct dieses ausgedehnten Landstriches, der sich von W . nach O. vom CS0 35' (von Ferro) bis zum 1 0 2 ° (oder v i e l m e h r , da die Kirgisen auch noch nordöstlich vom Noor-Saifsan nomadisiren, bis zum 1 0 3 ° ) erstreckt.

D i e Winter sind hart und anhaltend; die Kälte steigt im nördlichen Theile oft bis — 3 ( )c, und auch noch in einer Breite von 4 5 ° nicht selten bis — 2 0 ° R. Noch beschwerli­

cher sind den armen B e w o h n e r n , in ihren luftigen Filzjur­

ten, die heftigen Orkane und häufigen Schneegestöber. D i e ­ sen rauhen Wintern folgen brennend heifse Sommer. Schon am Uralflusse steigt im Schatten die Hitze bisweilen auf -f-3 4 ° R . , und die Sonnenstrahlen erhitzen den Sand oft so s e h r , dafs Eier in demselben gar k o c h e n ; der Verf. versi­

chert, den Versuch selbst gemacht zu haben. Der

Ueber-*) l . e d e b o u r ' s Reise durch das Altai-Gebirge und die Soongorische Kirgisen-Steppe, unternommen in Begleitung der Dr. C. A. M e y e r und Dr. A. v. B u n g e . Berlin.

" ) S. P a l l a s neue nordische Beiträge, Bd. 7.

gang von der Hitze zur Kalte ist meistens sehr rasch; so beklagte sich der Verf. am 2 0 . Octoher 1 8 2 0 noch über die starke Sonnenhitze, und gegen Ende des Monats fuhr man schon mit Schlitten. Heftige W i n d e sind häufig, Regen und T h a u selten.

D a s ganze Land ist im Allgemeinen w a s s e r a r m , dürr, holzlos, unfruchtbar und so salzhaltig, dafs die meisten S e e n , viele F l ü s s e , j a selbst der Thau und Schnee Salztheile ent­

halten. Im Norden und im gebirgigen T h e i l e , auch an v i e ­ len F l ü s s e n , findet man einen g u t e n , urbaren B o d e n ; die N i e d e r u n g e n , besonders weiter nach Süden, bestehen gröfs-tenthcils aus salzhaltigem T h o n b o d e n , mit vielen Salzseen und Sümpfen übersäet; doch fehlen auch ausgedehnte Sand­

wüsten nicht, die oft ein Paar hundert, ja einige tausend Quadratwerate einnehmen. Im Allgemeinen herrscht H o l z -m a n g e l ; doch findet -man, hauptsächlich i-m nördlichen T h e i ­ l e , und auch auf den B e r g e n , hin und wieder nicht unbe­

deutende Waldungen von Birken, Fichten, Pappeln; manche dieser Wälder messen mehrere hundert bis einige tausend Quadratwerste; im S ü d e n , z. B. am Flusse J a n y , bildet der merkwürdige Saxaul (Anabasis Ammbdendron) gröfse Wälder.

D i e nassen Gestade und die Sümpfe sind mit Rohr und Schilf völlig überwachsen, welche die Stelle des Holzes ver­

treten müssen.

Dem Geognosten steht in jenem Lande noch ein sehr w e i t e s Feld zu Beobachtungen offen. Nach E v e r s m a n n besteht die Hochebne ( U s t u r t von den Kirgisien genannt) zwischen dem Caspischen und dem Aralmeere aus Mergel in sehr verschiednen Abänderungen, zum Theil viele Conchy-l i e n , bisweiConchy-len auch SeConchy-lenit enthaConchy-ltend; er ist mit sand-und salzhaltigem T h o n e überdeckt. In der Nähe des Aral findet sich eisenhaltiger bunter Sandstein; Schwefelkiese sind überall nicht selten. Nach P a n d e r bestehen die A u s ­ läufer des Ural bis zu den Mughodscharbergen, und selbst auch diese, theils aus Sandstein, theils aus Mergel und Pud­

dingstein; im nördlichen Theile sind Kupfererze nicht sel­

t e n , auch finden sich dort Steinkohlen, und die Spuren des Meeres erkennt man an vielen Orten; doch verschwinden diese, nach des Ref. Beobachtungen, weiter nach Osten i m ­ mer m e h r , und es erheben sich dort Urgebirge von sehr bedeutender H ö h e . D i e Nachrichten, welche der Verf. im

4ten Kapitel über die verschiedenen Gebirgszüge giebt, sind etwas dürftig und wohl nicht immer ganz richtig. D i e s. g.

Kirgisensteppe ist keine durchaus ebne Fläche, sondern viel­

mehr von v i e l e n , theils niedrigen, theils höhern Bergrücken durchzogen. Im W e s t e n ziehen sich einige Ausläufer des Uralgebirges nach S. und S W . Von diesen sind die Mug-, hodscharberge wohl die ansehnlichsten; sie bestehen aus

Porphyr, Serpentin, Q u a r z , Grünstein, Feldspath; Granit fehlt hier gänzlich, zeigt sich aber an andern Orten, z. B. in den Kara-adyrbergen. W e i t e r nach W . , zwischen dem Flüfs-chen Narym und der grofsen Uba, streiFlüfs-chen vom hohen Al­

tai-Gebirge eine Menge Gebirgsrücken^ über den Jrtysch, hauptsächlich nach S._, bis zum Tarbagatai h i n , und e s - i s t nicht ganz richtig, wenn der Vf. sagt, dafs die ersten Z w e i ­ ge derselben nur niedrig Seien; vielmehr ist die ganze Gegend südlich und südöstlich von Buchtarminsk und Ustkamenogorsk ein wahres Gebirgsland. Erst westlich vom letztern Orte sind die Bergrücken weniger zahlreich, weniger ausgebrei­

tet und zugleich niedriger. Für Ausläufer dieser Gebirge nach W e s t e n möchte Ref. allerdings die Bergreihen Arkat ( A i d s c h a n - A r k a t des V f . ) , Tschingistau (Ordan - Tschingis nach d. Vf.), K u - K a s l y k , Kent oder Ken-Kaslyk (Kenkoslan des V e r f . ) , K a r - K a r a l y n. s. w. halten. W o h l mögen die verschiedenen Stämme der Kirgisen die Gebirgsketten nicht immer mit denselben Namen belegen; indessen hat Ref. ver­

schiedene l o m Verf. angeführte Namen nie nennen gehört, andere scheinen ihm unrichtig oder entstellt zu s e i n ; s o s o l l z. B. Kali-hai-Holohoi doch wohl gleichbedeutend mit Kal-my-Tologoi s e i n , wie S i e v e r s , der jene Gegenden selbst bereist hat, einen der Haupthergrücken nennt, und wie auch Ref. ihn in Buchtarminsk und Ustkamenogorsk hat nennen hören. Die, Quellen j denen der Verfasser hier gefolgt i s t , giebt er nicHt an. Viel weniger bekannt sind die Ge­

birgszüge im mittlem Theile der Kirgisen-Steppe. D i e vor­

nehmsten sind der Ulu-tag ; der lldigi, welcher

wahrschein• lieh ein Ausläufer des Tarbagatai i s t , besteht nach S c h a n -g i n ' s Beobachtun-gen aus Granit, den Mandelstein deckt;

beim Kytsche-tau, einem Theile des U d i g i , findet sich Por­

phyr. D i e Iremei-Berge hängen durch verschiedene Ausläu­

fer mit dem lldigi, und vermittelst der Berge Bugly mit dem Altai zusammen. D i e Bergreihe Karatau trennt im Süden

Dorp. Jahrb. tL 2 ä i 9

*) Um nicht den Verdacht eine« Plagiat» auf »ich zu laden, bemerkt Ref., dafs Herr v. H u m b o l d t in seinen Fragmens de Geologie et de Climatologie Asiatirjues dieselben Ansiebten ausgesprochen bat.

das Land der Kirgisen von T u r k e s t a n ; sie soll ans Granit, Kalkstein und zum Theil auch aus rolhem Jaspis bestehen.

Der Verf. handelt im 5ten Kap. d«e Hydrographie des Landes sehr vollständig ab. Ref. darf hier nur das W e s e n t ­ liche und Charakteristische hervorheben. Zu den Eigenhei­

ten des Landes gehören die vielen Sümpfe und S e e n , zum Theil von bedeutender Gröfse, die meistens salzhaltig sind, und die zwar alle Flüsse und Räche in sich aufnehmen, aber keinen Abflufs haben; hieraus glaubt Ref. auf eine k e s s e l -fönnige Vertiefung des mittlem T h e i l e s der Kirgisensteppe schliefsen zu dürfen. *) D i e s e Vermuthung scheint durch das barometrische Nivellement, welches in den Jahren 1825 und 1826 unter der Leitung des Generals v. B e r g z w i s c h e n dem Caspischen und dem Aral-Meere angestellt wurde, vollkom­

men bestätigt zu werden. Nach diesem Nivellement ist der Wasserspiegel des A r a l - M e e r e s um 117 Fufs Engl, h ö h e r , als der des Caspischen M e e r e s ; da aber letzterer, nach dem sorgfältigen Nivellement der Herren y . E n g e l h a r d t und P a r r o t um etwa 300 Fufs Par. t i e f e r liegt, als das Niveau des schwarzen M e e r e s , so mufs das A r a l - M e e r , und höchst wahrscheinlich auch die ganze Fläche, auf welcher j e n e v i e ­ len Seen und Sümpfe zerstreut liegen, sich u n t e r dem W a s ­ serspiegel des schwarzen Meeres befinden.

Das Aral-Meer ist 242 Werst vom Caspischen Meere nach O. entfernt; es erstreckt sich vom 4 3 ^c bis zum 46°45' nördl.

Breite und vom 75° 45' bis zum 70° östlicher Länge. Sein Ufer und daher auch seine Begrenzung ist noch nicht voll­

ständig bekannt; nach O. und S. ist das Ufer flach, nach N W . und W . dagegen hoch und steil. Dieses Meer Uet meh­

rere Inseln, daher auch sein Name Aral-dengis, d. Ii. Insel­

meer. Zwei bedeutende Flüsse, der Ssyr und der A m u , er-giefsen sich in dasselbe. Sein W a s s e r ist wenig gesalzen, und in der Nähe jener Flüsse ganz ungesalzen. Viele Kir­

gisen behaupten, dafs in der Mitte des Meeres sich ein Stru­

del befinde, welchem sich kein Fahrzeug nähern darf; auch behaupten s i e , dafs noch vor 40 Jahren das Aral-Meer sich im Norden bis zu den Hügelreihen S s a r y - b u l a k und

Kuk-tornak ausgedehnt h a b e , von denen es jetzt um 60 W e r s t entfernt ist; *) die Beschaffenheit des Bodens zwischen dem Meere und jenen Hügeln scheint diese Aussage zu bestäti­

g e n , doch scheint es Ref. nicht recht wahrscheinlich, dafs eine so bedeutende Veränderung in so kurzer Zeit habe stattfinden können.

Der Balchasch, ein an 200 W e r s t langer See, liegt zwi­

schen dem 43 und 45° nördl. Breite und 95° 30' bis 97° öst­

licher L ä n g e ; er nimmt mehrere Flüfschen auf, von denen der Iii und der Ajagns die bedeutendsten sind. Nordöstlich von diesem See liegen, dicht neben einander, die Seen Ssa-fsyk oder Alaktu-kul und Ala-kul, die früher wohl nur einen S e e gebildet haben m ö g e n ; sie nehmen blos einige kleine Flüfschen auf; merkwürdig ist aber im erstem eine Insel mit dem .Berge Aral-tjuba oder M a i - t j u b a , den man für einen ausgebrannten Vulkan hält. Südöstlich vom Balchasch b e ­ findet sich der See I f s y k - k u l oder T u s - k u l , der gegen 150 Werst lang und 50 Werst breit sein s o l l ; er nimmt viele Flüfschen'auf, und giebt dem Flusse Zui den Ursprung. D i e ­ ser F l u f s , der während der trocknen Jahreszeit nur eine Reihe salziger Seen bildet, ist sehr wenig bekannt; er soll sich, ohne den S s y r - d a r j a zu erreichen, im S e e Kuban-ku-lak verlieren. Neben diesem letztern See und nur wenig vom S s y r - d a r j a entfernt, liegt ein ähnlicher See T e l e , der den von N O . kommenden Flufs S s a v a - f s u aufnimmt. D i e andern bedeutenderen Seen sind der S s a l m a k u l , der T e n -gis, der Kurgaldschin, der an 200 W e r s t im Umfange mifst;

in diesen ergiefst sich der ziemlich bedeutende Flufs Nura, des­

sen Ufer einst sehr bewohnt waren; dies beAveiscn die häufigen Ueberreste ehemaliger W o h n u n g e n ; — dann die Seen Ssary-kupa, Risch-kupa und Karfsnk-basch, die alle drei vielmehr ausgedehnte Schilfsümpfe sind; auch, die Gruppe

*) Ref. bemerkt, dafs die Angaben des Verf., der sich auf Hrn. v. Mey-e n d o r f f bMey-eziMey-eht, nicht ganz richtig sind, dMey-enn H. v. M Mey-e y Mey-e n d o r f f sagt in seiner Reise p. 34 und 35: „De la eime du Sari-boulak j'a-petfus les hauteurs du Kouk-ternak, e'loignees d'une soixaniaine

de verstes , et dont la base est baignee par les flots de la mer d'Aral. Je parlai ä nos Kirghiz des traces de l'eau sur le Sari-boulak, et ils m'assurerent que leurs peres avaient en-core v u la mer d'Aral s'etendre jusgu' au pied de cette colline, eloignee a pre'sent de 60 verstes de ce lac,"

der Seen Akfsaku,! - barby ist jetzt ganz mit Schilf bewach-s e n , noch im vorigen Jahrhunderte bildeten bewach-sie einen einzi-gen See von 200 W e r s t im Umfange; in diese verliert sich der T u r g a i , einer der bedeutendsten Flüsse des Landes, welcher eine gröfse Menge kleinerer und gröfserer Flüsse in sich aufnimmt. Aufser diesen Seen finden sich noch sehr viele andere, in welche sich meistens kleine Flüfschen ergie-f s e n , von denen aber auch manche im Sommer ganz aus-trocknen. D i e wichtigsten S a l z s e e n , aus denen Kochsalz g e w o n n e n wird, sind der Jebelei, der Urkatsch und der In-derskische.

Unter den Flüssen ist der Ssyr-darja der wichtigste. Er entspringt von der ßcrgreihe KaschkarDahan, einem Z w e i -ge; ,des Himmelfigebirges, und nimmt, so lange er die Gebir-ge noch nicht ganz verlassen h a t , sehr viele Zuflüsse auf, wächst daher schnell zu einem bedeutenden schiffbaren Strom a n ; allein unterhalb Turkestan erhält er k e i n e Zu-flüsse m e h r , zugleich verliert e r , bei seinem langen Laufe durch Sandgegenden, so wie durch eine mehrmalige T h e i -l u n g , so vie-l W a s s e r , dafs der Hauptarm, der den Namen Ssyr beibehält, bei seiner Mündung um Vieles schmaler und seichter ist, als bei Kokan, daselbst auch nicht mehr schiff-bar ist. Der Arm, der sich links vom Ssyr abtrennt, theilt sich nochmals in zwei A r m e , von denen der nördliche Kuban heifst, und sich nur um £ ° südlicher, als die Hauptmündung, ins Aralmeer ergiefst; den südlichen Arm nennen die Kirgi-sen Jany- oder Jangi-darja, und er soll sich, nach Aussage der K i r g i s e n , erst in der zweiten Hälfte des vorigen Jahr-hunderts vom Kuban abgetrennt haben; ehemals mündete er in den südöstlichen W i n k e l des Aralmeeres, jetzt ist er fast gänzlich versiegt. Es scheint, dafs auch der K u b a n , viel-leicht erst vor 100 Jahren, sich vom Ssyr getrennt h a t ; auch hat H. v. M e y c n d o r f f südlich vom Jany noch ein an-d e r e s , jetzt völlig verlassenes Flufsbett aufgefunan-den; viel-leicht strömte hier einstens der Kisil-darja, der jetzt völlig verschollen ist. Ucberhaupt mögen die Arme des Ssyr und auch die des Amu ihren Lauf oft verändert haben; etwas Aehnliches beobachtet man ja noch jetzt am untern Terek und Kur.

Alle Flüsse und Flüfschen, die von den zum Aralmeere hingewandten ßergabhängen entspringen, verlieren sich in

Seen oder Sümpfe; ihr Lauf ist träge, im Sommer und im Herbste oft unterbrochen (den S s y r , A m u , vielleicht auch die Nura und den Turgai ausgenommen), im Frühlinge da­

g e g e n , heim schmelzenden S c h n e e , ist ihr llett meistens überfüllt. Ref. glaubt im Laufe dieser Flüsse abermals den B e w e i s zu finden, dafs sich hier eine w e i t e , kesselförniig umschlossene Ebne ausdehnt (wahrscheinlich ehemaliger Mee­

resgrund), wo die Flüsse nothwendig stocken, und bald grö-f s e r e , bald kleinere Seen bilden müssen. Wären die Zu­

flüsse des obern Jrtysch weniger wasserreich, so halte auch der Noor - Saifsan vielleicht ein solcher See ohne Abflufs bleiben m ü s s e n , dagegen man ihn jetzt füglich für eine locale Erweiterung des Jrtysch halten kann. Dieser mäch­

tige Strom bildet auf einer bedeutenden Strecke die Gränze des Russischen Reichs, und unter den Zuflüssen, die er aus dem Lande der Kirgisen empfängt, sind der Ischim und T o -bol die bedeutendsten. Weiter nach Westen, von Werchne-Uralsk bis zum Caspischen M e e r e , bezeichnet der Uralflufs die Gränze; in ihn ergiefsen sich von der Kirgisenseitc die Flüsse Or, I l e k , Utwa und viele andere kleine Flüfschen und Räche. Alle diese Zuflüsse des Irtysch und Uralflusses entspringen auf den nordwestlichen, nördlichen und nord­

östlichen Bergabhängen im Lande der Kirgisen. Von eini­

gen Ausläufern des Uralgebirges ergiefsen sich die Flüsse Ssagis und Emba oder D s c h e m , die südwestlich vom Ural­

flusse ins Caspische Meer münden. — Da die Kirgisenstep­

pe, besonders der mittlere Theil derselben, sehr schlecht be­

wässert i s t , so sind dort gute Brunnen sehr zu beachten, und sie bestimmen oft die Richtung der W e g e . Uebrigens glauben die Kirgisen, dafs man fast überall, besonders im Sandboden, in einiger Tiefe trinkbares W a s s e r finden könne.

Das sechste Kapitel ist dem T h i e r - , Pflanzen- und Mi­

neralreiche gewidmet. Der Verf. hat zwar versucht, alle ihm bekannt gewordenen Materialien zusammenzutragen, allein man bemerkt sogleich, dafs der Vf. mit diesen Gegenständen nicht vertraut i s t , und es ist zu hedauern, dafs er bei der Ausarbeitung dieses Kapitels nicht Männer vom Fach zu Ra-the gezogen hat. Von ihnen hätte er erfahren können, dafs Kulan der wilde Esel, Tarpan aber das wilde Pferd s e i ; dafs an der W o l g a die Rehe (Cervus Capreolus v. pygargus Poll.) allerdings Ssaiga genannt w e r d e n , dafs also die Einwohner

in verschiedenen Gegenden z w e i verschiedene Thiere mit einem gleichen Namen belegen; — ferner, dafs nicht nur bis­

weilen, sondern immer die Augen der Ssaiga mit vier A u s ­ wüchsen besetzt sind; — dafs der Teligufs mit Tetrao pa-radoxus einerlei sei u. s. w. Vielleicht hätte sich dann der Vf.

auch entschlossen, eine andere Ordnung, als gerade die alpha­

betische, in den Russischen Namen zu wählen, denn gewifs wäre es sehr viel natürlicher g e w e s e n , den Korsak neben dem Fuchse und W o l f e , den Tiger und den Luchs neben der Katze aufzuführen.

Aus dem Thierreiche führt der Vf. a n : wilde Katzen, L u c h s e , T i g e r , alle drei nicht häufig; K o r s a k , Karagan, Füchse und Wölfe sind sehr häufig, auch kommen wilde Hunde ('?), Schakale, Dachse, Bären v o r ; verschiedene F l e ­ dermäuse, der langgeohrte Igel, sehr verschiedene Mäusear­

ten, Murmelthiere und Zieselmäuse, der Springhase (Dipus);

der Büffel soll besonders in der Nähe der Gebirge nicht selten s e i n ; das Argali; die Antilope Saiga hält sich in H e e r -den bis zu 10,000 Stück auf; das wilde Pferd (Tarpan) und der wilde Esel (Kulan); wilde Schweine sind in den mit Rohr und Schilf bewachsenen Gegenden sehr zahlreich; S e e ­ hunde finden sich im Aral- und im Caspischen Meere. U n ­ ter den Vögeln sind besonders die W a s s e r - und Sumpfvögel häufig, als Kraniche, Reiher, Störche, verschiedene Strand­

läufer und Schnepfen, der P e l i k a n , der Seerabe, die Löffel­

gans, viele Enten, G ä n s e , S c h w ä n e , M ö v e n ; es finden sich aber auch Eulen, Falken, Habichte und Adler, Dohlen, Krä­

hen und Saatkrähen, T a u b e n , Trappen, verschiedene Arten Rebhühner, Fasanen, Schwalben, auch Nachtigallen und ande­

re kleine Singvögel. Verschiedene Arten Schlangen, Eidech­

sen, Frösche, auch Schildkröten sind nicht selten. Unter den Fischen führt der VeTf. Störe, H a u s e n , S e w r u g e n , W e l s e , Karpfen, Karauschen, Barsche, Kaulbarsche, Zander, H e c h ­ te an.

Ein Fremdling im Gebiete der Pflanzenkunde, hat der Verf. Materiali en zu einer Flora des Kirgisenlandes zusam­

mengetragen, die leider völlig unbrauchbar sind. Seine V e r ­ zeichnisse sind durch zahlreiche Irrthümer, Schreib- und Druckfehler völlig entstellt, die zu berichtigen eine sehr un­

dankbare Arbeit sein würde,, um so m e h r , da die Materiali­

en wenig Zutrauen verdienen, und der Verf. die Quellen, aus

denen er geschöpft hat, gar nicht angieht. Jede Seite des Verzeichnisses kann als Beleg des Gesagten dienen.

Die merkwürdigsten Mineralien und Gehirgsarten, wel­

che der Vf. namhaft macht, sind Granit, Grünstein, Gneit's, Hornstein, Serpentin, Klingstein, Porphyr, Feldspath, Schie­

fer, Jaspis, Asbest, Alabaster, Gyps, Marmor, Mergel, Porzel­

lanthon, Quarz, Alaunstein, Kupfer-, Silber-, Blei- und Ei­

senerze, auch sollen Spuren von Gold gefunden worden sein;

A c h a t e , Chalcedone, Schwefelkiese, Steinkohlen, Naphla, Steinsalz. Höchst wichtig ist das Steinsalzlager bei llelzk, welches nn (500 Faden lang und 5 0 0 Faden breit ist. Man bricht hier jährlich hlos 2 Mill. Pud S a l z , da der Bedarf nicht gröfser ist. Ein Einwohner von Betzk hat sich die Mühe genommen auszurechnen, dafs, wenn aus jenem Lager jährlich 4 Mill. Pud Salz gewonnen würden, dasselbe den­

A c h a t e , Chalcedone, Schwefelkiese, Steinkohlen, Naphla, Steinsalz. Höchst wichtig ist das Steinsalzlager bei llelzk, welches nn (500 Faden lang und 5 0 0 Faden breit ist. Man bricht hier jährlich hlos 2 Mill. Pud S a l z , da der Bedarf nicht gröfser ist. Ein Einwohner von Betzk hat sich die Mühe genommen auszurechnen, dafs, wenn aus jenem Lager jährlich 4 Mill. Pud Salz gewonnen würden, dasselbe den­

Im Dokument DORPATER JAHRBÜCHER (Seite 126-147)