5.2 Dimerisierter 4er Spinring
5.2.3 Suszeptibilität : Semi-klassishe Erklärung
Anmerkung zumsemi-klassishenModell:
Das hier beshriebene Modell beruht auf dem Vektormodell der Spins mit diskreten
Einstellungsmöglihkeiten, muss jedoh stellenweise davon abweihen. Es soll
qualita-tiv veranshaulihen, ob die Dzyaloshinskii-Moriya-Wehselwirkung bei den
vershiede-nen Magnetisierungssprünge n gegen oder mit dem Zeeman-Term wirkt und will keine
Erklärung für andere durh die Dzyaloshinskii-Moriya-Wehselwirkung verursahte
Ef-fekte liefern. Da diese quantenmehan isher Natur sind, ist die Übertragbarkeit shon
auf Grund des Untershieds zwishen euklidishem und Hilbertraum niht immer
gesi-hert.DerAnsatzzudiesemModellenstandinZusammenarbe itmitMirkoBrüger[Brü℄.
DieSpinsindiesemModellwerden
klas-Abb. 35:Mögliher Grundzustand des 4er
Spinrings bei
B = 0
sish betrahtet, d.h. sie benden sih
imeuklidishenRaumundwerdeninden
GrakendurhPfeiledargestellt.Eswird
jedoh miteinbezogen,dasssie
quanten-mehanish nur diskrete Werte
anneh-menkönnen. Fürden hier exemplarish
beshriebenen 4er Spinring mit
s = 1
heisst das, dass nur Einstellungen von
m = {− 1, 0, +1 }
möglih sind. Daherkannsihein Spin niekomplett parallel
zum Magnetfeld ausrihten. Dies wäre
nur für
s → ∞
der Fall, was alsÜber-gang zur klassishen Spinmehanik
an-gesehenwird.FürdenFall
m = 0
präze-dierteinSpindementsprehendaufeinerKreissheibesenkrehtzu
B
umdasMagnetfeld.Bei
m = ± 1
wird der Bereih, auf dem sih der Spin bewegt durh einen Kegelmantel umB
beshrieben,wobeidieProjektiondesSpinsauf dasMagnetfeld der magnetishen Quantenzah l entspriht.Da der Dzyaloshinskii-Moriya-Term nur eine kleine Störung des Heisenberg-Terms sein
soll, wird zudem darauf geahtet, dass die Spins ungefähr zur rihtigen Quantenzah l
S
koppeln.Im Grundzustand werdendieSpinsauf Grundder stärkeren
Heisenberg-Kopp-lungdahermöglihstantiparallel ausgerihtet. Abbildung35 zeigt diesen Ansatz.Dabei
repräsentieren diegelben PfeiledieSpinsunddiekleineren,grünendie
D ~
-Vektoren. Aufdie Darstellung der Liganden wurde verzihtet, da die Dzyaloshinskii-Moriya-Vektoren
jabereitsbestimmt wurden.
Damit der Dzyaloshinskii-Moriya-Term einen zusätzlihen Beitrag zur
Grundzustands-energie liefern kann, müssen die Spins in der Ebene des Ringes liegen. Dabei sind sie
jedoh leiht gegen die komplett antiparallel e Stellung verkippt. Diese Verkippung soll
nah Gleihung (24) klein sein, was allerdings eine Einshränkung der semi-klassishen
Betrahtung bedeutet, da der resultierende Winkel zwishen den Spins
quantenmeha-nish niht unbedingt möglih sein muss. Das Kreuzprodukt zweier Spins wird damit
ungleih 0 und durh dieuntershiedlih starken Dzyaloshinskii-Moriya-Kopplungen
er-hält man in diesem Beispiel einen überwiegend negativen Beitrag, so dass eine leihte
Absenkung der Gesamtenergie möglih ist. Durh die verkanteten Spinstellungen wird
zudemein shwaher Ferromagneti smu s erzeugt (siehe Ref.[Mor60℄).
MitsteigenderMagnetfeldstärkewähst
Abb. 36: ErstesSpin-Umklappen der Einuss desZeeman-Terms, sodass
dasUmklappeneinesentgegengesetzt
aus-gerihteten Spins in Rihtung des
Ma-gnetfeldsbegünstigtwird(sieheAbb.36).
Dieser Umklappprozess entspriht dem
erstenMagnetisierungssprungbzw.dem
erstenPeakinderSuszeptibilität .Inden
Datenwarhierzusehen,dassdieserPeak
vorgezogen,alsobeigeringerer
Feldstär-ke zu nden war. Das bedeutet aber,
dassderDzyaloshinskii-Moriya-Term
klei-ner geworden sein muss. Der gekippte
Spin steht nun fastsenkreht zu seinen
Nahbarn, sodass das Kreuzprodukt betragsmäÿig gestiegen ist.Im Skalarprodukt mit
dem
D ~
-VektorderDimer-Bindungerhältmansoeinengröÿeren Beitragalsfürdie Inter-Dimer-Bindung. Da jedoh die Rihtung desVektors des Kreuzproduktes zwishen denSpinpaarenwehselt,istderAnteilderDimer-Bindungnegativ,deranderepositiv.Somit
wird netto die Gesamtenergie des Systems abgesenkt,das Umklappen des ersten Spins
energetish begünstigt undzu kleinerenMagnetfeldstärken vershoben.
FürdenzweitenSuszeptibilität spe akwar
Abb. 37: Zweites Spin-Umklappen in Grak 34 zu sehen, dass der Sprung
zwar nohvorgezogen war,aber sihdie
Abweihungverringerthatte.Klapptnun
der Spin,derin Abbildung 36noh
ent-gegengesetzt zum Magnetfeld lag,
rih-tet er sih antiparallel zumanderen
ge-klappten Spins aus (siehe Abb. 37), da
für die Spinquantenzahl
S = 2
geltensoll.Damitverringert sihdiedurhdie
Dzyaloshinskii-Moriya-Wehselwirkung
er-zeugte energetishe Absenkung und die
AbweihungvomHeisenberg-Modellgeht
zurük.
Nah Abbildung 34 wirkt der
Dzyalo-Abb. 38:Drittes Spin-Umklappen shinskii-Moriya-TermbeimdrittenPeak
demZeeman-Ter mentgegen,dasihdie
Abweihung von der
D = 0
-Liniever-ringert. Bei weiterer Erhöhung der
Ma-gnetfeldstärke mussnuneiner der
senk-reht stehenden Spins in Rihtung des
Magnetfeldsklappen.Dieskorrespondiert
mit demdrittenMagnetisierungssprung
bzw. dem dritten Suszeptibilitätspeak.
DerWinkelzwishendenSpinsinGrak
38 wird damit noh kleiner.Das
bedeu-tet aber, dass das Kreuzprodukt
eben-falls kleiner und daher der
Dzyaloshin-skii-Moriya-Termwiedergröÿerwird.Dementsprehen dbenahteiligt die
Dzyaloshinskii-Moriya-Wehselwirkung hierenergetishden Magnetisierungssprung.
Beim Erreihen der Sättigungsmagnet
i-Abb.39: Viertes Spin-Umklappen sierung(s.Abbildung39)wirdder
Win-kelzwishendenwehselwirkendenSpins
sehr klein, wodurh das Kreuzprodukt
betragsmäÿigwiedersogroÿwieim
Grund-zustand ist.Der
Dzyaloshinskii-Moriya-Term behindert damit das Umklappen
desSpinsundderMagnetisierungssprung
wird zu höheren Feldstärken als beim
reinenHeisenberg-Modellvershoben(s.
Abb.34).
DashiervorgestellteModell erklärtalso
qualitativdie Vershiebungder
Suszep-tibilitätspeaks und den shwahen Ferromagneti smus bei
B = 0
. Ein Shwahpunkt desModells ist jedoh, dass es den Einuss der Dzyaloshinskii-Moriya-Wehselwirkung auf
den niht-dimeri sierten Spinring niht erklären kann, da dieser in diesem Modell
über-haupt niht existieren dürfte. Um diese Eekte zu erklären, müsste ein
quantenmeha-nisher Ansatz gemaht werden, wasjedoh weniger anshaulih ist.Shlussendlih gibt
es eine Reihe von möglihen Zuständen, so dass die hier angeführten Graken nur ein
einfahes Modell zeigen, aber die quantenmehan ishe Wirklihkeit niht wiedergeben
können.
6 Kupferdreiekskette
Nahdem mit den Sprinringen eher akademishe Systeme behandelt wurden, soll die
Dzyaloshinskii-Moriya-Wehselwirkung nun an einem real existierenden magnetishen
Molekül diskutiert werden. Vor allem sollen die berehneten Daten mit experimentell
ermittelten verglihen werden. Hierbei handelt es sihum
[(CuCl 2 tachH) 3 Cl] Cl 2, eine
molekulare Kette, für die die Austaushparameter des Heisenberg-Modells sowie der
g-Faktor vonJ.Shnaketal. [SNK
+
04℄ bestimmt wurden.ExperimentelleDaten wurden
von H.Nojiri zur Verfügunggestellt.
Abb.40: Shematishe Darstellung der Kupferdreiekskette
Ineiner vorkurzemveröentlihten Arbeit[GKR
+
06℄ wurdedie
Dzyaloshinskii-Moriya-Wehselwirkung auf Moleküle angewandt, die dem hier diskutierten ähnlih sind,
näm-lih auf Kupferbenzoat e und Kupferpyrimidindinitrate. Der magnetish relevante Teil
dieserMoleküleisteineeinfaheHeisenberg-SpinketteausKupferionen. Die
Dzyaloshin-skii-Moriya-Wehselwirkung lieferte bei diesen Molekülen einen wihtigen Beitrag um
das Experiment in der Theorie nahzubilden. Daher sheint der Ansatz das Modell für
diehier betrahtete molekulare Ketteum die Dzyaloshinskii-Moriya-Wehselwirkung zu
erweitern gerehtfertigt.
Fürdenmagnetish aktiven Teilwurde eineKetteausDreiekenaus
Cu 2+-Ionen
gefun-den.Diesetragen einenSpinvon
s = 1/2
. AufbauendaufderSymmetrie diesesTeilsdermolekularen Kette (s. Abb. 40) wird in dieser Arbeit die Dzyaloshinskii-Moriya-W
eh-selwirkung eingeführtund ihrEinuss bestimmt.
DasModellinGrak40und41zeigtdie
Posi-Abb.41: Siht entlang der
Ausbrei-tungsrihtung der Kette tionderKupferionenblaugekennzeihnet und
dieBindungen innerhalbdesDreieksrot.Für
dieseBindungenwurdeder
Austaushparame-ter mit
J 1 = 0.9 K · k B (s. Ref. [SNK+
04℄)
bestimmt. Die Dreieke selbst sind
zueinan-derantiprismatishangeordnet,d.h.alle
Drei-ekesindzueinander parallelundihre
Shwer-punkte liegen übereinande r, jedoh ist jedes
zweite um 60
◦
um die Ahse der Kette
ver-dreht. Betrahtet man die Kette entlang
ih-rer Ausbreitungsrihtung sieht mandaher ein
Hexagramm (s. Abb. 41). Jeder Ekpunkt
ei-nes Dreieks ist mit den benahbarte n
Drei-eken über die jeweils nähsten Kupferionen
verbunden. Fürdiese Bindungen (inden
Gra-ken gold dargestellt) wurde der
Austaush-parameter
J 2 = 1.95 K · k B ermittelt.
Die beiden Austaushparameter gelten für eine symmetrishe Wehselwirkungsmatrix,
daher müssen sie der Konvention dieser Arbeit folgend mit 2 multipliziert werden. Es
existierenzudemzweivershiedeneg-Faktoren,fürdieindennahfolgendenRehnungen
der gewihteteMittelwert von
g = 2.095
verwendet wird.Die Ketteselber erstrektsihüber viel mehrDreiekeals realistishberehenbar sind, J.Shnakbeshränktedie
Be-rehnungendesHeisenberg-Modellsauf18bzw.24einzelneSpins,d.h.auf6(8)Dreieke.
HiermussaufGrunddeserhöhten Rehenaufwandsundderbegrenzten Kapazitätendas
Modell noh kleiner gefasst werden. Daher wird die Magnetisierung nur für drei bzw.
vierDreiekeberehnet.ZunähstmüssenjedohdieDzyaloshinskii-Moriya-Vektorenan
Hand der Symmetrie festgelegt werden.
6.1 Bestimmung der Dzyaloshinskii-Moriya-Vektoren
DadieDzyaloshinskii-Moriya-VektorennuranHandderKristallfeldsymmetriebestimmt
werdenkönnen,mussnundasgesamte Molekülundniht nur der magnetisheKern
be-trahtet werden. Die Molekülstruktur ist im Internet (siehe [dat℄) verfügbar. Am Ende
diesesKapitelssindzudemGrakenangefügt,diedasMolekülentlangzweier
vershiede-ner kristallographisher Ahsen(Abb.48) zeigen.FürdieBindungen imDreiekkönnen
die
D ~
-Vektorenjedohauh ausgehendvon Abbildung 40bestimmt werden, dadasver-wendete Symmetrieelement sowohl in der gesamten molekularen Kette als auh in der
reduzierten Darstellung existiert.Hier genügt eswiederum nur einen
D ~
-Vektorfestzule-gen, da durh Rotation um 120
◦
um die Ausbreitungsrihtung die Kette in sih selber
überführt wird. Sie wird zudem als unendlih angenomme n, so dass Randeekte durh
den Kettenabbru h vernahlässigt werdenkönnen.
Die Kette ist gegenüber Spiegelunge n an
ei-Abb.42: Symmetrieelement:
zweifa-he Rotationsahse nem Dreiek invariant. Daher liegt mit dem
DreiekeinezurBindungparallele
Spiegelebe-ne vor. Der entsprehenden Auswahlregel (s.
Tabelle 3.3.6)folgendwerdenfür alle
Bindun-gen inden Dreiekendie
Dzyaloshinskii-Mori-ya-VektorenparallelzurAusbreitungsrihtung
der Kettefestgelegt.
FürdieBindungen zwishen denDreieken ist
dieSymmetriedeutlihgeringerundzwar
der-art, dass keine der Auswahlregeln
angewen-det werdenkann.Diesbedeutetaber,dassdie
Dzyaloshinskii-Moriya-VektorennihtNullsein
können,da jaauh keineInversionssymmetrie
vorliegt. Somit muss hier eine
Näherungslö-sunggefundenwerden.Dazuwirddie
Symme-trieoperation genutzt, dieder Symmetrie der molekularen Ketteamehesten entspriht.
In der reduzierten Darstellung der molekularen Kette (siehe Abb. 42) ndet man eine
Rotationsahse (shwarz), die senkreht zur Bindung (grün) der beiden Spins A und B
undebenfallssenkreht zurKettenrihtu ng ist.Diemolekulare Ketteistgegenüber
Dre-hungen von 180
◦
um diese Ahse invariant. Daher folgt für die
Dzyaloshinskii-Moriya-Vektoren,dasssie senkrehtzudieserAhseliegenmüssen.NahMoriya [Mor60℄dürfen
die
D ~
-Vektoren nur entlang der Bindung oder senkreht dazu zeigen und daherblei-ben zwei möglihe Rihtungen übrig, nämlih parallel zur Bindung oder senkreht zur
Rotationsahse und zur Bindung. Es soll hier nur die zur Bindung senkrehte Stellung
gewählt unduntersuht werden. DieandereMöglihkeit müssteebenfallsdiskutiert
wer-den,wirdjedohaufGrunddeshohenRehenaufwandsindieserArbeitnihtbetrahtet.
Die Näherung besteht nun darin, dass in der realen molekularen Kette an jedem
Ek-punkt eines Dreieks eine Triaminoylo hexan- Gr uppe, kurz
tach
-Gruppe, koordiniert ist. Diese Gruppen sind spiegelsymmetrish bezüglih der Dreieksähe und erhaltenbei Drehungen um 120
◦
um den Shwerpunkt des Dreieks die Symmetrie. Da sie
je-doheine hakenartigeFormbesitzen,wird ihrDrehsinnbeieiner Rotation umdiezuvor
beshriebene Rotationsahse umgekehrt. Dieser Bruh der Symmetrie wird also in der
Näherung ignoriert und der Fehler als vernahlässigbar angesehen, da ja alle anderen
Symmetrien erhaltenbleiben.
Nahdem nun ein Dzyaloshinskii-Moriya-Vektor zwishen den Dreieken festgelegt
wur-de,ergebensihdurhRotationum dieAusbreitungsrihtung von120
◦
bzw. 240
◦
die
D ~
-Vektorenfür dieentsprehenden Bindungen. Die noh verbleibenden können durh
Ro-tation von 60
◦
bzw180
◦
und anshlieÿendeSpiegelung ander Dreieksebene hergeleitet
werden, da hierdieBindungen in entgegengesetzter Rihtung verlaufen.