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Suchtkrankenbehandlung

Im Dokument Landespsychiatrieplan Bremen 2010 (Seite 52-57)

Teil II Psychiatrische Versorgungsangebote im Land

1. Voll - und teilstationäre Versorgung

1.2 Suchtkrankenbehandlung

Das Suchtkrankenhilfesystem besteht im Bereich der Krankenversorgung aus den Segmenten Beratung, Entgiftung und Entwöhnung.

Die Beratung und Betreuung Abhängigkeitserkrankter und Suchtgefährdeter (auch im Sinne der Prävention) findet im Rahmen der kommunalen Daseinsfür-sorge und der Eingliederungshilfe nach SGB XII statt. Die Finanzierung liegt dabei in Hand der Kommunen bzw. des Landes. Entgiftung bzw. Akutbehand-lung bezieht sich auf den körperlichen Entzug und wird größtenteils im Rahmen von Krankenhausbehandlung (§27 SGB V) erbracht. Entwöhnung meint die langfristige Therapie der Abhängigkeit, die i.d.R. eine Leistung der Rentenversi-cherung ist (§9ff. SGB VI) und ambulant, teilstationär oder stationär (letzteres in Rehabilitationskliniken) erbracht wird.

Die Akut- und Entgiftungsbehandlung zielt darauf ab – ausgehend von den Zielen der Überlebens- und Gesundheitssicherung – neben der Behandlung der körperlichen Problematik die Einstellung und das Verhalten der Alkoholkran-ken bzgl. des Alkoholkonsums zu ändern. Teilziele bestehen in einer Reduktion von Menge und Häufigkeit des pathologischen Alkoholkonsums, der Entwick-lung von Veränderungsbereitschaft, dem Aufbau von psychosozialen Kompe-tenzen und der Bereitschaft, konkrete weitere Behandlungsschritte anzugehen.

Im Vorfeld einer Entgiftungsbehandlung haben Suchtberatungsstellen, Betriebe und deren Suchtkrankenhilfe, niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, Kranken-häuser, der ärztliche Notdienst sowie Selbsthilfeorganisationen eine wesentliche

Vermittlungsfunktion. Die Entscheidung, ob eine Entgiftungsbehandlung im vollstationären, teilstationären oder ambulanten Setting stattfindet, hängt von der Schwere des aktuellen Krankheitsbildes und der Stabilität der sozialen Situa-tion ab. Über den körperlichen Entzug hinaus erfolgt die weitere medizinische Versorgung von Patienten mit Abhängigkeitserkrankungen durch psychiatrische Krankenhäuser, aber auch durch allgemeine Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte.

Daten und Fakten

Im Land Bremen sind 98 Betten für eine Entgiftungsbehandlung Abhängig-keitskranker ausgewiesen, dazu kommen Betten der allgemeinpsychiatri-schen Versorgung in Bremen-Nord, die nach Bedarf für eine Entgiftungs-behandlung eingesetzt werden.

In der Stadt Bremen sind 52 Betten für die Regionen Mitte, West, Süd und Ost am Klinikum Bremen-Ost für alkohol- und medikamentenabhängige Personen zusammengeführt. Für drogenabhängige Personen liegt die Ver-sorgung mit 24 Betten bei dem AMEOS Klinikum Dr. Heines. Dort ist eine Aufstockung der Betten beantragt, um ein differenziertes Drei-Stationen-Modell (Akutaufnahme-, Motivations- und Doppeldiagnosensta-tion) umzusetzen.

In Bremerhaven führt das Klinikum Bremerhaven Reinkenheide mit 22 Betten die Entgiftungsbehandlung durch.

Für die Versorgung von Menschen mit Doppeldiagnosen „Psychose und Sucht“ steht am Klinikum Bremen-Ost außerdem eine Station für insgesamt 12 Patienten zur Verfügung.

Zukünftige Handlungsfelder

Der Zugang zu den einzelnen Segmenten ist für Suchtkranke und deren Ange-hörige oft schwierig. Im Sinne einer abgestimmten Versorgungsstruktur fehlt oft der „sanfte“ Übergang bzw. die koordinierende Hand, was für den Kranken zur Verzögerung notwendiger Behandlungsschritte und für das System zur unnöti-gen Bindung von Ressourcen führt. Weiter wird die Zusammenarbeit durch völlig unterschiedliche Anforderungen an Genehmigungs- und Qualitätssiche-rungsverfahren erschwert.

Das verbindliche Zusammenwirken an den Schnittstellen der Kostenträger hat sich bezogen auf den Einzelfall z.T. in den letzten Jahren verbessert, bezogen auf das gesamte Versorgungssystem sind strukturelle Schnittstellen jedoch nicht überbrückt.

Zukünftige Schwerpunkte in der Weiterentwicklung sind:

• Verbindliche Kooperation aller an der Versorgung Suchtkranker Betei-ligter

• Interdisziplinäre Fallkonferenzen für Suchtkranke mit komplexem Hil-febedarf unter vereinbarter Moderation

• Angebot von Konsiliar- und Liaisondiensten

• Sicherstellung der zeitnahen Auf- bzw. Übernahme von Hilfesuchenden

• Entwicklung einer einheitlichen Dokumentation und eines Konsenses über die Erfolgskriterien

• Prüfung der Notwendigkeit und Realisierbarkeit von Frühinterven-tionen im somatischen Krankenhausbereich, da insbesondere auf unfallchirurgischen und internistischen Stationen Alkoholgefährdete erreicht werden können.

1.2.1 Medizinische Rehabilitation Hintergrund

Medizinische Rehabilitation hat im Bereich der Suchtkrankenhilfe insofern eine wesentliche Bedeutung, als sie den großen Bereich der Entwöhnung von Abhängigkeit umfasst. Zu der medizinischen Rehabilitation gehören Leistungen der Entwöhnungsbehandlungen in Zusammenhang mit einer stoffgebundenen Suchterkrankung. Diese Leistungen werden in ausgewähl-ten Suchteinrichtungen durchgeführt. Aufgabenschwerpunkte der medizini-schen Rehabilitation sind die Erhaltung der dauerhaften Abstinenz, Wie-derherstellung der Erwerbstätigkeit, Behebung und Ausgleich körperlicher und psychischer Störungen sowie die Wiedereingliederung in Beruf, Arbeit und soziale Beziehungen.

Daten und Fakten

Die stationäre medizinische Rehabilitation für Drogenkranke wird im Bre-mer Umland von zwei Trägern angeboten. Insgesamt halten sie 100 Betten vor:

Therapiehilfe Bremen gGmbH

• 20 Betten in der „Pyramide“ Oyten

• 20 Betten im Therapiehof Loxstedt/ Düring bei Bremerhaven

STEPS-SUCHTREHA Bremen gGmbH

• 60 Betten, Standort: Schwanewede

Speziell für Alkoholabhängige werden in Bremen von der Gesundheit Nord am Klinikum Bremen-Ost 20 stationäre und 10 teilstationäre Betten

vor-gehalten. Im Umland bieten weitere Kliniken eine stationäre medizinische Rehabilitation für Suchtkranke an (Bassum, Oldenburg).

Am Klinikum Bremen Nord stehen 20 ambulante Rehabilitationsplätze für Menschen mit Spielsucht und Alkoholerkrankungen zur Verfügung.

Tabelle 25: Abgeschlossene Leistungen zur medizinischen Rehabilitation Sucht von Perso-nen aus dem Land Bremen, in 200821

2008 Gesamt Land Bremen Stationäre Entwöhnung Ambulante Entwöhnung

Männer 510 377 133

Frauen 167 124 43

Gesamt 677 501 176

Tabelle 26: Abgeschlossene Leistungen zur medizinischen Rehabilitation Sucht im Land Bremen, in 200822

2008 Gesamt Land Bremen Stationäre Entwöhnung Ambulante Entwöhnung

Männer 204 81 123

Frauen 46 12 34

Gesamt 250 93 157

Aufgrund der begrenzten Platzzahl für eine medizinische Rehabilitation Sucht können nur ca. 20% der Personen die eine entsprechende Leistung in Anspruch nehmen, vor Ort versorgt werden.

Zukünftige Handlungsfelder

Bislang findet die stationäre medizinische Rehabilitation für alkoholkranke Pati-entinnen und Patienten überwiegend außerhalb von Bremen statt. Die wichtige Zielsetzung der Integration Suchtkranker in den Arbeitsmarkt innerhalb der medizinischen Rehabilitation wird durch gemeindeferne Behandlung sehr er-schwert. Ebenso wird die Kombitherapie, d.h. der bedarfsorientierte Wechsel zwischen ambulanter, teil- und vollstationärer Behandlung nur unter wohnort-nahen Bedingungen möglich sein. Der Entschluss der Deutschen Rentenversi-cherung Oldenburg-Bremen aus dem Jahre 2006, den Bau einer neuen Rehakli-nik zu unterstützen und gleichzeitig bestehende Angebote nur noch übergangs-weise zu finanzieren, hat für das Land Bremen eine positive Perspektive für die Neugestaltung der medizinischen Rehabilitation Sucht ergeben. Zukünftig soll in einem neuen Sucht-Rehabilitationszentrum mit geplanten 80 voll- und 20 teilstationären Betten eine gemeindenahe substanzübergreifende Behandlung angeboten werden. Über Vereinbarungen sollen Beratungsstellen und Entgif-tungsstationen in eine gemeindenahe Kooperation eingebunden werden.

Im Bereich der Allgemeinpsychiatrie nimmt die seit langer Zeit für Bremen von Seiten der unterschiedlichsten Fachebenen geforderte Rehabilitationsein-richtung für psychisch kranke Menschen (RPK) derzeit Konturen an. In nahezu allen anderen Bundesländern bestehen mittlerweile RPK’s, die - so der aktuelle Trend - medizinische und berufliche Rehabilitation zusammengeführt haben.

Im Land Bremen sind aktuell die Gesellschaft für ambulante psychiatrische Pflege (GAPSY) und das Berufsförderungswerk Friedehorst in Kooperation mit

21 Quelle: Deutsche Rentenversicherung (DRV), Statistik Band „Rehabilitation 2008“

22 Quelle: Deutsche Rentenversicherung (DRV), Statistik Band „Rehabilitation 2008“

dem KBO mit der Umsetzung eines mit den Rehabilitationsträgern abgestimm-ten Konzeptes befasst, das ebenfalls medizinische und berufliche Rehabilitati-onsformen unter einem organisatorischen Dach führen wird.

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