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Strukturwandel Schweiz 1990–2001 – Was ist passiert?

3.1 Gesamtwirtschaftliche Grössen und sektorale Veränderungen

Die Tabelle 3-2 zeigt die zwischen 1990 und 2001 zu beobachtenden Veränderun-gen auf gesamtwirtschaftlicher wie auch sektoraler Ebene für die Schweiz. Die Pe-riode 1990 bis 2001 war geprägt durch ein relativ schwaches Wirtschaftswachstum mit der langen Rezession in der Mitte der 90-er Jahre und einem starken Struktur-wandel.

Diese Periode war aber auch geprägt durch diverse Änderungen in den Systemati-ken der statistischen Grundlagendaten, was eine detaillierte Analyse, wie wir sie in den folgenden Kapiteln vornehmen werden, erschwert hat. Die problematische Da-tenlage war auch der Grund dafür, dass wir lediglich 14 verschiedene Sektoren un-terscheiden konnten (vgl. Tabelle 3-1).

Ausgangslage für die nachfolgende historische Simulation war die volkswirtschaftli-che Gesamtrechnung 2001 und die vom CEPE und Ecoplan (2005) erarbeitete In-put-Output-Tabelle. Die Veränderungsrechnungen zwischen 1990 und 2001 wur-den aufgrund verschiewur-dener Statistiken und Studien vorgenommen. Insbesondere beim Faktoreinsatz mussten verschiedenste Annahmen getroffen werden: Bspw. im Bereich des Faktors Arbeit über das Beschäftigungsvolumen der Selbständiger-werbenden; weiter muss beim 3.8%-igen Wachstum des Arbeitseinsatzes beachtet werden, dass davon nur 1.5% auf die Zunahme der gearbeiteten Stunden entfallen, die restlichen 2.3% sind auf strukturelle Veränderungen zurückzuführen.

Tabelle 3-1: Gewählte Sektorbezeichnung und NOGA-Systematik

NOGA-Systematik Gewählte Sektorbezeichnung

NOGA-Systematik Gewählte Sektorbezeichnung

01 bis 14 Landwirtschaft 65 Banken

15 bis 37 Industrie 66 Versicherungen

40 bis 41 Energie 70 bis 74 Consulting

45 Bau 75 Öff. DL

50 bis 52 Handel 80 Bildung

55 Gastgewerbe 85 Gesundheit

60 bis 64 Transport/Komm. 90 bis 95 Andere DL

Tabelle 3-2: Veränderungen zwischen 1990 und 2001

*) Abfallentsorgung, Interessenvertretung, Unterhaltung, Kultur, Sport, Persönliche DL, Private Haushalte mit Hauspersonal.

Veränderungen

3.2 Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt gilt als ein zentraler Indikator des Strukturwandels. Die dynami-schen Prozesse auf dem Arbeitsmarkt sind deshalb von zentraler Bedeutung, wenn man den Strukturwandel verstehen will. Aufbauend auf der Arbeitsmarktgesamt-rechnung und mit Hilfe einer Reihe anderer Statistiken wurde versucht, die Ar-beitsmarktbewegungen zwischen den Sektoren für die Jahre 1992 bis 2001 abzu-schätzen. Für eine detailliertere Beschreibung der verwendeten Datenquellen, die Herleitung der Ergebnisse und die Resultattabellen sei auf den Annex B verwiesen.

Datenbasis und Problempunkte

Die Arbeitsmarktgesamtrechnung des BfS bildetet den Gesamtrahmen dieser Un-tersuchung. Sie zeigt auf, wie viele Personen sich jährlich zwischen den Aggrega-ten Erwerbstätigkeit, Arbeitslosigkeit und Nichterwerbstätigkeit bewegen. Daneben wurden weitere fünf statistische Quellen8 verwendet, um diese Ströme auf die ein-zelnen Sektoren herunterzubrechen. Dabei sind folgende Problempunkte hervorzu-heben (für eine detaillierte Erläuterung siehe Kapitel B.2.2):

Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE): Kann wegen Stichproben-grösse nur in sehr wenigen Fällen auf desaggregierter Ebene verwendet werden.

Volkszählung (VZ): Ein Vergleich der Jahre 1990 und 2000 ist erschwert, da eine andere Einteilung der Wirtschaftszweige verwendet wurde.

Lohnstrukturerhebung (LSE): Die Lohnstrukturerhebung befragt Unternehmen, in denen rund 500'000 Angestellte arbeiten. Das BfS hat aufgrund der Unschärfe an den Rändern bislang auf eine Hochrechnung verzichtet. Mangels dieser Hochrechnung können mit dieser Statistik nur bedingt Aussagen über den Struk-turwandel gemacht werden.

Zentrale Ausländerregister (ZAR): Gibt Auskunft über die Wanderungsbewe-gung ausländischer Erwerbstätiger auf desaggregierter Ebene. Da diese Statistik aus den 70er Jahren stammt, gestaltete sich eine Überführung in die hier ver-wendete aktuelle NOGA-Systematik als sehr schwierig.

Arbeitslosenstatistik des seco: Erfasst unter anderem den Zu- und Abgang von Arbeitslosen auf desaggregierter Ebene. Hauptproblem dieser Statistik ist,

8 Das sind die Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE), die Volkszählung (VZ), die Lohn-strukturerhebung (LSE), das Zentrale Ausländerregister (ZAR) und die Arbeitslosenstatistik des seco.

dass bei den Abgängen aus der Arbeitslosigkeit unklar ist, ob diese neu einer Beschäftigung nachgehen oder in die Nichterwerbstätigkeit gehen. Demnach können die Abgänge auch nicht einzelnen Sektoren zugeordnet werden.

Aufgrund der oben genannten Datenprobleme sind die folgenden Ergebnisse als grobe Schätzungen zu verstehen.

Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse

Die Bewegungen auf dem Arbeitsmarkt wurden in vier unterschiedliche Flüsse auf-geteilt. Die Todesfälle werden hier aufgrund geringer Relevanz nicht thematisiert.

Für eine schematische Darstellung siehe Grafik 3-1. Im Folgenden sind die wich-tigsten Ergebnisse kurz zusammengefasst.

1) Zugänge in und Abgänge aus der Arbeitslosigkeit:

Die Zugänge in und Abgänge aus der Arbeitslosigkeit weisen eine sehr hohe Dy-namik aus und sind stark konjunkturabhängig. Zwischen den Sektoren gibt es be-züglich der Dynamik grosse Unterschiede: So verzeichnet das Gastgewerbe relativ zu den Erwerbstätigen die grössten Zu- und Abgänge (im Jahre 2003 rund 12%), während das Unterrichtswesen und das Gesundheits- und Sozialwesen relativ tiefe Fluktuationen aufweisen (2% beziehungsweise 3%).

2) Nichterwerbstätigkeit (nur altersbedingte Bewegungen)

Die altersbedingten Bewegungen (junge Berufseinsteiger sowie Austritt aus dem Berufsleben in die Pension) haben einen sehr starken Einfluss auf den Struktur-wandel. So erfolgt der Abbau der Erwerbstätigen im Sektor „Handel, Reparatur- und Autogewerbe“ oder bei der „Herstellung von Waren“ hauptsächlich dadurch, dass mehr Personen in die Rente gehen, als neue hinzukommen. Wiederum zeich-nen sind wachsende Sektoren wie das Gesundheits- und Sozialwesen durch viele junge Berufseinsteiger aus.

Andere Gründe, die zum Abgang in die Nichterwerbstätigkeit führen (z.B. bei Grün-dung einer Familie) konnten aufgrund Datenmangel nicht untersucht werden.

3) Bewegung zwischen den Sektoren (Branchen)

Obwohl die Bewegungen zwischen den Sektoren sehr gross sein können (bis zu 9% der Erwerbstätigen wechseln jährlich den Sektor), haben sie keinen grossen Einfluss auf den sektoralen Wandel, da sich die Zu- und Abgänge in den meisten

Grafik 3-1: Arbeitsmarktbewegungen

Branche 1 Branche 2 3

Arbeitslosigkeit

1 Nichterwerbstätigkeit

2 4

Ausland

Todesfälle Erwerbstätigkeit

Quelle: Eigene Darstellung.

4) Aus- und Einwanderung

Gemäss der Wanderungsbilanz fand bei den Jahresaufenthaltern und Niedergelas-senen ein Nettozufluss in strukturschwache Sektoren statt (Land- und Forstwirt-schaft, Baugewerbe und Gastgewerbe). Wachstumsstarke Sektoren, wie „Immobi-lien, Informatik, F&E und DL für Unternehmen“ konnten nur leicht von der Einwan-derung profitieren.

Fazit: Erhärtete Aussagen, wie auf dem Arbeitsmarkt der Strukturwandel erfolgt, sind aufgrund der oben dargestellten Datenlage nicht möglich. Es gibt jedoch Hin-weise darauf, dass die Berufseinsteiger hinsichtlich des sektoralen Strukturwandels wichtiger sind als Sektorenwechsler. Der Strukturwandel im Industriesektor wird daneben auch sehr stark von der Aus- und Einwanderung von ausländischen Ar-beitskräften gekennzeichnet.