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Studie 1: Aufmerksamkeitsmodulierte kortikale Verarbeitung (EKP) bei zentral und

3.2 Stimuli und Design

Ein Set von insgesamt 150 Fotographien junger Erwachsener, jeweils 50 mit fröhlichem, neutralem oder ärgerlichem Gesichtsausdruck, wurde aus der FACES Datenbank für das Experiment ausge-wählt (Ebner, Riediger, & Lindenberger, 2010). In jeder der drei Kategorien von Gesichtsausdrücken waren dieselben 50 kaukasisch-stämmigen Personen zu sehen, wobei die Hälfte der Gesichter Frauen zeigte. Die originalen Gesichtsstimuli wurden von uns mit Genehmigung der Autoren grauskaliert und unterhalb des Kinns abgeschnitten, um die Varianz in den irrelevanten nicht-emotionalen Merk-malen zu reduzieren (siehe Abbildung 3 für Beispielgesichter). Die Stimuli hatten auf dem Präsenta-tionsbildschirm eine Größe von 419 (Höhe) mal 335 (Floel et al., 2005) Pixeln (entspricht 12.95 cm mal 10.35 cm).

Abbildung 3: Stimulusbeispiele für Gesichter (von links nach rechts: fröhlich, neutral, ärgerlich)

3.2.2 Handgesten

Wir präsentierten ein Set bestehend aus 12 verschiedenen Handgestenkategorien. Die Stimuli wurden aus dem original Pool von Flaisch et al. (2009) entnommen. Flaisch et al. (2009) haben ein großes Set an Handgesten erstellt, gesammelt und evaluiert. Die Stimuli waren in einer Vorstudie auf einer 9-Punkte-Skala für Angenehmheit (pleasantness) und das Erregungsniveau (arousal) mit dem Self-Assessment Manikin (SAM) eingeschätzt worden (Bradley & Lang, 1994). Bezüglich der Valenzdi-mension (Angenehmheit) erzielten positive Gesten den höchsten Wert im Rating (M = 6,8; SD = 1,7), gefolgt von neutralen Gesten (M = 5,1; SD = 1,1) und negativen Gesten (M = 2,9; SD = 1,5). Mit Bezug auf das Erregungsniveau erreichten negative Gesten den höchsten Wert (M = 5,9; SD = 1,9), gefolgt von positiven (M = 4,1; SD = 2,0), und neutralen Stimuli (M = 3,8; SD = 1,9).

Für unser Experiment wählten wir für die Präsentation für jede dieser 12 unterschiedlichen Handge-sten (vier positive, vier negative, vier neutrale) sechs der Handmodelle als Stimuli aus, was zu einer Gesamtzahl von 72 Gestenbildern führt. Die jeweils intensivste Geste der drei Valenzklassen (Dau-men hoch/OK, Mittelfinger/insult, „mit dem Zeigefinger auf etwas zeigen“/point) wurde dabei je einmal mehr präsentiert, womit wir insgesamt ein Set von 75 verschiedenen Gestenbildern erreichten.

Jeder der 75 Stimuli wurde zusätzlich entlang der vertikalen Achse gespiegelt, um mögliche selektive Ausrichtungs- und Lateralisierungseffekte zu unterbinden (Flaisch et al., 2011), woraus sich eine Gesamtsumme von 150 präsentierten Gesten ergab. Alle Stimuli wurden grauskaliert präsentiert und bezüglich ihrer mittleren Helligkeit zwischen den Bedingungen ausgeglichen (positiv: M = 225,21;

SD = 50,78; neutral: M = 229,91; SD = 48,38; negativ: M = 228,59; SD = 48,93). Die quadratischen Gestenbilder (siehe Abbildung 4 für Beispielgesten) hatten auf dem Präsentationsbildschirm eine Kantenlänge von 335 Pixeln, was einer Größe von 10,35 cm mal 10,35 cm entspricht.

Abbildung 4: Stimulusbeispiele für Gesten (Zeilen von oben nach unten: positiv, neutral, negativ).

3.2.3 Wörter

150 deutsche Nomen, je 50 negativ, neutral und positiv, bildeten die Stimuli für den Wortblock, wobei nach den deutschen orthographischen Rechtschreibregeln der erste Buchstabe groß und alle darauffolgenden klein geschrieben wurden. Die Nomen entstammen alle der Berlin Affective Word List Reloaded (BAWL-R) (Vo et al., 2009). Die ausgewählten positiven, negativen und neutralen Wortkategorien unterschieden sich beim Valenzrating post hoc alle höchst signifikant voneinander (siehe Tabelle 1). Positive und negative Wörter wurden auf der Erregungsdimension angeglichen, wobei beide Emotionen (positiv und negativ) höchst signifikant mehr Erregung gegenüber neutralen Wörter aufwiesen. Die drei Emotionskategorien wurden zusätzlich hinsichtlich linguistischer Dimen-sionen kontrolliert und konstant gehalten, sodass keine signifikanten Differenzen auftraten bezüglich Wortlänge, Frequenz im linguistischen Gebrauch, orthographischer Nachbarschaft und Vorstellbar-keit des zugrunde liegenden Konzepts (imageability). Die Wortstimuli wurden in schwarzer Arial-Schriftart und Schriftgröße 56 dargestellt. Die Wortdarstellungen erreichten auf dem Präsentations-bildschirm die gleiche Größe wie die Gestenbilder.

Tabelle 1: Analysierte Mittelwertparameter unterteilt nach emotionalen Wortkategorien.

Emotion: -3 = „sehr unangenehm“ bis 3 = „sehr angenehm“;

Erregung: 1 = „wenig aufregend“ bis 5 = „sehr aufregend“;

Buchstabenlänge: mindestens 4 Buchstaben bis maximal 6 Buchstaben;

Vorstellbarkeit: 1 = „wenig konkret“ bis 7 = „sehr konkret“;

Signifikanz im post hoc-Paarvergleich: * = p < 0,05; ** = p < 0,01; *** = p < 0,001

3.2.4 Stimuluspräsentation

Das im EEG etwa eine Stunde dauernde Experiment war in drei separate Durchgänge unterteilt, wo-bei immer mit der einfacheren zentralen Präsentation aufgehört wurde. Mit der Präsentationssoftware

„Presentation 14.5“ (Neurobehavioral Systems Inc., Albany, USA) wurde die Reihenfolge der zwei aufwendigeren VHF-Teile (passiv, aktiv) und jeweils drei separaten Stimulusblöcke über alle Pro-banden hinweg gegenbalanciert, um Sequenzeffekte zu verhindern.

Im passiv-peripheren Teil wurden demnach alle drei Stimulusklassen separat blockweise hinterei-nander präsentiert, wobei die Stimulusblockpositionen an sich über alle Probanden hinweg gegenba-lanciert wurden. Innerhalb jeder Stimulusklasse wurden die entsprechenden 150 Stimuli sowohl im LVF als auch im RVF komplett präsentiert (300 Durchgänge insgesamt). Gesichter, Gesten und Wör-ter wurden dabei vor einem weißen HinWör-tergrund auf einem 27,5-Zoll-LCD-Monitor (Hanns.G HG281DJ) präsentiert. Dabei wurde die Präsentationsreihenfolge der Stimuli randomisiert, mit der zusätzlichen Bedingung, dass dieselbe VHF oder Valenz nicht mehr als dreimal hintereinander prä-sentiert wird (Herbert et al., 2008). Jeder Stimulus in dieser randomisierten Sequenz wurde 150 ms lang präsentiert. Das ISI betrug immer zwischen 1000 und 1300 ms. Ein Fixationskreuz wurde dabei durchgehend mittig eingeblendet, um es für die Probanden leichter zu machen, die instruierte zentrale Fokussierung dauerhaft aufrecht zu erhalten. Jeder Stimulus wurde mit einer Exzentrizität von 10.31°

(16,38 cm, 530 Pixel) peripher vom Bildschirmzentrum bis zum Zentrum des präsentierten Bildsti-mulus präsentiert. Die Kopfposition der Probanden wurde durch eine Kinnstütze mit einer Distanz von 90 cm zum PC-Monitor stabilisiert.

Im aktiven-peripheren Durchgang verlief die Stimulation nach denselben Regeln und Bedingungen wie bei dem passiv-peripheren, jedoch wurden die Probanden zusätzlich durch die Zählaufgabe kog-nitiv belastet. Die Probanden mussten hier die Fixationskreuzfarbwechsel (orange, schwarz) für jede Stimulusklasse zählen, die sich alle 8 bis 12 Präsentationen vollzogen (insgesamt jeweils 29 Farb-wechsel). Ihre Zahl wurde nach jedem Stimulusblock erfragt und wurde als Manipulations-Check notiert (siehe 4.1).

Für die zentrale Präsentation galten dieselben Bedingungen, außer dass die VHF-Dimension wegfiel und somit sämtliche Präsentationen zentral jeweils einmalig bei 0° stattfanden. Hierbei ersetzten die zentralen Stimuli kurzfristig das zentrale Fixationskreuz, welches ansonsten ebenso immer sichtbar blieb.