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Stand der Markteinführung

Im Dokument 114/2021 (Seite 42-45)

3 Serielle Sanierung in Europa – Stand der Markteinführung

3.1 Niederlande

3.1.3 Stand der Markteinführung

Die Idee für Energiesprong stammt aus dem Jahr 2010 und im gleichen Jahr wurden von der niederländischen Regierung umfangreiche Mittel18 zur Verfügung gestellt, um das

Marktentwicklungsprogramm „Energiesprong“ zu entwickeln, das sich zunächst aus einer Anzahl kleinerer Teilprojekte zusammensetzte (z.B. Lokaal Alle Lichten Op Groen, Slim en Snel, Ons Huis verdient het) Die erste Volumenvereinbarung zwischen Wohnungsbaugesellschaften und Bauunternehmen wurde im Juni 2013 geschlossen. Das offizielle Energiesprong-Projekt ist in den Niederlanden zum 31. Dezember 2016 beendet worden. Mit dem staatlich geförderten Projekt wurde die erste Innovationsphase der Idee auf den Weg zur Markteinführung begleitet.

Die Idee und ihre Umsetzung werden seitdem von dem Netzwerk Stroomversnelling

weitergeführt. Die darin engagierten Akteure (insbesondere soziale Wohnungsbaugesellschaften und Bauunternehmen/ Lösungsanbieter) fördern unter anderem das so genannte

Marktentwicklungsteam (Market Development Team, MDT), das ähnliche Aufgaben wahrnimmt, wie zuvor Energiesprong.

An dem Volumen-Deal von 2013 waren die vier größten Bauunternehmen (BAM, Ballast Nedam Dura Vermeer, VolkerWessels) und sechs soziale Wohnungsbaugesellschaften (Lefier, Portaal, Stadlander, Tiwos, Woonward und Wonen Limburg) (Oostra, et al., 2016; Tappeser, 2018) aus den Niederlanden beteiligt. Der Umfang dieses Deals umfasste die Sanierung von 11.000 Wohneinheiten auf Nullenergieniveau. Bei erfolgreicher Durchführung würden dann weitere 100.000 Wohneinheiten dazukommen – dazu haben sich 21 weitere soziale

Wohnungsbaugesellschaften bekannt. Diese erste Vereinbarung war die Grundlage für die Entwicklung des Marktes in den Niederlanden. Im Rahmen dieser Vereinbarung wurden lediglich die maximalen Sanierungskosten, das zu erreichende Energiesparniveau, die

16 Zum Vergleich: Der Anteil des sozialen Wohnungsbaus am deutschen Gebäudebestand ist bedeutend geringer, sinkt kontinuierlich und liegt in 2018 mit rund 1,15 Millionen Häusern bei 6 Prozent (statista.de, 2018).

17 Siehe Potenzialanalyse E=0 Projekt sowie EU Building Stock Observatory; https://www.government.nl/topics/housing/rented-housing; (Tappeser, 2018)

18 So gingen 40 Millionen Euro an die ehemalige “Stuurgroep Experimenten Volkshuisvesting”, die dann in die Plattform 31 überführt wurde, die mit ersten Experimenten die Energiesprong-Idee vorantrieben.

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Einspargarantie und die Sanierungsdauer festgelegt. Ziel ist es, Wohneinheiten zu einem Preis von nicht mehr als 50.000 € auf ein Nettonullniveau zu sanieren. Bei einem angenommenen Markt von 3 Millionen Wohneinheiten ergibt sich daraus ein Marktvolumen von 150 Mrd. Euro in den nächsten 20 Jahren (E=0 Project, 2017).

Bis Ende 2019 wurden in den Niederlanden 3.819 Sanierungen sowie 7.406

Nullenergieneubauten nach dem Energiesprong-Prinzip durchgeführt (Stroomversnelling, 2020). Nach Expertenschätzungen werden ein Prozent aller Sanierungen derzeit als Nullenergiesanierungen realisiert. Vier Prozent aller neuen Gebäude wurden 2019 als

Nullenergiegebäude erstellt, für 2020 wird eine Steigerung auf 5,7 Prozent erwartet. Obwohl die Zahl der Nettonullsanierungen steigt, ist die Umsetzung langsamer als geplant. Ein Vergleich der letzten Monitoringberichte von Stroomversnelling (2020) zeigt, dass die jeweils geplanten Projekte bis zum Ende des Jahres doch nicht vollständig umgesetzt wurden (siehe Abbildung 3).

Abbildung 3: Realisierte NOM-WE Neubau und Sanierungen pro Jahr (inkl. Prognose 2020)

Quelle: Eigene Darstellung nach Marktmonitor nul-op-de-meter (Stroomversnelling, 2020)

Um die Anzahl der Sanierungen schneller skalieren zu können wurden regionale Ansätze entwickelt. Vier große Regionen wurden dabei unterstützt, regionale Volumendeals

auszuhandeln, so gibt es beispielsweise in Friesland die Absicht, 15.000 Gebäude zu sanieren.

Dieses regionale Programm steht allerdings noch am Anfang und es gibt bisher keine Resultate zu verzeichnen.

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Trotz des Zuspruchs für das neue Geschäftsmodell wurde das Sanierungsziel – sowohl was die Anzahl als auch was die Kostenreduktionen angeht – in den Niederlanden bisher nicht erreicht.

Allerdings ist der Business Case positiv, so dass sich die Sanierungen für die beteiligten Akteure lohnen und sich ein Markt entwickelt hat, der allerdings noch kein Massenmarkt ist. Der

derzeitige Entwicklungsstand wird von den insbesondere im Rahmen des

Marktentwicklungsteams aktiven Experten als zweite Phase im Innovationsprozess bezeichnet, der allerdings noch nicht die kritische Masse aus der Nische heraus in den regulären Markt geschafft hat. Wenn 25 Prozent des Marktes aktiviert wurden, könne man davon ausgehen, dass die Markteinführung gelungen ist, so die Experten (siehe auch Abbildung 4).

Abbildung 4: Entwicklung eines Produktes von der Nische zum Massenmarkt

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Transition Zero Project (Transition Zero, 2018)

Auch wenn der Markt derzeit noch als fragil wahrgenommen wird, kann die Frage nach den Erfolgsaussichten der vollständigen Markteinführung als überwiegend positiv eingeschätzt werden, nicht zuletzt aufgrund neuerer politischer Veränderungen (Ausstieg aus der

Gasförderung und -nutzung) und der bereits getätigten Investitionen in diesem Bereich, die ein starkes politisches Bekenntnis zu diesem Geschäftsmodell implizieren. Laut Expertenaussagen hat jedes größere Bauunternehmen ein Produkt für den Nullenergiegebäudemarkt erstellt. In dieser Phase der Markteinführung ist allerdings weitere Unterstützung nötig.

Interviews mit niederländischen Bauunternehmern haben gezeigt, dass dem Neubaubereich eine wichtige Rolle auch für das Wachsen des Sanierungsmarktes zukommt. So sind einige Unternehmen (bestätigt für VolkerWessels und Dijkstra Draisma) aufgrund der geringen Sanierungsauftragslage dazu übergegangen, ihre Produktionskapazitäten für serielle Vorfertigung für Nettonull-Neubauten zu nutzen. Das ermöglicht Ihnen, in Zukunft auch weiterhin im Sanierungsbereich aktiv zu sein, solange die produzierten Module auch für beide Bereiche einsetzbar sind.

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Grundsätzlich gibt es nicht das eine Energiesprong-Geschäftsmodell. Vielmehr wird der Ansatz von jedem Unternehmer individuell interpretiert, einige erzielen Kostenreduktionen durch Lohnkosteneinsparungen, andere nutzen Fördermittel stärker und wieder andere haben sich für modulare Sanierungen entlang eines Renovierungsfahrplanes entschieden. Technologische Entwicklungen, die sich in verschiedenen Geschäftsmodellen einsetzen lassen werden entsprechend als sinnvoll erachtet.

Im Dokument 114/2021 (Seite 42-45)