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Reduzierung Energieverbrauch

Im Dokument 114/2021 (Seite 90-95)

4 Monitoring von Zielindikatoren

4.2 Reduzierung Energieverbrauch

Um eine qualitativ hochwertige Sanierung auf Nullenergieniveaus abzusichern, ist in den Niederlanden der NOM-keur (nul op de meter, NOM) –Industriestandard entwickelt worden. Er zertifiziert seit 2017 Unternehmen, die Nullenergiesanierungen gemäß

Energiesprong-Anforderungen durchführen. NOM-keur enthält technische Spezifikationen aber auch eine Standardformulierung für die Leistungsgarantie des Gesamtproduktes.

Unabhängig von diesem Industriestandard bedeutet eine NOM-Sanierung, dass das Haus im Jahressaldo genauso viel (oder mehr) Endenergie produziert, wie es sowohl für Gebäude- als auch gebrauchsgebundene Energie inklusive Heizung, Warmwasser, Belüftung,

Regelungstechnik und Haushaltsstrom verbraucht.

Auf Basis von Evaluationsberichten mehrerer niederländischer Modellvorhaben, die gemäß NOM-Standard umgesetzt, wurden, lässt sich eine Erreichbarkeit des Nullenergieniveaus analysieren und bewerten. Grundsätzlich lässt sich dabei festhalten: Einem leicht höheren Energiebedarf für Raumwärme gegenüber den Bedarfsberechnungen standen auch

entsprechend höhere Solarerträge gegenüber, so dass im Durchschnitt tatsächlich ein Nettonull-Niveau erzielt werden konnte.

Monitoring Niederlande und Rebound

Im Jahr 2017 wurde eine umfassende Erhebung der ersten größeren Sanierungsprojekte in den Niederlanden durchgeführt. Sie zeigt, dass die sanierten Wohneinheiten real im Durchschnitt in den ersten Jahren Plusenergiehäuser waren, die Planung hingegen einen leichten

Mehrverbrauch gegenüber der Erzeugung bilanzierte. Von den 634 bis dato sanierten Wohneinheiten wurde die Planung von 613 erfasst, wovon für 154 Sanierungen auch die tatsächlichen durchschnittlichen jährlichen Verbrauchsdaten vorlagen.

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Tabelle 6: Durchschnittliche jährliche Energiebilanz (geplant und tatsächlich) von nach dem Energiesprongprinzip sanierten Wohneinheiten in den Niederlanden

Energieerzeugung /-verbrauch geplant (für 613 WE) in kWh im Durchschnitt pro Wohnung

tatsächlich (für 154 Wohnungen) in kWh im Durschnitt pro Wohnung

Erzeugung PV-Strom +5.773 +6.322

Energieverbrauch

Strom -2.581 -2.518

Warmwasser -197 -198

Raumheizung -3.375 -3.237

Bilanz -380 +369

Quelle: Stroomversnelling (Stroomversnelling, 2017)

Neben dieser breiteren Erhebung liegen außerdem Monitoringdaten für ausgewählte Projekte in den Niederlanden vor. Sie zeigen den Unterschied zwischen den vertraglich festgelegten

(angenommenen) und den gemessenen Verbrauchs- und Erzeugungsdaten (klimabereinigt). Die Daten zeigen, dass jedes Projekt individuelle Verbrauchsmuster auch aufgrund

verhaltensspezifischer Verbräuche zeigt. Während beide aufgeführten Projekte in der

tatsächlichen Messung einen Nettonullverbrauch aufweisen und die tatsächliche Erzeugung in den ersten Jahren höher als geplant war, zeigen die klimabereinigten Daten von Tilburg, dass es einen Mehrverbrauch für Raumwärme gab.

92 Abbildung 16: Monitoring Projekt Heerhugowaard

Quelle: Eigene Darstellung (BPIE) nach Borsboom, W. (Borsboom, 2016); Durchschnittlicher Jahresenergieverbrauch / -erzeugung von 46 Wohnungen.

93 Abbildung 17: Monitoring Projekt Tilburg

Quelle: Eigene Darstellung (BPIE) nach Borsboom, W. (Borsboom, 2017) .

Das Energiesprong-Prinzip enthält durch die vertraglich festgelegten Energiekontingente einen Anreiz, den Energieverbrauch gering zu halten. Jeder Mehrverbrauch schlägt sich in einer separaten Energierechnung nieder, so dass der Rebound-Effekt voraussichtlich gering ausfällt.

Dies wird von den Monitoringergebnissen weitgehend gestützt.

Hochrechnung Energieeinsparung

Unterstellt, dass das Ziel des Nullenergieniveaus in der Jahresbilanz bei Vorhaben mit Energiesprong-Sanierung regelmäßig erreicht wird, sind die Energieeinsparungen gut zu errechnen. Hierzu sind zunächst die Energieverbräuche der unsanierten Gebäude zu ermitteln:

Im Rahmen der EU-Projekte TABULA „Typology Approach for Building Stock Energy Assessment“ und EPISCOPE „Energy Performance Indicator Tracking Schemes for the Continuous Optimisation of Refurbishment Processes in European Housing Stocks“, die zwischen 2015 und 2016 abgeschlossen wurden, wurde eine Gebäudetypologie für 20 europäische Länder erstellt und anhand der jeweiligen Gebäudetypen die Energieverbräuche des unsanierten Bestandes sowie energetische Sanierungsvarianten aufgezeigt. Die Daten sind im statistischen Sinn repräsentativ und können für unterschiedliche Gebäudetypen für die Ermittlung von Energiesparpotenzialen verwendet werden. Die Daten sind über eine Online-Datenbank abrufbar. 55

55 Quelle Tabula Web-Tool: http://webtool.building-typology.eu/#bm (EPISCOPE, 2016)

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Legt man in den Niederlanden unsanierte Reihenhäuser der Baujahre 1965 bis 1974 zugrunde, die typischerweise für Energiesprong-Projekte ausgewählt wurden, werden diese mit einem spezifischen Endenergieverbrauch von rund 152 kWh/m2a angegeben. Nach einer Sanierung mit Maßnahmen, die in etwa dem Energiesprong Standard entsprechen, erreichen die Gebäude einen spezifischen Heizenergiebedarf von rund 37 kWh/m2a ohne Wärmerückgewinnung bzw.

nur 13,5 kWh/m2a, wenn die Wärmerückgewinnung einberechnet wird. Die Wärmepumpe benötigt laut der Datenbank für die Heizenergie und Warmwasserbereitung laut 16,5 kWh/m2a elektrische Endenergie, die bei den Energiespronggebäuden mit einer PV-Anlage erzeugt werden.

Nach Angaben des aktuellen Monitoringberichts von Stroomversnelling erreichten 68 % aller Gebäude, bei denen die Energiedienstleistungsgebühr EPV (siehe auch Kap. 3.1.8) in Anspruch genommen wurde, nach der Sanierung einen thermischen Energieverbrauch für Heizen und Warmwasserbereitung von unter 30 kWh/m2a. Weitere 25 % hatten einen Wert zwischen 30-40 kWh/m2a (Abbildung 18). Dies deckt sich auch gut mit den Daten der Tabula Datenbank, da die Wärmemenge von Wärmepumpen und Anlagen bereitgestellt wird. Zusätzlich stellen PV-Anlagen, wie vertraglich vereinbart, 2.500 kWh Haushaltsstrom zur Verfügung. Bei einer durchschnittlichen Größe von 87 m2 je Wohneinheit ergibt sich somit eine Endenergieersparnis von rund 15.700 kWh pro Jahr je Wohneinheit. Bei insgesamt 3.819 Wohneinheiten, die bis Ende 2019 saniert wurden, ergibt sich eine Gesamtersparnis von rund 60 GWh Endenergie pro Jahr.

Die Gebäude in Frankreich haben einen schlechteren energetischen Standard als die Gebäude in den Niederlanden. Für infrage kommende Gebäudetypen z. B. des Typs Mehrfamilienhaus, Baujahr 1949 bis 1967 ist in der Tabula-Datenbank ein spezifischer Endenergieverbrauch von rund 240 kWh/m2a hinterlegt. Somit könnten pro Jahr bis zu 19.000 kWh pro Wohneinheit eingespart werden. In Frankreich und Großbritannien wurden bislang noch keine Monitoring Berichte von Energiesprong-Projekten veröffentlicht. Die Energieverbrauchswerte des

Bestandes in Großbritannien sind den Werten von Frankreich sehr ähnlich. Somit kann man für Großbritannien das Einsparpotenzial ebenfalls auf rund 19.000 kWh Endenergie pro

Wohneinheit schätzen. Hinzu kommt in Großbritannien die garantierte Menge von 2.300 kWh für den Haushaltsstrom.

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Abbildung 18: Energetische Standards bei Renovierungsprojekten in den Niederlanden: Anteil der Inanspruchname verschiedener EPV-Kategorien

Quelle: Eigene Darstellung nach Marktmonitor nul-op-de-meter (Stroomversnelling, 2020)

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