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Städtische Arbeitsmärkte im internationalen Vergleich

4 Ausgewählte Forschungsergebnisse

4.2 Städtische Arbeitsmärkte im internationalen Vergleich

Der Wiener Arbeitsmarkt nimmt in Öster-reich eine Sonderstellung ein. Wien ist von Bedingungen und Entwicklungen gekenn-zeichnet, die ganz im Unterschied zu ländlich und kleinstädtisch strukturierten Räumen Gemeinsamkeiten mit interna-tionalen Metropolen aufweisen. Eine ver-gleichende Analyse der Arbeitsmärkte und Arbeitsmarktpolitiken europäischer Groß-städte trägt dazu bei, Erkenntnisse über zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten der Wiener Arbeitsmarktpolitik zu gewinnen.

Die Studie, deren zentrale Befunde im Folgenden resümiert werden, fokussiert auf Wien, Amsterdam, Berlin, Bratislava, Hamburg und Helsinki.

Wien

Während zwischen 1991 und 2001 die Bevölkerungszahl nahezu konstant blieb, erzwang die Entwicklung der Alters-struktur, die Integrationsbemühungen vor-nehmlich auf die Gruppe der Älteren und Jugendlichen zu konzentrieren. Dies fand Niederschlag in der instrumentellen Aus-richtung der Arbeitsmarktpolitik auf diese

Zielgruppen. Zumal der Anteil der Aus-länderInnen an der Bevölkerung und den Arbeitslosen in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist, wurden zudem Maßnahmen eingeführt, die speziell auf MigrantInnen ausgerichtet sind. Im Jahr 2002 war rd. ein Viertel der österreichischen Unternehmen in Wien angesiedelt. Der Strukturwandel bedingte deutliche Verlagerungen von der Sachgüterproduktion zum tertiären Sektor.

Trotz der dynamischen Wirtschaftsent-wicklung waren im Jahr 2002 weniger Unternehmen und unselbstständig Be-schäftigte zu zählen als 1995. Der auch weiterhin aktuelle Anstieg der 45- bis 64-jährigen ArbeitnehmerInnen betont auch die künftige Bedeutung von Älteren für den Wiener Arbeitsmarkt. Wien ist von einer hohen EinpendlerInnenzahl gekennzeich-net. Auf Grund der Nähe zu Ungarn, der Tschechischen und Slowakischen Repub-lik ist davon auszugehen, dass bei voll-ständiger Arbeitnehmerfreizügigkeit nach der vereinbarten Übergangsfrist die Zahl der TageseinpendlerInnen aus diesen Ländern steigen wird. Der hohe Anteil Niedrigqualifizierter unter den Arbeitslosen zeigt die Wichtigkeit des Angebots an Qualifizierungsmaßnahmen und erklärt die entsprechende explizite Zielsetzung der Wiener Arbeitsmarktpolitik. Die Wiener Arbeitsmarktpolitik leitet sich von den bundesweiten Vorgaben ab und wird durch zusätzliche Programme ergänzt. Eine besondere Zielsetzung ist dabei die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit.

Diese soll - neben den bereits angeführten Strategien - auch durch die Verbesserung KMU Forschung Austria in Kooperation

mit EIM Business & Political Research, SBI Turku School of Economics, Institut für Mittelstandsforschung und NADSME, Städtische Arbeitsmärkte im interna-tionalen Vergleich, Studie im Auftrag des WAFF, Wien, September 2004; http://bis.

ams.or.at/forschungsnetzwerk/images/

StadtArbeitsmarkt_lang.pdf

der Attraktivität des Wirtschaftsstandortes erfolgen. Zur Flankierung der Arbeitsmarkt-strategie wird ein breites Spektrum an Maßnahmen zur Stärkung des Standortes eingesetzt. Besondere Aufmerksamkeit kommt insbesondere dem Gender Main-streaming (Verbesserung der Zugangs-bedingungen, Beratung, Kinderbetreuungs-hilfen) und regionalen Kooperationen (Vienna Region) zu. Die großteils national finanzierten Maßnahmen erhalten teil-weise finanzielle Unterstützung durch den Europäischen Sozialfonds (ESF).

Amsterdam

Amsterdam war zwischen 1991 und 2001 hingegen von einem Bevölkerungswachs-tum gekennzeichnet. Ähnlich wie in Wien zeigt sich auch hier die wachsende Bedeutung der älteren Bevölkerung (der 45- bis 64-Jährigen). Zwischen 1999 und 2002 ist sowohl die Anzahl der in Amsterdam ansässigen Unternehmen als auch jene der Beschäftigten deutlich ge-stiegen, was in erster Linie auf den Sektor

Verkehr zurückzuführen war. Wegen des hohen AusländerInnenanteils an der Bevölkerung, den Beschäftigten und Arbeitslosen (der teilweise auf die für die Niederlande spezifische Definition von

"AusländerIn" zurückzuführen ist) stellt die Reduktion von sprachlichen Defiziten eine explizite Zielsetzung der Arbeitsmarkt-politik dar. Die betonte Qualifizierungs-strategie, die insbesondere auch auf die Förderung beruflich-praktischer Erfah-rungen zielt, steht mit dem hohen Anteil an Niedrigqualifizierten unter den Arbeitslosen im Einklang.

Berlin

Berlin befindet sich in relativer Nähe zu größeren Städten in Polen und dürfte dies-bezüglich in Zukunft vor ähnlichen Her-ausforderungen stehen wie Wien.

Zwischen 1991 und 2001 ist die Zahl der EinwohnerInnen Berlins zurückgegangen, der Anteil der AusländerInnen hingegen gestiegen. Wie in Wien nimmt auch in Berlin die Zahl der älteren EinwohnerInnen

60,1

64,9

76,1

66,5 67,2

0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0

Berlin Hamburg Noord-Holland

(NUTS II-Region)

Wien Bratislava

(NUTS II Region) Quelle: Eurostat New Cronos lmemp_r/lf2emprt/Y15_64

Beschäftigungsquoten im Jahr 2002 in %

Ausgewählte Forschungsergebnisse

und ArbeitsnehmerInnen zu, jene der Jüngeren ab. Die Bedeutung arbeitsmarkt-politischer Maßnahmen für die Zielgruppe der AkademikerInnen entspricht dem steigenden Anteil der AkademikerInnen an der Bevölkerung bzw. unter den Arbeits-losen. Die Wirtschaftsentwicklung Berlins war zwischen 1999 und 2002 von einer konstanten Zahl an Unternehmen, aber von einer rückläufigen Bruttowert-schöpfung, sinkenden Beschäftigten-zahlen und einer steigenden Zahl an Arbeitslosen gekennzeichnet. Die Berliner Arbeitsmarktpolitik orientiert sich stark an der Umsetzung der Bundespolitik, die der-zeit einer Reform unterzogen wird (Hartz-Gesetze). Neben der Wirtschaftsförderung (Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmen und Unternehmens-gründungen) zielt die Berliner Arbeits-marktpolitik auf die Qualifizierung der Beschäftigten und Gender Mainstreaming.

Maßnahmen werden zur Integration in den Arbeitsmarkt, zur Stärkung des Standortes

(Qualifizierungsverbünde und Innovations-assistenzen) und zur Unterstützung der Mobilität der Arbeitskräfte (z.B. Förderung von Jobrotation) gesetzt, die teilweise auch überregional Anwendung finden und vom ESF kofinanziert werden. In Zukunft soll neben einer stärkeren marktwirt-schaftlichen Orientierung der Arbeitsmarkt-politik vor allem eine größere Betriebsnähe der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen erreicht werden.

Bratislava

Wie Wien liegt Bratislava im Vierländereck Österreichs, Ungarn, der Tschechischen und Slowakischen Republik. Auch sind hier - wie in Wien - rd. ein Viertel der Arbeit-nehmerInnen des Landes beschäftigt.

Bratislava wies zwischen 1990 und 2001 einen Rückgang der Bevölkerungszahl um 4% auf. Auch in Bratislava zeigt sich im letzten Jahrzehnt ein Anstieg der älteren Bevölkerung. Mit einer Akademiker-Innenquote von rd. einem Viertel weist die

15,9

8,3

2,7

7,2

8,7

5,6 20,1

9,6

2,8

11,1

18,4

10,9

0 5 10 15 20 25

Berlin Hamburg Groot-Amstdam

(NUTS III-Region)

Wien Bratislava

(NUTS II-Region)

Uusimaa (NUTS III, Region Helsinki) gesamt

< 25 Jahre

Quelle: Eurostat New Cronos lmun_r/un3rt

Arbeitslosenquoten insgesamt und Jugendarbeitslosenquoten im Jahr 2002 in %

Bevölkerung in Bratislava ein hohes Bildungsniveau auf. Entgegen dem landesweiten Trend kam es in Bratislava zwischen 1999 und 2002 zu einem Rückgang der Unternehmenszahl. Die bestehenden Unternehmen sind jedoch von einer guten wirtschaftlichen Ent-wicklung gekennzeichnet, nicht zuletzt rückführbar auf den Zufluss ausländischer (Direkt-)Investitionen. Die geografische Lage macht Bratislava für Arbeitskräfte aus anderen slowakischen Regionen und MigrantInnen aus anderen osteuropä-ischen Staaten attraktiv. Die Arbeitslosen-quote von Bratislava liegt deutlich unter dem nationalen Durchschnitt. Wegen der relativ geringen Arbeitslosigkeit gibt es keine spezifische Arbeitsmarktpolitik. Es wird ausschließlich die nationale Politik verfolgt. Zielsetzungen sind hier die Vollbeschäftigung (durch Aktivierung der Arbeitslosen, Qualifizierung und Vermitt-lung) und die Schaffung von Rahmen-bedingungen für das Entstehen und die Sicherung von Unternehmen. Zur Aus-schöpfung der EU-Fördermittel für 2004 bis 2006 wurde bereits vor dem EU-Beitritt der Slowakischen Republik ein Planungs-dokument erstellt. Entsprechende Maß-nahmen werden seit dem EU-Beitritt umgesetzt. Zudem werden überregionale Aktivitäten im Rahmen von INTERREG bzw. PHARE CBC (Stichwort: Kooperation Wien/Bratislava) gesetzt. Ein künftiger Schwerpunkt der Arbeitsmarktpolitik von Bratislava wird u.a. in der Verbesserung des Aus- und Weiterbildungssystems liegen.

Hamburg

Hamburg war zwischen 1991 und 2001 von einem Bevölkerungswachstum ge-kennzeichnet. Die Altersstruktur der Arbeit-nehmerInnen zeigt, dass auch hier künftig das Thema "Ältere" an Bedeutung ge-winnen wird. Schon jetzt werden Maß-nahmen mit dem Ziel der Integration Älterer in den Arbeitsmarkt gesetzt. Wäh-rend die Zahl der in Hamburg ansässigen Unternehmen nahezu konstant geblieben ist, ist die Beschäftigung zwischen 1999 und 2002 um rd. 4% gestiegen und die Zahl der Arbeitslosen in diesem Ausmaß gesunken. Der AusländerInnenanteil an den Arbeitslosen ist in Hamburg deutlich höher als an der Bevölkerung und den Erwerbstätigen. Die Arbeitsmarktpolitik um-fasst dementsprechend Maßnahmen, die sich an Personen mit Migrationshinter-grund richten. Die Hamburger Arbeitsmarkt-politik orientiert sich stark an der Bundes-politik, legt allerdings einen besonderen Schwerpunkt auf marktwirtschaftliche Steuerungsinstrumente, klare Ziele und eine Überprüfung der Träger (Schlagworte

"Effizienz und Effektivität"). Zudem wird v.a. die Qualifizierung der Arbeitskräfte, die Beschäftigung langzeitarbeitsloser und schwervermittelbarer Personen sowie die Förderung von Unternehmen und Neu-gründungen angestrebt. Die Maßnahmen zur Integration in den Arbeitmarkt und zur Unterstützung der Mobilität der Arbeits-kräfte (z.B. transnationale Programme für Jungerwachsene), zur Stärkung des Stand-ortes sowie des Gender Mainstreaming (z.B. Förderung familienbewusster Personal-politik) werden teilweise durch Mittel des ESF kofinanziert.

Ausgewählte Forschungsergebnisse

Helsinki

Helsinki weist eine relative Nähe zum neuen baltischen EU-Mitgliedstaat Estland auf. Im Vergleich zu den betrachteten Städten weist Helsinki in den letzten Jahren das größte Bevölkerungswachstum auf. Die EinwohnerInnen verfügen über ein überaus hohes Bildungsniveau. Mit einem AusländerInnenanteil an der Bevölkerung von rd. 5% im Jahr 2001 liegt Helsinki deutlich hinter den anderen Metropolen.

Allerdings hat sich der Anteil innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt. Ein ähn-liches Bild zeigt sich in Bezug auf die aus-ländischen ArbeitnehmerInnen sowie den AusländerInnenanteils an den Arbeits-losen. Die Förderung eines guten Verhält-nisses zwischen den ethnischen Gruppen wird als eine der Zielsetzungen der Arbeitsmarktpolitik Helsinkis angeführt und zahlreiche Maßnahmen werden für die Zielgruppe der MigrantInnen angeboten.

Sowohl die Zahl der Unternehmen als auch der Beschäftigten ist zwischen 1995 und 2001 um mehr als ein Viertel gestiegen. Dabei zeigt sich wie in Wien -ein deutlicher Strukturwandel hin zum tertiären Sektor. Hinsichtlich der Anteile der 45- bis 64-Jährigen unter den Beschäftigten und Arbeitslosen steht

Helsinki vor ähnlichen Herausforderungen wie Wien. Zwischen 1995 und 2001 kam es in Helsinki wie generell in Finnland zu einem signifikanten Rückgang der Arbeits-losenzahlen. Davon profitierten vor allem Langzeitarbeitslose. Entsprechend werden auch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen gesetzt wie die Förderung von Unter-nehmen, die Langzeitarbeitslose ein-stellen. Wie in Wien ist ein großer Teil der Arbeitslosen niedrig qualifiziert, weshalb Qualifizierung eine zentrale Zielsetzung der Arbeitsmarktpolitik darstellt. Gegen-wärtig wird eine spezifisch städtische Arbeitsmarktstrategie vorbereitet. Das wichtigste Ziel der finnischen Arbeits-marktpolitik liegt generell in der Erhöhung der Beschäftigung etwa durch Motivierung von ArbeitnehmerInnen und Arbeitgeber-Innen, Arbeitsvermittlung und Qualifikation.

Die arbeitsmarktpolitischen Akteure setz-ten Maßnahmen im Bereich der Arbeits-marktintegration, der Stärkung des Stand-ortes (Beratung und Schulung von UnternehmerInnen) und der (über-) regionalen Arbeitsmarktaktivitäten; dabei wird schwerpunktmäßig auf Gender Mainstreaming gesetzt (z.B. durch ein UnternehmerInnen-Netzwerk).

Schulungen durch das Arbeitsmarktservice

absolut in % PERSONEN in SCHULUNG

dav. Männer

absolut in % Lehrstellensuchende

dav. Männer Frauen

Gemeldete offene Lehrstellen

5.375

absolut in % ARBEITSKRÄFTEPOTENTIAL 3.444.380 + 19.542 + 0,6 UNSELBSTÄNDIG BESCHÄFTIGTE

unselbst. Beschäftigte - bereinigt um DLU-Bezüge unselbständig aktiv Beschäftigte*

3.200.500 SELBSTSTÄNDIG BESCHÄFTIGTE*** 378.869 + 4.176 + 1,1 GERINGFÜGIG BESCHÄFTIGTE** Beschäftigungsquote nach EUROSTAT**** 69,2% 0,0

VORGEMERKTE ARBEITSLOSE Vorgem.arbeitslose InländerInnen Vorgem.arbeitslose AusländerInnen

Vorgem.Arbeitslose im Alter v. 15-24 Jahre dav. 15-19 Jahre

Vorgem.Arbeitslose im Alter v. 50 u. m. Jahre

243.880 Zugänge in Arbeitslosigkeit

Abgänge aus Arbeitslosigkeit

Verweildauer in Arbeitslosigkeit (in Tagen) Bestand an Langzeitarbeitslosen >12 Monate

864.170 ARBEITSLOSENQUOTE (Registerquote) 7,1% + 0,1

GEM. OFFENE STELLEN STELLENANDRANG

23.774 10,3

+ 2.058

- 0,8 + 9,5 Arbeitslosenquote nach EUROSTAT 4,5% + 0,2

Veränd. geg. dem Vorjahr

Veränd. geg. dem Vorjahr

Veränd. geg. dem Vorjahr