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In Tabelle 2.1 sind die Börsen gelistet, an denen in den USA Futureskon-trakte gehandelt werden.1 Am Ende des Buches findet sich eine Liste mit Futuresbörsen in anderen Ländern. Bei der Abfassung eines neuen Kontrak-tes muss die Börse den Vertrag zwischen den beiden Parteien detailliert und genau spezifizieren. Insbesondere muss sie den Vermögenswert, die Kon-trakteinheit (wie viel vom Vermögenswert im Rahmen eines Kontraktes zu liefern ist) sowie Ort und Datum der Lieferung angeben. Manchmal werden Alternativen für die Qualität des zu liefernden Vermögenswertes oder für den Lieferort spezifiziert.

Generell gilt, dass die Partei mit der Verkaufsposition (die Partei, die den Vermögenswert vereinbarungsgemäß verkaufen will) bestimmt, was ge-schieht, wenn die Börse alternative Möglichkeiten spezifiziert. Ist die Partei mit der Verkaufsposition lieferbereit, reicht sie ein Ankündigungsschreiben bei der Börse ein. In diesem Schreiben gibt sie an, für welche Alternative hinsichtlich der Qualität des zu liefernden Vermögenswertes und Lieferortes sie sich entschieden hat.

1 Die Abkürzungen für die Börsen in Tabelle 2.1 sind die Abkürzungen, die auch die Börsen selbst verwenden. Zeitungen verwenden manchmal andere Abkürzungen.

Beispielsweise benutzt das Wall Street Journal CMX statt COMEX und CBT statt CBOT.

KAPITEL 2 Mechanismen der Futures- und Forwardmärkte 27

Tabelle 2.1: US-Börsen mit Futureshandel Chicago Board of Trade (CBOT)

141 West Jackson Boulevard Chicago, IL 60604

312-435-3500

Getreide und Ölsaaten, Metalle, Finanzti-tel, Chemikalien, Versicherungen Chicago Mercantile Exchange (CME) 30 South Wacker Drive

Chicago, IL 60606 312-930-1000

Abteilungen: International Monetary Mar-ket (IMM), Index and Option MarMar-ket (IOM)

Lebendvieh, Fleisch, Finanztitel, Holz Coffee, Sugar, and Cocoa Exchange (CSCE)

4 World Trade Center New York, NY 10048 212-938-2800

Nahrungsmittel und Fasern

Commodity Exchange, Inc. (COMEX) 4 World Trade Center

New York, NY 10048 212-938-2900

Metalle, Finanztitel

New York Futures Exchange (NYFE) 20 Broad Street

New York, NY 10005 212-656-4949

Finanztitel

New York Mercantile Exchange (NYMEX) 4 World Trade Center

New York, NY 10048 212-938-2222

Metalle, Mineralöl

Kansas City Board of Trade (KCBT) 4800 Main Street, Suite 303

Kansas City, MO 64112 816-753-7500

Getreide, Finanztitel

MidAmerican Commodity Exchange (MidAm)

444 West Jackson Boulevard Chicago, IL 60604

312-435-3500

Getreide und Ölsaaten, Lebendvieh, Fleisch, Metalle, Finanztitel

Minneapolis Grain Exchange (MGE) 400 South Fourth Street

Minneapolis, MN 55415 612-338-6212

Getreide, Nahrungsmittel und Fasern New York Cotton Exchange (NYCE) 4 World Trade Center

New York, NY 10048 212-938-2702

Abteilung: Financial Instruments Ex-change (FINEX)

Nahrungsmittel und Fasern, Finanztitel Chicago Rice and Cotton Exchange (CRCE)

444 West Jackson Boulevard Chicago, IL 60604

312-341-3078

Nahrungsmittel und Fasern

Philadelphia Board of Trade (PBOT) 1900 Market Street

Philadelphia, PA 19103 215-496-5165

Tochter der Philadelphia Stock Ex-change (PHLX)

Finanztitel

28 TEIL I Futures- und Forwardmärkte

DAS BASISOBJEKT

Ist der zugrundliegende Vermögenswert oder das Basisobjekt ein Rohstoff oder eine Ware, kann es große Qualitätsabweichungen am Markt geben. Es ist deshalb bei der Spezifizierung des Basisobjektes wichtig, dass die Börse die Qualität oder Qualitäten der Ware, die akzeptabel sind, angibt. Die New York Cotton Exchange spezifiziert das Basisobjekt seiner Orangensaft Futu-reskontrakte wie folgt:

US-Qualität A, mit einem Brix-Wert nicht unter 57 Grad, einem Ver-hältnis von Brix-Wert zu Säure nicht unter 13 zu 1 oder nicht über 19 zu 1, mit Färb- und Geschmacksfaktoren von jeweils mindestens 37 Skalenpunkten oder mehr und 19 für Fehler, mit einer Mindestbewer-tung von 94.

Die Chicago Mercantile Exchange spezifiziert in ihren Futureskontrakten für Holz mit Zufallslängen:

Jede Liefereinheit muss aus nominal 2 x 4 mit Zufallslängen von 8 Fuß bis 20 Fuß bestehen und mit dem Qualitätsstempel Construction und Standard, Standard und Besser oder # 1 und #2 versehen sein; auf keinen Fall aber darf der Anteil der Standard-Qualität oder #2 mehr als 50% betragen. Jede Liefereinheit ist in Kalifornien, Idaho, Monta-na, Nevada, Oregon, Washington, Wyoming oder Alberta oder British Columbia, Kanada, herzustellen und besteht aus den qualitätsgestem-pelten Holzarten westamerikanische Balsamtanne, Engelmannsfichte, kanadische Hemlocktanne, Murrays Kiefer und/oder amerikanische Weisskiefer.

Bei einigen Rohstoffen ist es möglich, eine ganze Bandbreite von Qualitäten zu liefern, aber der Preis, den der Lieferant dafür bekommt, wird dem Preis der gewählten Qualität angepasst. Beispielsweise ist an der Chicago Board of Trade bei Getreide Futureskontrakten die Qualität mit „No.2 Yellow"

angegeben, aber es sind Abweichungen möglich, die von der Börse festge-legt werden.

Die Finanztitel bei Futureskontrakten sind gewöhnlich gut definiert und eindeutig. So ist es beispielsweise nicht nötig, die Qualität des Japanischen Yen zu spezifizieren. Es gibt aber an der Chicago Board of Trade einige interessante Eigenschaften für Futureskontrakte auf Schatzobligationen (T-Bond) und Schatzanweisungen (T-Note). Basisobjekt eines T-Bond-Kontraktes ist immer eine langläufige US-Schatzobligation, die eine

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zeit von mehr als 15 Jahren hat und innerhalb der nächsten 15 Jahre nicht kündbar ist. Bei den T-Note-Kontrakten ist das Basisobjekt immer ein lang-läufiger T-Note, der bis zum Lieferdatum eine Laufzeit von mindestens 6,5 Jahren und höchstens 10 Jahren hat. In beiden Fällen hat die Börse eine Formel, mit der sie den erzielten Preis dem Kupon und dem Fälligkeitsda-tum der gelieferten Anleihe anpassen kann. Zinsfutures werden in Kapitel 6 diskutiert.

DIE KONTRAKTEINHEIT

Die Kontrakteinheit (Kontraktgröße, Kontraktmenge) spezifiziert die Menge des Basisobjektes, die im Rahmen eines einzigen Kontraktes zu liefern ist.

Das ist eine wichtige Entscheidung für die Börse. Ist die Kontrakteinheit zu groß, sind viele Investoren, die relativ kleine Risiken absichern oder relativ kleine spekulative Positionen wollen, nicht in der Lage, die Börse zu nutzen.

Ist die Kontrakteinheit hingegen zu klein, kann der Handel teuer werden, da jeder einzelne Kontrakt Kosten verursacht.

Die richtige Einheit für einen Kontrakt hängt eindeutig von dem potentiellen Nutzer ab. Während ein Futureskontrakt auf ein landwirtschaftliches Pro-dukt vielleicht einen Wert in der Größenordnung zwischen 10.000 $ bis 20.000 $ hat, ist der Wert einiger Financial Futures wesentlich höher. Bei-spielweise werden im Rahmen des an der Chicago Board of Trade gehandel-ten T-Bond-Kontraktes Instrumente mit einen Nennwert von 100.000 $ ge-liefert.

LIEFERVEREINBARUNGEN

Die Börse spezifiziert den Lieferort. Das ist vor allem für Rohstoffe wichtig, bei denen signifikante Transportkosten anfallen. Im Fall der Kontrakte auf Holz mit Zufallslängen spezifiziert die Chicago Mercantile Exchange den Lieferort wie folgt:

Auf der Schiene und zusammen in doppeltürigen geschlossenen Gü-terwagen oder, kostenlos für den Käufer, jede Einheit individuell in Papier verpackt und auf Plattformwagen geladen. Pari-Lieferung der kanadischen Hemlocktanne in Kalifornien, Idaho, Montana, Nevada, Oregon und Washington und in die Provinz British Columbia.

30 TEIL I Futures- und Forwardmärkte

Sind alternative Orte spezifiziert, wird der Preis, den die Partei mit der Ver-kaufsposition erhält, mitunter entsprechend dem von dieser Partei gewählten Ort angepasst. So kann bei einem an der Chicago Board of Trade gehandel-ten Mais Futureskontrakt nach Chicago, Burns Harbor, Toledo oder St.

Louis geliefert werden. Bei Lieferungen nach Toledo oder St. Louis gibt es jedoch einen Abschlag von 4 Cents je Bushel vom Kontraktpreis in Chicago.

LIEFERMONATE

Ein Futureskontrakt bezieht sich immer auf den Liefermonat. Die Börse muss den genauen Zeitraum innerhalb des Monats spezifizieren, in dem die Lieferung erfolgen kann. Bei vielen Futureskontrakten erstreckt sich die Lieferperiode auf den gesamten Monat.

Die Liefermonate variieren von Kontrakt zu Kontrakt und werden von der Börse entsprechend den Bedürfnissen der Marktteilnehmer ausgewählt. Bei-spielsweise haben Währungsfutures am International Money Market die Liefermonate März, Juni, September und Dezember; die an der Chicago Board of Trade gehandelten Mais Futures haben als Liefermonate den März, Mai, Juli, September und Dezember. Kontrakte gelten zu jedem gegebenen Zeitpunkt immer für den nächsten Liefermonat und eine Anzahl folgender Liefermonate. Die Börse spezifiziert, ab welchem Monat ein Kontrakt erst-mals gehandelt wird. Die Börse spezifiziert auch den Tag, an dem ein gege-bener Kontrakt zum letzten Mal gehandelt wird. Der Handel endet gewöhn-lich einige Tage vor dem letzten Tag, an dem die Lieferung erfolgen kann.

PREISNOTIERUNGEN

Der Futurespreis wird so notiert, dass er bequem und einfach zu verstehen ist. Beispielsweise werden Futurespreise für Rohöl an der New York Mer-cantile Exchange in DoHar je Barrel bis auf zwei Dezimalstellen (i. e. auf-oder abgerundet auf den nächsten Cent-Wert) notiert. Futurespreise fiir T-Bonds und T-Notes werden an der Chicago Board of Trade auf ein zwei-unddreißigstel eines Dollars genau in Dollar notiert. Die Mindestpreisbewe-gung, die es im Handel geben kann, entspricht der Art der Preisnotierung.

Bei Öl Futures wäre dies also 0,01 $ je Barrel und bei T-Bond-Futures und T-Note-Futures ein zweiunddreißigstel eines Dollar.

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MAXIMAL ZULÄSSIGE PREISBEWEGUNGEN

Die Börse spezifiziert für die meisten Kontrakten Preisschwankungslimits.

Fällt der Preis unter einen Betrag, der dem Tagespreislimit entspricht, hat der Kontrakt ein sogenanntes limit down. Steigt der Preis über das Limit, hat der Kontrakt ein sogenanntes limit up. Eine Limitbewegung ist eine Bewe-gung nach oben oder unten, die der Höhe des Tagespreislimits entspricht.

Normalerweise wird der Handel für einen Tag ausgesetzt, wenn der Kon-trakt über Limit oder unter Limit ist. In einigen Fällen hat die Börse das Recht, einzuschreiten und die Limits zu ändern.

Mit den Schwankungslimits sollen große Preisschwankungen als Ergebnis spekulativer Exzesse verhindert werden. Limits können jedoch zu einer künstlichen Handelsbarriere werden, wenn der Preis des Basisobjekts schnell steigt oder fallt. Ob Preisschwankungslimits im Nettoeffekt gut für den Futuresmarkt sind oder nicht, darüber gehen die Ansichten auseinander.

POSITIONSLIMITS

Ein Positionslimit spezifiziert die maximale Anzahl von Kontrakten, die ein Spekulant halten darf. Die Chicago Mercantile Exchange beispielsweise hat für ihre Kontrakte auf unterschiedlich langes Holz das Positionslimit bei 1.000 Kontrakten mit maximal 300 Kontrakten für einen Liefermonat fest-gelegt. Bona-Fide-Hedger sind von Positionslimits nicht betroffen. Die Li-mits sollen verhindern, dass Spekulanten einen unzulässigen Einfluss auf den Markt ausüben.