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2 Literaturübersicht

2.3 Hoden und Nebenhoden

2.3.4 Sonographie der Hoden

Indikationen zum Einsatz der Sonographie sind adspektorisch und palpatorisch erfassbare Abweichungen in Größe, Form oder Konsistenz der Hoden, die den Verdacht einer Erkrankung nahelegen (LÜERSSEN u. JANTHUR 2001). Weiterhin sind differenzierte Aussagen über Lage, Größe, Form und Binnenstruktur der untersuchten Organe möglich. Innerhalb des andrologischen Untersuchungsgangs sollte eine einmalige sonographische Untersuchung der Hoden routinemäßig erfolgen, um auch durch Adspektion oder Palpation nicht feststellbare Veränderungen zu erfassen.

2.3.4.1 Untersuchungstechnik

Zur Darstellung der Hoden beim Rüden eignen sich Linearschallköpfe und Sektorschallköpfe mit einer Frequenz von 7,5 MHz oder höher. Die Untersuchungen erfolgen am stehenden oder liegenden Tier in ventro-dorsaler und laterolateraler Richtung sagittal und transversal, sowie in kaudo-kranialer Richtung (ENGLAND 1991a

; EILTS et al. 1993). Die Ankopplung erfolgt bei laterolateraler Schallrichtung entweder direkt oder unter Nutzung des kontralateralen Hodens als Vorlaufstrecke (GERWING 1993a; LÜERSSEN u. JANTHUR 2001). An den erhaltenen Längs- und Querschnitten werden dann zur Messung der Hodengröße und zur Berechnung des Hodenvolumens die Länge, Höhe und Breite ermittelt. Die Formel für die Volumenberechnung (WUNDERLING u. HEISE 1980; ENGLAND 1996) entspricht der für die Ellipse: V [cm³ ] = π/6 x l x h x b

2.3.4.2 Sonographische Normbefunde der Hoden

Der intraskrotal gelegene Hoden besitzt eine längs- bzw. querovale Form. Die Oberfläche ist glatt begrenzt und liegt den Hodenhüllen direkt an. Diese zeichnen sich sonographisch als feine echogene Linie vom Parenchym des Hodens ab. Das Gewebe des gesunden Hodens stellt sich im Ultraschallbild bei mittlerer Echogenität homogen feinkörnig strukturiert dar (CARTEE u. ROWLES 1983; FEENEY et al. 1985;

ENGLAND 1991a; JOHNSTON et al. 1991a). Nach PUGH et al. (1990) entspricht das canine Hodengewebe dabei in Echogenität und Echostruktur dem des Menschen (GERSCOVICH 1993a; HAMM 1994) Im Longitudinalschnitt ist das Mediastinum testis als zentrale echoreiche Linie sichtbar. Im Querschnitt stellt sich das Mediastinum als zentraler Reflexpunkt dar (BARR 1990; ENGLAND 1991b; JOHNSTON et. al. 1991a, b;

LÜERSSEN u. JANTHUR 2001). Es hat einen Durchmesser von etwa 2 mm (PUGH et al. 1990).

2.3.4.3 Sonographische Befunde der veränderten Hoden

Zum Nachweis der Lage dystoper und ektoper Hoden ist die Sonographie das Mittel der Wahl (ENGLAND 1995). In der Humanmedizin schätzen WOLVERSON et al. (1983) die Genauigkeit dieser Methode als sehr hoch ein. Das Mediastinum testis ist dabei ein deutliches Identifizierungsmerkmal. Das dystope Organ zeigt bei erhaltener ovaler Form im Vergleich zum normalen Hoden eine geringere Größe und eine deutlich verminderte Echogenität (GERWING 1993a). Neben der Auffindung der Hoden ist die Beurteilung der Binnenstruktur entscheidend, da diese nach initialer Atrophie mit zunehmendem Alter der Tiere zur Entartung neigen (MIYABAYASHI et al. 1990). Der inguinale oder intraabdominale Hoden zeigt eine deutlich verminderte Echogenität im Vergleich zum normalen Hoden (GERWING 1993a).

Die Hodenatrophie läßt sich sonographisch aufgrund des zu geringen Hodenvolumens diagnostizieren. Das Hodenparenchym zeigt bei geringer bis mittlerer Echogenität ein inhomogenes Echomuster mit feinkörniger Struktur (ENGLAND 1995). Das

Mediastinum testis ist wie im gesunden Hoden als feine echoreiche Linie zentral darstellbar.

Die Hodentorsion tritt überwiegend bei abdominal gelegenen Gonaden auf. Tumoröse Veränderungen des Hodens erhöhen das Torsionsrisiko (GERWING 1993a). HRICAK et al. (1983) beschreiben an experimentell gedrehten Hoden eine geringe Echogenität und grobe Körnung des meist vergrößerten und hämorrhagisch infarzierten Hodens.

JOHNSTON et al. (1991b) bestätigen diese Befunde bei einem Rüden mit spontaner Hodentorsion. Die Echostruktur des Parenchyms erscheint mit zunehmender Dauer der Torsion inhomogen (GERWING 1993a).

Bei einer Hodenentzündung wandelt sich das sonographische Bild mit dem Stadium der Erkrankung. In der akuten Phase der Orchitis nimmt das Organ aufgrund der Ödematisierung an Größe zu. Die Echogenität des Hodenparenchyms ist deutlich vermindert. Mit fortschreitender Krankheitsdauer wird die Struktur des Parenchyms bei zunehmender Echogenität diffus inhomogen (GERWING 1993a). Bei beginnender Abszedierung treten wieder echoarme Bereiche in den Vordergrund. Abszessräume können sowohl echolos erscheinen, als auch von korpuskulären Bestandteilen durchsetzt sein. Die Organisation eines Abszesses hat nach MEVORACH et al. (1986) eine typische Struktur, bei der echoarmes Hodengewebe von radiär verlaufenden echogenen Streifen unterteilt wird. Diese werden von Bindegewebssepten verursacht, die sich von den nekrotischen, echoarmen Parenchymanteilen abgrenzen.

Fibrosen oder Verkalkungen stellen sich sonographisch als echoreiche Punkte mit einer Größe von bis zu 2 mm dar. Je nach Echodichte verursachen sie einen Schallschatten. Diese Metaplasien sind häufig Zufallsbefunde, die im Anschluß an ein entzündliches Geschehen auftreten können (LÜERSSEN u. JANTHUR 2001).

Zysten kommen im Hodengewebe relativ selten vor. Sie sind häufig Zufallsbefunde, da sie nicht mit klinischen Erscheinungen einhergehen (LANGE et al. 1999). LEUNG et al.

(1984) bewerten kleinzystische Strukturen beim menschlichen Hoden als Normbefund.

Sonographisch stellt sich eine glatte Wand mit echofreiem Inhalt dar. Spermatozelen werden von LÜERSSEN und JANTHUR (2001) als echofreie, teils septierte Bereiche beschrieben, die an Stelle des Hodenparenchyms auftreten. Dabei ist häufig eine dorsale Schallverstärkung zu beobachten.

Das sonographische Erscheinungsbild von Hodentumoren ist sehr variabel.

Es kann sich um fokale Abweichungen vom homogenen Echomuster oder um diffuse Parenchymveränderungen. Echoarme Bezirke runder bis ovoider Form sind meist die ersten Anzeichen einer beginnenden Entartung (GERSCOVICH 1993). Weiterhin können echoreiche homogene oder inhomogene Zubildungen innerhalb des Hodenparenchyms auftreten. Der Übergang in ein komplexes Echomuster, das mit einer diffusen Inhomogenität beschrieben wird, ist fließend. Echoreiche Areale liegen hierbei neben echoarmen Bereichen. Das Echomuster spiegelt die gemischte Zellstruktur der Neoplasien wieder (JOHNSTON et al. 1991a). Das Mediastinum testis ist häufig nicht mehr vollständig darstellbar. Bei homogenem Hodenparenchym ist dies oft der einzige Hinweis auf das Vorliegen eines Tumors. Tendentiell zeigen Seminome und Leydigzell Tumore eine echoarme und homogene Struktur, während Sertolizell Tumore ein sehr inhomogenes Echomuster unterschiedlicher Echogenität aufweisen (KRAHE et al. 1988; JOHNSTON et al. 1991a; TESSLER et al. 1996). Eine Differenzierung der einzelnen Tumortypen ist sonographisch nicht möglich (EILTS et al.

1988; ENGLAND 1991a; JOHNSTON et al. 1991a).