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Selektion der Proben und Verbreitung der Infektion

5 DISKUSSION

5.5 Selektion der Proben und Verbreitung der Infektion

Die Untersuchung stützt sich auf Proben, die von praktizierenden Tierärzten und Fischgesundheitsdiensten eingesandt oder von Fischen in der Sprechstunde der Abteilung Fischkrankheiten und Fischhaltung entnommen wurden. Während Tierärzte oder Fischgesundheitsdienste in erster Linie Kiemenproben von erkrankten Karpfen oder Koi mit pathologisch verändertem Kiemengewebe einsandten, wurden in der Sprechstunde der Abteilung Fischkrankheiten neben klinisch erkrankten Karpfen, Koi und Teichfischen auch äußerlich gesunde Fische beprobt, die zur Gesundheitskontrolle eingesandt wurden. In einem Großteil der Fälle wurden Karpfen oder Koi beprobt, weil sie klinische Krankheitssymptome zeigten. Insgesamt wurden bei 37,3 % der beprobten Koi CEV-spezifische DNA-Sequenzen nachgewiesen und 47,3 % der Karpfen, obwohl alle untersuchten Speisekarpfen Krankheitssymptome zeigten. Dies lässt vermuten, dass neben einer CEV-Infektion weitere, nicht näher identifizierte Ursachen für die Kiemenerkrankung bei den Speisekarpfen bestanden. Da das Einsenden der Proben auf freiwilliger Basis erfolgte, lag der Untersuchung keine repräsentativ ausgewählte Stichprobe zugrunde, so dass die Befunde in der vorliegenden Studie keine repräsentative Aussage über die Verbreitung der Infektion in Koi- und Karpfenpopulationen in Deutschland ermöglichen aber eine gute Einschätzung über die

Verbreitung der Infektion geben können. Die Infektion wurde bei Koi und bei Karpfen aus nahezu allen Bundesländern festgestellt, so dass eine weite Verbreitung der Infektion vermutet werden kann. Die Mehrzahl der untersuchten Koi entstammte privaten Gartenteichen und dem Zierfischhandel und CEV-spezifische DNA-Sequenzen wurden in beiden Proben aus beiden Quellen nachgewiesen. Ob Ausbrüche einer klinischen Erkrankung durch CEV in privaten Gartenteichen spontan erfolgen, oder durch das Einsetzen infizierter Koi aus dem Handel eingetragen werden, kann anhand der vorliegenden Daten nicht eindeutig beantwortet werden. Anhand der Angaben im Fragebogen zum Eintrag der Infektion in den Bestand müssen beide Antworten als möglich angenommen werden. Auch in einer früheren Studie wurde von Ausbrüchen einer klinischen Erkrankung von Koi an KSD nach Zukauf von Koi aus dem Einzelhandel berichtet (JUNG-SCHROERS et al. 2015). Somit kann vermutet werden, dass der Zierfischhandel an der Verbreitung der Infektion beteiligt ist.

Proben von Speisekarpfen lagen vor allem aus Regionen Deutschlands mit hoher Karpfenerzeugung vor sowie aus Karpfenteichwirtschaften in der Umgebung der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Mit 47,3 % der Proben wurden in etwa der Hälfte der Proben CEV-spezifische DNA-Sequenzen nachgewiesen. Positive Befunde gab es bei Karpfen aus allen untersuchten Regionen, allerdings war der Anteil der CEV-infizierten Proben abhängig davon, ob auch gesund erscheinende Karpfen im Rahmen einer allgemeinen Gesundheitsuntersuchung mit in die Studie einbezogen wurden, oder ob nur Proben von klinisch erkrankten Karpfen untersucht wurden. Insgesamt lassen die Ergebnisse dieser Studie vermuten, dass die Infektion mit CEV in Karpfenbeständen in Deutschland weit verbreitet ist.

Dieser Befund wird dadurch unterstützt, dass CEV auch in Karpfenbeständen in anderen europäischen Ländern, wie Polen (MATRAS et al. 2017), Ungarn (ADAMEK et al. 2018a), Österreich (LEWISCH et al. 2015) Serbien (RADOSAVLJEVIC et al. 2018), oder Litauen (Adamek persönliche Mitteilung) nachgewiesen wurde. Die Nachweise von CEV aus verschiedenen Ländern Zentraleuropas mit intensiver Karpfenzucht (neben Deutschland Österreich, Polen, Serbien, Ungarn) sowie aus Ländern mit einer extensiven Karpfenzucht (Litauen, Vereinigtes Königreich (WAY et al. 2017)) unterstreichen die weite Verbreitung des Virus in europäischen Karpfenbeständen. Werden die Nucleotidsequenzen des in der PCR amplifizierten Fragments des p4a-codierenden Gens des Virus verglichen, fällt auf, dass Isolate mit gleicher Nucleotidsequenz aus Karpfenproben erhalten wurden, die aus

unterschiedlichen geographischen Regionen stammten (ADAMEK et al. 2018a). Dies läßt eine intensive Handelsbeziehung zwischen den Karpfenproduzenten aus verschiedenen europäischen Regionen vermuten (ADAMEK et al. 2018a).

Der Vergleich der Nucleotidsequenzen des p4a-codierenden Gens von CEV-Isolaten aus unterschiedlichen Regionen offenbarte erhebliche Sequenzunterschiede zwischen den Isolaten aus Koi und aus Karpfen (MATRAS et al. 2017). In dieser Analyse bildeten Isolate aus Karpfen einen Cluster, der als Genogruppe I bezeichnet wurde, während Isolate aus Koi in einem separaten Cluster zu finden waren, die als Genogruppe IIa angesprochen wurde (MATRAS et al. 2017). Auch die von Proben aus der vorliegenden Studie erhaltenen Nucleotidsequenzen, die von Adamek et al. 2017 publiziert wurden, ließen sich entsprechend einordnen: Isolate aus Koi in die Genogruppe IIa, Isolate aus Karpfen in Genogruppe I (ADAMEK et al. 2017a). Anhand der bisher vorliegenden Publikationen wird deutlich, dass Karpfen in Europa überwiegend mit CEV der Genogruppe I infiziert sind (ADAMEK et al.

2018a; RADOSAVLJEVIC et al. 2018), während Koi und Karpfen in asiatischen Ländern (Japan, China, Indien) mit CEV der Genogruppe II infiziert sind (WAY et al. 2017; ZHANG et al. 2017). Dies läßt vermuten, dass es sich bei CEV der Genogruppe I um eine europäische Variante und bei CEV der Genogruppe II um eine asiatische Variante des Virus handelt, die dann mit dem Handel von Koi nach Europa importiert wird. Abgesehen von den Sequenzunterschieden wurden auch biologische Unterschiede zwischen den Virusvarianten beobachtet. CEV der Genogruppe II führte insbesondere bei Koi zu einer klinischen Erkrankung, während Speisekarpfen aus unterschiedlichen Zuchtlinien geringe bis keine Krankheitssymptome ausbildeten (ADAMEK et al. 2017b).

Die Vermutung, dass Infektionen mit CEV, obwohl sie erst vor wenigen Jahren in Europa beschrieben wurden (JUNG-SCHROERS et al. 2015; LEWISCH et al. 2015; HAENEN et al.

2016), über einen längeren Zeitraum in europäischen Karpfen- und Koipopulationen vorliegen, lässt sich durch die Untersuchung von Rückstellproben in der vorliegenden Studie und durch andere retrospektive Arbeiten (MATRAS et al. 2017) stützen. In der vorliegenden Studie wurden in Rückstellproben, die bei Koi bis in das Jahr 2009 zurückgingen und bei Karpfen bis in das Jahr 2014, CEV-Infektionen nachgewiesen.

5.6 Saisonales Auftreten der Infektion mit CEV und der CEV bedingten Erkrankung