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Dr. Bruno Salm

Im Versuchsgelände Val Medel {GR) konnten im Januar 1994 wieder einmal bedeutende Lawinenabgänge mit der Radarmethode vermessen werden. Wegen Personal-mangels konnten die Messungen noch nicht ausgewertet werden, versprechen aber aufschlussreiche Daten, z.B.

über das Geschwindigkeitsprofil im Lawinenkörper.

Am SLF wurde in Zusammenarbeit mit dem GEOLEP/

EPFL eine umfangreiche Vorstudie für ein internationales Lawinendynamikprojekt ausgearbeitet. Es wurden die be-nötigten experimentellen Daten festgelegt und verschie-dene Messmethoden auf ihre Eignung untersucht. Eine grobe Aufwandschätzung zeigt, dass das Gesamtprojekt nur mit internationaler Zusammenarbeit realisiert werden kann. Als Versuchsgelände steht das Vallee de la Sionne {VS) im Vordergrund der Diskussionen, welches im Winter 1994/95 mit massgeblicher Unterstützung der Dienst-stelle für Wald und Landschaft im Departement für Umwelt und Raumplanung des Kantons Wallis näher untersucht wird.

Im Projekt «Dynamik von Staublawinen» konnte das Gutachten Euloz {VS), bei dem die VAW-ETHZ die Feder-führung hatte, abgeschlossen werden. Verschiedene theoretische und numerische Untersuchungen wurden fortgeführt, insbesondere der Einbau eines einfachen Erosions-Sedimentationsmodelles. Systematische Mes-sungen des Sedimations- und Strömungsverhaltens von Laborlawinen wurden ausgeführt. Methoden zur Auswer-tung turbulenter Schwankungen wurden entwickelt und erfolgreich getestet.

Im Rahmen eines «Human Capital and Mobility»-Pro-jekts wurde die Arbeit am SLF-Teilprojekt «Numerische Simulation der Schneeverfrachtung» in Angriff genommen.

Vorerst wurde untersucht, wie ein physikalisches Modell der Saltation als Randbedingung in ein allgemeines Pro-gramm für Strömungsberechnungen integriert werden kann. Es besteht ein enger Zusammenhang mit dem Staublawinenprojekt.

Zur Untersuchung schneemechanischer Wirkungen auf Stützwerke sind an fünf Standorten die Messungen fort-gesetzt und zusätzlich an drei Orten mit Schneegleitmes-sungen ergänzt worden. Bei Schneenetzen am Oberalp-pass sind Stützenkräfte von 70 kN und bergseitige Zug-verankerungskräfte von 60 kN festgestellt worden.

Zwei Neukonstruktionen von Stützwerken wurden sta-tisch überprüft und mit Montageversuchen auf ihre prakti-sche Verwendbarkeit getestet. Eine Untersuchung galt Schäden an bergseitigen Ankern von Schneenetzen. Dem Projekt «Wirtschaftlichkeit von Lawinenschutzprojekten»

kommt in der heutigen Zeit der Finanzknappheit eine besondere Bedeutung zu. Es sollte den Entscheidungsträ-gern Grundlagen zur Setzung von Prioritäten liefern. Be-handelt wird einerseits das Lawinenrisiko und die Sicher-heitsplanung und anderseits die Methodik zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit.

Wir haben die schmerzliche Pflicht, zu berichten, dass Dr. Thomas Vögeli im Sommer 1994 bei einem Unfall ums Leben kam. Kurz zuvor hatte er seine Dissertation über Triebschneezäune abgeschlossen.

Lawinenwarndienst (LWD) Roland Meister

Nachdem die Arbeiten des Winters 1993/94 mit einem Minimum an Mitarbeitern bewältigt wurden, erfuhr der LWD im September über einen Drittmittel-Kredit eine Auf-stockung durch einen fünften Mann. Diese Tatsache ist umso erfreulicher, als die Verstärkung durch einen erfahre-nen Bergführer, also eierfahre-nen Fachspezialisten, erfolgte.

Für die Ausarbeitung der Lawinenwarnung stellt das landesweite Messnetz mit den 11 O Stationen die wichtig-ste Grundlage dar. Im Berichtsjahr konnten zudem 11 automatische Stationen im Ergänzungsnetz {ENET) den vollumfänglichen Betrieb aufnehmen. Wertvolle Kontakte und Informationen ergaben sich auch aus den Verbindun-gen zu lokalen oder kommunalen Sicherungsdiensten und zu zahlreichen Rettungsspezialisten in den Bergkantonen.

Als wesentliche Erleichterung bei der Analyse der Lawi-nenlage können die verschiedenen Computerhilfen am SLF bezeichnet werden. Graphische Darstellungen unter GIS-Arclnfo, aber auch Lawinenwarnmodelle mit opera-tionellen Funktionen unterstützen die Arbeit auf der Zen-trale in entscheidendem Masse.

Mit der neu eingeführten fünfteiligen Europäischen Lawinengefahrenskala wurden durchwegs positive Erfah-rungen gemacht, dies auch in den umliegenden Ländern.

Somit konnte diese Skala anlässlich einer Sitzung aller Lawinenwarndienste im Mai in Davos als verbindlich er-klärt werden. Gleichzeitig legten wir für unsere Lawinen-bulletins in der Schweiz eine einheitliche Struktur fest, mit einem «Flash» und mit den Abschnitten «Allgemeines»,

«Schneedecke», «Gefahrenstufen» und «Tendenz». Auch diese Neuerung hat sich bewährt: die Lawinenbulletins wurden verständlicher. Insgesamt wurden im Winter 1993/94 104 solcher Berichte veröffentlicht.

Sehr intensiv waren die Vorbereitungen für die rechtzei-tige Herausgabe des Winterberichtes 1993/94. In der

rest-Abb. 11. Grafische Darstellungen der Lawinengefahr mit Hilfe von GIS Arclnfo unterstützen die Arbeit des Lawinendienstes. (Foto: A. Roth, SLF)

liehen Zeit konnte noch an einigen wenigen Forschungs-projekten gearbeitet werden. Zu erwähnen sind dabei die Aufnahmen der Schneehöhenverteilung im Testgebiet Salezerhorn mit Photogrammetrie, das IDNDR-teilfinan-zierte Projekt zur Lawinenprophylaxe in der Türkei und das ABS-Lawinenballon-Projekt.

Lawinenwarnsysteme (LWS) Dr. Walter Good / Dr. Walter Ammann

Die gegen Ende 1993 angelaufen Arbeiten wurden 1994 intensiv fortgeführt, wobei drei Hauptrichtungen verfolgt wurden: konzeptionelle Arbeiten für die Einrichtung eines gesamtschweizerischen Verbundnetzes automatischer Messstationen, Hardware-Tests sowie Software-Entwick-lung für Datenauswertung und Entscheidungshilfen.

Aufgrund lokaler und regionaler Initiativen wurden be-reits in den Kantonen Wallis, Bern und in Graubünden {Region Disentis) Datenerfassungsstationen für eine lokale Lawinenwarnung gebaut. In nächster Zeit werden in diesen und weiteren Regionen zusätzliche automatische Statio-nen aufgestellt mit der Absicht, auf regionaler Ebene ra-scher aktuellere Daten für die verantwortlichen Entschei-dungsträger zur Verfügung zu haben. Aus dieser Sicht ist es absolut notwendig, die lokalen Stationen so zu ver-netzen, dass in den regionalen Zentralen auf alle Daten und Beobachtungen zurückgegriffen werden kann. Automa-tische Stationen werden in der Regel von der öffentlichen Hand mitfinanziert. Es ist daher naheliegend und von der Zielsetzung der Lawinensicherheit wünschenswert, dass auch ein Datenaustausch überregional und mit dem Eidg. Institut für Schnee- und Lawinenforschung möglich ist.

Die konzeptionellen Arbeiten werden deshalb in enger Zusammenarbeit und mit Unterstützung der Schweiz. In-teressengemeinschaft Lawinenwarnsysteme {SILS) vor-angetrieben. Das Konzept sieht vor, dass inskünftig die Lawinenwarnung auf den drei Stufen national, regional, kommunal erfolgen wird.

Zwei automatische Stationen ausländischer Anbieter wurden im vergangenen Winter auf dem SLF-Versuchsfeld Weissfluhjoch getestet und werden im Winter 1994/95 an zwei Standorte in Klosters bzw. Sils im Engadin versetzt, um die Datentransfermöglichkeiten noch eingehender testen zu können. Im weiteren wurden fünf Schneehöhenmesser verschiedener Herkunft einem intensiven Eignungstest un-terzogen. Bei der Entwicklung von Software, welche das Lawinenbulletin bzw. den Entscheidungsprozess unter-stützt, konnten weitere Fortschritte erzielt werden.

Die Programme zur numerischen Lawinenprognose {NXD und AVALOG) wurden zu NXLOG kombiniert und sind auf den Winter 94/95 in Italien, Frankreich und der Schweiz bei zahlreichen Lawinensicherungsdiensten im Einsatz. NXD wird weiterhin verlangt, vor allem von Kunden mit bestehenden mehrjährigen Messreihen.

In Frankreich wird zudem das von uns entwickelte, computergestützte, mehrsprachige Lawinenbulletin rege benützt.

In Schottland wird weiterhin NXD verwendet. Der Ein-satz von NXLOG gekoppelt mit GIS wird, in Zusammenar-beit mit der Univeristät Edinburgh, geprüft.

Es hat sich gezeigt, dass sich die Lawinenprognose-programme auch für andere Naturgefahren eignen. Im Rahmen eines europäischen Projektes werden in Zusam-menarbeit mit der SSdA die entsprechenden Versuche vorgenommen. Von Schottland liegt eine Anfrage vor, die den Einsatz für Hochwasser vorsieht. Wir werden diese Anwendung in Zusammenarbeit mit der Sektion «Forst-liche Hydrologie» für die schweizerischen Testgebiete prüfen.

Ende November 1994 ist Dr. W. Good aus der Projekt-leitung LWS ausgeschieden. Ab 1. Februar 1995 wird M. Mouthon, dipl. Maschineningenieur ETH, diese Funk-tion übernehmen.

Technisch-wissenschaftlicher Dienst:

Versuchsanlagen und Logistik (TWD-VL) Franz Leuenberger

Mitentwicklung, Fabrikation und Montage von mechani-schen Versuchseinrichtungen und Messgeräten für ver-schiedene Projekte der Sektionen und Gruppen innerhalb des Bereiches Naturgefahren biltjeten den Mechanik-Ein-satz des TWD-VL.

Rundtouren mit Schneeprofilaufnahmen, Pegelable-sungen, Lawinenkartierungen, Ausaperungsaufnahmen im Winter, Pflanzenaufnahmen und zahlreiche Pflegeein-griffe in den verschiedenen Versuchsflächen im Sommer-halbjahr waren weitere Tätigkeiten, hauptsächlich zugun-sten der Sektion «Gebirgswald». Dazu kommt der übliche Infrastruktur-Unterhalt (Gebäude, Umzäunungen, Begeh-ungswege usw.) an sämtlichen SLF-Gebäuden und Versuchsflächen.

Im Berichtsjahr konnten im Versuchsgebiet Soppen-mahd leider keine weiteren Verankerungsgarnituren bei Versuchs-Verbauwerken eingesetzt werden. Die Boden-verhältnisse liessen in diesem Bereich keine Felsver-ankerungen zu, so dass mit dem altbewährten Schwellen-einbau verankert werden musste.

In der Versuchsfläche Bleisa wurden zwischen den mit den neuen Verankerungen gebauten Stützwerken Gleit-schneeschutzmassnahmen (Dreibeinböcke, Pfählungen) eingebaut, zum Schutz der vorhandenen Naturverjüngung und der-ebenfalls in diesem Jahr durchgeführten Klein-ratten-Aufforstung (ca. 300 Fichten).

Sowohl im Lawinenanbruchgebiet Stillberg als auch im extremen Gleitschneegebiet Bleisa/Pusserein haben sich der Stützverbau und die eingebrachten Gleitschnee-schutzmassnahmen weiterhin bewährt. Da die mechani-schen Belastungen im vergangenen Winter 1993/94 gering waren, blieb auch der Aufwand für Pflege und Unterhalt der GS-Massnahmen (Pfähle, Bermentritte) minimal.

Im logistischen Bereich sind der Unterhalt des Fahr-zeugparkes, Heli-Einsatz-Koordination, Seilbahnkontrolle und -unterhalt, Umgebungsarbeiten usw. permanente Aufgaben unserer Gruppe. Der Umzug des Maschinen-parks von der Werkstatt Weissfluhjoch in das umgebaute Werkgebäude an der Flüelastrasse erforderte in diesem Jahr zusätzlichen Arbeitsaufwand unseres Teams. Ein weiterer Schwerpunkt bildete die Installation und Inbe-triebnahme der neuen Telefonanlage SIEMENS 8818-5

Abb. 12. Heli-Transportvorbereitungen; «Sortimentspakete» für den Versuchsverbau «Soppenmahd», Davos Dorf. (Foto: F. Leuenberger, SLF)

auf Weissfluhjoch und an der Flüelastrasse. Damit ist die Direktwahl möglich geworden.

Grosses Engagement erfordert die Betriebsprojekt-leitung für den geplanten Institutsneubau an der Flüela-strasse. Die Planungsphase 2 mit Bauprojekt M1:100 konnte erfolgreich abgeschlossen werden. Die Karten entsprechen den Vorgaben.

Technisch-wissenschaftlicher Dienst:

Informatik, Elektronik, Netzunterhalt (TWD-IENU) Bruno Gauderon

Informatik

Ein Grossteil der Leistungen wurde 1994 zugunsten des Schlüssel-Projektes LWS (Lawienenwarnsysteme) er-bracht. Neben diversen konzeptuellen Arbeiten waren dies die Software-Evaluation zur Datenerfassung und Vi-sualisierung von automatischen Messstationen sowie Beraterfunktionen im Zusammenhang mit Erweiterungen an bestehender Software.

Für den Lawinenwarndienst LWD wurden unter ande-rem folgende Arbeiten erledigt: Installation einer SUN-Station für Meteoprodukte der SMA, Evaluation von Fax-auf-Abruf-Systemen, Aufbereitung der ENET-Daten, Ent-wicklung eines Programms zur Übermittlung der Beob-achterdaten, Mitarbeit beim Winterbericht. Nach der Wiederbesetzung der GIS-Stelle per August konnten die Arbeiten an der GIS-Applikation für die operationelle La-winenwarnung weitergeführt werden.

Neben der Installation diverser neuer Hard- und Soft-ware konnten 1994 die allgemeinen Aufgaben wie Wartung der EDV-Infrastruktur, konzeptuelle Überlegungen, Aus-und Weiterbildung usw. aus Kapazitätsgründen nur unge-nügend wahrgenommen werden.

Elektronik Martin Hiller

Gut die Hälfte der Arbeiten im 1994 wurden für das Schlüs-sel-Projekt LWS geleistet. Insbesondere waren dies ein umfangreicher Vergleich von fünf Schneehöhenmessern sowie zwei automatischen Messstationen im SLF-Ver-suchsfeld.

Dank einer über Drittmittel finanzierten, temporären Anstellung von D. Bühlmann konnten die allgemeinen Aufgaben wie Unterhalt und Reparatur von Geräten und Messstationen, Entwicklungsarbeiten und Beratung wei-testgehend sichergestellt werden. Erwähnenswert sind die Entwicklung einer Auswerteelektronik für eine Denot-Feuchtemesssonde, Mitarbeit bei Schneedruck- und Lawinenmessungen sowie die Mitarbeit bei der Einrich-tung der neuen Telefonzentrale.

Netzunterhaltsstelle Franz Herzog

Das erste Quartal war durch verschiedene Abschluss-arbeiten am Projekt ENET geprägt. Anfang April konnte mit der Einrichtung der Unterhaltsteile an der Flüelastrasse begonnen werden. Neben der Betreuung des autom.

SLF-Messnetzes (ENEl) kamen als neue Aufgaben die Störungsbehebung an SMA-ANETZ-Stationen in der Ost-schweiz sowie die technische Betreuung des luftklima-tischen Observatoriums Arosa hinzu. Neben ca. 30 Ein-sätzen zur Störungsbehebung wurden zahlreiche Erweite-rungen, Modifikationen und Unterhaltsarbeiten an den Netzen ausgeführt.