der Moderne
7.2 Schlußbetrachtung und Ausblick
orga-nisierte Aufklärung, auf Umweltbildung, gelegt wird. Beide Konzepte pro-pagieren eine Verantwortungsethik, basierend auf langfristig kalkulierendem, aufgeklärtem Eigennutz. Die Wuppertal-Studie setzt zusätzlich auf Pioniergeist und Solidarität.
Die jeweiligen Konzepte sind, mit Ausnahme des ungeklärten Verhältnisses von inhaltlicher Substanz und Procedere in der Wuppertal-Studie, im wesent-lichen in sich konsistent. Die Lösungsansätze reagieren - mit kleinen Ausnahmen - auf die eigens vorgenommenen Problemdefinitionen mit einem Spektrum von Nachhaltigkeitsvorstellungen, welche ein weitgehend ge-schlossenes Konzept bilden. Ungeklärt bleibt jedoch in beiden Abhandlungen letztlich das Verhältnis von Konkurrenz und Solidarität, kein unwichtiges, jedoch allen kapitalismusimmanenten Vorstellungen innewohnendes Problem.
Ein grundlegender Unterschied der beiden Konzepte liegt in der Gewichtung von Substanz und Prozeß. In der Wuppertal-Studie unterbleibt weitgehend eine Beschäftigung mit nachhaltigkeitsgerechten zukünftigen Entscheidungs-prozessen zugunsten eines substantiellen Nachhaltigkeitsverständnisses, das etwa Ausprägungen in den Bereichen Lebensstil, soziale Nachhaltigkeit, Produktionssphäre und Regionalisierung genauer spezifiziert. Genau dies vermeiden die SRU-Gutachten. Sie machen Vorschläge zur Veränderung von Entscheidungsstrukturen, während sie die oben angeführten substantiellen Fragen nur allgemein behandeln. Die Stärke des einen muß die Schwäche des anderen sein. Wie oben gezeigt, können beide Ansprüche nicht widerspruchsfrei in ein Konzept integriert werden (vgl. Kap. 6.2). Dies wird in der Wuppertal-Studie versucht, wenn auch von einem tiefer ausgearbei-teten prozeduralen Konzept dort nicht gesprochen werden kann. Dieses ist hingegen in den SRU-Gutachten zu finden, mit den partizipativen Hauptele-menten Lobbyisierung und Institutionalisierung eines gesellschaftsweiten Verfahrens zur Setzung von Umweltstandards. Nichtsdestotrotz ist das Feh-len einer substantielFeh-len Antwort auf den Nachhaltigkeitsdiskurs konstituie-rende Probleme wie etwa die Grenzen von Wachstum und Konsumtion ein grundlegender Mangel in den SRU-Gutachten.
Mit den substantiellen Lösungen handelt sich die Wuppertal-Studie jedoch weitaus mehr Fragen nach Anschlußfähigkeiten ein als die SRU-Gutachten.
Dort ist die Hauptfrage in dieser Hinsicht, ob die angestrebte Partizipation die bestehende oder nach Ansicht der Verfasser drohende Pluralität der Über-zeugungen problemreduzierend aufzulösen vermag. Die partizipativen und
konsensualistischen Orientierungen würden die bisherige Entwicklung in Richtung repräsentativer Konkurrenzdemokratie zwar zumindest teilweise abändern, weitere Brüche mit bisherigen Entwicklungsrichtungen moderner Gesellschaften wären jedoch nicht notwendig. In der Wuppertal-Studie hin-gegen kollidieren eine ganze Reihe substantieller Nachhaltigkeitsvorstel-lungen mit EntwickNachhaltigkeitsvorstel-lungen der Moderne. Ihre VorstelNachhaltigkeitsvorstel-lungen von auch nur partieller Regionalisierung, Demonetarisierung, Kommunarisierung, Solidari-sierung sowie Sättigung und Entschleunigung brechen mit herrschenden Trends.
Um die Frage nach Anschlußfähigkeit zu prüfen, sind die Ursachen für die oben skizzierte unilineare Modernisierung zu begutachten. Zu fragen ist, wie stabil die Trends des Wachstums, des Massenkonsum, der Individualisierung, der Komplexitätssteigerung, der politischen und ökonomischen Konkurrenz sind. Dazu muß nach den Gründen für diese bisherigen Richtungen unilinearer Entwicklungen gefragt werden. Zum Beispiel:
• Warum sind Massenkonsum und Wohlfahrtsstaat untrennbar mit der Moderne verbunden? Welche Begründungen werden dafür von Vertretern einer Theorie unilinearer Modernisierung, etwa von Zapf, angeführt?
• Wie wird die Irreversibilität der weiteren Arbeitsteilung und Ausdifferen-zierung in verschiedene gesellschaftliche Teilsysteme begründet?
• Woher speist sich der Trend der Individualisierung, wie etwa Beck ihn in seiner Theorie reflexiver Modernisierung darlegt?
• Zu welcher Entwicklung ist die Weltwirtschaft nach den Annahmen der Theorie postfordistischer kapitalistischer Entwicklung gezwungen?
Verschiedene Annahmen über Entwicklung moderner Gesellschaften, wie sie etwa Theorien einfacher, reflexiver oder kapitalistischer Modernisierung tätigen, müssen daraufhin untersucht werden, welche Argumente für die wahrscheinliche Kontinuität, wenn nicht sogar Irreversibilität von Trends unilinearer Modernisierung genannt werden und wie stichhaltig sich diese erweisen angesichts der beobachtbaren Entwicklungen. Vor dem Hintergrund dieser Einschätzungen kann dann prognostiziert werden, welche Chancen und Barrieren bei der Verwirklichung von Nachhaltigkeitsvorstellungen, wie sie etwa in den beiden hier untersuchten Konzepten entwickelt wurden, zu erwarten sind.
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