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Risikoorientierte Hygieneanalyse von persistent mit S. Java besiedelten Ställen

S. Java gehört in Deutschland und den Niederlanden zu einem der am häufigsten vorkommenden Serovare im Hähnchenmastbestand (EFSA UND ECDC, 2012). Es ist ausgezeichnet an das Hähnchen angepasst (VAN IMMERSEEL et al., 2004). In der tierärztlichen Praxis ist bekannt, dass es gut in der Stallumgebung persistieren kann und Hähnchen, die folgend auf einen S. Java positiven Mastzyklus eingestallt werden, ein hohes Risiko besitzen, mit S. Java besiedelt zu werden und so ebenfalls mit Salmonellen belastet der Schlachtung zugeführt werden. Aufgrund der Erkrankungsgefahr für den Menschen ausgehend von Salmonellen in Verbindung mit dem Verzehr tierischer Produkte, insbesondere Geflügelfleisch und Eiern, hat die EU eine strenge Gesetzgebung geschaffen,

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die das Risiko einer Infektion mit Salmonellen senken soll. Bereits auf der Ebene der Primärproduktion, also z.B. im Hähnchenstall, wird versucht, die Salmonellen-Prävalenz zu senken. Wir haben in Studie 2 aufgezeigt, dass eine effektive Reinigung und Desinfektion die Reinfektion mit S. Java im folgenden Mastzyklus effektiv verhindern kann. Die etablierte risikoorientierte Beprobung des Stalls und seiner Umgebung ähnelt einem HACCP-Konzept und wird inzwischen auch in praxi auf weiteren S. Java belasteten Farmen angewendet und zeigt hier gute Erfolge. Die in Studie 2 untersuchten Farmen sind nun bereits seit ca. drei Jahren frei von S. Java. Eine gesteigerte „awareness“ gegenüber der Erregereinschleppung, als auch eine verbesserte Biosicherheit haben mit großer Wahrscheinlichkeit dazu beigetragen, dass es nicht erneut zu einem Auftreten einer Salmonella-Infektion kam. So stellten auch FRASER et al. (2010) fest, dass eine verbesserte Biosicherheit die Prävalenz von Salmonella spp. als auch Campylobacter spp. wirkungsvoll verringern kann. Hierbei gilt es laut FRASER et al. (2010) zu berücksichtigen, dass eine inverse Beziehung zwischen den Kosten einer Präventionsmaßnahme und der Bereitschaft von Landwirten, diese anzuwenden, existiert.

Ein weiterer wichtiger Punkt in der Verbesserung der Biosicherheit war die Abschaffung der gängigen Praxis des Vorfangens eines Teils der Tiere mit 32 bis 35 Lebenstagen. Viele Studien (ROSE et al., 1999; NAMATA et al., 2009; CAMERON, 2012) konnten aufzeigen, dass das Verbringen betriebsfremder Personen oder betriebsfremden Equipments, als auch die erhöhte Stresssituation für die Tiere, eine Einschleppung von Salmonella spp., als auch von Campylobacter spp., in den Betrieb begünstigen können. Sicherlich dürfen die ökonomischen Nachteile, die sich für den Landwirt durch die Abschaffung des Vorfangens ergeben, nicht außer Acht gelassen werden. Über den gesamten Mastzyklus betrachtet führt er weniger Tiere mit einem geringeren Gewicht zur Schlachtung, wodurch sich sein Gewinn verringert. Des Weiteren konnte in vorliegender Dissertation gezeigt werden, dass eine Verschleppung von S.

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Java potentiell durch kontaminierte Personen oder Gegenstände, die beim Vorfangen genutzt werden, erfolgen kann. Die in Publikation 2 untersuchten Farmen infizierten sich zum Zeitpunkt des Vorfangens über einen kontaminierten Radlader (persönliche Kommunikation, Andreas Wilms-Schulze Kump), der zuvor auf einer persistent mit S. Java infizierten Farm genutzt und vor seiner Verbringung auf die weiteren Farmen nicht effektiv gereinigt und desinfiziert wurde. Jeder Landwirt muss daher diese mögliche Präventionsstrategie individuell mit seinem Schlachthof/seiner Integration besprechen, um den wirtschaftlichen Schaden für seinen Betrieb so gering wie möglich zu halten. Zu bedenken ist auch, dass der Verlust bei persistenter S. Java-Infektion des Betriebs ca. 5 % des Deckungsbeitrags nach Abzug der Küken-, Futter- und Betriebskosten beträgt.

Des Weiteren werden in der Literatur oftmals wildlebende Vektoren als Salmonellenreservoir diskutiert (KRABISCH & DORN, 1980; HENZLER & OPITZ, 1992; DAVIES & WRAY, 1995; DAVIES & WRAY, 1996; LIEBANA et al., 2003), wobei in den Studien Elterntier- oder Legehennenbestände untersucht wurden. Diese sind mit weit mehr Equipment ausgestattet als Masthähnchenställe, so dass es hier für wildlebende Vektoren, insbesondere Mäuse, leichter ist, sich zu verstecken. Das regelmäßige Ausstallen und Entmisten sowie Reinigen und Desinfizieren der Masthähnchenställe erschweren dagegen scheinbar eine Etablierung von Mäusen (GRADEL & RATTENBORG, 2003).

Darüber hinaus ist die Stallumgebung ein wichtiger Faktor bezüglich der Reinfektion mit Salmonella spp. (RODRIGUEZ et al., 2006). In der untersuchten Farm A (Publikation 2, Tabelle 2) konnten wir, vermutlich aufgrund der schwierigen Zugänglichkeit des Außengeländes, trotz erfolgten Ausbringens von Branntkalk, noch S. Java in der Sockenprobe nachweisen. Hier war also eine effektive Hygieneschleuse mit strikter

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Trennung wichtig, um eine Einschleppung in den Stall zu verhindern, was auch als wertvolle Präventionsmaßnahme in der Literatur beschrieben ist (HENKEN et al., 1992).

Die wichtigste Präventionsmaßnahme zur Verhinderung einer Salmonelleninfektion ist die Einstallung von Küken in einen Salmonellen-unbelasteten Stall. Eintagsküken sind in der Regel nicht mit Salmonellen infiziert, so dass, im Falle von S. Java, dem Stall als Infektionsquelle die größte Bedeutung zukommt. In Publikation 1 wurde vor Start des ersten Mastzyklus die in Studie 2 evaluierte Hygienekontrolle zum Nachweis der Persistenz von S.

Java in der Tierumgebung angewandt (Publikation 1, Tabelle 2). Der Erreger konnte an sieben von 15 Kontrollpunkten nachgewiesen werden. Die kontaminierte Umgebung der Tiere war daher mit größter Wahrscheinlichkeit die Infektionsquelle der Küken mit S. Java, da die Eintagsküken in allen drei Mastzyklen frei von Salmonella spp. waren. Eine frühe Infektion der Küken mit S. Java wurde bereits zum ersten Untersuchungszeitpunkt zwischen Tag fünf bis sieben nachgewiesen.

Zusammenfassend muss betont werden, dass das Verbringen von Eintagsküken in einen salmonellenfreien Stall nötig ist sowie penibelste Hygiene beim Vorfangen einzuhalten ist, um eine Infektion der Hähnchen mit S. Java zu verhindern und so das Gesundheitsrisiko für die öffentliche Gesundheit ausgehend von S. Java auf Ebene der Primärproduktion zu senken.

3.3. Zur antimikrobiellen Multiresistenz von S. Java und ihrer Bedeutung für die öffentliche