• Keine Ergebnisse gefunden

Resümee, Kritik und Wünsche

Im Dokument - Das Leben vergisst nicht - (Seite 130-153)

III. Empirischer Teil

6.8 Resümee, Kritik und Wünsche

In dem letzten Kapitel wird eventueller Kritik an dem Thema Transgenerationeller Weitergabe Raum gegeben, sowie mögliche Grenzen oder Limitierungen, als auch Themen die den Menschen die damit in der Praxis arbeiten, generell als wichtig erscheinen.

Zudem werden weitere angrenzende Bereiche die in den Interviews auftauchen, und eine gewisse Schnittmenge mit dem Thema der vorliegenden Arbeit aufweisen, aufgegriffen und überblicksartig erwähnt.

Der Bereich Wünsche bezieht sich auf spezielle Anliegen und Wünsche der Inter-viewten für zukünftige Forschung, sowie allgemein zu Therapie und Beratung.

Durch die starke Verbreitung der Aufstellungsarbeit im deutsch-sprachigen Raum, dadurch dass alle Befragten zumindest teilweise Erfahrungen mit dieser Methode hatten, und es von vielen als Methode auch empfohlen wird, wird sie von den Be-fragten auch in Teilbereichen sehr kritisch diskutiert.

Die Kritik an Bert Hellinger als kontroverse Person, und auch an bestimmten Ele-menten der Methode wurde vielerorts bereits ausführlich, und teils sehr unterschied-lich besprochen. Es sei hier auf zwei zum Teil unterschiedunterschied-liche Standpunkte dieser Diskussion verwiesen, einerseits im Handbuch der systemischen Therapie von Schlippe und Schweitzer (vgl, Schlippe und Schweitzer 2012, S. 73–75), und bei Franz Ruppert (vgl, Ruppert 2018a, S. 209–211).

Die bekannten Kritikpunkte an einer Aufstellungsarbeit die sich stark an Hellinger anlehnt – mittlerweile haben sich viele daraus hervorgehende Ansätze stark weiter-entwickelt – kommen auch bei den meisten Befragten auf. Dazu zählt zum Beispiel die Gefahr einer dogmatischen Interpretation des Aufstellungs-Geschehens, oder die Gefahr bei einem Multi-Generationen Ansatz die eigene Verantwortlichkeit zu umgehen, wie diese Person, die selbst Aufstellungen leitet, darlegt: „Eine der Fallen in der transgenerational Arbeit ist es dass man dann immer sagt, es war mein Groß-vater, es war mein UrgroßGroß-vater, und so diese persönliche Responsibility, die ist nach wie vor vorhanden.“ (IP 5, Zeilen 426 – 428)

Es gibt auch einige kritische Anmerkungen zu dem allgemeinen Themenbereich der Traumatherapie, und in welche Richtung sich dadurch auch Therapie und Beratung verlagern könnte. Eine Person warnt: „Wo der Hype, oder überhaupt diese ganze Traumaforschung, kann uns ja auch in eine ungeheure Opferhaltung, in unserem SelbstPotenzial, in unserer Selbstermächtigung einschränken“ (IP 5, Zeilen 494 -497)

Andere verweisen auf die Gefahr, dass in der Beschäftigung mit diesem Themen-bereich zu sehr auf die Symptome und die Probleme fokussiert werden könnte, und die auch transgenerational weitergegeben Ressourcen und Kräfte nicht genug Auf-merksamkeit bekommen.

Allgemein wird betont, dass die Arbeit mit transgenerationellen Phänomenen nie-mals Ersatz, aber eine sehr wichtige Erweiterung der Arbeit in Therapie und Praxis sein kann. (siehe dazu Kapitel 2.5.1)

Als allgemeiner Wunsch kann auch bezeichnet werden, in professionellen Ausbil-dungen, wie auch bei Stucki und Grawe angeregt (vgl, Stucki und Grawe 2007, S.

19–23), mehr direkte Beziehungsgestaltung zu vermitteln, sowie neuere Erkennt-nisse aus der Trauma- u. Gehirnforschung einfließen zu lassen.

4 Personen sprechen eine direkte Aufforderung aus, den Bereichen von Salutoge-nese und Ressourcenforschung mehr Bedeutung zuzumessen. „was macht Men-schen aus, die mit Traumen positiv gelernt haben umzugehen, […], dass man auch in der Traumaforschung noch stärker erforscht, was schafft Resilienz. Was schafft Freiheit?“ (IP 8, Zeilen 450 – 454)

Wie in der relevanten Literatur bei Hantke (vgl, Hantke 2015, S. 118–123), oder Rothdeutsch-Granzer et al (vgl, Rothdeutsch-Granzer et al. 2015, S. 171–180), und in Kapitel 1.6.2 ausführlicher dargelegt, wird auch hier die Stimme für eine weiter-reichende Information zum Themenbereich von Trauma und Transgenerationeller Weitergabe über die Bereiche von Therapie und Beratung hinaus erhoben.

Generell würde ein einfach vermittelbares Modell dazu sehr begrüßt, um Verständ-nis für die Themen rund um Trauma auch in sozialen, und auch politischen, gesell-schaftsrelevanten Bereichen erreichen zu können. Vereinfacht gesagt lautet der Wunsch: „Das wir ein bisschen eine deutlichere Sprache noch haben, für dieses Phänomen der transgenerationalen Weitergabe“ (IP 7, Zeilen 546 – 547)

In Epigenetik und Gehirnforschung werden von einigen große Hoffnung gesetzt, um in der Zukunft mehr über die tatsächliche Funktion der Weitergabe und spezifische Mechanismen zu erfahren. Zum Beispiel wird angeregt, zu erforschen über wie viele Generationen diese Weitergabe aktiv bleibt, und dies wird aktuell auch von Yehuda und Lehrner als ein Forschungsziel ausgegeben. (vgl, Yehuda und Lehrner 2018, S. 252)

Bei den weiteren Interessensgebieten tauchen viele große historische, oder kollek-tive Trauma Geschehnisse als weiteres Forschungsinteresse auf. Diese besitzen ja auch gerade stark gesellschaftspolitische Relevanz, wenn zum Beispiel in den In-terviews die Nachwirkungen der Sklaverei, oder der Genozid an der indigenen Be-völkerung in den USA angesprochen werden, genauso wie der Kolonialismus oder der Holocaust.

Eine Person erforscht in Gruppen die Arbeit mit diesen größeren kollektiven The-men, und beschreibt dabei auch die auftauchenden Schwierigkeiten: „Also, zum Beispiel Schwarze und Weiße, Juden und Deutsche, Indianer und Engländer, also wo eine Polarität die im kollektiven sich ausgearbeitet hat. Wenn man das in den Raum bringt, da kommt dann sehr schnell eine Aktivierung der ganzen Gruppe in Aktion. Da arbeite ich ganz viel damit, wie mache ich das safer.“ (IP 6, Zeilen 379 – 382)

7 Diskussion der Ergebnisse

Ausgehend von den grundlegenden Fragestellungen dieser Master Arbeit kann zu-sammenfassend gesagt werden, dass der Themenbereich von Trauma und der transgenerationellen Weitergabe von Belastungen und Traumafolgen für alle Be-fragten eine hohe, bis sehr hohe Relevanz in ihrer Arbeit mit Klienten hat. Inwieweit dies allgemeine Rückschlüsse auf Beratung und Therapie erlaubt, ist hier nicht ab-schließend zu beantworten, allerdings wird eine solche Perspektive sehr wohl von aktueller Literatur und Forschung unterstützt (vergleiche dazu Kapitel 1.6.2 und 2.5.1).

Aus der vorgenommenen qualitativen Studie lässt sich sehr deutlich die Bedeutung, die eine vertiefte Beschäftigung mit den eigenen Vorfahren und der erweiterten Fa-miliengeschichte hat, ablesen. Diese Beschäftigung scheint zum Einen eine sehr fruchtbare Form der persönlichen Selbsterfahrung für Berater und Therapeuten zu sein, sowohl für ihre ganz persönliche Reife und Entwicklung als Person und Mensch, als auch in dem wie sie in professioneller Weise andere Menschen durch diesen Zugewinn an Kompetenz und Erfahrung, angemessener und vertiefter be-gleiten können. Dies bestätigt die Grundprämisse und Notwendigkeit von Selbster-fahrung als zentraler Teil jeder Ausbildung. (vgl, Schlippe und Schweitzer 2012, S.

214–216)

In gleicher Weise entsteht in der Analyse der Forschungsergebnisse ein sehr deut-liches Bild von der Bedeutung und Wirksamkeit einer Beschäftigung mit transgene-rational weitergegebenen Traumafolgen bei Klienten.

Jede Therapie und Beratungsdisziplin die sich mit den Prägungen der Herkunft be-schäftigt - wobei hier sicherlich der Psychotherapie eine zentralere Rolle zugespro-chen werden kann - ist per se schon mit dem Thema Transgenerationalität beschäf-tigt, und hat zum Teil auch bereits die notwendigen Werkzeuge um mit den bei Kli-enten auftretenden Symptomen oder Erleben, angemessen zu arbeiten.

Allerdings wird deutlich, dass viele Ansätze oftmals nur die Elterngeneration mitein-beziehen, und von einem erweiterten Kontext in der Arbeit mit den Klienten profitie-ren könnten.

Hier scheint ein systemisches Verständnis, welches mehrere Generationen erfasst, oder ein multi-generationeller Blick – der idealerweise auch die historischen und soziologischen Rahmenbedingungen der jeweiligen Zeit miteinbezieht – fast unab-dingbar. Eine solche perspektivische Erweiterung scheint durchaus in bereits be-stehende Verfahren und Disziplinen integrierbar, und bedarf nicht notwendiger-weise einer kompletten Neu-Orientierung im beraterischen oder therapeutischen Vorgehen. Inwieweit die Annahme einer möglichen Integration dieser Perspektive wirklich zutrifft, oder wo hier sehr wohl Schwierigkeiten auftauchen könnten, wäre eine weitere interessante Untersuchung, auch zu verschiedenen Schulen.

Ausgehend von den Ergebnissen dieser Arbeit scheint eine umfassende Beschäfti-gung mit den eigenen Ahnen, deren Erlebnissen und Lebensumstände, und der er-weiterten Familiengeschichte, auch jenseits traumatisch belastender Faktoren, ein wichtiger Bereich von Beratung und Therapie zu sein.

Eine solche Beschäftigung scheint für Klienten viele sinnstiftende Prozesse ansto-ßen zu können, und auch generationenübergreifende positiven Kräfte in das Be-wusstsein zu holen, was zu einer allgemeinen Stärkung der Resilienz in Menschen führen kann.

Die Entwicklung von Qualitäten wie Milde, Versöhnlichkeit, Mitgefühl, Weitblick und vor allem die Ermöglichung sich dem eigenen, ganz individuellen Leben mit mehr Freiheit, und mit weniger Belastung von Schuld oder Scham, zuzuwenden, werden als die häufigsten Ergebnisse einer solchen Beschäftigung angeführt.

Die zunehmende Relevanz von individuellen, als auch transgenerationell weiterge-gebenen Traumafolgen wird in dieser Arbeit durch die historische Entwicklung die-ser beiden Bereiche in den Kapiteln 1.5 und 2.2 beleuchtet, und von den vorliegen-den Forschungsergebnissen bestätigt.

Ein Punkt sticht dabei heraus, wenn nur bei 2 Personen rudimentär der Bereich von Transgenerationaler Traumaweitergabe in ihren beruflichen Grundausbildungen ab-gedeckt wurde, und dies unabhängig vom Alter der Person und dem Zeitpunkt der Ausbildung war.

Vergleicht man die hier erforschte Bedeutung und Relevanz für die Praxis bei den Befragten, mit dem Nicht-Vorhandensein des Themenbereichs in den Ausbildun-gen, kann hier ein großes Potenzial für die bereits besprochene Integration dieser Sichtweise in bestehende Verfahren ausgemacht werden.

Allerdings würde auch hier zuerst eine Studie über den aktuellen Stand in Ausbil-dungen dazu Sinn machen, entweder als Gesamterhebung oder für Ausbildungsin-stitute selbst.

In dieser Forschungsarbeit, wurde der Bereich der Supervision nicht in die Befra-gung miteinbezogen, wäre aber durchaus ein sehr spannender Bereich. Dabei könnte mittels weiterer Forschung genauer beleuchtet werden, inwiefern dort das Thema zur Sprache kommt, oder welche Rolle sie bei einer Wissensvermittlung ein-nehmen könnte.

Die Wichtigkeit von Psychoedukation – hier als Wissensvermittlung an Klienten zu den Bereichen Trauma und transgenerationeller Weitergabe verstanden – kann als das eindeutigste Ergebnis dieser Forschung bezeichnet werden.

Auffällig ist dabei, wie sehr alle Befragten die Wirksamkeit davon im beraterischen oder therapeutischen Prozess mit Klienten betonen, allerdings völlig unabhängig von dem eigenen Wissensstand.

Generell kann gesagt werden, dass mit zunehmendem Wissen und als auch Erfah-rung zu dem untersuchten Thema, bei den Befragten eine erhöhte Sicherheit, ge-speist aus Verständnis und Mitgefühl, im Umgang mit Klienten wahrgenommen wer-den kann. Diese Beobachtung kann im Einklang mit der Literatur zu allgemeinen Wirkfaktoren bei Pfammatter und Tschacher (Pfammatter und Tschacher 2012) o-der spezifischen Ansätzen zum Beispiel bei Hayes, Gelso et al (Hayes et al. 2018), als signifikanter Wirkfaktor für einen gelingenden Verlauf von Beratung oder Thera-pie für Klienten angesehen werden.

Als eine weitere Auffälligkeit kann der zum Teil sehr divergierende Wissensstand bei den Befragten zu dem untersuchten Thema bezeichnet werden. Hier kann eben-falls noch ein großes Potenzial in der Einbeziehung aktueller Forschung in das Feld der Praxis ausgemacht werden.

Dazu fehlt auch eine in der Breite anerkannte gemeinsame Sprache oder Definition dieses Phänomens, wie auch bei Isobel et al als begrenzender Faktor für weitere Forschung und effektive Anwendung in allen Gesundheitsbereichen ausgemacht wird. (vgl, Isobel et al. 2018, S. 105)

Als ein Ergebnis dieser Forschung kann auch angesehen werden, dass das unter-suchte Thema aktuell sehr viel in der Methode der systemischer Aufstellungsarbeit zur Sprache kommt, oder eine weitverbreitete Möglichkeit darstellt sich mit Genera-tionen Themen zu beschäftigen.

Das ist natürlich zum Teil der Auswahl der Interviewpartner geschuldet, aber spie-gelt auch die Verbreitung dieser Methode – mit all ihren bereits in Kapitel 6.8 be-sprochenen Problemen – wider.

Zusammenfassend können Verkörperungs- u. Imaginationsverfahren aus dieser Forschung, neben einer allgemeinen Ahnenforschung, als die wichtigsten Katego-rienbegriffe bezeichnet werden, die in verschiedenen spezifischen Methoden zur Anwendung kommen.

Genauso wird eine methodische Vielfalt und Offenheit in Beratung und Therapie von allen als erfolgsversprechend angesehen.

Die in Kapitel 6.3 und 6.4 erwähnten Methoden oder Verfahren entstammen den Interviews und es würde als sehr lohnend erscheinen, eine Sammlung von Ansät-zen die sich mit der Bearbeitung transgenerationeller Phänomene beschäftigen, zu-sammenzustellen und zu vergleichen.

Abschließend soll hier betont werden, dass die Einbeziehung der Weitergabe von Traumafolgen über die Generationen niemals Ersatz, aber sehr wohl eine wesentli-che Erweiterung einer persönlich-biografiswesentli-chen Arbeit in Therapie und Beratung sein kann. (siehe Kapitel 2.5.1)

Diese Erweiterung bedarf aber eines soliden Fundaments, welches nur in im direk-ten Auftrag eines Kliendirek-ten, unter Miteinbeziehung der aktuellen Lebenssituation, aufgefunden werden kann. Eine mögliche Kontexterweiterung muss immer dem Kli-enten dienen, und nicht irgendeinem anderen Interesse von Berater, Therapeut o-der ano-deren Beteiligten.

8 Resümee – Empfehlungen

„Unsere Toten sind nicht abwesend, sondern nur unsichtbar“

Hl. Aurelius Augustinus10

Anhand der vorliegenden Ergebnisse kann für alle Menschen die im beraterischen oder therapeutischen Kontext arbeiten, die Empfehlung ausgesprochen werden, sich vertiefter und vor allem auch über die Elterngeneration hinausgehend, mit der eigenen Familiengeschichte zu beschäftigen. Dies beinhaltet einen Blick auf etwa-ige Traumafolgen, aber auch ein allgemeines Erforschen und Erkunden der Le-benserfahrungen der eigenen Ahnen. Dies ist als persönlicher Vertiefungsprozess anzusehen, aber gleichzeitig auch als Teil der professionellen Weiterentwicklung.

Aufgrund der konstatierten Relevanz von Trauma, sowohl in biografischer als auch transgenerationeller Form, ist es in diesen Berufsgruppen mit Sicherheit hilfreich, sich in aktuellen Verfahren zum Umgang mit Trauma weiterzubilden, oder sich zu-mindest mit der aktuellen Forschung oder Ansätzen vertraut zu machen.

Eine konstante persönliche als auch professionelle Entwicklung, durch Supervision, Selbsterfahrung und Weiterbildung kann die Arbeit mit Klienten vertiefen und ver-bessern.

Generell kann gesagt werden, dass Kritik an der aktuellen Psychotraumatologie, die diese als zu sehr individualisiert ansieht (vgl, Isobel et al. 2018, S. 1108), als be-rechtigt angesehen werden kann, und Trauma einen breiteren Platz in der Betrach-tung psychosozialer, als auch gesundheitlicher und gesellschaftlicher Probleme ein-nehmen könnte. Der eingeführte Begriff von Trauma als ein bio-psycho-soziales Geschehen bei Gahleitner ist hier sicherlich ein Schritt in diese Richtung. (vgl, Gahleitner 2015, S. 10)

10 Hl Aurelius Augustinus, Bischof von Hippo Regius (online abrufbar unter: https://www.zitate.eu/au-tor/hl-aurelius-augustinus-zitate/117212)

Dazu würde es aber einer interdisziplinären Erforschung bedürfen, auch um Klarheit zu verschiedenen existenten Begriffen, vor allem bei transgenerationellen Phäno-menen, herzustellen. Sprachliche Klarheit könnte den Weg zu einer allgemeinen theoretischen Orientierung ebnen, was es wiederum Ausbildungsinstituten verein-fachen könnte, das Thema in ihre Curricula aufzunehmen.

Dies kann aus der vorliegenden Forschung als fehlender Bereich in professionellen Ausbildungen ausgemacht werden, wobei dies natürlich spezifisch überprüft wer-den müsste.

Die Relevanz von Trauma und der Weitergabe über die Generationen wird auch über die Bereiche von Beratung und Therapie hinausgehend, bestätigt, und es würde sich auch hier eine breite, interdisziplinäre Beschäftigung in vielen angren-zenden Berufsgruppen als wirksam erweisen.

Dabei könnte Wissen und Information dazu in allen Bereichen, wo Menschen mit Menschen arbeiten, in 3 Abstufungen zur Anwendung kommen:

Erkennen – Benennen – Bearbeiten

Soziale, und angrenzende Berufe könnten schon von einem Erkennen dieser Phä-nomene profitieren.

Beratung und Therapie könnten dies Benennen, ohne notwendigerweise direkt da-mit arbeiten zu müssen.

Speziell Psychotherapie und in notwendiger Eingrenzung psychosoziale Beratung könnten sich auch der direkten Bearbeitung widmen.

Gerade für den Bereich der Beratung wäre auch noch mehr Forschung und Verbrei-tung zu Salutogenese und der Resilienzforschung zu wünschen

Wie es im Bereich der Supervision zu dem hier untersuchten Thema aussieht, wurde in dieser Arbeit nicht erforscht, wäre aber eine lohnenswerte Untersuchung.

In welcher Weise unverarbeitete, transgenerationelle Traumafolgen vielleicht sogar kulturbildend oder gesellschaftsformend wirken, wird zwar in der Literatur immer wieder angestoßen, würde aber einer noch viel breiteren Erforschung bedürfen.

Forschung zu solchen kollektiven Dimensionen bräuchten ein interdisziplinäres Zu-sammenspiel aus den Bereichen der Psychologie, Soziologie, Medizin, Geschichts-wissenschaft, Biologie und anderen. Im Lichte der hier erforschten Ergebnisse, und angesichts der Vielzahl an brisanten globalen Herausforderungen, kann es aber als eine vielversprechende neue Forschungsdisziplin angesehen werden.

9 Literaturverzeichnis

Ancelin Schützenberger, Anne (1998): The ancestor syndrome. Transgenerational psychotherapy and the hidden links in the family tree. 1. publ.

Barnow, Sven (2013): Therapie wirkt! Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidel-berg.

Bar-On, Dan (1995): Fear and Hope. Three Generations of the Holocaust. s.l.:

Harvard University Press. Online verfügbar unter http://www.degruyter.com/se-arch?f_0=isbnissn&q_0=9780674418912&searchTitles=true.

Bohleber, Werner (2009): Wege und Inhalte transgenerationaler Weitergabe. Psy-choanalytische Perspektiven. In: Hartmut Radebold, Werner Bohleber und Jürgen Zinnecker (Hg.): Transgenerationale Weitergabe kriegsbelasteter Kindheiten. In-terdisziplinäre Studien zur Nachhaltigkeit historischer Erfahrungen über vier Gene-rationen. 2. Auflage. Weinheim, München: Juventa Verlag (Kinder des Weltkrie-ges), S. 107–118.

Bowlby, John; Andres, Manfred (2016): Frühe Bindung und kindliche Entwicklung.

Unter Mitarbeit von Mary D. Salter Ainsworth. 7. Auflage. München, Basel: Ernst Reinhardt Verlag.

Bruce, Noah; Bruce, Noah G.; Shapiro, Shauna L.; Constantino, Michael J.;

Manber, Rachel (2010): Psychotherapist mindfulness and the psychotherapy pro-cess. In: Psychotherapy (Chicago, Ill.) 47 (1), S. 83–97. DOI: 10.1037/a0018842.

Chamberlain, Sigrid (2016): Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind.

Über zwei NS-Erziehungsbücher. Unter Mitarbeit von Gregor Dill. 6. Auflage.

Gießen: Psychosozial-Verlag (Reihe "Edition psychosozial").

Connolly, Angela (2011): Healing the wounds of our fathers: intergenerational trauma, memory, symbolization and narrative. In: The Journal of analytical psy-chology 56 (5), S. 607–626. DOI: 10.1111/j.1468-5922.2011.01936.x.

D’Aniello, Carissa; Alvarado, Jeana; Hulbert, Ericka; Izaguirre, Sarah; Miller, Sean (2016): Marriage and Family Therapy Trainees’ Experiences of Learning and

Ap-plying Common Factors in Therapy: A Qualitative Participatory Study With The-matic Analysis. In: Journal of Family Psychotherapy 27 (4), S. 276–287. DOI:

10.1080/08975353.2016.1235432.

Drexler, Katharina (2017): Ererbte Wunden heilen. Therapie der transgenerationa-len Traumatisierung. Stuttgart: Klett-Cotta (Leben lernen, 296).

Elliott, Robert; Bohart, Arthur C.; Watson, Jeanne C.; Murphy, David (2018): Ther-apist empathy and client outcome: An updated meta-analysis. In: Psychotherapy (Chicago, Ill.) 55 (4), S. 399–410. DOI: 10.1037/pst0000175.

Felsen, Irit (1998): Transgenerational transmission of effects of the Holocaust: The North American research perspective. In: International handbook of multigenerati-onal legacies of trauma.

Flick, Uwe; Kardorff, Ernst von; Steinke, Ines (Hg.) (2017): Qualitative Forschung.

Ein Handbuch. 12. Auflage, Originalausgabe. Reinbek bei Hamburg: rowohlts en-zyklopädie im Rowohlt Taschenbuch Verlag (Rororo Rowohlts Enen-zyklopädie, 55628).

Frankl, Viktor E. (2005): trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager. 9. Aufl. München: Kösel.

Gahleitner, Silke Birgitta (Hg.) (2015): Ein Trauma ist mehr als ein Trauma. Bi-opsychosoziale Traumakonzepte in Psychotherapie, Beratung, Supervision und Traumapädagogik. Weinheim: Beltz Juventa.

Gahleitner, Silke Birgitta; Kindler, Marie Luise; Krebs, Luise (2012): Konstruktive Wege aus der Ver- gangenheit: Beratung und Therapie mit Angehörigen der

„Zweiten Generation“ nach dem Holocaust und Nationalsozialismus in Deutsch-land. In: Michaela Huber und Reinhard Plassmann (Hg.): Transgenerationale Traumatisierung. Tagungsband zur DGTD-Tagung im September 2011 in Bad Mergentheim. 1. Aufl. Paderborn: Junfermann (Reihe Fachbuch Trauma), S. 22–

40.

Hahn, Gernot (2015): Trauma und Täterschaft. In: Silke Birgitta Gahleitner (Hg.):

Ein Trauma ist mehr als ein Trauma. Biopsychosoziale Traumakonzepte in Psy-chotherapie, Beratung, Supervision und Traumapädagogik. Weinheim: Beltz Ju-venta, S. 186–197.

Hantke, Lydia (2015): Traumakompetenz in psychosozialen Handlungsfeldern. In:

Silke Birgitta Gahleitner (Hg.): Ein Trauma ist mehr als ein Trauma. Biopsychoso-ziale Traumakonzepte in Psychotherapie, Beratung, Supervision und Traumapä-dagogik. Weinheim: Beltz Juventa, S. 118–126.

Hayes, Jeffrey A.; Gelso, Charles J.; Goldberg, Simon; Kivlighan, Dennis Martin (2018): Countertransference management and effective psychotherapy: Meta-ana-lytic findings. In: Psychotherapy (Chicago, Ill.) 55 (4), S. 496–507. DOI:

10.1037/pst0000189.

Heedt, Thorsten (2017): Psychotraumatologie. Traumafolgestörungen und ihre Be-handlung ; griffbereit. 1. Aufl. s.l.: Schattauer GmbH Verlag für Medizin und Natur-wissenschaften.

Helfferich, Cornelia (2009): Die Qualität qualitativer Daten. Manual für die Durch-führung qualitativer Interviews. 3., überarb. Aufl. Wiesbaden: VS Verl. für Sozial-wiss (Lehrbuch). Online verfügbar unter

http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dok-serv?id=3000242&prov=M&dok_var=1&dok_ext=htm.

Huber, Michaela; Plassmann, Reinhard (Hg.) (2012): Transgenerationale Trauma-tisierung. Tagungsband zur DGTD-Tagung im September 2011 in Bad

Mergentheim. Deutsche Gesellschaft für Trauma und Dissoziation; DGTD-Tagung

"Intergenerationale Traumatisierung und Dissoziation". 1. Aufl. Paderborn: Junfer-mann (Reihe Fachbuch Trauma).

Hug, Theo; Poscheschnik, Gerald; Lederer, Bernd (2020): Empirisch forschen. Die

Hug, Theo; Poscheschnik, Gerald; Lederer, Bernd (2020): Empirisch forschen. Die

Im Dokument - Das Leben vergisst nicht - (Seite 130-153)