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Doch was soll er reden? Tahiraga hatte ihm dies nicht gesagt, und das gerade ist das

aller-sch Werste, worum es sich dreht. Niemals vorher

führte er mit dem Weibervolk Unterhaltungen, und

wie sollte er nun Aug in Aug mit einer Witib be

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stehen und sie auffordern, mit ihm zu gehen? Wo mit wird er anfragen? Wenn doch nur jemand da wäre, der ihm zumindest ein Wort für die Anknüp fung anriete, da gienge es schon leichter, aber so . . .

Mulla-Mehmed begann in seiner Erinnerung seine Unterredung mit Tahiraga und im lispelnden Selbstgespräch die Worte zu wiederholen, die jener zu ihm geredet.

Gut ist sie . . . tüchtig ist sie . . . und die Kühe werden dreimal mehr Milch geben . . . Und ein Klein geld hat sie auch und in die Ausstattung bringt sie mit: einen Teppich , drei tiefe Kupferpfannen , eine Truhe voll mit Gewand, fünf Kupferschüsseln, eine Tuchen d und eine Gluck . . .

Als er der Gluck gedachte, schlug sich Mulla-Mehmed mit der Hand flach auf die Stinie und sprang vor Freuden über jemandes Kind hinweg.

Jetzt weiss ich, wie ich's anfangen werde, schrie er auf. Ich werde mich zu ihr hinbegeben und ein Gespräch einleiten und habe ich es angeknüpft, so wird mir wohl auch das übrige, was vonnöten ist, von der Zunge herabfliegen . . .

Heimgekommen, lief er hurtig in den Hof hinein und rannte zur Hühnersteige, in der, den Kopf unter dem Flügel geborgen, ruhig der alte Hahn ruhte, der genaueste Wecker der selig ent schlafenen Mutter Mulla-Mehmeds. Rasch öffnete er die Tür zur Hühnersteige und erwischte nach grosser Plage den Hahn beim Fittich. Der Hahn krähte vor Schrecken ungewöhnlich und sträubte sich nach Kräften, aber sein Herr zog ihn doch heraus.

Jetzt bist du mein, sagte er stolz. Jetzt wirst du mir einen sniten Dienst leisten !

Hierauf riss er einen Streifen von seiner ohne hin zerrissenen Leibbinde ab und schnürte damit seinem Morgensänger die Füsse zusammen. Und er nahm ihn behutsam bei den Füssen, und trug ihn voll Stolz, wie irgend eine aussergewöhnliche Kriegs beute durch die Geschäftstrasse.

Erst vor Muntas Pforte machte er Halt. Das war eine alte, recht schadhafte Türe mit verrostetem Pochring und gebrochenem Türriegel. Das alte über hängende Türdach war in Bruchstücken noch vor handen und ausgehöhlt, und eine alte verstümmelte Platte ragte vor, und es schien, als wollte sie in diesem Augenblick herabfallen. Einer unliebsamen Berührung mit der Platte vorbeugend, näherte sich Mulla- Mehmed der Tür von der anderen Seite und klopfte mit dem Torring leicht und furchtsam an . . . Das ist sie! lispelte er verwirrt, als über den mit Katzenköpfen gepflasterten Hofraum ein Ge klapper von Holzschuhen an sein Ohr drang, und sein Herz fing lauter zu pochen an.

Wer ist's? fragte hinter dem Torflügel eine feine Frauenstimme.

Ich bin es . . . Mulla- Mehmed! antwortete er mehr lispelnd, und fortwährend auf der Hut vor jener Platte näherte er sich noch mehr dem Eingang.

Die Tür knarrte ein wenig in den Angeln, und durch die Spalte lugte der hübsche Kopf Muntas hervor, den unterm Kinn ein grosses, gelbes Tuch unterband, während die Fransen über die Augen und Wangen herabfielen und die Hälfte des Gesichtes verdeckten.

Was willst du? fragte sie leise, indem sie ihm gerade in die Augen sah.

Mulla -Mehmed geriet in Verwirrung. Er streckte

Corovid, Liebe und Leben. -*

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den Hals vor, würgte den Speichel hinab und wandte den Kopf zur Seite als ob er jemand hinter sich

anschauen wollte.

Ich bin gekommen, fing er stotternd an, um dich um etwas zu befragen. Da schau, ich brachte einen Hahn her, vernahm aber, du hättest eine Gluck . . . Und, es mag sein, wenn du es für der Mühe wert findest, dieweilen ich einen Hahn, du aber eine Gluck hast, dass wir miteinander einen Tausch eingehen . . .

Munta wich vom Torflügel zurück und brach in ein schallendes Gelächter aus.

Und darum bist du gekommen? fragte sie.

Wegen einer Gluck, und sich so zu bemühen . . . Ich bin nicht bloss deswegen hier erschienen, stotterte Mulla-Mehmed neuerdings. Da gäbe es noch ein Geschäft zu erledigen.

Was für ein Geschäft?

Mulla-Mehmed liess den Hahn zu Boden nieder und wischte sich mit dem Ärmel seiner Anterija den dicken Schweiss ab, der ihm über die Stirne troff.

Eh, du kennst meine Leiden nicht! seufzte er auf. Meine Mutter ist gestorben und nun bin ich wie eine Waise . . .

Auch die meinige ist verschieden, versetzte sie, ihm die Rede abschneidend und schaute ihn wieder mit jenem seltsamen, durchbohrenden Blicke an, den er so ganz und gar nicht aushielt.

Aber dir nicht so wie mir, entgegnete Mulla-Mehmed mit Nachdruck. Bei mir stehen zwei Kühe daheim und niemand ist zum Melken da . . . Ich melke zwar auch, bin aber ungeschickt und sie geben mir nicht viel . . .

Nun, so such dir jemand andern dazu!

Mulla- Mehmed schüttelte traurig den Kopf.

Auch dies ist noch nicht alles! bemerkte er ein fallend. Ich habe ein eignes Haus, doch niemand ist da, um darin Ordnung zu halten . . . Die Kühe haben den Hof angemistet, niemand aber ist da, um ihn zu säubern ... In den Stuben nisten sich bei mir, mit Respekt zu sagen, Mäuse ein . . .

Kauf dir eine Mausefalle! — versetzte sie wieder rasch.

Eh, das geht nicht so leicht, sagte Mulla- Meh med sie verweisend und indem er sich ein wenig sammelte. Ich habe für den vorliegenden Fall et

was anders ausgeklügelt ... So ist das kein Leben, ich aber . . .

Und er stiess mit dem Fuss den Hahn, als ob er ihm hinderlich wäre, und richtete seinen Blick auf sie.

Hat dir Tahiraga irgend etwas gesagt? fragte er fast unwillig hart.

Hat er wohl, antwortete sie ruhig.

Ei, was er zu dir gesagt, das sage auch ich zu dir, fuhr er in noch ungehaltenerem Tone fort. Ich kann nicht hinziehen uDd herziehen, sondern sage dir nur das eine, und wenn du magst, magst du und magst du nicht, so lass es bleiben!

Sie senkte die Blicke und fing mit dem Für tuch an zu spielen an.

Er hat mir viel vorerzählt, lispelte sie. Und schön hat er mir zugeredet . . .

Ihre Worte ermutigten Mulla- Mehmed. Er reckte sich so hoch aus, dass er, um weniges hat es gefehlt, jenePlattevom Tordach herabgeschlagen hätte.

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Ei, auch ich rede dir schön zu, rief er aus. Da steh ich, da stehst du, erwäg und, so du magst, komm gleich mit! . . .

Das geht etwas schnell, antwortete sie, als ob sie sich sträuben wollte. Es wäre ratsamer, noch einige Tage zuzuwarten . . .

Ich werde, so heilig mir der Koran, keine zehn