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4.3 Untersuchungen der Implantate und Implantatbereiche

4.4.1 µ-Computertomographie

4.4.2.2 Rasterelektronenmikroskopische Untersuchung und EDX-Analyse

Die auf jeweils einem Querschnitt pro Material- und Zeit-Gruppe sichtbare Degradationsschicht wurde deskriptiv beurteilt. Die mit der EDX entlang des line scans ermittelten Elementeanalysen wurden mit der Software Microsoft® Excel2002 jeweils graphisch dargestellt. Hierdurch wurden die Konzentrationsänderungen der ausgewählten Elemente in den Bereichen Implantat, Implantatrand, Degradationsschicht und Markhöhle verdeutlicht. Für das Basismetall Magnesium wurde eine zusätzliche Kurve aus den Werten erstellt, die nicht zum konstanten Bereich gehörten. Durch das Hinzufügen einer Trendlinie wurde die Erstellung einer mathematischen Funktion für den Verlauf des Magnesiumgradienten (KRAUSE 2008) möglich. Zusätzlich zu der Funktion wurde das Bestimmtheitsmaß R2 errechnet. Der Wert liegt zwischen 0 und 1. Je näher der Wert gegen 1 geht, desto genauer liegen die Messpunkte auf der Kurve der Funktion. Die graphische Darstellung und die Aufstellung der Funktion erfolgte ebenfalls mit der Software Microsoft® Excel2002. Um einen Teil der Magnesiumfluoridschicht optimal darstellen zu können, wurden Elementverteilungsbilder (Mappings) zweier raster-elektronenmikroskopischer Bildausschnitte von Schnitten der Drei- und MgF-Sechsmonatsgruppe erstellt und die Fluor- und Magnesiumverteilung bestimmt.

3.4.4.2.3 Toluidinblaufärbung

Von den Tibiae inklusive Implantat wurden jeweils drei Präparate ausgewertet, von den Leertibiae und der Leerbohrung je zwei Schnitte. Die Auswertung der Schnitte erfolgte in Anlehnung an das von KRAUSE (2008) beschriebene, semiquantitative Punktesystem. Jeder Parameter wurde am gesamten Schnitt beurteilt. Die für die unterschiedlichen Parameter gewählten Vergrößerungen sind in Tabelle 13 aufgeführt. Bei der Bewertung wurden drei große Hauptschwerpunkte unterschieden:

Die Knochenstruktur mit den Parametern Gesamteindruck, Knochenkavitäten, periostales und endostales Remodeling, periostale Apposition und Bildung neuer Knochentrabekel, der Implantat-Knochen-Kontakt (trabekelförmig bzw. ringförmig)

und die zelluläre Ebene, wobei hier Makrophagen, Fremdkörperriesenzellen, lymphoplasmazelluläre Reaktionen und Vorliegen von Bläschen beurteilt wurden (Tab. 13).

Der Gesamteindruck des Knochens wurde bei Ähnlichkeit der Knochenstruktur mit einer Tibia ohne Implantat als ruhig (Score 0), bei Vorhandensein von Knochenauftreibungen und Knochenkavitäten, die sich als Hohlräume in der Kortex darstellten, als unruhig (Score 1) beurteilt.

Die Knochenkavitäten wurden nach ihrer Anzahl bzw. ihrer Größe bewertet. Weniger als drei und drei osteongroße Kavitäten wurden mit dem Score 0, vier bis sechs osteongroße Kavitäten oder bis zehn halb so große mit dem Score 1 bewertet.

Sieben bis zehn osteongroße Kavitäten oder elf bis 20 halb so große erhielten den Score 2 und ab elf osteongroße Knochenkavitäten, bzw. 21 kleinere oder mind. 3 doppeltosteongroße erhielten den Score 3.

Endostales (Abb. 17a) und periostales Remodeling wurden bei Nichtvorhandensein mit 0, bei Remodeling, welches ein Viertel des gesamten Knochens betraf und die Dicke von ein, zwei bzw. drei aufeinander gestapelten Osteonen hatte, mit dem Scorewert 1, 2 bzw. 3 bewertet.

Das Auftreten periostaler Apposition, welches sich durch kammartige Aufwölbung der äußersten periostalen Kortex zeigte (Abb. 17b), wurde mit dem Score 1 bewertet.

War keine periostale Apposition vorhanden wurde der Scorewert 0 vergeben.

Abb. 17: Beispielhafte Darstellung der Beurteilungsparameter endostales Remodeling (a) (Pfeil) und periostale Apposition (b) (Pfeil) an zwei toluidinblaugefärbten histologischen Dünnschliffen von Tibiae mit Magnesiumimplantaten.

Bei der Beurteilung des Implantat-Knochen-Kontaktes wurde Wert auf die Art der Knochenanhaftung gelegt (Tab. 13). Eine Anhaftung von Knochentrabekeln ab einer Länge von 350 µm an das Implantat (Abb. 18a) wurde mit dem Score 1, keine trabekuläre Anhaftung mit dem Score 0 bewertet.

Eine ringförmige Knochenanhaftung an das Implantat wurde nach ihrer Dicke unterteilt. Bei einer Dicke von einem, zwei bzw. drei Osteonen wurden die Scorewerte 1, 2 bzw. 3 vergeben. Trat keine ringförmige Knochenanhaftung auf wurde der Schnitt mit Scorewert 0 beurteilt.

Die trabekuläre Knochenneubildung bezog Trabekel ohne direkten Kontakt zum Implantat mit ein, die sowohl periimplantär als auch in der Markhöhle lokalisiert waren.

Bindegewebsstränge ab zwei Zelllagen im periimplantären Bereich wurden als Fibrose beurteilt (Abb. 18b) und erhielten den Score 1, wenn sie 25 % der Implantatoberfläche, den Score 2, wenn sie 26-50 % und den Score 3 wenn sie mehr als 50% der Implantatoberfläche bedeckten.

Abb. 18: Beispielhafte Darstellung der Beurteilungsparameter periimplantäre Knochenneubildung (trabekulär) (a) (Pfeil) und Fibrose (b) (liegt der Degradationsschicht des Implantates auf) an zwei toluidinblaugefärbten histologischen Dünnschliffen von Tibiae mit Magnesiumimplantaten.

Zur Zählung der Zellen wurde die gesamte Markhöhle meanderförmig abgerastert.

Lymphozyten und Plasmazellen wurden gezählt und addiert und je nach Anzahl mit dem Score 0-3 bewertet (Tab. 13).

Auch Makrophagen und Riesenzellen wurden ausgezählt, addiert und mit einem Punktesystem bewertet. Das Auftreten von drei bis 20 Makrophagen im gesamten Schnitt erhielt den Score 1. Traten mehr als 20 Makrophagen auf, wurde der Score 2 vergeben.

Bei Vorkommen von einer bis fünf Riesenzellen wurde der Score 1, zwischen sechs und 10 Zellen der Score 2 und bei mehr als 10 Zellen der Score 3 vergeben.

Bläschen (farblose, rundliche Strukturen mit einem durchschnittlichen Durchmesser von 10 µm) wurden nach Vorhandensein mit dem Score 1, bei Nichtvorhandensein mit dem Score 0 bewertet (Tab. 13).

Als Besonderheit wurden rotbraune Granula sowie endostale Bindegewebssäume vermerkt. Zusätzlich wurde die Implantatmorphologie der Gruppen beschrieben.

Aus den erhaltenen Scoreeinzelwerten wurden für jede Gruppe Mittelwerte und Standardabweichungen errechnet.

Tab. 13: Scoring modifiziert nach KRAUSE (2008) für die histologische Auswertung der toluidinblaugefärbten Dünnschliffe mit Angabe der jeweiligen verwendeten mikroskopischen Vergrößerung für jeden Beurteilungsparameter.

Parameter Vergrößerung Score Bemerkungen/ Bedeutung

Gesamteindruck 12,5 0 ruhig

der Knochenstruktur 1 unruhig

Knochenkavitäten 12,5 0 3 osteongroße Kavitäten

1 4 bis 6 osteongroße Kavitäten oder bis 10 halbsogroße 2 7 bis 10 osteongroße Kavitäten oder 11 bis 20 halbsogroße 3 ab 11 osteongroßen Kavitäten, 21 kleineren

oder mind. 3 doppeltosteongroßen Kavitäten

Periostales Remodelling 50 0 nein

1 ab 1/4 der Strecke 1faches Osteon dick 2 ab 1/4 der Strecke 2faches Osteon dick 3 ab 1/4 der Strecke 3faches Osteon dick

Endostales Remodelling 50 0 nein

1 ab 1/4 der Strecke 1faches Osteon dick 2 ab 1/4 der Strecke 2faches Osteon dick 3 ab 1/4 der Strecke 3faches Osteon dick

Periostale Apposition 50 0 nein

1 ja

Implantat- Knochen- Kontakt 100 bis 200 0 nein

1 Anhaftung von Trabekeln 350µm

Periimplantäre Knochenneubildung 50 bis 400 0 nein

(ringförmig) 1 bis 1fache Osteondicke

2 2fache Osteondicke

3 mehr als 3fache Osteondicke

Periimplantäre Knochenneubildung 50 bis 400 0 nein

(trabekulär) 1 Trabekel ohne Implantatkontakt

Periimplantäre Fibrose 400 0 nein

1 bis 25% Implantatoberfläche bedeckt 2 26 bis 50% Implantatoberfläche bedeckt 3 mehr als 51% Implantatoberfläche bedeckt lymphoplasmazelluläre Reaktion 400 0 weniger als 30 Zellen im gesamten Schnitt

1 30-50 Zellen im gesamten Schnitt 2 51-100 Zellen im gesamten Schnitt 3 > 100 Zellen im gesamten Schnitt Makrophagen 400 0 weniger als 3 Zellen im gesamten Schnitt

1 3-20 Zellen im gesamten Schnitt 2 mehr als 20 Zellen im gesamten Schnitt

Riesenzellen 400 0 keine Zellen im gesamten Schnitt

1 1-5 Zellen im gesamten Schnitt 2 6-10 Zellen im gesamten Schnitt 3 > 10 Zellen im gesamten Schnitt

Bläschenbildung 400 0 nein

1 ja

Um den Ausprägungsgrad der Degradationsschicht bei den verschiedenen Legierungen und zu den unterschiedlichen Zeitpunkten bestimmen zu können, wurde die Dicke der um das Implantat entstandenen Degradationsschicht vermessen.

Hierzu wurde das Implantat in unmittelbarer Umgebung in 12,5facher Vergrößerung abfotografiert und gespeichert. Die Schichtdicke (µm) wurde anschließend an sechs festgelegten Punkten (12 Uhr, 2 Uhr, 4 Uhr, 7 Uhr, 8 Uhr und 10 Uhr) vermessen (Abb. 19). Die Ausmessung erfolgte mit der Software AxioVisionRelease 4,5 am Mikroskop AxioImager Z1. Es wurden anschließend Mittelwerte und Standardabweichung der Messungen pro Tibia, sowie für jede Material- und Zeitgruppe errechnet (KRAUSE 2008).

Abb. 19: Darstellung der Ausmessung der Degradationsschichtdicke. Die Messbereiche waren im Uhrzeigersinn an den Punkten 12 Uhr, 2 Uhr, 4 Uhr, 6 Uhr, 8 Uhr und 10 Uhr festgelegt; das Magnesiumimplantat ist im Querschnitt als schwarze, homogene Fläche zu sehen, die Degradationsschicht umrandet als dunkelblaue, schollige Schicht die Implantatoberfläche.

3.4.5 Statistische Auswertung

Die in dieser Arbeit errechneten Mittelwerte und Standardabweichungen sowie die graphischen Darstellungen wurden mit der Software Microsoft® Excel2002 erstellt.

Für die Auswertung der toluidinblaugefärbten Dünnschliffe mit dem Scoring wurde die Software SPSS® Version 15.0 verwendet. Die Ergebnisse wurden einer zweifaktoriellen Varianzanalyse unterzogen. Die Bestimmung der Wahrscheinlichkeiten des Einflusses von Material, Implantationszeit bzw. von beiden zusammen auf die untersuchten Parameter wurde mit Hilfe des Tests der Zwischensubjekteffekte bestimmt. Für den Vergleich der Material-Zeit-Gruppen miteinander wurden Post-hoc-Tests verwandt. Dabei wurde zuerst die Varianzhomogenität bzw. Varianzinhomogenität mit dem Levene-Test ermittelt. Bei Varianzhomogenität erfolgte der Post-hoc-Test nach Scheffé. Wurde eine Varianzinhomogenität ermittelt kam der Post-hoc-Test nach Games-Howell zur Anwendung. Zwischen den Ergebnissen der semiquantitativen Auswertung mittels Scoring, der vermessenen Dicke der Degradationsschicht und dem Volumenverlust der Implantate wurden Korrelationen nach Pearson und zugehörige Signifikanzen errechnet. P-Werte < 0,05 wurden als statistisch signifikant und P-Werte ≤ 0,01 als hochsignifikant angesehen.

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4.1 Klinische Untersuchung

Bei der postoperativen klinischen Untersuchung konnten bei 22,4 % (13 von 58) der untersuchten Gliedmaßen ggr. bis mgr. Rötungen im Bereich der Operationswunde beobachtet werden (Tab. 14, Tabelle I im Anhang).

Fast alle Gliedmaßen (94,8 %/ 55 von 58) wiesen ebenso operationsbedingte Schwellungen unterschiedlichen Grades in diesem Bereich auf. Bei der Hintergliedmaße mit der Leerbohrung trat lediglich eine ggr. Schwellung am sechsten Tag auf. Alle Schwellungen klangen in wenigen Tagen ab. Eine Ausnahme bildete ein Tier der MgF-Sechsmonatsgruppe (MgF12), dessen Hintergliedmaßen im Bereich der Implantationsstelle sowohl rechts bis zum 28. Tag post operationem und links bis zum 36. Tag nach dem Eingriff mgr. bis hgr. Schwellungen aufwiesen. In diesem Zusammenhang auftretende Lahmheiten oder Schmerzhaftigkeiten konnten nicht beobachtet werden. Bei der Punktion der Schwellung der rechten Hintergliedmaße wurde etwas seröse Flüssigkeit gewonnen. Die mikrobiologische Untersuchung ergab einen Gehalt von Bacillus cereus. Die Schwellung klang in den folgenden Tagen unbehandelt komplikationslos ab. MgF19 wies an der Operationswunde der rechten Tibia am zweiten Tag ein mgr. Hämatom auf. Durch Anlegen eines Druckverbandes verschwand die Schwellung am folgenden Tag.

An elf Hintergliedmaßen zeigten sich ggr. Nahtdehiszenzen, die jedoch unbehandelt komplikationslos abheilten. Bei der MgF-Dreimonatsgruppe sowie der MgCa-Zwölfmonatsgruppe traten sie (4 von 10 Gliedmaßen) gehäuft auf (Tab. 14, Tabelle I im Anhang).

Lahmheiten waren während des Untersuchungszeitraumes bei vier Hintergliedmaßen zu beobachten (Tabelle I im Anhang). Dabei handelte es sich um die linke Hintergliedmaße des Tieres MgCa23 der Neunmonatsgruppe, welche ab dem 133. Tag eine intermittierende Lahmheit zeigte. Des Weiteren wies das Tier LAE34 der Neunmonatsgruppe nach vier Wochen ebenfalls eine intermittierende Lahmheit der linken Hintergliedmaße auf und gegen Ende der Versuchszeit (ab dem 229. Tag) war eine intermittierende Lahmheit der rechten Hintergliedmaße zu beobachten. Aus der gleichen Gruppe zeigte ein weiteres Kaninchen (LAE32) ab

dem 197. Tag eine immer wieder auftretende Lahmheit der linken Hintergliedmaße.

Alle Tiere, die eine Lahmheit zeigten, wurden analgetisch versorgt (Metacam).

Während der Schmerzmedikation verschwanden die Lahmheiten.

Tab. 14: Auswertung der klinischen und orthopädischen Untersuchung aller Versuchsgruppen:

Darstellung des Auftretens der Parameter zusammengefasst für jede Gruppe mit Unterteilung nach linker bzw. rechter Hintergliedmaße.

Gruppe Gliedmaße Rötung Schwellung Nahtdehiszenz Eiterbildung Emphysem Lahmheit

MgF_3 Monate rechts 1 5 2

links 1 5 2

MgF_6 Monate rechts 4

links 5 1

MgCa0,8_9 Monate rechts 3 5 1

links 1 4 1

MgCa0,8_12 Monate rechts 1 5 2

links 1 5 2

LAE442_9 Monate rechts 2 4 1

links 2 4 2

LAE442_12 Monate rechts 4

links 1 5 1

4.2 Röntgenologische Verlaufskontrollen

Bei Betrachtung der Implantatlokalisation lagen 54 von 57 implantierten Zylindern im mittleren Drittel der Tibiadiaphyse. Ein Implantat (MgF15L) war im proximalen Tibiadrittel lokalisiert. Zwei Implantate (MgF11L, LAE31L) lagen im distalen Tibiadrittel. Die Lokalisationen der Implantate sind in Tabelle II im Anhang zu finden.

4.2.1 Knochenzubildungen an der Implantationsstelle

Beide Leertibiae zeigten über den jeweiligen Implantationszeitraum keine Zubildungen (Abb. 20b). In der 19. Woche wurden fünf Tibiae mit Knochenzubildungen an der Implantationsstelle (Score 0) festgestellt. Die Tibia mit Leerbohrung wies ab der fünften Woche bis zum Ende der Implantationszeit eine ggr. Kallusbildung (Score 1) auf.

Alle Tibiae der MgF-Dreimonatsgruppe wiesen während des Untersuchungszeitraumes Knochenzubildungen unterschiedlichen Ausmaßes an der Implantationsstelle auf. Nach zwei Wochen war nur bei einer Gliedmaße eine ggr.

Kallusbildung zu beobachten (Score 1), nach drei Wochen erhielt die Gruppe einmal den Score 1, und jeweils zweimal den Score 2 bzw. 3 bewertet. Bis zur neunten Woche nahmen die Knochenzubildungen weiter zu und es wurden acht von zehn Tibiae mit dem Score 2 (Abb. 20a) und die restlichen zwei mit dem Score 3 bewertet.

Im weiteren Verlauf war der Score konstant (Tabelle III im Anhang).

Bei der MgF-Sechsmonatsgruppe traten Knochenzubildungen frühestens ab der dritten und spätestens ab der 13. Woche auf. Nach 14 Wochen erhielten sechs Tibiae den Score 2 und drei den Score 3 (Abb. 20b) und blieben bis zum Ende der Versuchszeit konstant (Tabelle IV im Anhang).

Die MgCa-Neunmonatsgruppe zeigte sich bezüglich der Knochenzubildungen an der Implantationsstelle sehr inhomogen (Tabelle V im Anhang). Vier Tibiae wiesen zu keinem Zeitpunkt die Bildung eines knöchernen Kallus auf. Ab der 10. Woche bis zum Ende des Versuchszeitraumes wurden eine der neun Tibiae mit dem Score 2 und fünf Tibiae mit dem Score 3 beurteilt.

Bei allen Tibiae der MgCa-Zwölfmonatsgruppe wurden im Untersuchungszeitraum knöcherne Zubildungen an der Implantationsstelle beobachtet (Tabelle VI im Anhang). Eine messbare Kallusbildung trat ab der sechsten Woche auf. Drei von zehn wurden mit dem Score 0, fünf von zehn mit dem Score 2 und die restlichen zwei mit dem Score 3 bewertet (Abb. 20c). Bis zur 20. Woche war ein Anstieg der Scorewerte zu verzeichnen, wobei sechs Tibiae den Score 2 und vier den Score 3 erhielten. Danach blieben die Scorewerte bis einschließlich Woche 44 konstant. Ab Woche 45 konnte an einer Tibia ein ggr. Abbau des Kallus vom Score 3 zu Score 2 beobachtet werden.

Bei den neun Tibiae der LAE-Neunmonatsgruppe war bei sechs Tibiae eine derart ggr. Kallusbildung an der Insertionsstelle vorhanden, dass Score 0 vergeben wurde (Abb. 20d). Bei weiteren zwei Tibiae wurde nur eine vorübergehende ggr.

Kallusbildung (Score 1) zwischen der dritten und sechsten bzw. vierten und zehnten Woche beobachtet, die danach nicht mehr vorhanden war (Tabelle VII im Anhang).

Zum Ende der Versuchszeit wiesen sieben der neun Tibiae den Score 0 auf, eine weitere den Score 2.

Bei zwei Tibiae der LAE-Zwölfmonatsgruppe konnten ab der dritten Woche knöcherne Zubildungen mit dem Score 1 und dem Score 2 beobachtet werden. Mit Ausnahme von LAE15L zeigten alle Tibiae knöcherne Zubildungen, die spätestens ab der 14. Woche auftraten. Innerhalb der Gruppe wurde hauptsächlich der Scorewert 2 vergeben. Lediglich zwei Tibiae erhielten den Score 3. Am Ende des Untersuchungszeitraumes wurden einmal der Score 0, siebenmal der Score 2 und einmal der Score 3 vergeben (Tabelle VIII im Anhang).

Der Verlauf der Knochenzubildungen an der Insertionsstelle aller Gruppen ist in Abbildung 21 dargestellt.

Bei vergleichender Betrachtung der MgF-Gruppen zeigte die MgF-Dreimonatsgruppe eine stärker ausgeprägte Kallusbildung an der Insertionsstelle der Tibiae (MgF3>MgF6).

Innerhalb der Langzeitgruppen zeigte die MgCa-Zwölfmonatsgruppe die stärksten Knochenzubildungen, die LAE-Neunmonatsgruppe mit Abstand die geringsten (MgCa12>LAE12>MgCa9>LAE9).

Abb. 20: Ausschnitt radiologischer Aufnahmen von rechten Kaninchentibiae

(kraniokaudaler Strahlengang); Darstellung der Knochenzubildungen (rote Pfeile) im Bereich der Implantationsstelle zum jeweiligen Ende der Implantationsdauer;

a: MgF16 (dreimonatige Implantationsdauer), 13. Woche (Score 2);

b: MgF12 (sechsmonatige Implantationsdauer, 24. Woche (Score 3);

c: MgCa15 (zwölfmonatige Implantationsdauer), 48.Woche (Score 3);

d: LAE31 (neunmonatige Implantationsdauer), 36.Woche (Score 0).

0

Abb. 21: Darstellung des Verlaufs der Bewertung (Mittelwerte des Röntgenscorings) der Knochenzubildungen an der Insertionsstelle aller Versuchgruppen.

4.2.2 Gasbildung

In den Tiergruppen mit den unbeschichteten und beschichteten MgCa0,8-Implantaten, sowie der LAE-Zwölfmonatsgruppe konnte zu keiner Zeit eine Gasentwicklung festgestellt werden (Score 0).

Nur in der LAE-Neunmonatsgruppe war eine Gasbildung nachweisbar (Tabelle VII im Anhang). Bei einer Tibia war in der zweiten postoperativen Woche im Bereich der Insertionsstelle eine Gasblase von geringer Ausprägung (Score 1) vorhanden.

Zwischen der dritten und 16. Woche nach der Implantation war bei keiner Gliedmaße eine Gasentwicklung erkennbar. Während der 18. bis 22. Woche zeigte eine Gliedmaße eine Gasblase mittlerer Ausprägung (Score 2), die distal des bereits aufgelösten Implantates lokalisiert war. LAE32L (Abb. 22a) wies in Woche 24 eine Gasblase (Score 1) im Bereich der Insertionsstelle auf.

Abb. 22: Ausschnitt einer radiologischen Aufnahme (24.Woche) einer Kaninchentibia (LAE32L) der LAE442-Neunmonatsgruppe (kraniokaudaler Strahlengang);

Darstellung einer Gasblase (roter Pfeil) im Bereich der Implantationsstelle (Score 1).

4.2.3 Periostale Zubildungen im Bereich der Tibiadiaphyse

Die drei Tibiae ohne Implantat zeigten keine Knochenzubildungen im Bereich der Tibiadiaphyse.

Bei der MgF-Dreimonatsgruppe konnten ab der zweiten, sechsten, neunten und zehnten Woche periostale Zubildungen auf Höhe proximal, medial und distal des Implantates beobachtet werden, die bis zum Versuchsende verblieben (Tabelle III im Anhang).

Auf den Röntgenaufnahmen der Tibiae der MgF-Sechsmonatsgruppe konnten keine periostalen Zubildungen nachgewiesen werden.

Zwei Tibiae der MgCa-Neunmonatsgruppe zeigten periostale Zubildungen, die ab der 22. (Abb. 23a) bzw. 26. (Abb. 23b) Woche bis zum Ende des Untersuchungszeitraumes bestanden und im ersten Fall auf Höhe des unteren Implantatdrittels, im anderen Fall auf Höhe der Implantatmitte lokalisiert waren (Tabelle V im Anhang).

Zwei Tibiae der MgCa-Zwölfmonatsgruppe zeigten ab der sechsten bzw. der achten Woche periostale Zubildungen auf Höhe der Implantatmitte bzw. großflächig entlang 75 % der Implantatlänge, die bis zum Versuchsende nachweisbar blieben (Tabelle VI im Anhang).

Bei der LAE-Neunmonatsgruppe zeigten fünf Tibiae Verdickungen des Periosts, die ab der zweiten, 16., 28., 32. und 34. Woche auf Höhe des proximalen bzw. distalen Implantatendstückes sowie auf Höhe der Implantatmitte zu finden waren (Tabelle VII im Anhang).

In der LAE-Zwölfmonatsgruppe wurde ab der 18. Woche (Abb. 23c) an einer Tibia eine periostale Verdickung auf Höhe des distalen Implantatendes medial an der Diaphyse beobachtet, die bis zum Ende des Untersuchungszeitraumes verblieb (Tabelle VIII im Anhang).

4.2.4 Besonderheiten

Ab der fünften Woche wurde bei einer Tibia der MgF-Dreimonatsgruppe eine Reduktion der Kompakta auf Höhe des distalen Implantatendes deutlich (Abb. 23d) (Tabelle III im Anhang). Ab der siebten Woche trat an der kontralateralen Tibia ebenfalls eine Reduktion an gleicher Stelle auf. Beide Veränderungen erstreckten sich bis zum Ende der Versuchszeit. Sowohl das Implantat in der rechten, als auch in der linken Markhöhle berührte die Kompakta.

Auf den Röntgenaufnahmen der Tibiae der MgF-Sechsmonatsgruppe konnte ab Woche sechs eine Reduktion der Kompakta einer Tibia (Abb. 23e) im Bereich des distalen Implantatendes beobachtet werden, die bis zur Euthanasie bestehen blieb.

Innerhalb der Wochen 11-15 wurde bei MgF14L eine Reduktion der Kompakta auf Höhe des distalen Implantatendes beobachtet (Tabelle IV im Anhang).

Die Neunmonatsgruppe mit der Legierung MgCa0,8 wies relativ starke Veränderungen der Kompakta auf. Am Ende des Versuches zeigten vier von zehn Tibiae eine verdünnte Kompakta im endostalen Bereich. Ab Woche sechs, 16, 26 und 28 konnten bei je vier Tibiae Reduktionen der Kompakta beobachtet werden. Sie

waren dreimal auf Höhe der Implantatmitte (Abb. 23a) und einmal im Bereich des distalen Implantatendes lokalisiert und blieben bis zur letzten Untersuchung unverändert. Bei MgCa22L berührte das Implantat die Kompakta an der veränderten Stelle (Tabelle V im Anhang).

Die Tibiae der MgCa-Zwölfmonatsgruppe wiesen zu keiner Zeit eine Reduktion der Kompakta im endostalen Bereich auf (Tabelle VI im Anhang).

Die Neunmonatsgruppe der Legierung LAE442 zeigte am Ende der Implantationszeit an vier von neun Tibiae eine Reduktion der Kompakta im endostalen Bereich (Tabelle VII im Anhang). Ab Woche 14 (LAE34L), 18 (LAE32R), 28 (LAE32L) und 32 (LAE33L) waren Verschmälerungen der Kompakta in den Bereichen des proximalen Implantatendes (LAE34L, LAE33L), auf Höhe der Implantatmitte und des proximalen Implantatendes (LAE32R) (Abb. 23f) bzw. entlang des gesamten Implantates (LAE32L) erkennbar, die bis zum Ende des Versuchszeitraumes bestehen blieben.

Bei der LAE-Zwölfmonatsgruppe zeigten beide Tibiae eines Kaninchens eine Veränderung der Kompakta. An der rechten Tibia wurde die Reduktion der Kompakta von der 20. -24. Woche im Bereich der Implantatmitte beobachtet, an der linken ab der 14. Woche auf Höhe des distalen Implantatendes bis zum Ende des Versuches (Tabelle VIII im Anhang).

Als weitere Besonderheit wurde bei 46 von 60 Tibiae das Auftreten von periimplantären Aufhellungen vermerkt.

Bei der MgF-Dreimonatsgruppe trat diese Veränderung insgesamt bei vier Tibiae auf und konnte ab der siebten, neunten, bzw. 11. Woche bis zum Ende des Untersuchungszeitraumes beobachtet werden (Tabelle III im Anhang).

Bei der MgF-Sechsmonatsgruppe trat die Veränderung hauptsächlich im Zeitraum zwischen der 15. und 24. Woche auf und war insgesamt bei sieben Tibiae zu sehen (Tabelle IV im Anhang).

Mit Ausnahme von MgCa21 zeigten alle Tibiae der MgCa-Neunmonatsgruppe periimplantäre Aufhellungen, die überwiegend zwischen der 16. und 36. Woche sichtbar waren (Tabelle V im Anhang).

Die Tibiae MgCa11, MgCa14L und MgCa15 der MgCa-Zwölfmonatsgruppe zeigten die Veränderung ab der 16. Woche, während sie bei allen anderen Tibiae frühestens ab der zehnten Woche bis zum Ende der Implantationsdauer sporadisch auftrat (Tabelle VI im Anhang).

Bei der LAE-Neunmonatsgruppe begannen die Veränderungen ebenfalls frühestens ab der zehnten Woche. Zwischen der 32. und 36. Woche wurden sie schließlich bei allen Tibiae der Gruppe festgestellt (Tabelle VII im Anhang).

Mit Ausnahme der Tibia LAE16L zeigten alle Tibiae der LAE-Zwölfmonatsgruppe periimplantäre Aufhellungen. Der Zeitraum des häufigsten Auftretens konnte dabei zwischen der zehnten und 32. Woche festgelegt werden (Tabelle VIII im Anhang).

Abb. 23: Ausschnitt radiologischer Aufnahmen von Kaninchentibiae mit intramedullären

Abb. 23: Ausschnitt radiologischer Aufnahmen von Kaninchentibiae mit intramedullären