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Radon in Gebäuden (Radon in buildings)

Abb. 2

2. ZIVILISATORISCH VERÄNDERTE NATÜRLICHE UMWELTRADIOAKTIVITÄT (Technologically enhanced natural environmental radioactivity)

2.1 Radon in Gebäuden (Radon in buildings)

Die regionale Verteilung der Radonkonzentration in Gebäuden wird vor allem durch das Radonange-bot aus dem Baugrund bestimmt, das wiederum von der Geologie des Grundgebirges, der Art und Mächtigkeit der Bedeckung und tektonischen Störungen abhängt. Ein wesentlich modifizierender Faktor ist jedoch die Bauweise, vor allem die Dichtheit der Häuser gegenüber dem Baugrund, die innere Strukturierung der Gebäude und das technisch vorgegebene sowie individuell bestimmte Heizungs-/Lüftungsregime.

Durch Bergbau kann über vermehrt auftretende Wegsamkeiten in Form von bergmännischen Auffah-rungen und Rissen im Deckgebirge sowohl das Radonangebot aus dem Untergrund erhöht werden als auch der Radoneintritt in die Gebäude über am Baukörper entstehende Undichtigkeiten infolge Senkungen des Baugrundes vergrößert werden.

Nach der „Empfehlung zum Schutz der Bevölkerung vor Radonexposition innerhalb von Gebäuden“

der Europäischen Kommission sollen die Jahresdurchschnittswerte der Radonkonzentration in existie-renden Gebäuden den Referenzwert von 400 Bq/m3 nicht überschreiten und in neu zu errichtenden Gebäuden unter dem Planungswert von 200 Bq/m3 liegen /1/.

Durch die oben genannten Gründe existieren in Deutschland beträchtliche regionale Unterschiede hinsichtlich der Radonkonzentration in Häusern. Sowohl die bisher in mehr als 50 000 Häusern durchgeführten Radonmessungen als auch die Untersuchungen der Bodenluft zeigen, dass es große Gebiete gibt, in denen Radon in Gebäuden keine für den Strahlenschutz relevante Bedeutung hat. In den anderen Gebieten (Radongebiete) sind dagegen systematische Untersuchungen erforderlich, um die Situationen zu identifizieren, in denen Schutzmaßnahmen gegen erhöhte Radonexposition zu empfehlen sind.

Für die Identifikation derartiger Gebiete werden vorrangig die Ergebnisse vorliegender und noch durchzuführender Radonmessungen in Häusern, die geologischen Gegebenheiten und das Radon-potenzial im Baugrund herangezogen.

Radonmessungen in Häusern sind vor allem in den Gebieten erforderlich, in denen wegen der geolo-gischen Bedingungen zwar erhöhte Radonkonzentrationen zu erwarten sind, aber bisher keine oder zu wenig Radonmessungen durchgeführt wurden.

Untersuchungen und Ergebnisse

Im Rahmen eines vom BMU geförderten Forschungsvorhabens wurde im Jahr 2000 die regionale Bewertung des Einflusses der geologischen Situation auf die Konzentration des Radons in Gebäuden fortgesetzt. Für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland gibt Abbildung 1 eine orientierende Übersicht über die Radonkonzentration in der Bodenluft in 1 m Tiefe. Diese Messwerte stellen ein gutes Maß für das Potenzial des Untergrunds dar, Radon an die Luft in Innenräumen abzugeben.

Die Untersuchungen des Radonpotenzials im Boden und die Ergebnisse der Radonmessungen in Häusern zeigen:

In ca. 25 % der Fläche Deutschlands sind auf Grund der geologischen Bedingungen unabhängig von der Bauweise erhöhte Radonkonzentrationen in Häusern wenig wahrscheinlich. Dies betrifft vor allem große Teile des norddeutschen Tieflands.

Die in Häusern der Bundesrepublik Deutschland gemessenen Radonkonzentrationen sind in Bezug auf ihren geogenen Anteil mit denen aus anderen Ländern Mitteleuropas vergleichbar. Rein geolo-gisch bedingt können Jahresmittelwerte von einigen Tausend Bq/m3 auftreten. Die höchsten aus-schließlich auf geologische Ursachen zurückführbaren Radonkonzentrationen hat man in Häusern gemessen, die auf Graniten errichtet wurden.

BfS

Radonkonzentration in der Bodenluft (in kBq/m3)

(Radon concentration in soil air in kBq/m3)

Abb. 1

Aktuelle Abschätzungen zeigen, dass in ca. 5 % der Fläche Deutschlands Radonkonzentrationen über 100 kBq/m³ in der Bodenluft vorkommen (vergleiche Abbildung 1). In diesen Gebieten sind insbesondere in älteren Häusern gehäuft Überschreitungen der europäischen Richtwerte für die Ra-donkonzentration in Wohnungen anzutreffen. Neubauten sollten an Standorten mit derart hohen Radonkonzentrationen im Baugrund radongeschützt errichtet werden.

In Bergbaugebieten können über Klüfte und Risse im Deckgebirge oder über direkte Verbindungen von Stollen oder Schächten zu Gebäudekellern Grubenwetter mit häufig sehr hoher Radonkonzentra-tion in die Gebäude gelangen. Da Gebiete mit Bergbau oft von Bodensenkungen und damit verbun-denen Gebäudeschäden betroffen sind, können noch zusätzliche Wegsamkeiten für das Radon in die Gebäude geschaffen werden. In Häusern der Bergbaugebiete wurden in Einzelfällen kurzzeitig bis zu 600 000 Bq/m3 und Jahresmittelwerte über 15 000 Bq/m3 festgestellt. Auf Grund der in einigen Lager-stätten vorhandenen paragenetischen Uranvererzungen, aber auch wegen der meist hohen Gas-durchlässigkeit von geschüttetem Material sollten Halden generell als Flächen mit erhöhtem Radon-potenzial eingestuft werden und im Allgemeinen nicht bebaut werden.

Baumaterialien tragen in Gebieten mit niedrigem Radonpotenzial im Untergrund mit einem Anteil von rund einem Drittel zur Konzentration des Radons in Gebäuden bei. Sie sind aber selten die Ursache hoher Konzentrationen. Zu beachten ist jedoch die Verwendung von Haldenmaterial oder bestimmten Reststoffen der Rohstoffverarbeitung zu Bauzwecken. Infolge der früher unkontrolliert erfolgten Ver-wendung von Reststoffen als Baumaterial wurden in Einzelfällen Jahresmittelwerte von Radonkon-zentrationen bis zu einigen Tausend Bq/m3 gemessen. Diese Fälle sind zumeist auf Gebiete be-schränkt, in denen Rohstoffe mit hoher natürlicher Radioaktivität gewonnen oder verarbeitet wurden.

Es treten auch in solchen Gebieten keine großflächigen Beeinflussungen der Radonkonzentration in Häusern auf, es wurden nur sporadische Erhöhungen gegenüber den umgebungstypischen Werten festgestellt.

Von untergeordneter Bedeutung für die Radonkonzentrationen in Gebäuden ist das Radon, welches in Wasser gelöst ist und bei dessen Verwendung in die Raumluft freigesetzt wird. Wesentliche Erhö-hungen der Radon-Raumluftkonzentration wurden nur in Wasserwerken festgestellt. Vereinzelt auf-tretende signifikante Beeinflussungen der Radonkonzentration in Wohnräumen sind auf eng be-grenzte Gebiete und Situationen (z. B. Nutzung individueller Brunnen in Granitgebieten) beschränkt.

Im Erdgas enthaltenes und bei seiner Verwendung freigesetztes Radon spielt nach derzeitigem Kenntnisstand in Deutschland keine Rolle für die Strahlenexposition der Bevölkerung.

Im Rahmen des Umwelt-Forschungsplanes wurden im Jahre 2000 weitere detaillierte Untersuchun-gen des Zusammenhanges zwischen der Radonkonzentration im Boden und in Gebäuden durchge-führt. Die Messungen ergaben wichtige Informationen über den von speziellen baulichen Gegeben-heiten abhängigen Transfer des Radons aus dem Untergrund in die Gebäude. Zum Beispiel wurde für unterkellerte Häuser mit betoniertem Kellerfußboden und Geschossdecken aus Beton ein mittleres Verhältnis der Radonkonzentration in der Raumluft zu der in der Bodenluft von 1,5 Promille für Keller und 0,8 Promille für Erdgeschosse festgestellt /3/.

Literatur

/1/ Kommission der Europäischen Gemeinschaften: Empfehlung der Kommission zum Schutz der Bevölkerung vor Radonexposition innerhalb von Gebäuden. Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr. L 80/26 vom 27.03.1990

/2/ Kemski, J.; Klingel, R.: "Radon-Transferraten Bodenluft - Raumluft". Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Forschung zum Problemkreis „Radon“, Bonn, Dezember 2000

/3/ Siehl, A.; Stegemann, R.; Valdivia-Manchego, M.: "Die aktuelle Karte des geogenen Radon-potenzials in Deutschland". Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher-heit, Forschung zum Problemkreis "Radon", Bonn, Dezember 2000