• Keine Ergebnisse gefunden

Rückblick: Wintersemester 1997/98 Globaler Wandel - Welterbe

28.10.1997

Globaler Klimawandel - Indizien der Vergangenheit, Modelle der Zukunft Prof. Dr. Ch.-D. Schönwiese (Universität Frankfurt am Main)

Seit die Erde existiert, ist ihr Klima im Wandel, so daß die Erdgeschichte zugleich eine Geschichte weltweiter Klimaänderungen ist. Immer genauere Rekonstruktionsmethoden, aber auch die Fortschritte der mathematisch-statistischen Datenanalyse haben unseren Einblick in die räumlich-zeitlichen Strukturen der Klimavergangenheit enorm verbessert. Davon versucht der Vortrag zunächst einen Eindruck zu vermitteln. In das öffentliche Bewußtsein ist die Klimatologie aber vor allem in Zusammenhang mit der Diskussion anthropogener Klimaänderungen gerückt. Zwar gibt es solche Einflüsse schon seit Jahrtausenden (beispielsweise durch Waldrodungen in historischer Zeit), das Industriezeitalter, insbesondere die damit verbundene Emission klimawirksamer Spurengase („Treibhausgase“) in die Atmosphäre, hat jedoch eine neuartige Situation heranreifen lassen, und es muß uns tatsächlich alle interessieren, wohin dieser Weg führt. Der Blick in die Zukunft ist allerdings nicht allein auf der Grundlage von Beobachtungsindizien möglich, sondern erfordert ein umfassendes ursächliches Verständnis des Klimasystems. Da dieses Verständnis bisher nur unvollständig ist (und wohl auch bleibt), wird für Zukunftsperspektiven eine ganze Hierarchie von Modellsimulationen bemüht.

Das gravierendste Problem dabei, auf das der Vortrag in besonderer Weise eingeht, ist die Unterscheidung natürlicher von anthropogenen Einflüssen im Klimageschehen, wobei die dazu notwendigen Verifikationsstudien die Klimaproblematik wieder mit der Vergangenheit verknüpfen.

18.11.1997

Eis am Äquator - Wasser in der Wüste. Paläoklimaforschung in Tropen und Subtropen Prof. Dr. K. Heine (Universität Regensburg)

Verändert der Mensch in globalem Ausmaß das Klima der Erde? Mit den Begriffen „Klimakatastrophe“

und „Treibhauseffekt“ verbinden sich Befürchtungen und Warnungen, die bei weiten Teilen der Bevölkerung und zahlreichen Repräsentanten aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft Aufmerksamkeit erregt haben. Nationale und internationale Bemühungen (Konferenzen von Rio und Berlin, GLOBAL CHANGE-Forschungsprogramme) versuchen, die Klimazukunft des Planeten Erde zu sichern. Doch gerade in jüngster Zeit ist viel Skepsis bei der Beurteilung der Situation erkennbar, denn es fällt schwer,

natürliche Klimaschwankungen von solchen zu trennen, die durch menschliche Einflüsse verursacht werden. Natürliche Klimaschwankungen - auch in der Zeitskala von Jahrzehnten - hat es immer gegeben und wird es auch in Zukunft geben. Es genügt daher nicht, mit aufwendigen Klimamodellen die Zukunft zu simulieren. Die klimadiagnostische Analyse der Vergangenheit ist mindestens ebenso wichtig. Ausgehend von den Erkenntnissen der Eiszeitenforschung in Europa und Nordamerika versuchte man lange Zeit, die Paläoklimazeugen der Tropen und Subtropen analog zu deuten. In dem Vortrag wird am Beispiel der südamerikanischen Anden und der südafrikanischen Trockenräume (Namib/Kalahari) gezeigt, welche Klima- und Landschaftsveränderungen für die letzte Eiszeit rekonstruiert werden können, wie zuverlässig unsere Kenntnisse über die Klimageschichte der Tropen-länder und südhemisphärischen Trockenräume sind und welche Konsequenzen sich daraus für den Umgang mit der Ressource „Klima“ ergeben.

02.12.1997

Winter ohne Schnee?

Prof. Dr. H. Elsasser (Universität Zürich)

Der Vortrag vermittelt einen Überblick über Auswirkungen von Klimaänderungen auf den Tourismus im Alpenraum. Wegen seiner großen volks- und regionalwirtschaftlichen Bedeutung nimmt der (Winter)Tourismus im Rahmen von Klimafolgeforschungen in der Schweiz eine prominente Stellung ein.

Nach einigen allgemeinen Ausführungen über Klimafolgeforschung und Tourismus werden schwer-gewichtig folgende Fragen diskutiert:

 Handelt es sich bei den schneearmen Wintern in den letzten Jahren um ein neues Phänomen?

 Wieviel Schnee benötigen wir für einen erfolgreichen Wintertourismus?

 Können wir bereits wirtschaftliche Effekte der Schneearmut ausmachen?

 Wie schneesicher sind die schweizerischen Skigebiete heute und in einer wärmeren Zukunft?

 Wie verändert sich die touristische Nachfrage?

 Welche Maßnahmen können und sollten ergriffen werden, um den Herausforderungen einer Klimaänderung zu begegnen?

Ziel ist es aufzuzeigen, daß Klimafolgeforschungen nicht nur faszinierend sind, sondern auch ein absolutes Muß darstellen, und daß dabei die Geographie wesentliche Beiträge leisten kann. Der Vortrag richtet sich an ein breites Publikum, das sich für Probleme der Entwicklung des Alpenraums und des Tourismus interessiert. Im Zentrum stehen deshalb nicht methodische und klimatologische Fragen, sondern es geht um die Vermittlung von Forschungsresultaten über Auswirkungen einer Klimaänderung auf den Tourismus im Alpenraum, die in den letzten Jahren am Geographischen Institut der Universität Zürich erarbeitet wurden.

13.01.1998

Waldgrenzen und Klimaschwankungen Prof. Dr. F.-K. Holtmeier (Universität Münster)

Es wird erwartet, daß die globale Erwärmung und der erhöhte CO2-Gehalt (Düngewirkung) der Atmosphäre das Baumwachstum verstärken und zu einem Anstieg der oberen Waldgrenze sowie zu einem Vorrücken der polaren Waldgrenze nach Norden führen. Die Waldgrenze wird sich nicht wie eine Linie parallel mit der Lageveränderung irgendeiner für das Baumwachstum als wesentlich erachteten Isotherme verschieben. Bei den klimatischen Waldgrenzen handelt es sich zumeist um mehr oder weniger breite Ökotone, die in ihrer Struktur und ihren ökologischen Bedingungen ein komplexes raum-

und zeitbezogenes Wirkungsgefüge darstellen. Zum Teil ist die Situation (Standortmuster, Baumarten-spektrum, Altersklassen, Sukzessionsstadien, usw.) stärker durch die Standortgeschichte (extreme Ereignisse, Waldbrände, Massenvermehrungen von Schadinsekten usw.) als durch das gegenwärtige Klima geprägt. Eine einfache, dem vermuteten Temperaturanstieg entsprechende Extrapolation der in zahlreichen empirischen Untersuchungen aufgedeckten Beziehungen zwischen dem Baumwachstum an den Waldgrenzen und den gegenwärtigen Klimaverhältnissen führt daher zu falschen Vorstellungen.

Möglicherweise spielt der erhöhte CO2-Gehalt im Hinblick auf das Baumwachstum an der Waldgrenze nicht die Rolle, die ihm vielfach beigemessen wird. Baumwachstum und Regeneration werden wesentlich stärker von den sehr unterschiedlichen standortklimatischen und bodenökologischen Bedingungen im Waldgrenzökoton beeinflußt als von einem höhen- oder breitenabhängigen Temperaturgradienten. Die Wirkungsgefüge in den Waldgrenzökotonen reagieren zudem nicht linear auf eine Veränderung der thermischen Rahmenbedingungen. Angesichts der regional durchaus unter-schiedlichen, zum Teil sogar gegenläufigen Temperaturentwicklung ist eine synchrone Verschiebung der Waldgrenzen unwahrscheinlich. Überdies reagieren die Waldgrenzen in Trockengebieten anders auf eine Klimaänderung als in humiden Regionen.

27.01.1998

Das wachsende Naturkatastrophen-Risiko an der Schwelle zum 21. Jahrhundert Dr. G. Berz (Münchens Rückversicherungs-Gesellschaft, München)

Naturkatastrophen nehmen weltweit dramatisch an Häufigkeit und Schadensausmaß zu.

Der anthropogene Treibhauseffekt erhöht die Katastrophengefahr. Die Zunahme der Temperatur von Luft und Meer, der Meeresspiegelhöhe, der Gaskonzentration und der atmosphärischen Zirkulation und der Feuchtigkeit können Stürme, Sturmfluten, Gewitter, Hagelschläge, Starkregen und Dürren zur Folge haben. Diese klimatischen Veränderungen werden die Versicherungswirtschaft stark beeinflussen. Es entstehen außer neuen regionalen Extremwerten auch neuartige Risiken. Die häufigeren und größeren Naturkatastrophen führen ein erhöhtes Schadenspotential mit sich. Der Verbraucher wird verstärkt eine Deckung von Elementargefahren nachfragen. Die Prämien müssen an die veränderten Bedingungen angepaßt werden. Es entsteht ein stärkerer Druck durch Wettbewerb und Staat. Städte sind von der wachsenden Katastrophenanfälligkeit besonders betroffen, weil hier eine hohe Konzentration von Bevölkerung und (versicherten) Werten vorhanden ist. Die Effekte der Klimaänderung in Form von Hitze, Starkregen oder Unwetter haben in Städten besonders verheerende Auswirkungen.

10.02.1998

Biosphärenreservate - Schutz von Natur- und Kulturlandschaften durch nachhaltige Entwicklung

Dr. K.-H. Erdmann (Bundesamt für Naturschutz, Bonn)

Biosphärenreservate sind großflächige, repräsentative Ausschnitte von Natur- und Kulturlandschaften, die der UNESCO zum Aufbau eines internationalen Verbundes dienen, der sämtliche Ökosystemtypen bzw. biogeographischen Areale der Welt repräsentativ erfaßt. Biosphärenreservate gliedern sich abgestuft nach dem Einfluß menschlicher Tätigkeit in Kernzone, Pflegezone und Entwicklungszone. In Biosphärenreservaten werden - gemeinsam mit den hier lebenden und wirtschaftenden Menschen - beispielhafte Konzepte zu Schutz, Pflege und nachhaltigen Entwicklung (im Sinne von sustainable development) erarbeitet, erprobt und umgesetzt. Sie bilden heute auf internationaler und nationaler Ebene ein zentrales Instrument zur Umsetzung der Agenda 21 sowie den anläßlich der Rio-Konferenz 1992 verabschiedeten Konventionen. Biosphärenreservate dienen zugleich der Erforschung von Mensch-Umwelt-Beziehungen, der ökologischen Umweltbeobachtung und der Umweltbildung.

Deutschland ist zur Zeit mit 13 Gebieten an den 337 von der UNESCO anerkannten Biosphären-reservaten beteiligt (Stand: Juni 1997).