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Die Quarzgewinnung der Glashütten bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts

Der Abbau von Erz- und Quarzvorkommen im Bereich des Nationalparks Bayerischer Wald

3. Die Quarzgewinnung der Glashütten bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts

3. 1. Einführung

Die Quarzvorkommen im Bayerischen Wald wurden in der Vergangenheit von den Glashütten genutzt. Gewonnen wurden die benötigten Quarzmengen auf dreierlei Art:

a) Quarzkiesel wurden in und neben den Bachläufen gesammelt.

b) Quarzgestein wurde im Gelände gelesen und in kleinen und kleinsten Pingen geschürft.

c) Größere Quarzvorkommen wurden über den Zeitraum von Jahren systematisch abgebaut.

3.2 Der Quarz der Bachläufe.

Der Quarz aus den Bachläufen wurde bis zuletzt bevorzugt verarbeitet, wie folgendes Zitat aus dem Jahr 1836 beweist: Die Glashüttenmeister lieben, unbekannt aus welcher Ursache, mehr den sogenannten Flußquarz (Geröll aus den Gebirgsbächen). Archivalien hierzu fehlen, weil diese Art der Quarzsammlung nicht schriftlich fixiert wurde. Das von

24) Bergbrief vom Jahr 1308, § XXI., Die Erwähnung einer Waschgrueb und was ez Geng oder Cluft aufwascht.

SEYFERT, I.: Der Abbau von Erz- und Quarzvorkommen 43

Abb. 2: „Stollen" bzw. „Höhle" vermutlich entstanden aus einem zugeschütteten Wassergraben.

vielen beobachtete Fehlen von Quarz im Geröll der Bäche ist ein ergänzender Beweis für obiges Zitat.

Auch die Schotterebenen neben den Bächen wurden nach Quarz durchsucht.

Markantes Beispiel sind die .Grüben' am Ostufer des Rachel-Seebaches (s. Abb. 1 u. 2).

Hier hat Georg Plötz um das Jahr 1740 drei Jahre nacheinander im Auftrag des Glasmeisters von der Riedl-Hütte im Gelände gegraben (Vgl. Kapitel „Goldwäscherei").

Da auch in den ,Grüben' Quarz fehlt, kann man das Protokoll von Plötz wohl als Beweis interpretieren für die schon lange gehegte Vermutung, daß die ,Grüben' (und entsprechend andere Orte) auf der Suche nach Quarz durchgearbeitet wurden2 5).

Die Mengen, die man finden konnte, mag folgendes Beispiel belegen: 1972 hatte ein Baumriese am Westufer des Sagwassers im Bereich von Weidhütte, der gestürzt war, mit der Wurzelscheibe von rund drei Meter Durchmesser den Schotter freigelegt. Innerhalb von zwei Minuten konnte unreines Quarzgestein aller Größen mit einem Gesamtgewicht von 1,3 kg geklaubt werden.

5) StAL Rep. 56 Nr. 453: Die Formulierung, daß Plötz die Schnyd gehaut habe, konnte noch nicht schlüssig in unseren heutigen Sprachgebrauch übersetzt werden. Doch besteht aufgrund der ausführlichen Angaben kein Zweifel, daß er gegraben hat.

44 SEYFERT, L: Der Abbau von Erz- und Quarzvorkommen 3.3 Quarzlese im Gelände.

Auch von dieser Art der Quarzsammlung existieren zunächst keine Archivalien. Erst nach dem Übergang der Glashüttenwaldungen in Staatseigentum (1824 bis 1833) ist diese Art der Quarzgewinnung schriftlich belegt. Zweierlei Nachrichten kann man den Akten entnehmen:

a) Ortsangaben für Quarzpingen.

b) Angaben über Quarzfuhren.

3.3.1. Die schriftlichen Angaben über Quarzpingen konnten erst im Gelände überprüft werden, nachdem Konkordanzlisten für die Wald-Abteilungsnamen und -nummern erstellt waren. Eine weitere Hilfe waren die Eintragungen, die GÜMBEL anläßlich seiner Bereisung des Bayerischen Waldes in seine Manuskriptkarten 1 : 5000 vornahm und die W. Bauberger ausgewertet hat. Die Auswertung der genannten Unterlagen ergab Folgendes:

1835 im Distrikt Seebachhäng, Abtlg. Steinkopf (noch nicht gefunden).

1838 Distrikt Auwald, Abtlg. Eingezäunter Ort ( = Schöner Ort). 160 bis 180 Zentner waren aus dem neu eröffneten Kiesbruch bereits abgefahren (noch nicht gefunden).

1844 Distrikt Auwald, Abtlg. Hohe Scheitstatt (auch Gümbel) und Abtlg. Wasserriegel (kleinste Versuchsschürfungen).26)

Noch keine Archivalien konnten gefunden werden zu folgenden Quarzpingen, die GÜMBEL in seine Blätter eingetragen hat:

1860 Am Jägerriegel, nordöstlich und östlich von Punkt 832, 1 km nördlich von Spiegelau Vertiefungen, vermutlich die „verlassenen Gruben auf Quarz".

Im östlichen Teil des Hammerwaldes (Jungwuchs), Schindlau. Im westlichen Teil des Hammerwaldes eine Pinge 50 m lang, 1 m breit, 1 m tief.

In der Föhrau, südlich vom Ochsenklavier, flachgeböschter Graben 1 m breit, 0,5 m tief (vermutlich verfüllter Abbau).

Vermutlich wird man für die von GÜMBEL notierten Pingen keine Archivalien finden, weil vor 1832/33 geschürft wurde.

Nachzutragen ist eine Nachricht aus dem Reisetagebuch von Joseph von U T Z -SCHNEIDER (1788): Gleich unterm Rachel ist ein Kiesbruch, wo der Riedl-Hüttenmeister wirklich brechen läßt. Dieser Kiesbruch muß zwischen Rachel und Schuhnagelkopf, nahe der damaligen Hüttengutsgrenze, heute Gemeindegrenze, gelegen sein. Die Suche danach war bisher ergebnislos. Möglich ist, daß der Quarzbruch im Umkreis des WALD-SCHMIDT-Hauses lag und beim Bau desselben im Gelände getilgt wurde.

In den ehemaligen Wolfsteiner Forsten ist nur eine Quarzpinge belegt. Mitgeteilt wird sie von W I N E B E R G E R (1851, S. 127): Quarz in sehr schönen regelmäßigen Kristallen hinter Finsterau bei der Schwarzbach-Klause. Oberhalb der Klause fand W. Bauberger am Farrenberg einen kleinen, anthropogenen Wall, bei dem es sich um das genannte Quarzvorkommen handeln könnte.

Quarzpingen findet man auch südwestlich der Ortschaft Glashütte, nahe der Süd-grenze des Nationalparks. Mehrere Pingen im Bereich der Höhe 755 (GÜMBEL) und eine große Pinge (nicht bei GÜMBEL) am Tyrolerbach, 100 m lang, mehrere m breit, über 2 m tief.

26) StaAL Rep. 159/27 Nr. 157

SEYFERT, I.: Der Abbau von Erz- und Quarzvorkommen 45 3.3.2. Angaben über Quarzfuhren.

Quarzfuhren sind im Raum Wolfstein in den Jahren 1855 bis 1875 nachgewiesen.

Man unterschied ein- und zweispännige Fuhren. Die zweispännigen Fuhren kosteten zunächst 30 Kreuzer, ab 1869 dann 50 Kreuzer. Abgegeben wurden pro Jahr 12 Fuhren, im Jahresdurchschnitt monatlich eine Fuhre 2 7). Leider fehlen Angaben, wo der Quarz entnommen und an wen er geliefert wurde. Abnehmer war sicher die Glashütte Schönbrunn (1876 Ofen kalt). Möglicherweise sind die Lieferungen der letzten Jahre der Pinge am Tyrolerbach entnommen.

3.4 Größere Quarzvorkommen.

Zwei größere Quarzvorkommen im Nationalparkbereich wurden nachweislich über mehrere Jahre hinweg abgebaut.

3.4.1. Guglöd.

1834 erwarb der Glasfabrikant Röscher die Glashütte Riedl-Hütte vom Staat, samt dem Quarzbruch bei Guglöd 2 8).

1837 meldet das Forstamt (auf Verlangen) nur den Quarzbruch bei Guglöd als Privateigentum 2 9). Im gleichen Jahr wurde erstmals ein Stollen aufgefahren 3 0). Es handelt sich um den nordöstlich gelegenen Stollen. 1858 beantragte Röscher die Eröffnung einer neuen Grube, weil er Schwierigkeiten mit dem Wasser hatte, 20 bis 30 Schritte unterhalb, sowie die Anlage eines Schachtes. Er wurde an das Bergamt Bodenmais verwiesen, welches die Oberaufsicht zu führen hätte (lt. Verordnung vom 18. 2. 1839, § 1), weil er bergmännisch abbauen wollte.

1859 beteuerte Röscher, daß er nur im Tagebau Quarz gewinnen wolle, da bergmännischer Abbau viel zu teuer würde 2 8). Das Berg- und Hüttenamt Bodenwöhr (als Nachfolger von Bodenmais) teilte mit, daß Quarz kein Gegenstand der Bergregalität, man also nicht zuständig sei.

Daraufhin wurden der Schacht und der südwestliche Stollen angelegt und waren offenbar noch 1873 in Betrieb 3 1). Die Abbaumengen scheinen aber nicht ausreichend gewesen zu sein, da der Verwalter der Riedl-Hütte unentwegt auf der Suche nach weiteren Quarzvorkommen war.

1863 z. B. wurden ca. 100 m bergauf, in nordwestlicher Richtung Pingen im Staatsforst geschürft, gegen Bezahlung nach Gewicht, die gut im Gelände sichtbar sind 32).

Bei der großen Pinge in Ost-West-Richtung entlang des Waldrandes dürfte es sich um einen Abbau aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts handeln, eventuell auch bei den Gruben bei Grenzstein Nr. 21, sofern es keine Einbruchtrichter sind.

Welche Quarzmengen in Guglöd gewonnen wurden, ist unbekannt. Gottlieb Röscher hatte den Quarzbruch 1834 zur alleinigen, uneingeschränkten und unentgeltlichen Benutzung für immer erworben.

" ) StAL Rep. 168/2 Nr. 1170 und Rep. 159/15 Nr. 97

28) StAL Rep. 56 Nr. 453

29) StAL Rep. 163 B / l l F. 9 Nr. 164

*>) StAL Rep. 159/27 Nr. 157

31) Schacht und Stollen sind dem heutigen Besitzer des Anwesens M. Schmutzer, 86 Jahre alt, noch bekannt.

32) StAL Rep. 159/27 Nr. 131

46 SEYFERT, I.: Der Abbau von Erz- und Quarzvorkommen 3.4.2. Katzberg.

Der Quarzabbau am Katzberg wird erstmals archivalisch genannt: 1846 Mathias Vogel, Neuschönau verpflichtete sich, jährlich 1000 Zentner Quarz für die Glashütte in Altschönau zu liefern. Damals wurde die östlichste Pinge angelegt 3 3). 1852 wurde eingetragen, daß Quarz nach bereits gegebenen bergmännischen Vorschriften abgebaut werden darf, bis zu 2000 Zentner jährlich 3 4).

1853 wurde die zunächst westlichere Pinge angelegt; 1857 wurde die Jahresmenge auf 3000 Zentner erhöht bis 1866; 1867 rechnete man nur noch mit 1000 Zentner Abbau;

1869 wurde ein Zentner-Preis von 3 kr notiert, falls Quarz verkauft wird.

Vom Jahr 1874 an fehlt jeder Eintrag zum Katzberg-Quarz33). Betrieben wurde der Quarzabbau von ein bis zwei Privatpersonen, die unter Aufsicht des Forstpersonals und des Bergamtes standen, aber „selbständige Unternehmer" waren. Abnehmer waren die Hütten in Alt-Schönau, in Riedl-Hütte und Schönbrunn. Wann die dritte und vierte Pinge (jeweils nördlich) angelegt wurden, war nicht festzustellen.

Die abgebauten Mengen errechnen sich aufgrund der Eintragungen und Schätzungen für fehlende Jahre auf 46 000 bis 50 000 Zentner im Verlauf von 22 Jahren (zum Vergleich: im Quarzbruch am Hühnerkobel, Forstamt Bodenmais, dem größten Abbau im Bayerischen Wald, werden im Verlauf von rund 120 Jahren rund 320 000 Zentner Quarz gewonnen). Die Pingen haben die Form von schmalen Gräben, die in kesselartige

Vertiefungen von 10 m Länge, 4 m Breite und 5 m Tiefe münden. Im seitlich aufgeworfenen Abraum und in den Gruben findet man noch reichlich stückigen Quarz.

3.5. Schlußfolgerung.

Das hier Berichtete zeigt, daß die Quarzsuche im Nationalparkbereich nur für einen kurzen Zeitraum von etwa 50 Jahren (Glashütten ab etwa 1417) schriftlich belegt werden kann. Vor 1824/33 wurden jahraus, jahrein die Bäche und das Gelände nach Quarz abgesucht. Ab 1877 brachte die Waldbahn den preiswerteren Quarzsand für den Glasfluß.

Folgendes Beispiel mag demonstrieren, daß viele Fragen wohl für immer unbeantwor-tet bleiben müssen: Am Buchmühlkopf, oberhalb der Teufelsbach-Klause, im „Waldge-schichtlichen Wandergebiet", findet man zahlreiche, kleine Grabungen nach Turmalin-Aplit. Möglicherweise wurde der Quarz auf einer der monatlichen Quarzfuhren Mitte des 19. Jahrhunderts zur Glashütte Schönbrunn geliefert.

Wer aufmerksam das Gelände durchstreift, kann derartige Grabungen immer wieder entdecken, die Spuren von einer vierhundert Jahre währenden Quarzsuche.