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Frühere Bearbeitungen

Porphyrite in der Umgebung von Waldkirchen, Bayerischer Wald

2. Frühere Bearbeitungen

3. Geologische Situation 4. Systematik

5. Mikroskopische Beschreibung 6. Chemischer Stoffbestand 7. Interpretation

8. Schrifttum

1. Einführung

Die Porphyrite des Bayerischen Waldes sind dioritische Ganggesteine meist geringer Mächtigkeit (bis maximal 20 m Breite), welche stets postgranitisch in steile Schwundfugen des Gebirges eingedrungen sind. Wegen ihrer großen Widerstandsfähigkeit gegenüber der Verwitterung im Vergleich zu den umgebenden Gneisen und Graniten sind sie von älteren Autoren in ihrer Verbreitung überbetont worden. Bereits der geologische Altmeister von Bayern, C. W. GÜMBEL (1868, S. 3 4 8 - 3 5 1 ) erkannte diese Gesteine als eigene Spezies und nannte sie „Nadeldiorit". Der Name rührt von den megaskopischen Hornblende-nadeln, die manche Varietäten der Porphyrite kennzeichnen. GÜMBEL erkannte bereits, daß die „Nadeldiorite" westlich der Linie Deggendorf—Regen beginnen und nach Osten in ihrer Häufigkeit zunehmen. Im Folgenden soll nun eine Typisierung der eigenartigen porphyritischen Ganggesteinsgesellschaft anhand ausgewählter Beispiele aus dem zentra-len Verbreitungsgebiet im nördlichen Passauer Wald versucht werden.

2. Frühere Bearbeitungen

Die Vorkommen der Porphyritgänge werden erstmals von WINEBERGER (1851, S. 41—42) erwähnt, allerdings ohne den Begriff Porphyrit zu gebrauchen. WINEBER-G E R nennt die WINEBER-Gesteine „Aphanit" und beschreibt sie als „Findlinge mit nadeiförmigen Hornblende-Krystallen" und erwähnt auch, daß Beimengungen von weißen und rötlich-weißen kleinen runden und eckigen Feldspatkörnern ihm ein porphyrartiges Aussehen verleihen können.

G Ü M B E L (1868, S. 3 4 8 - 3 5 1 ) beschreibt den „Aphanit" als „Nadeldiorit" und erweitert besonders die Kenntnisse seines Auftretens, das er folgendermaßen als „überall Adresse der Autoren: Emil OHST, Voitstraße 9, D-8000 München 19; Prof. Dr. Georg TROLL, Reinachstraße 23, D-8000 München 50

126 OHST, E. & TROLL, G.: Porphyrite in der Umgebung von Waldkirchen

Abb. 1: Karte der Umgebung von Waldkirchen mit Darstellung der Porphyritgänge (durchgezogene Linien), des Hauzenberger Granitmassivs (Kreuzsignatur) und den beschriebenen Steinbrüchen von Kirchstein südlich Waldkirchen sowie von Steinerleinbach (Steinbruch Grandior-Werk 500 m NE Steinerleinbach).

nur in wenig mächtigen Lagen mit anderen Hornblendegesteinen auftretend" kenn-zeichnet.

Im Jahre 1901 widmeten OEBBEKE & SCHWAGER den Vorkommen von Porphyriten nordöstlich von Steinerleinbach bei Röhrnbach (damals „Gestein von Appmannsberg" genannt) eine Untersuchung, die auch die technische Nutzbarkeit als Pflaster- und Schottermaterial herausstellte. Der Studie sind drei chemische Analysen beigefügt, die in Tabelle 3 (Nr. 4 und 6) wiedergegeben sind.

FRENTZEL (1911, S. 1 6 4 - 1 7 4 ) gibt in seiner Arbeit über das „Passauer Granit-massiv" eine erste genaue petrographische Beschreibung der Gesteine, auf der eine differenzierte Klassifikation fußt. Danach benennt er folgerichtig die „Nadeldiorite"

GÜMBEL's erstmals als „Porphyrite" und unterscheidet Glimmerdioritporphyrite von Hornblendedioritporphyriten. Auch fügt er eine neue chemische Analyse bei (Tabelle 3, Nr. 5).

Die Ansichten über die Bildung von dunklen Ganggesteinen, den Lamprophyren bis zum zweiten Weltkrieg erörtert B E D E R K E (1947) und faßt den Stand der Forschung zusammen: „Die Lamprophyre sind zeitlich, stofflich und räumlich weitgehend unabhängig von Tiefengesteinsmassiven. Die besonders großzügige Entwicklung der Lamprophyr-gänge in Graniten ist wesentlich mechanisch-tektonisch bedingt. Dennoch gehören die

OHST, E. & TROLL, G.: Porphyrite in der Umgebung von Waldkirchen 127

50 100m

t~

Abb. 2: Steinbrüche am Kirchstein, Blatt 7247 Waldkirchen:

1 = Alter Kirchsteinbruch (Besitzer Erlmeyer): R 53 96 96; H 53 98 30 2 = Reischlbruch: R 53 96 90; H 53 98 38 Schraffensignatur:

Nr. 1 = Porphyritgang, der 125/90 — 85 N streicht und 4,6 m mächtig ist.

Nr. 2 = Porphyritgang, der 120/85 S streicht und 2 m bis 2,5 m mächtig ist.

Nr. 3 = Porphyritgang, der 1,6 m mächtig ist.

Kreuzsignatur:

Punktsignatur:

Strichsignatur:

offenes Dreieck:

geschlossenes Dreieck:

Hauzenberger Granit II Steinbruchweiher Halde

Probenahmepunkt Nr. 8433 Probenahmepunkt Nr. 8434

128 OHST, E. & TROLL, G.: Porphyrie in der Umgebung von Waldkirchen

Abb. 3: Steinbruch Grandior-Werk 500 m NE Steinerleinbach, Blatt 7247 Waldkirchen (R 53 93 20;

H 54 01 40).

Skizze der mittleren Abbausohle 1977/78. Die Porphyritgänge verlaufen N 125 E und fallen saiger ein.

Gang Nr. 1 ist 6 m, Nr. 2 = 1 m und Nr. 3 = 0,4 m mächtig.

Lamprophyre dem gleichen magmatischen Zyklus an wie die Granite, und zwar fällt ihr Aufstieg noch in die hydrothermale Phase der letzteren. Ihre stofflichen Eigenheiten verdanken die Lamprophyre großenteils Assimilationsvorgängen, die sich in der durch den vorangegangenen Magmatismus vorgewärmten Kruste besonders wirksam gestalteten."

1957 bearbeitete SCHARBERT Ganggesteine aus dem oberösterreichischen Mühl-viertel, 1959 C H A T T E R J E E die Lamprophyre des Spessarts, wobei die mikroskopischen Beobachtungen im Vordergrund stehen. Über die dunklen Ganggesteine in der Umgebung von Waldkirchen hat dann 1967 DOLLINGER (S. 1 5 7 - 1 5 9 ) über weitere Beobachtun-gen berichtet, die auf einer detaillierten Kartierung und Dünnschliffbearbeitung beruhen.

Zum allgemeinen Problem der Lamprophyre hatten bereits 1966 WIMMENAUER &

HAHN-WEINHEIMER eine Hypothese aufgestellt. Die Autoren leiten lamprophyrische Magmen von Kersantiten und Minetten aufgrund ihrer Spurenelementgesellschaft von basaltischen Magmen ab. WIMMENAUER weitet in den folgenden Jahren seine Untersuchungen auf die Systematik lamprophyrischer Gesteine aus (1973, S. 3 — 67) und trifft eine Unterscheidung zwischen Lamprophyren und Semilamprophyren. Der Begriff

„Semilamprophyr" wurde 1960 von D'AMICO für Übergangsgesteine der eigentlichen Lamprophyre zu Ganggesteinen granitischer Zusammensetzung vorgeschlagen (diskutiert in WIMMENAUER 1973, S. 1 7 - 2 6 ) .

Solche Semilamprophyre, d. h. in ihrer Zusammensetzung Übergangsgesteine zwi-schen den eigentlichen Lamprophyren und granitizwi-schen Ganggesteinen, die als Gangge-folge von Graniten und Granodioriten auftreten, liegen in der Umgebung von Waldkirchen vor. Semilamprophyre besitzen nach WIMMENAUER (1973, A. 15) eine Farbzahl < 25 und einen Si02-Gehalt > 56 Gew.-%. TROLL (1964) bearbeitete die chemische und

OHST, E. & TROLL, G.: Porphyrite in der Umgebung von Waldkirchen 129 mineralogische Zusammensetzung solcher Gänge in einem geologisch analog aufgebauten Gebiet westlich der Hz, im Intrusivgebiet von Fürstenstein.

In der Zeitschrift „Aufschluss" äußerte sich SEELIGER (1975, S. 4 - 7 ) zur Bildung der Lamprophyre und betonte neben der Wirkung flüchtiger Komponenten den individu-ellen Charakter jedes lamprophyrischen bzw. semilamprophyrischen Ganges.

Etwa seit 1970 setzt nun eine intensive Erfassung der Ganggesteine im variszischen Mittelgebirge ein, so der Granodioritporphyrite des Bergsträßer Odenwaldes (HELL-MANN et al. 1975), der Ganggesteine im Nordteil der Böhmisch-Mährischen Höhe (NEMEC 1975 a, 1975 b) und im Bereich der fichtelgebirgisch-erzgebirgischen Antikli-nalzone (KRAMER 1976). So liegt es nahe, auch die entsprechenden Vorkommen im Bayerischen Wald näher zu betrachten.