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Während der ersten Zeit stand kein Auswertungsprogramm zum image processing zur Verfügung. Zum Überprüfen der Ergebnisse konnten daher nur semiquantitative Methoden angewendet werden. Durch die üblichen Plotmethoden konnten daher keine Aussagen gemacht werden. Um nun aber dennoch abschätzen zu können, nach welcher Anzahl von Zyklen die ersten DNA-Banden bei der üblichen kinetischen qPCR für verschiedene Mengen Templat-DNA sichtbar waren, stellte ich auf einem Plot die eingesetzte DNA-Menge der Anzahl der Zyklen gegenüber, in welchen die erste DNA-Bande sichtbar war. Dabei stellte sich heraus, daß die Punkte durch eine Linie zu verbinden waren. Es handelte sich also um eine lineare Funktion, die zur Abschätzung der Zyklenzahlen bei verschiedenen eingesetzten Templat-DNA-Mengen zur Erzeugung einer sichtbaren (und damit auch später auswertbaren) PCR-Produktmenge notwendig war. Bei diesem Plot fiel auf, daß die Gerade die x-Achse

Diskussion 121 schneidet, wenn n auf der y-Achse null wird. Dieser Schnittpunkt muß also eine Aussage über die vorhandene DNA-Menge bei null Zyklen, das heißt eigentlich bevor man eine PCR durch führte, machen.

Nach einiger Überlegung wird klar, daß der Schnittpunkt bei dieser Plotmethode die Menge an Templat-DNA darstellt, bei welcher das PCR-Produkt, in der Ausgangs-DNA ohne eine PCR durchzuführen (!), theoretisch gerade sichtbar sein würde.

Die Steigung der Geraden in diesem Plot entspricht der negativen reziproken Effizienz der PCR. Diese Zusammenhänge werden im Kapitel 5.6.2 ausführlich erklärt.

Nachdem ein Auswerteprogramm, nämlich NIH Image zur Verfügung stand, wurde diese neue Plotmethode an DNA-Proben validiert. Dazu wurde eine frische Verdünnungsreihe der Gesamt-DNA angefertigt und durch PCR amplifiziert. Die Verdünnungsreihe wurde entsprechend dem geometrischen Mittel (s. a. Kapitel 5.5.4) verdünnt. Nach Auftragung der Werte in dem üblichen kinetischen Plot konnte eine DNA-Menge von 0,78% mtDNA von der Gesamt-DNA für diese DNA-Probe ermittelt werden. Wurden diese Plot-Ergebnisse jetzt nach der neu eingeführten Potmethode berechnet, so konnte ein Anteil von 0,66% mtDNA in der Gesamt-DNA-Menge berechnet werden. Für die kinetische PCR wird eine Effizienz von 1,61 und für die neue Ausgangsmengen-abhängige PCR eine Effizienz von 1.56 erhalten. Die zwei Plotmethoden liefern also durchaus vergleichbare Ergebnisse.

Zur genaueren statistischen Beurteilung dieses Plotverfahrens wurde mit einer photometrisch bestimmten Menge eines Plasmides eine mehrfache Quantitierung ausgeführt. Diese Quantitierungen wurden zu verschiedenen Zeitpunkten mit jeweils neuen unabhängigen PCR-Ansätzen durchgeführt. Von den 100 ng Ausgangs-DNA können durchschnittlich 91,4% wiedergefunden werden. Trotz eines Ausreißers in der Versuchsreihe wurde noch eine Standardabweichung der Werte von 23% gefunden.

Das Konfidenzintervall für eine 68%ige Richtigkeit des Versuchsergebnisses betrug 11,5%. Damit ist eine hinreichende Genauigkeit und Wiederholbarkeit der Methode gezeigt. Eine Quantitierung von dergleichen DNA aus einem gemeinsamen PCR-Ansatz zum gleichen Zeitpunkt in einen PCR-Zykler führt, wie in der Diplomarbeit von Annette Reith gezeigt wurde, zu einer geringeren statistischen Streuung der Werte.

Diskussion 122 6.2.1 Der mathematische Hintergrund der neuen Plotmethode

Bei der PCR wird in der exponentiellen Phase das Anfangstemplat mit jedem Zyklus mit einer Effizienz, die größer als 1 und kleiner als 2 ist exponentiell vermehrt. Dies entspricht einem exponentiellen Wachstumsprozeß und wird außer in der medizinischen Wissenschaft in der Ökonomie zur Beschreibung von Zinseszinsberechnungen angewendet. Die entsprechende Formel für die PCR lautet:

Pn= P0*an

Hierbei ist P0 dies Ausgangsmenge an DNA-Templat, α die Effizienz der PCR und n die Anzahl der Zyklen, welche man durchgeführt hat. Daraus ergibt sich Pn, die Produktmenge nach n Zyklen der PCR.

Will man nun diese Formel in einem Plot zeigen, so kann man dies am einfachsten durch eine halblogarithmische Darstellung erreichen. In der Sprache der Algebra kann man dies durch folgende Gleichungsumstellung erreichen:

P P a

P P n a

y a bx

n n

n

=

=

= +

+ 0

0

*

log log * log , oder als lineare allgemeine Geradengleichung:

Die letzte Zeile der Rechnung stellt die allgemeine Geradengleichung dar. Jetzt kann der logPn auf der logarithmischen y-Achse in Abhängigkeit von n auf der linearen x-Achse dargestellt werden (s. a. Abbildung 37).

Wird aus den Werten für Pn = f n( ) eine Linie gebildet, dann ist die Steigung b=logα und der Schnittpunkt durch die y-Achse a=logPo, denn im Schnittpunkt ist n=0 und die Gleichung vereinfacht sich in Pn = P0.

Der eigentlich interessante Wert ist nun aber P0. Die Formel nach P0 aufgelöst lautet nun:

logP0 =logPnn* logα

Bei dieser Gleichung haben wir nun 2 Bekannte n und Pn und wir möchten 2 Unbekannte α und P0 errechnen. Also brauchen wir mindestens 2 Paare der Bekannten, das sind unsere verschiedenen Messwerte für n und Pn. Man kann nun zwei Dinge tun, um Messwerte für die PCR zu erhalten: Erstens kann man bei zwei verschiedenen Zyklen n die dazu gehörenden Pn bestimmen, wie in der klassischen kinetischen PCR, oder aber man verdünnt das Ausgangs-Templat um den Faktor f und mißt wieder bei zwei verschiedenen Zyklen n die dazu gehörenden Pn. Auch

Diskussion 123 unter diesen Bedingungen läßt sich die Formel wie im Ergebnisteil beschrieben auflösen nach:

P0 =n n 'P' *nn f n*Pnn'

Man erkennt mit dieser Formel, daß über eine Verdünnung einer DNA-Templat-Ausgangslösung und Messung bei 2 verschiedenen Zyklen n immer eine Berechnung von P0 möglich ist. Man ist nicht darauf angewiesen dieselbe Ausgangslösung zu verwenden.

Es ist selbstverständlich, daß die Bestimmung von zwei Messwerten in der Anwendung natürlich zu wenig ist, um ein statistisch zuverlässiges Ergebnis zu erhalten. Man kann dies aber durch wiederholte Messwertbestimmung kompensieren, wenn man auf diese Art eine Quantitierung durchführen möchte. Aber von der Überlegung führt diese Geradengleichung direkt zu der neuen von mir vorgeschlagenen Quantitierung. Man kann von einer Verdünnung ausgehend eine Quantitierung durchführen und auch geometrisch und algebraisch auswerten. Diese Gleichung ist die universellere Erweiterung der Ausgangsformel zur kinetischen qPCR. Sie beschreibt alle Fälle, auch für verdünnte Ausgangslösungen. Im Falle der klassischen kinetischen PCR wird in dem Term fn' dadurch f =1 gesetzt, da keine Verdünnung verwendet wird. Dann gilt für alle n: 1n' =1. Eine Multiplikation mit 1 kann weggelassen werden und die Formel entspricht:

P P P

P P

P

n n

n n n n

n n

n n n n 0

0

=

=

' * '

' '

' '

oder:

Dies stellt wiederum die schon beschriebene Formel für die klassische PCR dar.

Interessant ist die Grenzwertbetrachtung, wenn bei beiden Messungen sich die Zyklen immer mehr annähern. In dem Moment wenn beide Zyklen gleich sind, wird

n=n' oder ∆(nn' )=0 und die Gleichung verändert sich wie folgt:

P0 =0 P' *nn f n*Pnn'

Die Wurzel aus 0 ist jedoch nicht definiert. In diesem Extremfall kann keine Berechnung von P0 durchgeführt werden. Also sind auch klein werdende ∆(nn' ) mit einer immer größeren Ungenauigkeit behaftet. Daraus ergeben sich Konsequenzen bei der Messung. Ein großer Abstand ∆(nn' ) bringt einen Zugewinn an Genauigkeit. Die ist auch graphisch betrachtet durchaus plausibel. Vergrößert sich nun der Abstand der Messpunkte wird das Verhältnis zwischen dem Messbereich und

Diskussion 124 dem Extrapolationsbereich immer kleiner; das bedeutet, Fehler spielen eine immer kleinere Rolle.

Bei dem klassischen kinetischen Plot ist der maximale Messbereich nach unten durch die Nachweisgrenze und nach oben durch die Plateauphase begrenzt. Anders dagegen bei der neuen Plotmethode. Hier kann der Messbereich für die Zyklen weiter nach hinten ausgedehnt werden (s. a. Abbildung 38). Nicht die Plateauphase der Templat-DNA spielt die entscheidende Rolle, sondern die Plateauphase der maximal möglichen Verdünnung. Dies führt zu einer deutlichen Erweiterung des Messbereiches, damit zu einer Verkleinerung des Verhältnisses Messwertbereich zu Extrapolationsbereich und schließlich zu einer Erhöhung der Genauigkeit des Ergebnisses.

Bei der Ableitung der Gleichung für die neue Plotmethode konnte folgende Formel gefunden werden, die in die allgemeine Geradengleichung überführt werden kann:

n P V

G y a bx

= n+

= +

log log

log log * log

α α

1

0

Die Formel selbst ist jedoch nicht einfach zu Verstehen. Dennoch kann man folgendes aussagen: b stellt in der allgemeinen Geradengleichung die Steigung der Geraden dar. b entspricht dem Term − 1

logα , hat also eine negative Steigung, die dem reziproken logα entspricht. Daraus kann die Steigung berechnet werden.

Für den Fall, daß n=0 wird, dies entspricht den Bedingungen ohne PCR, kann folgende Gleichung abgeleitet werden:

V P G

= n 0

Aus dieser Formel kann nun wieder das Verhältnis V von Gesamt-Templat-DNA G0 zu der willkürlich eingesetzten Menge der Isolinie Pn berechnet werden. Das Ergebnis dieses Plotverfahrens ist nun primär keine absolute Größe, sondern ein Verhältnis, welches sich aus der Gesamt-Templat-DNA G0 sekundär ergibt. Da die Gesamt-Templat-DNA G0 aber vorher photometrisch bestimmt wurde, kann auf die Absolutmenge von P0 zurückgeschlossen werden:

Es sei noch angemerkt, daß alle diese Gleichungen nicht berücksichtigen, daß das amplifizierte PCR-Fragment nur eine Teilstück der mtDNA darstellt. Bei allen Umrechnungen von dem PCR-Fragment zu der mtDNA (oder der common deletion) muß dieser Faktor natürlich immer berücksichtigt werden. Ich habe diesen Faktor nicht in die Formeln aufgenommen, da er diese nur unnötig komplizierter macht, aber

Diskussion 125 nicht das Prinzip der Gleichungen ändert. In der allgemein üblichen Praxis wird einfach am Ende der Berechnungen von dem Gewicht oder Molekulargewichtes des PCR-Fragmentes auf selbiges der mtDNA umgerechnet.