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Promotionen, Preise und polymerer Zucker

Im Dokument Die Strategie der mhh (Seite 29-32)

Elfte mhh-Promotionsfeier bricht Rekord: 156 Urkunden

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Braukmann-Wittenberg-Herz-Stiftung:Sie unterstützt

18 mhh-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler mit mehr als 627.000 Euro

Ausgezeichnet:Dr. Christine Radtke, Dr. Magnus Otto und Dr. Katharina Stummeyer

G egen R heum a und A llergie – k leines M olek ül m it großer W irk ung

Das Komplementsystem ist Teil des angeborenen Immunsys-tems und hilft entscheidend mit, Infektionserreger abzuweh-ren. Zudem vermittelt es Entzündungsreaktionen, die dem Körper helfen, als fremd erkannte Zellen und Stoffe zu bekämpfen. Unter bestimmten Bedingungen kann es jedoch zur unkontrollierten, überschießenden Aktivierung des Kom-plementsystems kommen – und damit zu einer schwerwie-genden Erkrankung. Während der Aktivierung entsteht unter anderem ein Gift: Anaphylatoxin C5a. Es ist bei akuten (Blut-vergiftung, Sepsis) und chronisch entzündlichen Erkrankungen (rheumatoide Arthritis oder allergisches Asthma) von ent-scheidender Bedeutung. Seine biologische Wirkung entfaltet C5a durch zwei Oberflächenmoleküle auf einer Reihe von Körperzellen, den so genannten C5a-Rezeptoren. In der Ar-beitsgruppe von Professor Dr. Jörg Köhl, ehemals M H H, wurde vor einigen Jahren ein Molekül entwickelt, das die biologischen Funktionen von C5a entscheidend hemmt.

In seiner Promotionsarbeit konnte Dr. Magnus Otto mit-tels molekularbiologischer Methoden den Wirkmechanismus dieses C5a-Rezeptorantagonisten aufklären und seine Wirk-samkeit entscheidend verbessern. Zudem zeigte er, dass die-ses Molekül in besonderer Weise die Wechselwirkung von C5a mit seinen beiden Rezeptoren unterbindet. Dank seiner Arbeit können Forscher Erkrankungen besser untersuchen, bei denen C5a entscheidend beteiligt ist. Gleichzeitig eröffnen sich mit dem verbesserten C5a-Rezeptorantagonisten neue,

dringend benötigte Behandlungsmöglichkeiten für rheumati-sche und allergirheumati-sche Erkrankungen.

Hans-Heinrich-Niemann-Gedächtnispreis Polysialinsäure: Enzym e helfen, Bak terien und Tum oren zu k nack en

Ein großes Zuckermolekül, die Polysialinsäure (polySia), ist sehr wichtig für die Entwicklung und Funktion des Nerven-systems. PolySia unterstützt ein Leben lang Lern- und Ge-dächtnisleistungen. Allerdings hat sie auch Schattenseiten: Bei bösartigen Tumoren des Nervengewebes tritt sie in hoher Konzentration auf. Und bei bestimmten Bakterien umgibt eine große polySiaKapsel die Zellen wie ein Schutzmantel -dazu gehören die Meningitiserreger Escherichia coli K1 und Neisseria meningitidis, Serogruppe B. Das menschliche Immunsystem kann so die Tumor- und Bakterienzellen nicht als fremd erkennen. Deshalb bemühen sich Forscherinnen und Forscher für die Diagnostik und die Therapie, polySia zu erkennen und mit Hilfe von Enzymen abzubauen. Von besonderem Interesse sind dabei die Endosialidasen. Sie kom-men in Viren vor, deren Wirte Bakterien sind. Sie sind die bis-lang einzig bekannten Enzyme, die hochspezifisch polySia abbauen können.

Dr. Katharina Stummeyer gelang es in ihrer Arbeit erstmals, die räumliche Struktur einer Endosialidase zu beschreiben.

Dadurch ermöglichte sie detaillierte Einblicke in die einzig-artigen Struktur- und Funktionsbeziehungen dieser Enzym-Studium, Lehre und Weiterbildung mhhInfo Juni/Juli 2005

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Studium, Lehre und Weiterbildung mhhInfo Juni/Juli 2005

familie und es gelang ihr erstmalig, die Bindung zwischen Polysialinsäure und einem Protein näher zu beschreiben.

Da nun die molekulare Struktur bekannt war, konnte Dr.

Stummeyer gezielt veränderte Formen der Endosialidase her-stellen – zum Beispiel Enzyme, die keine Spaltungsaktivität mehr aufweisen, aber unvermindert bindungsfähig sind.

Damit lässt sich polySia in Forschung und Entwicklung künf-tig zielsicher aufspüren.

Forschungsgelder der

Braukmann-Wittenberg-Herz-Stiftung 2005

Erneut unterstützt die Braukmann-Wittenberg-Herz-Stiftung wissenschaftliche Arbeiten in der M H H. Folgende Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler werden nun gefördert:

Professor Dr. rer. nat. Ulrich Martin, Abteilung Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, für die »Molekulare Charakteri-sierung und Induktion der kardialen Differenzierung von Rhesus-ES-Zellen« (88.000 Euro).

Dr. med. Artur Lichtenberg, Abteilung Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, für die »Herstellung und tierexperimentelle Testung bioartifizieller Annuloplastik-Ringe aus Tracheal-knorpelgewebe für die rekonstruktive Mitralklappenchirurgie«

(86.000 Euro).

Dr. med. Anne Limbourg, Privatdozent Dr. med. Kai C.

Wollertund Professor Dr. med. Helmut Drexler, Abteilung Kardiologie und Angiologie, für die »Stammzelltherapie bei kardiovaskulären Erkrankungen: Parakrine und zelluläre Mechanismen der Herzregeneration« (71.340 Euro).

Privatdozent Dr. med. Talât Mesud Yelbuz, Abteilung Pädia-trische Kardiologie und PädiaPädia-trische Intensivmedizin, für die

»Etablierung einer neuen dynamischen 4-D-Bildgebung zur Darstellung der Koronargefäß-Entwicklung im embryonalen Herzen mittels hochauflösender optischer Kohärenz-Tomo-graphie (OCT)« (64.780 Euro).

Privatdozentin Dr. rer. nat. Theresia Kraft, Abteilung Mole-kular- und Zellphysiologie, für das Projekt »Primäre Funktions-störungen und Kompensationsmechanismen des Myokards am Beispiel der familiären hypertrophischen

Kardiomyopa-thie: Untersuchungen an isolierten humanen Herzmuskel-zellen« (57.404 Euro).

Privatdozent Dr. med. Wilfried Gwinnerund Dr. med. Ulf Landmesser, Abteilung Kardiologie und Angiologie, für die

»Elektronen-Spin-Resonanz-(ESR)-Spektroskopie zur Bestim-mung der Stickstoffmonoxid-Bioverfügbarkeit und der Super-oxid-Anionen-Produktion bei Risikofaktoren für die Entste-hung und Progression der Atherosklerose« (54.949 Euro).

Dr. phil. Andreas Hilfiker, Abteilung Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, für die »Charakterisierung von Endothel-zelltypen, als Basis zur Autologisierung pulmonaler Herz-klappen nach Dezellularisierung« (54.000 Euro)

Privatdozent Dr. rer. nat. Andreas Pich, Abteilung Toxiko-logie, und Dr. med. Florian P. Limbourg, Abteilung Kardio-logie und AngioKardio-logie, für »Veränderungen in der Protein-expression endothelialer Progenitorzellen bei koronarer Herzkrankheit: eine Proteomanalyse« (38.796 Euro).

Dipl.-Biochem. Ina Gruh und Dr. med. Thedoros Kofidis, Abteilung Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, für die »Iso-lierung und Charakterisierung von humanen kardialen Stammzellen« (36.000 Euro).

Professorin Dr. med. Faikah Güler, Abteilung Nephrologie, für »Neue experimentelle Ansätze zur Verhinderung des aku-ten Nierenversagens im Rahmen großer Herz-Thorax-chir-urgischer Eingriffe« (30.000 Euro).

Dr. med. Christian Templin, Abteilung Kardiologie und Angiologie, für »Therapie der myokardialen Ischämie durch gentechnisch manipulierte Stammzellen – Grundlagen und klinische Applikationen« (18.700 Euro).

Dr. med. Stefanie Buchholz, Abteilung Hämatologie, Hämostaseologie und Onkologie, für »Zirkulierende Endo-thelzellen als Marker für Endothelzellschädigung nach Che-motherapien und Stammzelltransplantation – Evaluation der diagnostischen Wertigkeit der pathogenetischen Bedeutung«

(17.850 Euro).

Dr. med. Nawid Khaladj, Abteilung Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, für die »Etablierung eines Kleintiermodells zur experimentellen Rückenmarksischämie« (9.750 Euro.) 32

Fortsetzung von Seite 31

Untermalten die Promotionsfeier:

Ute Schulze und der mhh-Chor

Studium, Lehre und Weiterbildung mhhInfo Juni/Juli 2005

33 (ina) Wenn das Zweite Staatsexamen bestanden ist –

frühe-stens nach dem zehnten Semester – heißt es für jeden Medi-zinstudierenden: rein in die Praxis. In verschiedenen Kran-kenhausabteilungen, oder auch teilweise bei niedergelassenen Fachärztinnen und -ärzten für Allgemeinmedizin, setzen sich die angehenden Ärzte mit kranken Menschen auseinander:

Sie lernen Diagnosen zu stellen, helfen bei Behandlung und Therapie der Patientinnen und Patienten im so genannten Praktischen Jahr (PJ). Pflichtfächer sind Chirurgie und Innere Medizin, dazu kommt ein Fach, das sich die Studierenden aussuchen können. 80 Prozent der Studenten verbringen einen Teil ihres PJ in einem der Lehrkrankenhäuser. Ein hal-bes Jahr vor Beginn des PJ füllen die Medizin-Azubis ihren

»Wunschzettel« aus und schicken ihn ans Studentensekreta-riat: einen Bewerbungsbogen für die verschiedenen Lehr-krankenhäuser. Sie haben dabei die Möglichkeit, während des PJ drei verschiedene Kliniken kennen zu lernen.

42 Lehrkrankenhäuser unterstützen die M H Hbei der Aus-bildung ihrer Studierenden. Pro Jahr muss das M H H

-Studen-tensekretariat rund 330 angehende Mediziner unterbringen.

»Damit die Studierenden nicht nur die Behandlung und The-rapie von Schwerstkranken kennen lernen, helfen uns die Lehrkrankenhäuser«, sagt Harald Friedrichs, Leiter des Stu-dentensekretariats.

»Besonders beliebt sind die kleinen Kliniken, die in oder um Hannover liegen«, weiß Harald Friedrichs: Einerseits sei dort der persönliche Bezug zwischen Ärzten und Studieren-den gesichert. Andererseits spiele der chronische Geldmangel der Jung-Mediziner eine wichtige Rolle: »Für das PJ gibt es trotz hoher Arbeitsbelastung kein Gehalt, somit bleibt fast keine Zeit für Nebenjobs. Deshalb wählen sie Krankenhäu-ser in ihrer Nähe, damit keine Zusatzausgaben wie beispiels-weise hohe Fahrtkosten auf sie zukommen.«

Im vergangenen Jahr sind zehn M H H-Lehrkrankenhäuser dazugekommen. Deshalb wird es Zeit, sich den jeweiligen Profilen der „Mediziner-Schmieden« zu widmen. Wir begin-nen mit dem Klinikum Minden.

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