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Teil B: Dynamik der Schadenentwicklung in schwer geschädigten Fichtenbeständen

11.4 Projektverlauf und Aktivitäten

Die Auswahl der Schadenflächen war schwierig. Häufig waren die besichtigten Bestände nicht ccgenügend»

geschädigt, oder die Schädigung liess sich auf bekann-te Schadenursachen zurückführen wie Käferbefall oder plötzliche Freistellung.

Die erste Ansprache der Beobachtungsbäume er-folgte im Frühjahr 1989, dann wurde bis zum Herbst 1991 jede Fläche im Frühjahr bei der Blüte, im Sommer und im Herbst angesprochen.

In einem Kurs ccBaumbeobachtung für Forstprakti-ker» (Zürich, 5. April 1990) wurden die Erfahrungen mit Fotoserien interessierten Praktikern weitergegeben.

11.5 Ergebnisse .

11.5.1 Ergebnisse der eigenen Untersuchungen Ausfälle und Nadelverlustentwicklung

In den fünf Flächen in der Schweiz fielen von 1989 bis 1991 nur 14 Fichten aus, die meisten im Jahr 1990 durch den Februarsturm «Vivian». Nur 3 Bäume fielen Ber. Eldgenöss. Forsch.anst. Wald Schnee Landsch. 334, 1992

aus unbekannter Ursache aus, so dass ihr Tod auf das Konto «Waldsterben» gehen könnte.

Die meisten Bäume veränderten sich äusserlich sehr wenig; insgesamt ist von 1989 bis 1991 nur eine leichte Zunahme des durchschnittlichen Nadelverlu-stes festzustellen, wie Abbildung 3 zeigt. Dabei verhal-ten sich die Bäume, die 1989 am schlechtesverhal-ten aussa-hen, nicht anders als die gesündesten von 1989.

Die Witterung im Untersuchungszeitraum von 1989 bis 1991 war gesamthaft etwas zu warm. Es trat aber keine aussergewöhnliche Trockenzeit in der Vegeta-tionsperiode auf, mit der sich eine Zunahme der Nadel-verluste erklären Hesse.

Auch Fichten mit Nadelverlusten über 50% zeigen ein erstaunliches Ausharrevermögen.

Durchschnittlicher Nadelverlust [%]

60

50 N=30

,...-40 r-1

r-30 20 10

N=40

....-,...rl

N=103

.--,...;-o...._ ... __. ... ....__._ ... ... ...

Buchs Am den Pfäfers Lohn Lantsch Abbildung 3: Entwicklung des durchschnittlichen Nadelver-lustes schwer kranker Fichten von 1989 Oeweils linke Säule) über 1990 (mittlere Säule) bis 1991 (rechte Säule) an 5 Untersuchungsstandorten in der Schweiz.

N

=

Anzahl Beobachtungsbäume.

Der Standort muss bei der Interpretation von Nadel-verlusten einbezogen werden: Auf trockenen Standorten sind höhere Nadelverluste normal.

Unterschiede innerhalb der Krone

Eine Fichte bildet in bezug auf die Nadelverluste eine Einheit und reagiert meist als Ganzes. Zwischen ver-schiedenen Bäumen zeigen sich grössere Unterschie-de im NaUnterschie-delverlust als zwischen Unterschie-den Kronenteilen eines einzelnen Baumes.

Allerdings weist der Gipfel generell etwas höhere Nadelverluste auf als der Rest der Krone. In den Flä-chen im Gebirge ist diese Tendenz nur schwach, wäh-rend sie in Buchs/ AG ganz deutlich ist.

Dürreisig

Der Anteil von Dürreisig an der gesamten Zweiglänge liegt auf den schweizerischen Probeflächen zwischen durch-schnittlich 28 und 54%. Der hohe Wert von 54% Dürrei-sig wird im inneralpinen Trockengebiet von Lantsch/

GR erreicht und ist somit als weitgehend standortsbe-dingt anzusehen.

Ersatztriebbildung

Bäume, die in den letzten Jahren intensiv Ersatztriebe gebildet haben, weisen tendenziell kleinere Nadelverlu-ste auf und haben sich in der Periode von 1989 bis 1991

1985

49 eher verbessert als Bäume mit sehr schwacher Ersatz-triebbildung. Es gibt (im Ausland) aber auch Fichten, die kurz vor ihrem Tod, bei von vorne absterbenden Ästen, noch einmal intensiv (kurzlebige) Ersatztriebe bilden.

Die Fotoserien (Abb. 4) bestätigen das Bild der Ansprachen: In den allermeisten Fällen treten nur mini-me Veränderungen auf, z.B. indem einzelne Zweige dürr werden.

11.5.2 Erfahrungen aus den S02-belasteten Immissionsgebieten

Einige Erkenntnisse aus den S02-belasteten Immis-sionsgebieten in der Tschechoslowakei und im deut-schen Teil des Erzgebirges sind auch für schweizeri-sche Verhältnisse von Bedeutung. Je exponierter ein Baum oder ein Bestand steht, desto gefährdeter ist er. Ein Beispiel hierzu: Während auf dem Kamm des Adlergebirges und des Riesengebirges (CSFR) kaum noch lebende Bäume zu finden sind, stehen 200 Hö-henmeter tiefer zumindest dem Aussehen nach noch annähernd gesunde Bestände.

Die Exponiertheit kann aber nicht nur durch die Geländeform bedingt sein, sondern auch durch Be-standesränder. Letztere sind, vor allem bei plötzlicher Freistellung, sehr problematisch.

Abb. 4. Dürrwerden des Gipfels einer Fichte in Zürich von 1985 bis 1990, Aufnahmen jeweils im Sommer.

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Die praktische Folgerung daraus: Das Stehenlassen toter Bäume ist in absterbenden Beständen in Erwä-gung zu ziehen. Stehende tote Bäume bremsen den Fortschritt des Schadens an exponierten Bestandes-rändern in erheblichem Masse. Selbstverständlich sind dabei die Käfergefahr und Wertverluste am Holz mitzu-beurteilen. Allerdings wird vielenorts die Erfahrung ge-macht, dass stark geschädigte Bäume für die Borken-käfer nicht mehr «attraktiv» sind.

Der Verlauf des Schadens lässt sich, auch bei hohen Schadstoffkonzentrationen, durch eine weitere wald-bauliche Massnahme stark beeinflussen: Bäume kön-nen lange gesund bleiben, wenn frühzeitig durch star-ke bis extrem starstar-ke Durchforstungen lange Kronen herangebildet werden {allseitige Freistellung}, wie ein-drückliche Beispiele in der Tschechoslowakei zeigen.

Der Schutz des Altbestandes für die Folgegenera-tion soll so lange als möglich erhalten bleiben.

11.6 Bedeutung für die Praxis

Die Ergebnisse des Projektes werden dann aktuell, wenn sich der Gesundheitszustand des Waldes akut verschlechtern sollte. Im heutigen Stadium sind folgen-de Punkte von Befolgen-deutung:

- Die Entwicklung schwer geschädigter Fichten lässt sich heute nicht zuverlässig voraussehen. Sie sollte auf jeden Fall nicht zu pessimistisch eingeschätzt werden. Auch Fichten mit hohen Nadelverlusten überleben in der Regel noch viele Jahre und brau-chen nicht sofort geschlagen zu werden. Besonders vorsichtig müssen Fichten auf Trockenstandorten beurteilt werden.

Ber. Eldgenöss. Forsch.anst. Wald Schnee Landsch. 334, 1992

- Starke Ersatztriebbildung ist bei der Fichte eher als positives Zeichen zu werten.

- Die Fichte erträgt die plötzliche Freistellung am Be-standesrand schlecht, insbesondere an süd- oder windexponierten Rändern. Wenn solche Fronten durch Sturmschäden entstehen, ist ihre Erweiterung durch weitere Sturmschäden und eine abnehmende Vitalität kaum aufzuhalten. Daher werden in expo-nierten Lagen bei der Bestandesbegründung Laub-holzstreifen empfohlen.

11. 7 Ausblick

Von Anfang an war klar, dass die Projektdauer zur Bearbeitung der Fragestellung zu kurz ist. Die beob-achteten Veränderungen der Vitalität waren von 1989 bis 1991 gering, und es sind noch kaum Beobach-tungsbäume gestorben. Daher werden diese extensi-ver weiterbeobachtet. Die Fotoserien werden weiter-geführt.

11.8 Mitarbeiter

Beat Kunz, ETH Zürich

11.9 Publikationen

WASSER, B.; BRANG, P., 1990: Anleitung zur Baumbeobachtung für Forstpraktiker. Bern, Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft; Eidgenössische Forstdirektion. 32 S.

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