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Prakarana: Die Lehre von den Wissenschaften

( = I. Adhikarana 2 — 4).

I , 2.

Die Wissenschaften [, welche der König kennen muß,] sind die Philosophie [anvilcsaM], die drei Veden \trayi~\, das Gewerbe \värta\3) und die Szepterfuhrung [d. i. Staatskunde, dandamtt].

1) Einleitung zur Übersetzung des Tanträkhyäyika Kap. I, § 4, 1.18.19.

2) Vgl. zu diesen Kapiteln H. J a c o b i , SKPAW. 1911, XXXY, S. 732 ff.

3) S. die Definition von värtä unter I, 4.

Hertel, Pafioatantra. 1

2

1. Kapitel. Einleitung.

Die Anhänger Manus [ = Manu und seine Schule] [sagen]: die drei Veden, das Gewerbe und die Szepterführung; denn die Philosophie sei ein Zweig \yisesa\

der drei Veden [ = gehöre ins Gebiet der Theologie].

Die Anhänger Brhaspatis [sagen]: das Gewerbe und die Szepterführung; denn die drei Veden seien für den, dessen Wissensgebiet die geordnete Entwicklung des Staatslebens1) sei, nur eine Verschleierung [== nur ein Hemmnis].2)

Die Anhänger desüsanas [sagen]: die Szepterführung sei die e i n z i g e Wissen-schaft [, die der König verstehen müsse]; denn mit ihr seien die Anfänge aller Wissenschaften [ = die Anregungen zu allen W.?] verbunden.3)

Kautilya [sagt]: Alle vier sind [selbständige] Wissenschaften. Weil man durch sie dharma [Moral, Religion] und artha [Nutzen, Erwerb] w i s s e n soll, da-her eben heißen die Wissenschaften Wissenschaften.

Die Philosophie umfaßt Sänkhya, Yoga und Lökäyata.

Dadurch, daß sie Recht und Unrecht [Moral und Unmoral] in den „drei Veden", Nutzen und Schaden in dem Gewerbe, gute und schlechte Politik in der „Szepter-föhrung" und Stärke und Schwäche dieser [Wissenschaften] mit Gründen unter-sucht, nützt sie der Welt, gibt das richtige Verständnis für Unheil und Gedeihen [im Staatsleben] und verleiht Scharfsinn und Gewandtheit im Reden und Handeln.

Die Philosophie ist von jeher anerkannt als die Leuchte für alle Wissenschaften, als der Ausgangspunkt [upüya] für alle Unternehmungen, als die Grundlage aller Gesetze.4)

I, 3.

Die Veden sind die drei: Säma-, Rg- und Yajurveda, und die beiden: der Atharvaveda und der Itihäsaveda. Dazu kommen die Hilfswissenschaften \anga\:

Phonetik, Ritual, Grammatik, Etymologie, Metrik und Astronomie.

Der Nutzen dieses vedischen dharma6) ergibt sich daraus, daß er für die vier Kasten und für die vier Lebensabschnitte den Sonderdharma [die Sondergesetze]

bestimmt.

Der Sonderdharma des B r a h m a n e n ist Studium, Unterricht, Opfernlassen [für sich] und Opfern [für andere], Almosenspenden und Almosen empfangen;

der des K s a t r i y a Studium, Opfernlassen [für sich], Almosenspenden, Lebens-unterhalt [äjlva] durch die Waffe und Schutz der Geschöpfe;

der d e s V a i s y a Studium, Opfernlassen, Almosenspenden, Ackerbau und Vieh-zucht, und Handel;

der des S ü d r a Gehorsam gegen die Doppeltgeborenen [die Angehörigen der drei obersten Kasten], Gewerbe, und Betätigung im Kunsthandwerk und als Schauspieler6);

1) Dies ist der Sinn von lokayäträ. Vgl. Kautiliya 1,4, S. 9 mit Tanträkhyäyika A 5 (wo H e r t e l wörtlich, aber dem Sinne nach unrichtig „Lauf der Welt" übersetzt) und Dasakumäracarita VIII, S. 216 (Nirn. Säg. Press).

2) Jacob i übersetzt a. a. 0. S. 737: „Denn die Theologie ist nur ein Trug für den, der das Leben kennt" und faßt nach der Anmerkung samvarana in ähnlichem Sinne wie das mahäyänistische samvrti auf, „welchem mäyä der Vedäntins entspricht".

3) Vgl. H e r t e l , Einl. zur Übers, des Tanträkhyäyika, S. 18 oben.

4) Strophe; ebenso die entsprechend eingerückten Stellen im folgenden.

5) wohl — der vedischen Religion, im Gegensatz zur buddhistischen.

6) kusllava. Das Wort umfaßt auch die Rhapsoden, die dramatisch auftreten, wie wir aus dem Mahäbhäsya wissen.

Erziehung des Fürsten. 3 der des F a m i l i e n v a t e r s Lebensunterhalt durch den ihm [nach seiner Kaste]

zukömmenden Beruf, Vermählung mit Frauen aus gleicher und niederer Kaste1) und Geschlechtsverkehr mit ihnen zur günstigen Zeit, Spenden an Götter, Yäter [ = Manen], Gäste und Diener und Verzehren des Übrigen;

der des W a l d e i n s i e d l e r s Keuschheit, Schlafen auf dem Erdboden, Tragen von Haarflechte und Fell [der schwarzen Antilope als Bekleidung], Erhaltung des heiligen Feuers [agnihötra] und Baden, Verehrung der Götter, Väter und Gäste und Ernährung durch das, was der Wald bietet;

der des w a n d e r n d e n A s k e t e n Zügelung der Sinne, Enthaltung von Unter-nehmungen, völlige Besitzlosigkeit, Wohnen im Walde an verschiedenen Orten, äußere und innere Reinheit, Enthaltung von Verletzung aller [Wesen], Wahr-haftigkeit, Neidlosigkeit, Vermeidung von Grausamkeit, und Geduld [Langmut].

Der jedem zukommende dharma führt zum Himmel und zum Fortbestehen [der Welt? anantyäya]. Bei seiner Übertretung würde die Welt durch Vermischung [der Kasten und der Lebensabschnitte] vernichtet werden.

Darum hat der König dafür zu sorgen, daß die Wesen den ihnen zukommenden dharma nicht übertreten. Denn wer den ihm zukommenden dharma einhält, der freut sich [ = dem geht es gut], wenn er gestorben ist, und auch schon hier [auf dieser Erde].

Wenn die Welt in den Schranken der Arier geordnet steht und auf den Kasten und Lebensabschnitten fußt, lebt sie ruhig unter dem Schutze der drei Veden [der vedischen Religion], ohne zu sinken.

I, 4.

Das G e w e r b e \värta\ besteht aus Ackerbau und Viehzucht und aus Handel.

Sein Nutzen ergibt sich aus der Versorgung mit Getreide, Vieh, Gold, [anderem]

Metall und mit Frondienst (?). Durch dasselbe unterwirft man sich mit Hilfe von Schatz und „Szepter" [danda, d. i. Waffengewalt nach außen, Strafgewalt im Innern] die eigene und die fremde Partei.

Das Szepter bewirkt Einführung und Erhaltung [yögalcsema] der Philosophie, der drei Veden [der vedischen Religion] und des Gewerbes. Seine Führung heißt

„Szepterführung" [dandaniti]. Sie besteht im Streben nach Erlangung dessen, was man noch nicht erlangt hat, in Bewahrung des Erlangten, in Vermehrung des Bewahrten und im Spenden des Vermehrten an würdige Personen.2)

Von ihr [der Szepterführung] ist die geordnete Entwicklung des Staats-lebens3) abhängig. „Wer daher eine geordnete Entwicklung des Staatslebens be-gehrt, der halte das Szepter ohne Unterlaß erhoben.

Denn nichts führt die Wesen4) so zum Gehorsam, wie das Szepter". So sagen die [Staats-]Lehrer.

„Nein!" sagt Kautilya. „Ein strenges Szepter5) muß den Wesen Angst ein-flößen; ein mildes Szepter wird verachtet. Ein g e r e c h t e s Szepter zwingt zur Ehrfurcht [Verehrung]. Nur ein nach r i c h t i g e r Erkenntnis angewandtes Szepter vermittelt den Wesen dharma [Religion, Moral, Gesetz], artha [Erwerb] und Tcüma

1) Statt des sinnlosen Textes lese man tulyäsamänanäribhir oder "stribhir.

2) Vgl. Tanträkhyäyika, A6, wo die obige Stelle zitiert wird.

3) löicayäträ, s. oben zu I, 2, S. 2, Anm. 1.

4) Nach indischer Anschauung herrscht der König nicht nur über die Menschen, sondern über alle Lebewesen seines Reiches.

6) Oder: „Wer ein strenges Szepter führt." So entsprechend auch im folgenden.

1*

4 1. Kapitel. Einleitung.

[Liebe], Ein infolge von Leidenschaft [käma~] und Zorn aus Unwissenheit falsch angewandtes erzürnt sogar die Waldeinsiedler und die wandernden Asketen, wie-viel mehr erst die Familienväter! Ein gar nicht angewandtes bringt den „Fisch-zustand" [d. h. das Faustrecht] hervor. Denn wenn kein Szepterträger vorhanden ist, so verschlingt immer der Stärkere den Schwachen. Nur durch den [Szepter-träger] geschützt lebt man im Wohlstand.

Von dem Könige durch das Szepter geschützt wandelt die Welt, aus vier Kasten und vier Lebensabschnitten bestehend, und sich an den einem jeden zukommenden Pflichten (dharma) und Berufen (Jcarman) erfreuend, auf den einem jeden zukommenden Wegen.

II. Prakarana. Der Verkehr mit Fortgeschrittenen.1) I, 5.

Darum wurzeln die drei [anderen] Wissenschaften im Szepter.

Nur ein in der E r z i e h u n g \yinayd\ wurzelndes Szepter gewährleistet den Lebewesen Erwerb und Schutz des Erworbenen.

Die Erziehung ist eine künstliche und eine in der eigenen Natur begründete.

Denn die Kunst [wörtlich: Tätigkeit, des Erziehers nämlich] erzieht nur ein ge-eignetes, nicht ein ungeeignetes Objekt. Die Wissenschaft erzieht nur einen, dessen Absicht (buddhi) fest gerichtet ist auf Gehorsam, Hören, Auffassen, Behalten und auf das Wesen des Erkennens, des Weiterverfolgens und des Entfernens, nicht einen anderen.

Die Erziehung und Beschränkung in den Wissenschaften erfolgt nach dem geistigen Vermögen2) nach Maßgabe des Lehrers.

Wenn dem Knaben das Haar verschnitten worden ist3), eigne er sich Schrei-ben und Rechnen (samkhyäna) an.

Wenn er beim Lehrer eingeführt ist4), [lerne er] die drei Yeden und die Philosophie von den Gelehrten ([sista), das Gewerbe von den Aufsehern (adhyäksa), die Szepterführung von den Vaktr und Prayöldr.

Die Schulzeit (brahmacaryd) dauert bis zum 16. Jahre. Dann folgt das zweite Scheren des Haares und Heirat.5)

Seine Verbindung mit denen, die in den Wissenschaften gewachsen („fortge-schritten") sind, dauert aber weiter, um seine Erziehung fortzusetzen, weil die Erziehung in jenen wurzelt.

Den ersten Teil des Tages arbeite er an seiner Erziehung (vinayam gacchet) in den Wissenschaften vom Elefanten, vom Pferd, vom Wagen und von den Waffen, den letzten an der im Hören von Erzählungen (itihäsa). Unter Itihäsa versteht man das Puräna, das Itivftta, die Akhyäyikä, das Udäharana („Beispiel"), das Dharmaäästra und das Arthasästra.

1) vrddhasamyöga ist offenbar Abkürzung für das in diesem Kapitel gebrauchte vidyävrddhasamyöga.

2) Lies yathüsvam, wörtlich: „dem Ich entsprechend", d. h. „den Anlagen des Schülers entsprechend". N a c h d i e s e m Grundsatz v e r f ä h r t der Verfasser des P a n c a t a n t r a , wie sich aus dem K a t h ä m u k h a ergibt. Wo im folgenden von

„Erziehung" die Rede ist, würden wir speziell von „Unterricht" sprechen.

3) Also nach dem dritten Lebensjahr. S. J o l l y , Recht u. Sitte, S. 152.

4) J o l l y , a. a. 0. S. 152f.

5) Über dieses zweite Scheren des Haares, gödäna, welches das Zeichen der Mündigkeit ist, vgl. Jolly, S. 162.

Ursprung der Staatswissenschaft und des Königtums. 5 In dem, was von den 24 Stunden übrig bleibt, soll er Neues lernen und das Gelernte wiederholen [befestigen]. Und was er nicht erfaßt hat, soll er beständig wieder hören.

Denn durch das Gehörte entsteht Urteilsfähigkeit, durch Urteilsfähigkeit Konzentration, dureh Konzentration Selbstbeherrschung: dies ist die Wirkungs-kraft der Wissenschaften.

Ein in den Wissenschaften erzogener König freut sich an der Er-ziehung der Geschöpfe; er genießt die keinem anderen gehörende Erde und freut sich an dem, was allen Wesen heilsam ist."

Am Beginn des Tanträkhyäyika steht eine Strophe, welche Brah-man preist. In der Anmerkung zu derselben1) sagt der Übersetzer: „Brahman ist hier nicht nur als Schöpfer, sondern auch als Beherrscher der Welt ge-dacht." Darauf, daß diese Bemerkung richtig ist, deutet die Erwähnung aller Kreise Brahmans in der Strophe. Der Hauptgrund aber, aus dem der Ver-fasser des Tanträkhyäyika diese Strophe an den Beginn seines Werkes setzte, ist sicherlich der, daß nach einer uns im MBh. XII, 59 überlieferten Sage Brahman der Verfasser des ersten, dharma, artha und Tcäma umfassenden Lehrsystems der von den Königen zu beherrschenden Wissenschaften ist.

Yon diesem Kapitel sei hier ein kurzer Auszug gegeben.

Im Anfang bedurfte es auf der Erde keines Königs, da sich die Lebewesen gegenseitig schonten. Aber im Laufe der Zeit änderte sich dieser friedliche Zu-stand. Schließlich floh das Brahman [ = das heilige Wissen und Handeln] und mit ihm alle Sittlichkeit aus der Welt. Da begaben sich die Götter zum Groß-vater der Welt, zu dem Gott B r a h m a n , und baten ihn um Hilfe gegen den Unter-gang, welcher ihnen selbst infolge dieses Unglücks drohte; und Brahman gewährte diese Hilfe. Aus seinem Geiste brachte er 100000 Abschnitte (adhyäya) hervor, in welchen er dharma, artha und Tcäma behandelte. Diese Gruppe nannte er trivarga. Eine vierte Gruppe bezeichnete er mit möJcsa (Erlösung). Diese aber hat einen anderen Inhalt und andere Wirkung.2) (Str. 30). Dieses Lehrsystem, dessen Inhalt ausführlich beschrieben wird, übergab Brahman dem Siva, der in Strophe 80 Viääläk§a genannt wird.8) In Anbetracht der zunehmenden Kürze des mensch-lichen Lebens machte dieser daraus einen Auszug in 10000 Abschnitten, welcher nun das Lehrsystem Vi6äläk§as (vaisälaksya) genannt wurde. Dieses kürzte wieder-um I n d r a , welcher es von Siva erhielt, auf 5000 Abschnitte, und diese Kürzung führt den Titel Bähudantaka.4) B f h a s p a t i machte daraus ein Werk, welches aus 3000 Abschnitten bestand und welches wiederum Kävya (d. i. Usanas) auf 1000 Abschnitte zusammenzog.6)

1) Übersetzung des Tanträkhyäyika, Bd. II, S. 1, Anm. 4.

2) gutta-, d. h. also wohl auch „ein anderes Ziel". Wenn nach Strophe 79 dieses sästra auch den mök§a behandelte, so liegt jedenfalls eine Interpolation vor, gerade so wie in 31.

3) Yiöäläksa wird von Cänakya zitiert; vgl. Hillebrandt, Über das Kautillyaäästra und Verwandtes. S.-A. aus dem 86. Jahresbericht der Schles. Gesellschaft für vater-länd. Cultur, Breslau 1908, S. 10. Auch sonst ist er im Nltiöästra wohlbekannt; vgl.

Hillebrandt, S. 2.

4) Yon Cänakya zitiert; vgl. Hillebrandt a. a. 0. S.10; von anderen: daselbst S. 2.

6) Brhaspati u. Uöanas im Tanträkhyäyika zitiert: Hertel, Einl. zur Üb. des Tantr., S. 141, § 7.

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1. Kapitel. Einleitung.

Darauf erzeugte Visnu aus seinem Geiste einen Sohn V i r a j a s , um ihn zum König einzusetzen. Yirajas aber schlug diese Würde aus. Dasselbe taten sein Sohn K i r t t m a t und sein Enkel K a r d a m a , die sich der Askese widmeten. Aber Kardamas Sohn A n a n g a nahm die Würde an. Dessen Sohn A t i b a l a war ein Lüstling, welcher mit Sunlthä, der Tochter Mytyus [des Todes] den schlechten Herrscher Vena erzeugte.1) Diesen töteten die Brahmanen mit „besprochenen"

Kusahalmen. Sie rieben seinen rechten Schenkel, aus welchem ein schwarzer ver-krüppelter Zwerg mit schwarzen Haaren und roten Augen hervorkam, der Stamm-vater der nach Hunderttausenden zählenden Nisäda [nichtarische wilde Stämme in Indien] und Mlgccha [alle Nichtinder]. Dann rieben die Rsi Venas rechte Hand, und aus dieser kam ein Mann hervor, schön, weise und klug wie Indra. Dieser versprach den Göttern, sein „Szepter" nicht gegen die Brahmanen zu verwenden und die Kastenmischung zu verhindern. Unter dem Namen Vainya („Venas Sohn") übernahm er die Regierung, unterstützt von berühmten Männern, denen er die Hof ämter übertrug. Er brachte die Erde ins Gleichgewicht und ließ mit seiner Bogensehne die Berge erstehen. Die Erde erschien ihm sichtbar und vermählte sich mit ihm. Der Ozean, der Himälaya und Indra schenkten ihm einen unver-gänglichen Bogen, der Götterberg Meru Gold, Naravähana [ = Kubera, der indische.

Plutos] Reichtümer, welche ihn in den Stand setzten, die Zwecke des artha, dharma und Jcäma zu erfüllen. Auf seinen bloßen Gedanken hin erschienen gewaltige Mengen von Rossen, Streitwagen und Elefanten. Freude sonder Leid herrschte auf Erden. Die Fluten des Ozeans, die Berge teilten sich, wenn er sie zu durch-schreiten begehrte; nicht aber zerbrach sein Banner. Aus der [hier wie oft als Kuh betrachteten] Erde molk er 17 Getreidearten und Kostbarkeiten, welche selbst den Yaksa, Räksasa und Näga begehrenswert erschienen. Er lehrte die Welt, das Gesetz [dharma] als das höchste Gut betrachten, und weil er alle Wesen erfreute [ranj], so nannte man ihn räjan [König, angeblich — Erfreuer]. Da er die Brahmanen vor Verlust [ksata] schützte, so nannte man seine Kaste die der Ksatriya.

Und da die Welt infolge ihrer Gesetzmäßigkeit berühmt [prathita] war, so nannte man sie, wie viele annehmen, Prthivi.2) Visnu selbst trat mit seiner „Glut"

\tapas\ in den König ein. Aus Visnus Stirn wuchs eine goldene Lotusblume em-por, in welcher Sri [die Göttin des Glücks und der Herrschaft] erschien. Mit dieser erzeugte D h a r m a , der Gott des Gesetzes, den A r t h a [„Erwerb"], und von da ab hatten D h a r m a , A r t h a und Sri im Königtum festen Fuß gefaßt.

Die oben übersetzte Cänakya-Stelle kann als Ergänzung zu dem dienen, was H e r t e l in der Einleitung zu seiner Übersetzung des Tanträkhyäyika, S. 19,18ff. über den Zweck gesagt hat, den der Verf. des im folgenden be-handelten Werkes mit der Abfassung desselben verfolgte; die eben gegebene Mahäbhärata-Stelle zeigt uns in Verbindung mit seiner Einleitungsstrophe 1, daß er das arthasästra wie der Verf. dieser MBh-Stelle auf Brah-man zurückführte. Vermutlich wollte er eben auf diese Mahäbhärata-Stelle Bezug nehmen.

1) Die folgende Geschichte findet sich auch in den Puränen. Vgl. Wilson-Hall, Visnu-Puräna I, a n (Bd. I, S. 177 ff.).

2) Alle diese Etymologien sind natürlich falsch.

Z w e i t e s K a p i t e l . Das ftrundwerk. *)

Wenn wir auch das Grrundwerk nicht überall mehr wörtlicli so